Timbuktu von L'Artisan Parfumeur
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Ein beliebtes Parfum von L'Artisan Parfumeur für Herren, erschienen im Jahr 2004. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird von Puig vermarktet.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Rauchig
Grün
Harzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
grüne Mangogrüne Mango KardamomKardamom rosa Pfefferrosa Pfeffer
Herznote Herznote
WeihrauchWeihrauch Papyrus-HolzPapyrus-Holz Karo-KaroundeKaro-Karounde
Basisnote Basisnote
VetiverVetiver MyrrheMyrrhe BenzoeBenzoe PatchouliPatchouli

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
6.7546 Bewertungen
Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
7.2111 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 08.04.2024.

Rezensionen

40 ausführliche Duftbeschreibungen
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 67  
Durch die Wüste
Timbuktu, die Oasenstadt, die in den letzten Jahren Schlagzeilen machte, weil sie zwischen Tuareg und den Ansar Dine umkämpft und zum Spielball eines furchtbaren Bürgerkriegs wurde, war einst eine glanzvolle Wüstenmetropole, die größte und bedeutendste Stadt des afrikanischen Reiches der Songhai, das im 15. und 16. Jahrhundert gigantische Ausmaße hatte und sich über mindestens ein halbes Dutzend heutiger afrikanischer Staaten erstreckte. Timbuktu war ein Hort der Kultur, der Kunst und afrikanischer Machtentfaltung, die man bis heute in Europa zumeist nicht zur Kenntnis nimmt, verbindet man mit Afrika doch leider oftmals nur Armut und Entwicklungsrückstände. Tatsächlich war Timbuktu für die damalige Zeit auch nach mitteleuropäischen Maßstäben eine bedeutende Großstadt, deren Größe vermutlich bis zu 25.000 Einwohner betrug, größer als die meisten Städte in Mitteleuropa. Eher ins Reich der Legende gehören Vermutungen, dass Tibuktu damals womöglich mehr als 100.000 Einwohner gehabt haben könnte, vollkommen auszuschließen ist es aber nicht.

Timbuktu wurde zum Mittelpunkt des Geisteslebens im Reich der Songhai, es gab zahlreiche Koranschulen, von denen mindestens eine mit einer mittelalterlichen Universität vergleichbar war. Nicht umsonst wurde die scheinbar unermesslich reiche Stadt in Afrika im heutigen Mali zu einem Ort der Sehnsucht anderer afrikanisch-arabischer Potentaten und der Europäer, zu einem Ort, an dem man im Rahmen kolonialer Expansion Reichtümer zu gewinnen hoffte, die dort gehandelt wurden: Gold, Elfenbein, Pfeffer, Leder, Moschus...

Was hat das alles mit L‘Artisans Timbuktu zu tun?

Zunächst einmal gehe ich davon aus, dass Düfte nicht ganz zufällig sprechende Namen tragen. Zumeist verbindet sich mit einer Bezeichnung eine Konnotation, entstehen Assoziationen, die uns neugierig machen sollen auf den Duft, natürlich auch Teil des Marketingkonzepts sind: letztlich aber legitim, notwendig und manchmal sogar im Sinne der Abrundung eines Gesamtkunstwerks. Und ein Gesamtkunstwerk ist Timbuktu für mich allemal. Neugierig gemacht hat mich zunächst aber nicht der Name, sondern Luca Turin, der in seinen Publikationen immer wieder auf Timbuktu hinweist. Der berühmteste Parfümkritiker sieht in Timbuktu gar einen der zehn besten Herrendüfte (oder Unisex-Düfte, je nach der eigenen Perspektive), ordnet ihm aber Attribute wie leise und dezent zu und erinnert sich gar, das Potential dieses Duftes zunächst gar nicht erkannt zu haben.

Dass wir es bei Timbuktu mit einem leisen Duft zu tun haben, wird sicherlich auch der Grund gewesen sein, warum es mir genauso ging, ich zunächst mit dem Duft nicht viel anfangen konnte. Als ich es vor Jahren zum ersten Mal testete, war meine Nase nicht aufnahmefähig, ich erinnere mich noch Timbuktu als einen Duft unter mehreren getestet und schließlich beiseite gelegt zu haben: was für ein Fehler! Timbuktu ist eine Diva, braucht seinen eigenen Auftritt ohne Konkurrenz, will mit Geduld wahrgenommen werden. Ich gebe es zu: nicht eben eine besondere Stärke von mir.

Nach Luca Turins Kritik zu diesem Duft war ich aber bereit, mich erneut mit diesem Duft zu befassen und dank einer großzügigen Abfüllung (ganz herzlichen Dank an Zionist!), konnte ich das ausgiebig tun. Um es an dieser Stelle kurz zu machen: Nach wenigen Tagen des Testens habe ich mir einen Flakon geleistet, denn dieser Duft fasziniert mich mehr als fast alle anderen Düfte, die ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe, mehr als viele alte Klassiker und mehr als die meisten anderen Nischendüfte, die ohne Zahl auf den Markt geworfen werden.

Gelegentlich gelingt es mir zwar bei einem Duft Inhaltsstoffe zu riechen, zu ahnen, was in einem Duft verarbeitet wurde, - ebenso oft benötige ich als Stütze aber die Duftangaben des Herstellers, diejenigen hier auf Parfumo oder aus einer anderen versierten Parfumkritik (z.B. denen von Luca Turin), um mich wirklich souverän orientieren zu können. Für Timbuktu gilt das in jedem Fall. Weiß man jedoch, dass der Duft Kardamom, Pfeffer und Weihrauch enthält (die Karawanenstadt Timbuktu lässt grüßen), dann erscheint alles vollkommen offensichtlich, wird der Duft transparent, fast durchsichtig, zumal vor allem der Weihrauch auch für ungeübte Nasen gut erkennbar ist.

Auch die Komponenten Myrrhe und Papyrus lassen Assoziationen mit der glorreichen Vergangenheit von Timbuktu zu, da die Oasenstadt in Mali auch für ihre bedeutenden antiken Bibliotheken berühmt war (erst im vergangenen Jahr wurde wieder bekannt, dass bei den Kämpfen eine bedeutende historische Bibliothek in den Flammen aufging): als Reminiszenz der Geruch von Papyrus.

Für mich besonders dominant ist aber überraschenderweise der Geruch der Mango, der einen exotischen, frisch-fruchtigen Akzent setzt und der in Kombination mit dem lichten, wenig schweren Weihrauch, dem Pfeffer und dem Vetiver einen kongenialen Kontrast bildet. Benzoe und Patchouli, beides Töne, die ich nicht besonders liebe, sind nur dezent wahrnehmbar und sorgen eher für die Grundierung in diesem pastellfarbenen olfaktorischen Gemälde, das Frauen ebenso gut gefallen dürfte wie Männern.

Für mich ist ein Duft, der keinen starken fruchtigen Akzent enthält, zu stark, zu wuchtig, zu schwer. Betrand Duchaufour geht hier andere Wege: er ersetzt die klassischen Hesperiden oder den Lavendel (die traditionellen helle Töne des Auftakts) durch Mango, wagt viel und gewinnt alles. Ein frischer und delikater Geruch, der gemeinsam mit dem Vetiver bis in die Basisnote wahrnehmbar ist.

Eine klassische Duftentwicklung gibt es hier m.E. nicht zu beschreiben. Die genannten Noten (insbesondere Mango, Pfeffer, lichter, dezenter Weihrauch, Vetiver) sind von Anfang an präsent, entwickeln sich allenfalls mit der Zeit stärker und kontrastreicher. Dabei wird der Duft nur noch schöner und angenehmer: ein Gemälde, das zwar harmonisch und hell gestaltet wurde, das aber dennoch Raum für Spekulationen und Interpretationen lässt (so wie die Gemälde der späten Impressionisten am Rande zum Expressionismus: Lovis Corinth).

Ich bin froh durch die Anregung von Zionist in diese duftende Oasenstadt gereist zu sein, denn dieser Aufenthalt hat mir meinen Sommerduft beschert. Nun wäre zu wünschen, dass das wirkliche Timbuktu zur Ruhe käme, dass seine historischen Gebäude und seine Bedeutung für die afrikanische Geschichte wieder zur Geltung kämen und es wieder zu einem Ort der Sehnsucht würde, den man auch tatsächlich gefahrlos betreten könnte. Einstweilen müssen wir uns mit L‘Artisans Timbuktu behelfen, auch ein Kunstwerk von besonderem Rang.
29 Antworten
Skjomi

50 Rezensionen
Skjomi
Skjomi
Top Rezension 30  
Die Oase der Seelen
„Die jenseitige Welt hieß Timbuktu, und sie lag irgendwo mitten in der Wüste, weit weg. Einmal hatte Willy sie „eine Oase der Seelen“ genannt, ein andermal meinte er „Dort, wo die Weltkarte endet, fängt Timbuktu an“. Und sobald man da war, wurde man eins mit dem Universum, ein winziges Stück Antimaterie im Hirn Gottes. TIM-BUK-TU. ..die kantige Kombination von Vokalen und Konsonanten rührte fast immer ans Innerste seiner Seele….als sei das Wort allein schon ein Versprechen, eine Garantie dafür, dass alles besser würde.“
Da ich gerade das Buch von Paul Auster gelesen hatte, fiel mir zu diesem Duft nicht zuerst die sagenumwobene Wüstenstadt ein, sondern oben zitierte Passage. Ein fiktiver, vielversprechender Ort, an den zu gelangen jedoch einen hohen Preis fordert. Die Geschichte hat nichts zu tun mit der Wüste, sie endet in einem frisch verschneiten Wald, durch den eine Strasse führt, wo die aufgehende Wintersonne den getauten Schnee in Millionen von Wassertropfen glitzern lässt. Ein sehr trauriges und doch hoffnungsvolles Ende, welches ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Und in diesem, in meiner Vorstellung dunkelgrün schillernden Wald mit hoch aufragenden Bäumen wie Kathedralenpfeilern und feuchter Erde, mit klarer, transparenter Winterluft, finde ich Timbuktu wieder. Ein klarer, lichtdurchfluteter Tagesduft ist er für mich, dessen Bestandteile sich nach einem kurz säuerlich anmutenden Auftakt nach nur wenigen Minuten hervorragend zusammenfügen. Dann entsteht ein grün-rauchig-fruchtiger Duft, den ich so noch an niemandem gerochen habe, der hell und freundlich ist, ohne anheimelnd zu werden, der gut tragbar, alltags- und bürotauglich ist, und dennoch absolut besonders und ungewöhnlich. Für mich dominieren Weihrauch, Vetiver und Mango, die mich beim ersten Riechen an Schwarzloses "Treffpunkt 8 Uhr" erinnert hat, hier aber für mich besser dosiert ist, da sie immer mal wieder wegchangiert und dann wiederkommt, wie Sonnenlicht auf einer Waldlichtung. Sie verleiht diesem Duft seine Besonderheit. Ein wenig Myrrhe nehme ich noch war, Patchouli gar nicht. Ein Ganzjahresduft, erfrischend und kühl im Sommer, besinnlich und einen tragend im Herbst oder Winter. Keine Monstersillage, aber den ganzen Tag für einen selbst gut wahrnehmbar, eine innere Einkehr, eine Oase für die Seele, um Auster mal abzuwandeln.
Mr. Bones, um den es in diesem Buch geht, ist übrigens der Meinung „Für echte Erkenntnis, für einen direkten Zugriff auf die Wirklichkeit in all ihren vielfältigen Erscheinungsformen war nur die Nase etwas wert.“
(Paul Auster: Timbuktu)
14 Antworten
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
6.5
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 25  
Generation Eins
Timbuktu gehört zur Generation Eins meines halbwegs ernsthaft betriebenen Duft-(Er)-Lebens. L’Artisan ist Teil des Sortiments jener Parfümerie, die meine Frau und ich an einem schicksalhaften Sommertag anno 2013 betraten. Mehrere Jahre Nachwuchs-Pause lagen hinter uns; davor hatten wir zwar dies und das an Parfüm gehabt, doch insgesamt nur wenig und nichts war mit Hintergrund oder gar besonderer Leidenschaft gewählt gewesen. In besagtem Sommer nun waren die Kinder erstmals beide bei den Großeltern (zwei Wochen!); wir bummelten in ungewohnter, beinahe vergessener Ruhe vor uns hin und aus einer plötzlichen Laune heraus spazierten wir in den Laden. Damit hatte ich den Salat, aber das ist ein anderes Thema.

Ich weiß nicht mehr, ob ich Timbuktu bereits am selben Tag beschnuppert hatte, ansonsten war es ganz sicher an einem der folgenden, denn wir waren fortan häufig dort – infiziert! Genau weiß ich freilich noch, dass ich schon beim ersten Test neben einer gewissen Faszination ein Störgefühl hatte, dessen Ursache ich damals bloß nicht hätte benennen können. Seither habe ich Timbuktu als etwas gleichsam Unerledigtes im Gedächtnis behalten und mich daher sehr gefreut, dass ich von Tiara (vielen Dank!) ein Pröbchen für einen ausführlichen Test bekommen habe. Ich vermute, dass es sich um die un-reformulierte Variante handelt, es riecht nämlich so, wie ich es von meinen Laden-Tests vor rund drei Jahren in Erinnerung habe.

Heute kann ich mein Störgefühl umreißen. Die Kombination aus eher frisch-säuerlichem, gleichzeitig fast ledrig-lakritzhaftem Vetiver und dem bitter-distanzierten Weihrauch nehme ich als sperrig und unzugänglich wahr. Allein, dass der Eindruck nach mittlerweile hunderten von getesteten Düften, darunter fraglos manchen sperrigen und unzugänglichen Gesellen, weiterhin da ist, zeigt im Umkehrschluss, dass es sich bei Timbuktu um einen echten Charakterkopf handeln muss, der unbeachtlich persönlichen Missbehagens eine einigermaßen anständige Bewertung verdient.

Lakritz ist überhaupt das Stichwort, das mir seinerzeit nicht einfiel. Timbuktu riecht nach Lakritz mit Weihrauch. Dem heftigen dänischen Salz-Lakritz, versteht sich. Gegen solche Aromen habe ich per se nichts einzuwenden, im vorliegenden Fall allerdings wirkt der gemeinsame Auftritt auf mich kühl und distanziert. Nahezu metallisch. Seltsamerweise – oder eben gerade nicht - hatte meine Lieblingskollegin dasselbe Empfinden einer unnahbaren Aura.

Die Fruchtnote (von allein wäre ich auf Mango nie gekommen, hätte Pfirsich getippt) ist allzu dezent und zu sauer und vor allem zu spät dran, als dass sie vermittelndes Element sein könnte. Im Laufe des Vormittags ist sie ohnehin verschwunden. Schließlich schwindet allmählich auch die Kluft zwischen Vetiver und Weihrauch; sie wird mit cremig-harzig-holzigen Noten verfüllt, die nur eines auslassen: Süße. Der Duft bleibt von vorne bis hinten völlig unsüß. Direkt auf der Haut erdet ihn nunmehr eine kompakte Holznote, die mir Lichtjahre entfernt scheint von den weit verbreiteten Kunstholz-Basen, die mir zunehmend auf die Nerven gehen.

Ab dem frühen Nachmittag beginnt der Duft sozusagen zu zerfallen. Als hätten ungefähr ab der sechsten Stunde die Bestandteile ihren „Zusammenhalt im Gegensatz“ verloren und würden bloß noch einzeln still vor sich hin duften. Vetiver, Weihrauch, Erd-Holz. Timbuktu weiß, was er uns zeigen will, Flatterhaftigkeit ist ihm jedenfalls nicht vorzuwerfen.

Fazit: Wenn sich ein Störgefühl über mehrere duft-lehrreiche Jahre hinweg zuverlässig hält, dann soll es wohl einfach nicht sein mit Timbuktu und mir.
16 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 25  
Interessantes antikes Duftexperiment zwischen Exotikfrucht, trockener Papierstilistik und kühlem Kircheninnenraum
Hin und wieder "überrascht" einen auch nach 500 Testungen noch der Stil eines neues Duftes.
"Timbuktu" ist hierbei tatsächlich etwas äußerst Eigenständiges, das meine Vorgänger bereits sehr treffend charakterisiert haben, insbesondere Stefanu155.

Der zeitliche Sprung in die Antike, möglicherweise auch das Mittelalter, passt sehr zu dem Duft, der eine irgendwie altvertraute Stimmung in einem hervorzurufen vermag.

Nach einem durchaus leicht fruchtigherben Start (Mango), der von etwas knarzig-würzigem Kardamom flankiert wird, schwenkt "Timbuktu" recht rasch in die "antike" Stilistik, trockener werdend. Papier/papyrusartig auf jeden Fall, ein bisschen von Mittelmeerraumhitze flirrend, dabei etwas staubig, pergamentartig (und darin irgendwie nostalgisch im altvertrauten Sinne).

Sehr passend ist zugleich ein Gang durch eine viele Jahrhunderte alte Kirche oder Kathedrale mit dabei, der Weihrauch selbst wirkt hier allerdings auch "antik", so als hätte vor Jahren zuletzt hier jemand Weihrauch geschwenkt - nur in den Steinwänden und Holzbänken hängt noch ein olfaktorischer Beweis, dass er mal da war.

Obwohl so trocken, staubig und durchaus etwas kühl gemacht, gelingt es dem Duft doch, eine Wohligkeit durch seine Vertrautheit zu erwecken, die er zu erzeugen vermag. Wirklich ein schönes Dufterlebenis.
6 Antworten
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Jazzbob

119 Rezensionen
Jazzbob
Jazzbob
Top Rezension 25  
Zeitloser Herrenklassiker mit dem gewissen Etwas
Eine Verbindung zwischen dem Namen eines Parfums und dessen Duft herzustellen, ist normalerweise ein guter Einstieg in einen Kommentar. Über Timbuktu dürfte aber den meisten nicht viel mehr einfallen, als dass die Stadt irgendwo im Nirgendwo liegt – genauer gesagt, in Mali, am Rande der Sahara. Inspirationsquelle für die Schöpfung von Bertrand Duchaufour war die in Westafrika verbreitete Mischung aus Hölzern, Wurzeln, Gewürzen und Harzen, „Wusulan“, die in verbrannter Form als Parfum-Ersatz Verwendung findet. Diese Assoziation erscheint mir zwar durchaus plausibel, doch wenn ich Timbuktu rieche, denke ich vor allem daran, dass hier Orient und Okzident, Nostalgie und Moderne aufeinandertreffen.

Wenngleich das langanhaltende Fundament von holzigen und balsamischen Noten gebildet wird, startet Timbuktu durchaus frisch und ätherisch – beinahe an Minze erinnernd. Ich denke, dass dieser Eindruck durch den Kardamom und den zunächst kühl wirkenden Weihrauch erreicht wird. Ferner entsteht durch die Mango, die glücklicherweise subtil und eher als unreife Frucht eingesetzt wird, eine leicht exotische Seite. Wie genau Karo-Karounde nun duften soll, weiß ich nicht und es finden sich unterschiedliche Beschreibungen derselben (warm, weich, fruchtig, süßlich, indolisch, animalisch), aber Timbuktu hat in der Tat eine Facette, die ich nicht genau einordnen kann und von der afrikanischen Pflanze stammen könnte. Für mich ist zudem weniger Weihrauch als Myrrhe prägend für den weiteren Verlauf. Diese hat neben der balsamischen eine leicht süßliche Qualität, die Duchaufour ebenso wie die Mango in dezenter Form hinzugefügt hat. Bei wärmeren Temperaturen nehme ich beide allerdings stärker wahr. Konterkariert werden diese moderneren Noten von einem Grundgerüst aus Vetiver, Patchouli und Papyrus, welches also durch und durch holzig, leicht grün, rauchig und trocken wirkt. Aus meiner Sicht bilden alle Komponenten eine perfekte Balance und sind relativ dicht miteinander verwoben. Ein wirklich ähnlicher Duft ist mir noch nicht unter die Nase gekommen.

Deshalb fällt Timbuktu für mich auch in die Kategorie zeitloser Herrenklassiker. Es gibt genügend 80er-Retro-Hipster-Trash oder unausgewogene Experimente im Nischenmarkt, doch diese Kreation wirkt trotz der exotisch angehauchten Noten nicht zu fordernd und im Drydown schon etwas vertraut. Eigentlich würde ich Timbuktu eher als Ü35-Duft einordnen, da er schon etwas Reifes an sich hat, aber selber besitze ich ihn schon seit fast vier Jahren (damals war ich 25) und er hat mich beim Tragen mehr und mehr fasziniert. Trotz einer gewissen Schwere lässt sich Timbuktu nicht nur in den kalten Jahreszeiten tragen. Selbst im Sommer wird er mir nicht zu viel und wandelt sich eben nur, wie schon erwähnt, mehr in die leicht fruchtige, balsamische Richtung. Für mich gibt es nur ganz wenige Parfums, denen solche Veränderungen durch sehr unterschiedliche Temperaturen nicht schaden. Und während sich die von Desertifikation bedrohte Oasenstadt danach sehnt, passt Timbuktu ironischerweise hervorragend zu Regenwetter.
6 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

134 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 11 Monaten
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Während der Nischenblütezeit
Kamel in trocken-würziger Timbuktuwüste
Trägt grün-herbe Mangos
Durch Weihrauchnebel
Über harzenden Holzsteg
46 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Sehnsuchtsort der Wüste
voll von fruchtigen Gewürzen
Rauch zieht über harzige Gräser
warm und trocken der Wind
leiser Hort der Geborgenheit
28 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 3 Jahren
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein eher herber und trocken holzig ausgearbeiteter Weihrauchduft, mit Hang zum Ernsthaftem. Für mich beinahe immer tragbar. Zeitlos.
22 Antworten
Konst121Konst121 vor 29 Tagen
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Fata Morgana im Wüstensand
fruchtige Mangos
verpuffen im Weihrauch
es bleibt würziges Vetivergras
für den myrrhischen Wanderer
31 Antworten
Can777Can777 vor 4 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Hier duftet es nach Kyoto von CdG Nur etwas fruchtiger und mit etwas mehr Vetiver. Ist schon fein,nur leider etwas zu zart und leicht!
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Torten Radar

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Themen zum Parfum im Forum
M3000M3000 vor 3 Jahren
Parfum allgemein
Duft bei Regenwetter Top&Flop
Heute ist ein verregneter Tag. Im Moment um 16 Grad. Genau richtig für "Escada (1990) / Escada Margaretha Ley (Eau de Parfum) | Escada" Bei solch einem Wetter schätze ich Pudrigkeit. 

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