09.08.2013 - 13:45 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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Nichts für Landratten
Dreißig Jahre bin ich zur See gefahren, musst Du wissen, kannte die ganze Karibik. Tja, da staunst Du nicht schlecht, Du Landratte. Kein Schiff war vor mir und meinen Männern sicher. Sämtliche reichen Kähne aus Spanien, Portugal, England, Frankreich und den Niederlanden, die mit Silber, Gewürzen oder anderen Reichtümern von Südamerika kommend durch die Karibik wollten, haben wir geentert - oder es wenigstens versucht. Du bist uns offenbar entkommen, denn sonst würdest Du das hier nicht lesen.
Die wenigsten von uns sind dabei reich geworden. Mir ist es immerhin gelungen, einiges beiseite zu schaffen, weil ich rechtzeitig Schluss gemacht habe. Willst Du wissen warum? Mein letzter Coup als Kapitän einer Bukanier-Schaluppe war der Überfall eines Handelsschiffes nicht weit von unserem Stützpunkt Tortuga: mehr als genug Silber für die ganze verdammte Mannschaft. Mir war sofort klar, dass ich meinen Anteil nehmen, einiges unterschlagen und mich auf Jamaica zur Ruhe setzen würde. Dort war man schon immer vor Nachstellungen durch die Marine sicher. Aber was erzähle ich hier: vermutlich weißt Du das.
Was braucht ein Pirat, wenn er gut riechen will? Natürlich einen Duft, der nach allem riecht, was in der Karibik gut und teuer ist. Nur süß darf er nicht sein. Für so etwas hätte ich nie und nimmer etwas übrig gehabt. Männlich herb wollte ich ihn haben. Frisch und ein wenig streng wollte ich ihn haben. Meine geliebte Olivia, die raffinierte Giftmischerin, die im Hafen von Tortuga einen Laden für alles und jeden betrieb, hat mir meinen Wunsch erfüllt. Ein Riechwasser der vornehmen Art, so wie es die adligen Laffen in Europa tragen, sollte es sein. Natürlich darf ein Piratenwasser nicht nach Blüten riechen: das ist nur etwas für euch verwöhnte Landratten. Ich brauchte etwas Hochprozentigeres. Notfalls muss man das Gebräu auch noch trinken können.
Gewürze wollte ich darin wissen (Ingwer und Pfeffer), denn scharf muss ein Riechwasser für Bukaniere sein, so scharf, dass alle Landratten davon laufen, wenn sie es nur von Weitem riechen. Rum muss dazu, nicht zu knapp, aber natürlich nichts von dem billigen süßen Rumaroma, wie Du es aus dem Kuchen der reichen Kaufleute kennst: nur scharfer, echter Jamaicarum, eher herb als süß und aromatisch.
Kennst Du Sternanis? Das ist ein Tropischer Baum mit sternförmigen Früchten. Als Heildroge und Gewürz hatten wir ihn an Bord. Er hat die Eigenschaft, dass er sich besonders lange hält. Bis zu drei Jahre kann er unter Deck bleiben, bevor er verrottet, sagt man. Frag den Smutje, er wird es genauer wissen. Wenn mich nicht alles täuscht, hat Olivia auch davon einiges dazu gemischt.
Auf Tortuga und Jamaica steht aller Orten der immergrüne Guajakbaum mit seinem stark riechenden Harz. Davon, sagt sie, hat Olivia auch etwas dazu gekippt, auf dass man mein Bartwasser nicht mit den Kölnischen Riechwässerchen der Damen bei Hofe verwechseln möge. So ist es richtig, liebe Olivia!
Wo sie allerdings den Weihrauch her hat, kann ich euch wirklich nicht sagen. So viel ich weiß, war Olivia noch nie in einer Kirche. Besonders fromm ist sie auch nicht. Aber schaden kann es doch schließlich nicht. Vielleicht hat das Zeug auch geholfen, dass ich nach meinem Tod doch nicht zum Teufel gefahren bin.
Seit 1713 bin ich nun im Jenseits. Aus meiner jetzigen Perspektive nur eine Kleinigkeit, kann ich euch verraten. Da hat doch vor einigen Jahren einer dieser französischen Dufthändler das Rezept von Olivia wieder ausgegraben. Kann also doch nicht so schlecht gewesen sein, was meine Liebste da zusammengemischt hat. Offenbar hat sich auch im alten Europa der Geschmack geändert. Vielleicht seid ihr Landratten ja doch nicht so dumm, wie ich immer dachte.
Die wenigsten von uns sind dabei reich geworden. Mir ist es immerhin gelungen, einiges beiseite zu schaffen, weil ich rechtzeitig Schluss gemacht habe. Willst Du wissen warum? Mein letzter Coup als Kapitän einer Bukanier-Schaluppe war der Überfall eines Handelsschiffes nicht weit von unserem Stützpunkt Tortuga: mehr als genug Silber für die ganze verdammte Mannschaft. Mir war sofort klar, dass ich meinen Anteil nehmen, einiges unterschlagen und mich auf Jamaica zur Ruhe setzen würde. Dort war man schon immer vor Nachstellungen durch die Marine sicher. Aber was erzähle ich hier: vermutlich weißt Du das.
Was braucht ein Pirat, wenn er gut riechen will? Natürlich einen Duft, der nach allem riecht, was in der Karibik gut und teuer ist. Nur süß darf er nicht sein. Für so etwas hätte ich nie und nimmer etwas übrig gehabt. Männlich herb wollte ich ihn haben. Frisch und ein wenig streng wollte ich ihn haben. Meine geliebte Olivia, die raffinierte Giftmischerin, die im Hafen von Tortuga einen Laden für alles und jeden betrieb, hat mir meinen Wunsch erfüllt. Ein Riechwasser der vornehmen Art, so wie es die adligen Laffen in Europa tragen, sollte es sein. Natürlich darf ein Piratenwasser nicht nach Blüten riechen: das ist nur etwas für euch verwöhnte Landratten. Ich brauchte etwas Hochprozentigeres. Notfalls muss man das Gebräu auch noch trinken können.
Gewürze wollte ich darin wissen (Ingwer und Pfeffer), denn scharf muss ein Riechwasser für Bukaniere sein, so scharf, dass alle Landratten davon laufen, wenn sie es nur von Weitem riechen. Rum muss dazu, nicht zu knapp, aber natürlich nichts von dem billigen süßen Rumaroma, wie Du es aus dem Kuchen der reichen Kaufleute kennst: nur scharfer, echter Jamaicarum, eher herb als süß und aromatisch.
Kennst Du Sternanis? Das ist ein Tropischer Baum mit sternförmigen Früchten. Als Heildroge und Gewürz hatten wir ihn an Bord. Er hat die Eigenschaft, dass er sich besonders lange hält. Bis zu drei Jahre kann er unter Deck bleiben, bevor er verrottet, sagt man. Frag den Smutje, er wird es genauer wissen. Wenn mich nicht alles täuscht, hat Olivia auch davon einiges dazu gemischt.
Auf Tortuga und Jamaica steht aller Orten der immergrüne Guajakbaum mit seinem stark riechenden Harz. Davon, sagt sie, hat Olivia auch etwas dazu gekippt, auf dass man mein Bartwasser nicht mit den Kölnischen Riechwässerchen der Damen bei Hofe verwechseln möge. So ist es richtig, liebe Olivia!
Wo sie allerdings den Weihrauch her hat, kann ich euch wirklich nicht sagen. So viel ich weiß, war Olivia noch nie in einer Kirche. Besonders fromm ist sie auch nicht. Aber schaden kann es doch schließlich nicht. Vielleicht hat das Zeug auch geholfen, dass ich nach meinem Tod doch nicht zum Teufel gefahren bin.
Seit 1713 bin ich nun im Jenseits. Aus meiner jetzigen Perspektive nur eine Kleinigkeit, kann ich euch verraten. Da hat doch vor einigen Jahren einer dieser französischen Dufthändler das Rezept von Olivia wieder ausgegraben. Kann also doch nicht so schlecht gewesen sein, was meine Liebste da zusammengemischt hat. Offenbar hat sich auch im alten Europa der Geschmack geändert. Vielleicht seid ihr Landratten ja doch nicht so dumm, wie ich immer dachte.
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