OUD

Oud 2012 Eau de Parfum

Oud (Eau de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.
7.8 / 10 651 Bewertungen
Oud (Eau de Parfum) ist ein beliebtes Parfum von Maison Francis Kurkdjian für Damen und Herren und erschien im Jahr 2012. Der Duft ist holzig-würzig. Es wird von LVMH vermarktet.
Aussprache
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Holzig
Würzig
Orientalisch
Harzig
Süß

Duftnoten

SafranSafran laotisches Oudlaotisches Oud philippinisches Elemiharzphilippinisches Elemiharz AtlaszederAtlaszeder Singapur-PatchouliSingapur-Patchouli

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8651 Bewertungen
Haltbarkeit
7.8551 Bewertungen
Sillage
7.0558 Bewertungen
Flakon
8.5531 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.5225 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 14.04.2024.
Wissenswertes
Das Parfum ist Teil der Kollektion „OUD”.

Rezensionen

37 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Gandix

170 Rezensionen
Gandix
Gandix
Top Rezension 43  
Junge....
Schon als Kind war er ein Rabauke,
die Mutter hatte Mühe, ihn unter Kontrolle zu halten.
Immer diese Raufereien,
die Hosen zerlumpt und löchrig....
Junge, wie du heut wieder aussiehst,
Löcher in der Hose....*
waren ihre Worte,
und sie steckte ihn in die Badewanne.
Kurzzeitig roch er frisch und leicht nach Seife,
gehalten hat es nie lange.

Als er älter wurde,
wurde es richtig schlimm.
Er wurde ein richtiger Lump,
ein Hallodri.
Aus den Raufereien wurden Schlägereien.
Nicht selten war die Polizei im Haus.
Das Aussehen ließ zu wünschen übrig...
Junge, wie du heut wieder aussiehst,
Löcher in der Nase...*
Die Kleidung war schmuddelig,
seine Freunde waren nicht der beste Umgang.
Es wurde herumgelungert,
die Mädchen wechselte er öfter, als seine Hemden,
und an Arbeit verschwendete er keine Gedanken...
Junge, warum hast du nichts gelernt?
Wir machen uns doch Sorgen...*

Irgendwann,
wie durch Zauberei,
änderte sich sein Wesen.
Die Haare wurden kürzer,
die Löcher in der Nase nur noch winzige Narben,
die Kleidung sauber und adrett.
Heute könnte er sogar einen weißen Smoking tragen.
Aus dem wilden Jungen ist ein
gstandns Mannsbild geworden,
ein Schwiegermama's Liebling...
Junge, wie gut du heute aussiehst,
aus dir kann noch was wern....

Natürlich war der Junge nicht ganz so wild,
wie es den Eltern erschien,
ebenso wenig ist es der Duft,
doch durch diese Wandlung hatte ich sofort diesen Song im Kopf.
Zu Beginn wirkt es,
eventuell durch den Patchouli-Safran,
etwas schmuddelig.
Vereinzelt sind leichte, frische Noten eingestreut,
die beinahe sanft seifig wirken.
Die Safransüße ist zum Glück sehr zurückhaltend und angenehm.
Das Ganze mutiert zu einem sehr angenehm dezenten,
anschmiegsamen Sauber-Holz-Oudduft.
Immer mit einer gewissen Frische durch die Zeder.
Nach ca. 2 Stunden kommen mir leichte Ähnlichkeiten
zu Oud Wood in den Sinn.
Sehr fein,
Sehr edel.
Ja, ich könnte ihn mir tatsächlich zu einem weißen Smoking vorstellen.

+ Auszüge aus 'Junge' von den Ärzten
30 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 32  
Haute-Couture-Oud
Mal wieder so ein „Oud“-Duft, bei dem Andy Tauer und Vero Kern empört abwinken würden – und ich gebe ihnen Recht, zumindest teilweise, kommt er doch auf jener unglaublichen Oud-Welle dahergeschwommen, die nun fast schon in jedes Haus geschwappt ist. Dazu ist er unsagbar, oder besser: unverschämt teuer.
Ob nun diesmal tatsächlich „Oud“ drin ist, oder doch wieder nur die vermeintlichen Cypriol-und-was-sonst-noch-Bases (sog. „Bases“ sind Miniparfums verschiedener Anbieter, die einen bestimmten Akkord kreieren und so zu Bestandteilen vieler Formeln werden) sei dahingestellt, behauptet wird jedenfalls, besagtes Oud käme hier aus Laos „...wo es in der reinsten, seltensten und teuersten Form wächst.“
Nun denn, mag dran glauben wer will, ich nehme es mal so hin.

Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte ich diesen Duft ohnehin mit Verachtung gestraft: Oud/Aoud/Oudh und noch dazu zu diesem Preis: nein Danke! Doch seit Françis Kurkdjians „Lumière Noire“ (Pour Homme wie Pour Femme) bin ich aufmerksamer geworden – seine Werke haben wirklich Klasse, sind originell und besitzen einen unverkennbaren Fingerabdruck: drei Kriterien, die leider, leider selten gemeinsam anzutreffen sind.
Und auch diesmal wieder: „Oud“ riecht großartig, völlig anders und ist ein typischer Kurkdjian. Der „Vogue“ vertraute er an: „... eigentlich erschaffe ich lieber Neues. Deshalb stieß es bei mir zunächst nicht auf Zustimmung, einen Oud-Duft zu kreieren. Auch deshalb, weil ich den Geruch eigentlich nicht mag. Darum habe ich ihn mit olfaktorischen Accessoires perfektioniert. Ein orientalischer Duft, mit französischem Auge gesehen, das ist mein Oud.“

Es ist ihm gelungen. Vermutlich werden aber gestandene Oud-Liebhaber/innen bemängeln, dass ihm genau das nicht gelungen sei, denn obwohl auch hier das Oud im Zentrum steht, ist es nicht– wie so oft - der alles beherrschende Zampano. Nein, dieses Oud ist gezähmt und eingehegt - ein zivilisiertes Oud. Françis Kurkdjian hat es poliert und geschliffen, und in ein olfaktorisches Umfeld gebettet, dass es zum Strahlen bringt. Sein Oud ist von feiner Textur, seidig und beinahe transparent, dabei erstaunlich präsent und intensiv, nur eben nicht klotzig und grob (ähnliches ist Bertrand Duchaufour mit „Oud Shamash“ gelungen). Es fehlt die von vielen in anderen Fällen wahrgenommene (und beklagte) medizinisch duftende Penetranz, wobei sie wiederum nicht vollkommen fehlt: sie ist immer noch da, nur deutlich zurückgenommen, leiser im Ton, oder anders gesagt – verschlankt. Ebenso fehlen jegliche animalischen Aspekte, die für mich Düfte wie beispielsweise „Aoud Cuir d’Arabie“ oder „Arooq al Oud“ unerträglich machen. Desgleichen finden sich weder indolische (keine Orangenblüte und auch kein Jasmin weit und breit) und auch keine schweißigen Nuancen (man denke an L’Artisans „Al Oudh“).
Françis Kurkdjians „Oud“ ist wirklich ein gebändigtes Oud, ein zivilisiertes, oder um einen angloamerikanischen Begriff zu verwenden für den es im Deutschen keine Entsprechung gibt: ein „sophisticated“ Oud.

Besonders das zwischen erdig-waldig, bis hin zu frisch und grün changierende Elemi-Harz, sowie bitter-würziger Safran tragen ihren Teil dazu bei, dass hier der typische Oud-Duft anders wahrgenommen werden kann, nämlich so, als trüge er erstmals eine edle, maßgeschneiderte Haute-Couture-Robe. Das mögen Puristen wiederum beklagen, ich selbst (kein ausgewiesener Freund des Ouds an sich) empfinde es aber als wohltuend, ja in gewisser Weise sogar als berauschend. Zum ersten Mal erlebe ich einen Oud-Duft nicht laut und anstrengend, sondern kultiviert und den richtigen Ton treffend - dieses Oud hat endlich Manieren, sehr gute sogar, und steckt obendrein in feinstem Zwirn.
Doch bei aller Maßschneiderei ist „Oud“ dennoch ein sinnlicher Duft, einer, der den Sinnen schmeichelt, sie umschmeichelt. Nicht dass er sie erotisch aufheizte, dafür ist er wieder zu „sophisticated“, nein, die Sinne (oder besser: meine Sinne) nehmen ihn als unglaublich weich, nicht unbedingt flauschig, eher seidig-weich, dabei leuchtend und eindringlich wahr.
Seine Präsenz ist selbstbewusst und nachhaltig, ohne raumgreifend und offensiv zu sein.
Auch die Haltbarkeit ist fantastisch!

Was die von Herrn Kurkdjian angesprochenen olfaktorischen Accessoires anbelangt, so sind sie doch recht überschaubar: Elemi und Safran habe ich schon genannt, leichte zitrische Nuancen, etwas Rose sowie eine warm ambrierte, holzige Basis sind ebenfalls erkennbar. Alles wie immer wunderbar amalgamiert (darin ist er ein wahrer Meister!), sodass der Duft in keiner Sekunde zerfällt. Während des gesamten Verlaufes bleibt er dicht und konsistent.

Alles in allem habe ich an diesem Duft überhaupt nichts auszusetzen, außer, dass sein Preis – wie gesagt - mehr als abenteuerlich ist. Doch wie im Falle von „Chypre Palatin“, „Oud Shamash“, „Puredistance M“ oder „L’Heure Fougueuse“, gibt es Düfte, für die ich (fast) jeden Preis zu zahlen bereit bin, wenn auch zähneknirschend - so gut sind sie.

PS: Kürzlich habe ich „Oud“ zur Hochzeit meiner kleinen Schwester getragen und der Duft war schlicht und ergreifend - perfekt!
4 Antworten
9
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 29  
Kein Oud für Manfred von Lausitz-Ölpen
Die Stenkelfeld-Live-Reportage „Auf dem Hochsitz“ berichtet am Beispiel des wackeren Waidmanns Manfred von Lausitz-Ölpen von den Bemühungen der Jägerschaft um die Hege und Pflege von Flora und Fauna (youtube.com/watch?v=le_znaWeacI). Vor lauter schießfreudigem Übereifer entgeht dem guten Mann allerdings das eine oder andere Detail der Waldes-Stimmung. Für Herrn Kurkdjians Oud gilt ähnliches: Wer gleich losballert, und sei es halt nur „in die Tastatur“ (ich klopf‘ mir mal auf die Flossen…), wird dem Duft womöglich nicht gerecht. Der braucht Ruhe und Aufmerksamkeit.

Schon die Eröffnung ist außerordentlich zart. Eine sanfte Säure wirkt fast fruchtig, geradezu himbeerig kommt sie mir vor. Dazu irgendwas Cremiges. Das ist doch der Safran – wie macht der das denn? Hieße der Duft nicht ‚Oud‘, ich dächte, es mit einem holzbasierten, becremten Fruchtling zu tun zu haben. Meine Als-ob-Frucht riecht bald wie Mandarine. In Quark. Jawoll, Quark mit Mandarinen aus der Dose, serviert in einer Schale aus Holz. Begleitend gibt’s einen Anflug von…staubiger Vanille?

Und was ist nun mit dem Oud? Genau jenes bedarf eben einer gewissen Ruhe, eines Sich-Einlassens. Zunächst rieche ich schlichtweg Holz, sogar relativ cremig und keineswegs typisch-holzig wie bei anderen am „Oud-Rand“ befindlichen Düften. Erst im Laufe des Tages bemerke ich diverse Ahnungen und Andeutungen, von kräftigerem Holz bis hin zum Kuhstall. Die Ansätze sind alle da. Und das ist es, was letztlich am Duft erfreut. Eine leichte Patchouli-Erdigkeit rundet das Erlebnis ab und nach anfänglicher Irritation bezüglich der seltsamen Obst-Halluzinationen bin ich recht angetan.

Fazit: Angedeutetes Oud-Holz, Vanille, Staub, bisschen Säure – ‚Oud‘ ist kein Spektakel, das im Sturm erobern will. Nur wer sich ganz still verhält, wie auf dem (selbstredend manfred-losen!) Hochsitz, lernt ihn kennen.

Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
20 Antworten
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Pinkdawn

68 Rezensionen
Pinkdawn
Pinkdawn
Top Rezension 33  
Die Sonne entlockt dem alten Holz eine feine Süße
Eigentlich erscheint es frivol, sich in Zeiten wie diesen, die von einer lebensgefährlichen Pandemie überschattet sind, mit so oberflächlichen Dingen wie guten Düften zu beschäftigen. Aber ich möchte gern zumindest einige Minuten an etwas anderes denken als an das C-Wort, an Quarantäne, Ausgehbeschränkungen, leere Straßen und geschlossene Geschäfte und Lokale. Ich gestatte mir also, ein paar Gedanken zu einem Parfum, das ich mir gekauft habe, als Covid-19 noch ein Virus irgendwo weit weg im fernen China war.

Sich ein relativ teures Parfum zu kaufen, ohne es zuvor getestet zu haben, erfordert etwas Mut und eine gewisse Entschlussfreudigkeit. Da ich leider nicht mit unermesslichem Reichtum gesegnet bin, überlege ich mir Käufe von Luxusartikeln normalerweise sehr genau. Diesmal musste ich mich aber rasch entscheiden. Eine Online-Parfümerie gewährte einen Rabatt, der natürlich nur bis Mitternacht gültig war. Bei einem Duft wie Oud aus dem Maison Francis Kurkdjian Paris macht ein Preisnachlass von 22% schon über € 50,- aus. Das Parfum stand schon lange auf meiner Wunschliste. Ich vertraute einfach meinem Bauchgefühl und bestellte es.

In Sachen Oud bin ich eine Spätberufene. Ich hatte noch keine Erfahrung damit, als das Päckchen bei mir eintraf. Bereits die exklusive und erstaunlich schwere Verpackung unter dem Zellophan zeugt davon, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt. Liebevolle Details wie eine Stofflasche mit den Insignien des MFK, mit der man den Flacon aus seiner schützend engen Embolage ziehen kann, vervollständigen den Eindruck von Wertigkeit und Luxus. Die Verpackung mit ihrem goldenen Ornament auf schwarzem Grund mutet orientalisch an, was ja auch zu einem Oud passt. Oder etwa nicht? Oud ist auch das arabische Wort für das derzeit so gehypte Räucherholz des Adlerholzbaumes. Dieser wächst allerdings fast ausschließlich in Südostasien. Im Orient wurde der Wohlgeruch jedoch schon vor über 2000 Jahren verwendet.

Der Duftstoff wird angeblich teurer als Gold gehandelt. Preise von € 250 000,- für 1 kg Oud bester Qualität sind keine Seltenheit. Verständlich, bedenkt man, dass der Adlerholzbaum vom Aussterben bedroht ist und es nicht weniger als 80 Jahre dauert, bis er das begehrte Harz bildet. Umso mehr wundert es mich, dass derzeit allenthalben Unmengen von Oud Parfum produziert wird, die alles in allem doch einigermaßen erschwinglich scheinen – sieht man von einzelnen Hochpreisigen ab.

Um das Oud Wood ranken sich unzählige Legenden und Mythen. Eine davon besagt, dass es wie Iso E Super pheromonische Wirkungen hat. Soll heißen, es macht Menschen attraktiver, als sie sind. Auch diese aphrodisierende Qualität darf freilich hinterfragt werden. Denn Oud gibt es in unterschiedlichen Gütestufen und keines duftet wie das andere. Manche haben einen würzigen Duft, andere einen animalischen oder balsamischen. Er kann bitter erscheinen, rauchig, trocken oder süß.

Ich bin gespannt, wie sich das vielgerühmte Oud von Meister Kurkdjian auf meiner Haut entwickeln wird. Wobei Oud ja nicht die einzige Duftnote in diesem EdP ist. Es enthält auch Safran, Zeder, Patchouli und Elemiharz.

Der Flacon ist wie bei vielen anderen Ouds aus schwerem, dunklem Glas, was Mystisches und Kostbares suggeriert.

Und der Duft? Er ist von Anfang an so komplex, dass man ihn schwer beschreiben kann. Er ist holzig, würzig, rauchig, erdig, waldig, schwer und auf jeden Fall faszinierend. Mich erinnert er an altes Holz, das lange an der Sonne getrocknet ist. Es ist ein eigenwilliger, ungewohnter Duft, sinnlich, aber auch elegant, betörend, ein Schmeichler, der sich einem trotzdem nicht gleich erschließt. Das ist auch gut. Denn so bleibt der Duft spannend und wird nie langweilig.

Man sagt, er geht eine Verbindung mit der Haut des Trägers oder der Trägerin ein. Das erklärt vielleicht auch, warum er mir jedes Mal, wenn ich ihn trage irgendwie anders, irgendwie neu erscheint. Einmal ist er weich, sanft und warm, dann wieder überraschend animalisch. Ein anderes Mal zeigt er seine cremig-balsamischen Eigenschaften, wieder ein anderes Mal dominiert seine harzige Note. Gerade diese Komplexität macht den Duft so reizvoll. Was mich an diesem Oud überzeugt, ist das Puristische, Minimalistische. Wenige, aber perfekt harmonierende Duftnoten, angenehm weit entfernt von jeglichen lieblichen Blumen- und Früchtedüften oder gourmandigen Vanillegeschichten. Eine leise, verhaltene Süße ist vorhanden, aber sehr natürlich und dezent.

Er hat auch etwas Abstraktes, das sicher viele abschreckt, weil er eben nicht leicht einzuordnen ist.
Manche fantasieren daher aus lauter horror vacui Nuancen hinein, die nicht vorhanden sind wie Himbeeren, Leder, Rose, Vanille, frische Wäsche, Moschus, Zimt, Nivea- oder Penatencreme, ja sogar Karamell, um ihn schubladisieren und zähmen zu können. Um eine Assoziation zu haben, an der sie sich anhalten können, die sozusagen Ordnung ins Chaos bringt. Ich bin froh, dass ich von alledem nichts wahrnehme und den Duft abstrakt genießen kann, ohne ihn mit etwas vergleichen zu müssen. So, wie ich auch zu jenen gehöre, die beim Hören von klassischer Musik nicht automatisch irgendwelche schönen Landschaften sehen. Mich würde das viel zu sehr ablenken. Aber ich habe auch keine Angst vor Chaos und Abstraktion.

Heute hat der Duft etwas Archaisches für mich, das immer noch lebt, kraftvoll, aber nicht beängstigend – und doch irgendwie erhaben, königlich. Der Orient ist spürbar, doch es ist kein Touristenkitsch-Orient, sondern ein edler, ursprünglicher. Wild, aber kultiviert. Paradox? Ja, vielleicht. Jedoch auf jeden Fall interessant in dieser harmonischen Gegensätzlichkeit. Schon wieder ein Paradoxon? Aber nein. Gegensätze können einander zuweilen perfekt ergänzen.

Natürlich kann der Duft abstrakt, also analytisch, mit dem Intellekt genossen werden. Er beinhaltet aber eine inspirierende Sinnlichkeit, der man sich nicht verschließen sollte. Es ist ein Duft, in den man einsteigen möchte wie in das Bild einer Landschaft. Und welche Landschaft vermittelt mir dieser Oud? Natürlich bin auch ich beeinflusst von der Assoziation Oud mit Orient. Daher atmet meine Oud-Landschaft erst einmal Weite. Flirrendes Licht, Sanddünen, vordergründig still, karg und majestätisch, dahinter spürt man Abenteuer warten.

Oud evoziert bei mir Fernweh, Sehnsucht nach der Fremde, die es vielleicht so gar nicht gibt. Es ist seidig weich wie ein sanfter Wind über der Wüste, zugleich zärtlich, wispernd, verspielt, fremd, aber doch seltsam vertraut. Und sehr präsent. Schwere trifft auf Leichtigkeit, Distanz auf Nähe. Die Sonne entlockt dem abgestorbenen, gebleichten Holz eine feine, würzige Süße, die man immer wieder wahrnehmen will, weil sie etwas Berauschendes hat.

Der Duft ist anspruchsvoll - wie moderne Kunst – und daher sicher nicht für jede/n geeignet, denn man muss diese Weite, die Widersprüchlichkeit, Abstraktheit und puristische Schönheit nicht nur aushalten, sondern natürlich auch genießen können.

10 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 26  
Kalsarikännit
Die meisten von uns - die einen ganz bewusst, die anderen wohl eher unterschwellig - ordnen (eigene und fremde) Parfums mehr oder weniger trennscharfen 'Verwendungszwecken' zu. Oft ist hier von 'Bürodüften' die Rede oder von 'Ausgehdüften'. Es gibt Parfums, um damit Sport zu treiben, Parfums, um auf Bällen und Banketten zu reüssieren, und Parfums, wenn man kurzfristig jemanden nackig sehen will. Und dann gibt es Parfums, die sind nur für uns ganz allein. Häufig, aber nicht immer, sind es leise Düfte - aber stets haben sie etwas Intimes, Weiches, Warmes, Anschmiegsames. Und fast immer sind sie ganz besonders schön, wenn man sich auf sie konzentriert. Francis Kurkdjians Oud ist so ein Duft - einer, bei dem es mich überrascht hat, dass er es ist.

Das namengebende Oud ist eigentlich kein Duftakkord, den man als 'weich' oder als 'anschmiegsam' bezeichnen würde. Im Gegenteil ist Oud oft eine ziemliche Rampensau - ich hab' es mal mit einem Heldentenor verglichen: wunderschön, wenn gut, und fast nicht auszuhalten, wenn von minderer Qualität. Hier ist es tatsächlich ganz zärtlich wie warme Atemluft - ruhig, aber nicht leise. Safran und Zeder geben etwas Sprödes hinzu wie eine Wolldecke oder ein Hundefell - nicht viehisch, aber hautnah und intim. Und dann ist da noch ein Akkord - Patchouli ist es nicht, es kommt mir eher vor, als sei es so etwas wie das 'Echo des Ouds' - der fast alkoholisch ist. Nicht scharf und nicht likörig-süß, sondern malzig wie Whiskey und tiefgründig wie alter Armagnac.

Im Finnischen gibt es ein großartiges Wort namens 'Kalsarikännit' - ins Deutsche übersetzt etwa: 'sich alleine zuhause in Unterwäsche betrinken'. Eine lose befreundete Finnin kommentierte das ganz finnisch-pragmatisch: 'Na ja, im Winter ist es ja so lange dunkel und kalt in Finnland, und wenn du nicht gerade in Helsinki wohnst, ist die nächste Kneipe meistens nicht gerade um die Ecke. Außerdem ist Alkohol in Finnland teuer - und wenn man dann abends aus der heimischen Sauna kommt, lohnt es sich ja nicht, sich noch mal wieder richtig anzuziehen.' Alles klar. Habe verstanden. Und so - ganz ohne jede Negativkonnotation - ist auch Kurkdjians Oud: das Warme, Gemütliche, Intime. Und in der Lieblingswolldecke der vertraute Duft des eigenen Selbst. Und Alkohol.

Fazit: Zuhause. Sofa. Schlüpper. Schnaps. Du bist mir nicht böse, Francis - oder?
3 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

123 kurze Meinungen zum Parfum
MarieposaMarieposa vor 1 Jahr
Gefangen in einer riesige Wolke aus Safranzuckerwatte. Kein Entkommen. Hilfe! Und wenn man denkt, es wird besser, gibt’s Blauschimmelkäse.
32 Antworten
SchoeibksrSchoeibksr vor 10 Monaten
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Doktor Oudo holt die süße Safran-Medizin vom Koffer raus um den HarzIV beziehenden Priester vom holzigen Sarg unter der Erde zu bewahren.
26 Antworten
GandixGandix vor 3 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Aus dem Lump
In Schmuddelklamotten
Ist ein gstandns Mannsbild worden,
Im weißen Smoking
Angenehm dezent
Von Schmuddeloud
Zu Sauberholzoud
14 Antworten
BastianBastian vor 3 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein Oud Duft sanft und langanhaltend.
Sehr elegant und Edel.
Für besondere Momente.
Oud/Holz in faszinierender Harmonie.
Großes Kino...
15 Antworten
SalvaSalva vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Sehr schöner Oud-Duft
Kein Kuhstall!
Sehr hochwertig&edel
Für „westliche Nasen“
Geschmeidig&Behaglich
Ein in sich ruhender Gentleman
16 Antworten
Weitere Statements

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Bilder

29 Parfumfotos der Community
Weitere Bilder

Beliebt von Maison Francis Kurkdjian

Grand Soir von Maison Francis Kurkdjian Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian Baccarat Rouge 540 (Extrait de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian Oud Satin Mood (Eau de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian Gentle Fluidity (Silver) von Maison Francis Kurkdjian Oud Satin Mood (Extrait de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian masculin Pluriel von Maison Francis Kurkdjian Amyris Homme (Extrait de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian Lumière Noire Homme von Maison Francis Kurkdjian Gentle Fluidity (Gold) von Maison Francis Kurkdjian Amyris Homme (Eau de Toilette) von Maison Francis Kurkdjian APOM Homme von Maison Francis Kurkdjian Petit Matin von Maison Francis Kurkdjian APOM Femme (Eau de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian Aqua Vitae Forte von Maison Francis Kurkdjian Aqua Universalis (Eau de Toilette) von Maison Francis Kurkdjian 724 (Eau de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian Absolue Pour Le Soir von Maison Francis Kurkdjian Aqua Universalis Forte von Maison Francis Kurkdjian À la Rose (Eau de Parfum) von Maison Francis Kurkdjian