Charles Street 2010

Charles Street von Mark Birley
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.
7.7 / 10 87 Bewertungen
Charles Street ist ein beliebtes Parfum von Mark Birley für Herren und erschien im Jahr 2010. Der Duft ist ledrig-würzig. Es wird noch produziert.
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Ledrig
Würzig
Rauchig
Holzig
Fruchtig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
AngelikaAngelika MöhrensamenMöhrensamen KaffeeKaffee ThymianThymian MuskatMuskat
Herznote Herznote
HimbeereHimbeere JasminJasmin MaiglöckchenMaiglöckchen OrangenblüteOrangenblüte SafranSafran TuberoseTuberose RoseRose
Basisnote Basisnote
LederLeder AmbraAmbra PatchouliPatchouli MoschusMoschus VanilleVanille

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.787 Bewertungen
Haltbarkeit
7.264 Bewertungen
Sillage
6.463 Bewertungen
Flakon
6.654 Bewertungen
Eingetragen von MaxFavier, letzte Aktualisierung am 28.12.2022.

Rezensionen

4 ausführliche Duftbeschreibungen
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Eisbaer

9 Rezensionen
Eisbaer
Eisbaer
5  
"Michigan's in the rear view now..."
Im Jahr 2014 begann sie - meine große Reise in das Land der Nischendüfte. Damals noch Student im Bibliothekarswesen (nicht arm, aber sehr viel ärmer als heute) und ohne wirklich nennenswerte Kenntnisse, was Düfte angeht. Von der Fähigkeit, einzelne Duftkomponenten auszumachen, ganz zu schweigen. Nein, damals zählte im Bereich Parfum eigentlich nur eines: meine Neugier. Wenn mich ein Flakon in Hinsicht auf sein Äußeres interessierte, ließ ich mir eine Abfüllung erstellen - völlig unabhängig von den beinhalteten Komponenten und Duftrichtungen. Dies führte natürlich dazu, dass ein beachtlicher Teil getesteter Düfte nicht wieder auf meiner Wunschliste landete. Nicht dass sie schlecht gerochen hätten - Gott bewahre - aber sie haben mich einfach leider nur höchst selten abholen können, gerade im Vergleich zu sehr bekannten Designerduft-Klassikern wie etwa das "Dior Homme", das ich damals liebte und heute noch liebe.

Ein Exemplar stach dann aber von Anfang an aus der Masse heraus: Mark Birleys "Charles Street". Ein im wahrsten Sinne des Wortes ruhiges Eau de Parfum. Aber für mein damaliges (und teilweise noch heutiges) Empfinden einfach unglaublich elegant, hochklassig, erwachsen, edel... und wohltuend. Und selbst zu dieser Zeit war ein 125ml-Flakon für mich glücklicherweise sogar erschwinglich. Teuer war er so weit ich weiß nie. Und selbst heute, da es ihn eigentlich nicht mehr gibt, werden Restbestände für kleines Geld noch vereinzelt angeboten. Zu unbekannt war der Duft damals und ist er noch heute. Womöglich liegt es daran, dass seine Komposition im Grunde nicht bahnbrechend war - so gibt es von Tom Ford und von Parfums de Marly ganz ähnliche Parfums, die sich am Markt allerdings bis heute behaupten können. Ich glaube, der "Tuscan Leather" von Tom Ford dürfte der Ursprungsduft sein. Nun denn, ich bin ein alter Vertreter der "Charles Street"-Fraktion, weil mir dann doch der Flakon mit Abstand am besten gefällt, und natürlich nicht zuletzt, da mein Herz mit "Charles Street" sehr schöne Erinnerungen verbindet.

Der Duft ist eine lupenreine Mischung aus Leder, Himbeere und Kaffee. Eine große Entwicklung macht er eigentlich nicht durch, aber wie gesagt: Er ist im Allgemeinen auch eher ein leiser Zeitgenosse. Er strahlt nur am Anfang erkennbar aus und wird nach nur wenigen Stunden bereits absolut hautnah. Auf der Kleidung hält er freilich sehr viel länger, wie wohl jedes Parfum. Ein schüchterner Mark Birley. Da ich Düfte größtenteils für mich alleine trage, stört mich das nicht sonderlich. Viele mögen ja sogar diese gewisse "Bürotauglichkeit" und Zurückhaltung. Und als ein doch eher schüchterner Mensch würde ich ohnehin eher etwas leisere Düfte bevorzugen, sowohl in der Freizeit als auch etwa zum Ausgehen in Anzug und Krawatte. Meiner Meinung nach ist der "Charles Street" nichts für den Sommer und will auch nicht so recht zu T-Shirt und Caprihose passen - allerdings ist das natürlich Geschmacksache und jeder soll seinen Duft so tragen, dass sie oder er sich damit wohlfühlt.

An dieser Stelle eine kleine Frage an die Community: Kennt Ihr das, wenn ein Duft in Euch sofort Assoziationen an einen bestimmten Ort weckt? Ich muss beim Riechen von "Charles Street" merkwürdiger immer wieder an London denken. Ich sehe einen Mann von Mitte 40 mit Vollbart vor mir, die Haare an der Seite mit leichtem grauen Schatten. Er trägt einen Mantel und einen Burberry-Schal sowie eine Schiebermütze. In sich gekehrt steht dieser Gentleman in den frühen Abendstunden auf der Westminster Bridge, lehnt an einem Geländer und schaut zum Elizabeth Tower hinüber. Gerade schlägt Big Ben mit seinem charakteristischen Klang und kündigt die volle Stunde an. Der Mann lauscht den Glockenklängen. Und er trägt Mark Birleys "Charles Street". Ich teile diese Assoziation deswegen mit Euch, weil ich diese faszinierende Eigenschaft schon des Öfteren an diversen Düften beobachten konnte: Diese Fähigkeit, sofortiges Kopfkino in Bezug auf konkrete Orte zu verursachen. Nun ist London auch noch eine Stadt, die ich sehr mag. Leider ist es inzwischen viel zu lange her, dass ich sie besucht habe. (Nachtrag: Ok, dass tatsächlich die Londoner Charles Street damals als Namensgeber des Duftes fungiert hat, war mir vorher nicht bekannt. Einfach nur klasse, was man auch durch Parfumo lernt!)

Was nun mich persönlich angeht: Mark Birleys "Charles Street" war und ist ein Duft, den ich seit 2014 sehr gerne bevorzugt in den Wintermonaten trage. Die würzige Lederkomponente gefällt mir ganz besonders gut, sie harmoniert hervorragend mit der Himbeere und tritt nach etwa einer Stunde etwas stärker in den Vordergrund. Der Kaffee bleibt eher verhalten, ist jedoch unterschwellig wahrnehmbar und rundet die Komposition wunderbar ab (womöglich hätte er sonst auch etwas zu viel Bitterkeit in das Gesamtkonzept gebracht). Ganz besonders gerne trug ich das Parfum zur Zeit während meines Studiums, wenn ich zu Fuß unterwegs war. Früh morgens auf dem Weg zur Universität, wenn es noch dunkel war und der kalte Wind mir um den Mantel blies, vergrub ich mein Gesicht ganz tief in meinen Schal und atmete "Charles Street", während ich andächtig den Milk Carton Kids auf meinem Musikplayer lauschte. Auch bei den regelmäßigen abendlichen Spaziergängen war, und ist bis heute, "Charles Street" ein sehr treuer Begleiter von mir.

Ein kleiner Kritikpunkt zum Schluss: Der Flakon ist in seiner geschmackvollen Schlichtheit und unlauten Farbgebung zweifellos einer der schönsten, die ich in meiner Sammlung habe. Leider ist er durch seine Würfelform relativ gewaltig und liegt etwas wuchtig in der Hand. Dies könnte aber auch an der Füllmenge von 125ml liegen. Es gibt bzw. gab ihn noch in der Traveller's Edition mit 75ml Füllvolumen. Die greifen sich mit Sicherheit besser, sind jedoch leider nicht annähernd so schön wie der Glasflakon. Weiterhin ist das Pumpsystem nicht ganz optimal, da zum einen ein wenig geizig und zum anderen leider des Öfteren leck. Ich werde mir aufgrund der eingestellten Produktion demnächst noch ein paar Traveller-Flakons sichern und gerne noch nachtragen, ob diese sich besser sprühen lassen.

Im Großen und ganzen bleibt "Charles Street" ein fester Bestandteil meiner Sammlung und ist für mich ein sehr wichtiger Weggefährte geworden. Im Spätsommer 2019 verstarb mein geliebter Großvater und hinterließ mir seinen Ledermantel. Ich fühle mich stets sehr gewärmt und auch ein wenig getröstet, wenn ich mir nach einer ausgiebigen heißen Dusche einen bequemen Pullover anziehe, den Ledermantel darüber trage und mich, nach ein paar Sprühern "Charles Street", vor die Tür begebe und der Welt dort draußen begegne. Ich liebe es, wenn es Düfte schaffen, mir in gewissem Maße einen Ruhepol zu geben und mir das Gefühl von Sicherheit und Zuversicht zu schenken. Nach solchen Exemplaren bin ich stets auf der Suche. Mit "Charles Street" hat Mark Birley quasi meinen ersten "erwachsenen" Duft kreiert. Dafür bin ich dankbar.

Wenn "Mark Birley Charles Street" Musik wäre:

"Michigan" von The Milk Carton Kids
"Love Of Mine" von Nickel Creek
"Great Lakes" von John Smith
4 Antworten
5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
7  
Mild bürotaugliche "Tuscan Leather"-Variante
Je öfter und je mehr Düfte ich im Rahmen von Parfumo teste, desto häufiger stelle ich fest, wie extrem oft einfach nur Innovationen einzelner Düftkünstler, ihre Meilensteine, rauf und runter kopiert und mitunter (wenigstens!) leicht variiert werden.

Kannte ich zuerst "Royal Leather", der mir als leicht ölig-trockenfruchtiger Lederduft sehr gefiel, stieß ich erst ein Jahr später auf den Ur-Duft von Tom Ford, petroliger und strenger, und lernte dann erst mit "La Yuqawam" den preiswertesten und dennoch wertigen Ableger kennen.

Irgendwann, gebe ich zu, fängt das Ganze etwas zu ermüden an, halte ich nun mit "Charles Street" die x-te Variante des Ford in Händen, wobei fairerweise zu betonen ist, dass dieser in der Chronologie des Erscheinens eigentlich der Zweitgeborene ist.

Für alle, denen "TL" zu kräftig und "La Yuqawam" zu wuchtig himbeerig und "Royal Leather" zu abschweifend ist, könnte der Birley eine Alternative für einen leicht waldfruchtigen, moderat petroligen, in der Basis aber sehr geradlinig geratenen Lederduft sein.

Vielleicht noch mit einem Hauch Kaffee und Thymian etwas mehr ins Würzige verschoben, ist die Grund-DNA doch klar der Zusammenklang aus Himbeere und leicht öliger Lederjacke.

Sillagetechnisch wahrscheinlich derjenige der obene genannten Klone mit dem größten Understatement.
Also, mich langweilt´s wie gesagt langsam, immer wieder auf Kopien von Kopien zu stoßen, aber nun gut...das ist wohl das Schicksal umtriebiger Parfumbewerteritis...:-)
1 Antwort
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Rivegauche

39 Rezensionen
Rivegauche
Rivegauche
Top Rezension 21  
Zwischen Tradition und Moderne
Der in 2007 verstorbene Nachtclubinhaber Mark Birley hatte 1972 seinen zweiten Club 'Mark's Club' in der Londoner Charles Street eröffnet. Am unweit gelegenen kleinen Park 'Berkeley Square,' in einem der exklusivsten Viertel London's, wo auch einst Winston Churchill zu Hause war, hatte Mark Birley bereits 1962 seinen ersten Club, das 'Annabel's' eröffnet, der nach seiner ersten Ehefrau Lady Annabel Goldsmith benannt ist. Beide Clubs existieren bis heute und sind nur für Mitglieder zugelassene klassisch exklusive britische Clubs, zu dessen Kunden auch das britische Königshaus wie Prince Charles und seine Söhne, oder Frank Sinatra, Jude Law, Aristotle Onassis bis hin zu Lady Gaga zählen. Mark Birley und seine Schwester Maxime waren die Kinder des Malers Sir Oswald Birley, der einst viele Mitglieder der britischen Königsfamilie portraitierte. Seine Schwester Maxime, die in der Pariser Modewelt u.a. bei Elsa Schiaparelli als Verkäuferin oder als Model in den Fünfziger Jahren erfolgreich war, heiratete später den französischen Aristokraten Alain Le Bailly de la Falaise. Auch ihre Tochter Loulou de la Falaise blieb in Paris und war mehr als dreissig Jahre lang nicht nur Muse, sondern auch die rechte Hand meines persönlichen Meisters Yves Saint Laurent. Damit schließt sich für mich zumindest wieder der Kreis.

Nur umkreisen hingegen muss man den modern eleganten Lederduft 'Charles Street' aber nicht, auch wenn seine sofort präsente arg bitter muffig dunkel rauchig lederne Kopfnote mit einem großen Crescendo eröffnet, einen klassisch frisch bergamottigen Start gibt es nicht. Aber schon das gefällt mir sehr. Da kann man auch schon mal kurz an Zigarettenqualm denken und die Assoziation an dunkel elegant verrauchte altenglische Herrenclubs mit den etwas abgewetzten "Chesterfield" Ledersofas ist sofort präsent. Allerdings bezweifle ich, das ein Sofa in 'Mark's Club' jemals abgewetzt ist, im Zweifel nennt man es dort Patina. Von der bitteren Kopfnote sollte man sich nicht irritieren lassen, denn der Duft wird weicher. Das muffig rauchige Leder bleibt aber durchgehend erhalten. Es wird schnell gemildert und gestützt durch eine durchgehend begleitende elegant frisch süß aromatische Kaffeenote, die wie frisch geröstet wirkt. Dazu bringt sich der etwas gewöhnungsbedürftige leicht grün harzige Geruch des Angelikawurzelöls mit ein, ein kleiner Gruß von Frédéric Malle's 'French Lover.' Das bringt uns wieder an die Bar, denn Angelikawurzelöl - oder auch Engelwurzöl - wird in Kräuterlikören wie 'Chartreuse' oder 'Boonekamp' verwendet. Das leicht muffige Safran hat es sich eh schon bequem gemacht, vielleicht ist aber auch eine Spur Patchouli für den Muff verantwortlich. Die Muskatnuss steuert eine trocken pfeffrig nussige Holzigkeit bei. Das Thymian schiebt sich dauerhaft mit seiner krautig grünen & leicht ätherischen Note noch ein wenig mit rein. Die Karottensamen bringen eine weitere frisch grün pflanzliche Ecke mit. In diesen Pfeiler von grün aromatisch dunkel frisch krautig muffig rauchigem Leder ergänzt sich in der Basis der zweite Pfeiler des Duftes, beginnend mit einem dezent sanft weich sauberen Moschus. Im Gepäck folgt die warm schmeichelnd süße Vanille und die frisch süß-sauer fruchtigen Himbeeren, aber an Rote Grütze denkt man da trotzdem nicht.

Am Anfang kam ich da mit mir selbst schon ganz schön ins grübeln. Die zum einen sehr angesagte gourmetduftartige Kombination von geröstetem Kaffee, süß warm weicher Vanille und fruchtig frischer Himbeere mag ich grundsätzlich gar nicht und könnte eigentlich pappsig wirken, und zum anderen kommt mir diese Kombination mit dem Moschus in der Duftentwicklung ein wenig synthetisch vor. Aber dieser Gourmetakkord, der im weiteren Verlauf luftiger wird und bei dem die Vanille gewinnt, lässt den Duft als modern, lässig elegant und zeitgemäß erkennen, um auch jüngere Menschen begeistern zu können. Das steht im wunderbaren Kontrast zur sehr natürlich und nobel elitär anmutenden grün krautig rauchigen dunklen Ledernote. Die Dualität beider konträren Duftpfeiler verschmilzt und ergänzt sich miteinander, das begeistert mich sehr und lässt mich über den leicht synthetischen Charakter des Duftes hinwegsehen...ach was, nicht nur hinwegsehen, es ist großartig. Zumal die traditionelle dunkle Ledernote mehr dominiert und kräftig gegen den Gourmetakkord ansteuert, um ihm die synthetische Anmutung und Oberhand zu nehmen. Die Materialien sind zwar recht kraftvoll, komplex und dicht verwebt, das es einem schwerfällt einzelne Dinge herauszuriechen, aber ein schreiend lauter Duft ist 'Charles Street' dennoch nicht. Dank der zurückhaltenden Orchestrierung dieser doch üppigen Inhaltsstoffe zieht sich 'Charles Street' ziemlich elegant & gentlemenlike auf die Haut zurück. Dort lässt er sich ruhig in voller Reichhaltigkeit den ganzen Tag über genießen. Zumal sich der Duft bis in die hinterste Ecke auch durchgehend eine kleine luftige Frische erhält. Immer wieder kommt im Laufe des Tages leise das kantig rauchige und rund kuschelig weiche vanillige Leder im Wechselspiel durch meinen Hemdkragen hoch, was für eine tolle Kombination. Eine schlechte Haltbarkeit wie das erste 'Mark Birley for Men' hat er ganz klar nicht, dafür ist das Volumen zu groß. Samtsakkos würden ganz hervorragend zu diesem dunkel schmeichelnden Duft passen, auch wenn ich keine besitze. Durch die ausstrahlende Ruhe erreicht der Duft eine lässige Eleganz, weil er nicht wie das nahezu identisch riechende "Tuscan Leather" von Tom Ford auch in dessen persönlicher Manier von weitem schon "hier bin ich" schreit, auch die Preisgestaltung geht in sehr unterschiedliche Richtungen. Wer noch etwas mehr von der grün krautigen Note möchte, dem empfehle ich zum Vergleich das ebenfalls naheliegende nach einem Rennpferd benannte "Godolphin" von "Parfums de Marly." Leider finde ich die Flasche ganz gruselig.

'Charles Street' ist mit seinem wunderbar simpel schlicht massiven Glasflakon und dem großen mattgrauen Deckel meine Entdeckung des letzten Winters 2011. Ich habe mich mal - wohl dauerhaft - für einen leicht süßen "Teilzeitgourmand" entschieden.
14 Antworten
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 16  
Edel und zurückhaltend
Leute, hier kommt was richtig Gutes - ein reinrassiges Lederparfum! Sowas kennen wir von Mark Birley schon. Der Duft gleichen Namens polarisierte ungemein, auch auf Parfumo. Die Kombination von Leder mit dem sehr eigenen Aroma von Karottensamen schuf dort eine metallische Note, die wirklich nicht jedermanns Sache sein kann - wenngleich Mark Birley for Men im Nischenbereich durchaus eine gewisse Verbreitung hat; es ist nicht schwierig zu bekommen.

Nun legt man bei Mark Birley nach: Charles Street ist alles andere als experimentell. Man darf sich auf einen geradlinigen Lederduft freuen, der vor allem das ist - Leder.

Seltsam, wie plötzlich an allen Ecken des Parfummarkts ein neuer Trend auftaucht. Nachdem die Sport-Duft-Welle (hoffentlich) abebbt, kommen nun bei den Herrenparfums verstärkt sehr puristische Parfums heraus, die sich vor allem einer einzelnen, recht edlen Duftnote- oder Richtung widmen. Zumeist sind das Hölzer: Wonderwood, Bulgari Man und Bang wären hier an erster Stelle zu nennen. Das in diesen Parfums vertretene Understatement greift auch Charles Street auf - nur fokussiert man hier nicht auf Holz, sondern auf Leder.

Diesen Trend kann man mögen, aber auch schrecklich langweilig finden. Mir persönlich ist eine singuläre, aber wirklich attraktive Note als Mittel- und Bezugspunkt lieber als so manche gewagte Zusammenstellung von Gegensätzlichem. Weniger ist mehr, dieses Motto mag ich bei Parfums gerne gelten lassen, wenn sie denn gut gemacht sind.

Für Charles Street trifft das zu. Die Ledernote ist wirklich attraktiv. Die restlichen, in ihrer Zusammenstellung schon etwas wild anmutenden sonstigen Noten sind zurückhaltend ausgeführt, spielen einfach eine Etage tiefer und haben so nicht die Möglichkeit zu stören. Man muss sich intensiv mit Charles Street auseinandersetzen, um sie wahrnehmen zu können. Ehrlich gesagt, ohne Kenntnis der Pyramide wird es schwierig.

Doch wenn man genau hinschaut, gibt es sogar wahrnehmbare Entwicklung. So färbt zu Anfang ein wenig Kaffee diesen Duft ein, was sofort einen edlen Eindruck hinterlässt. Die üblichen Zitrusnoten sind im Kopf kaum vorhanden. Im nächsten Duftabschnitt hatte ich den Eindruck, dass der Safran mit seiner merkwürdigen Muffigkeit das Leder in eine noch attraktivere Richtung zieht. Ansonsten tritt zeitweise etwas Himbeere hervor, doch zu kurz und zu wenig, um das Ganze ins Bonbonhafte abgleiten zu lassen. Florales ist da, aber ebenfalls nicht isoliert erkennbar. Ein zarter Thymian überdauert nach meinem Eindruck die Kopfnoten.

Es mag sein, dass Moschus und Vanille in diese Zusammenstellung eine gewisse Breite einbringen. Wie die Himbeere, glaube ich das vor allem in etwas Entfernung von der Haut wahrnehmen zu können. Die Ledernote selber zieht sich nach eindeutigem, fulminanten Auftakt in eine Form zurück, die man aus dem einen oder anderen Leder-Chypre kennt (z.B. Derby von Guerlain). Ansonsten hatte ich zwischendurch immer wieder den Eindruck einer Kakaonote, die kommt und geht…

Charles Street ist damit einfach zu tragen, aber nicht einfach gemacht. Man fühlt sich von einer attraktiven, dunklen Aura umgeben, ohne sich im negativen Sinne parfümiert vorzukommen. Ich empfehle Lederfreunden einen Test und allen, denen dieser neue Stil sympathisch ist.
3 Antworten

Statements

5 kurze Meinungen zum Parfum
YataganYatagan vor 8 Jahren
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Sehr interessante, fast spannungsreiche Kombination aus Frucht und Tuberose mit Kaffee und starker, aber nicht wuchtiger Basis. Sehr komplex.
1 Antwort
PrzeginiaPrzeginia vor 1 Jahr
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Männlich, aufregender Duft. Kaffee, Angelika und eine Prise Muskat, ledrig und feine Vanille, sauberer Moschus mit stilvollem Patschuli.
3 Antworten
DaveGahan101DaveGahan101 vor 7 Jahren
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Guter würziger Lederduft, der flüchtig an Tuscan Leather erinnert, nur anfangs Himbeere, später eine Kaffeenote, unterschwellig min.muffig!
0 Antworten
SergeSerge vor 8 Jahren
8
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Kalter Kaffee in einem Gewürzschrank. Später - ein Ledersofa in einem kalten Raucherzimmer mit einem Blumenstrauß. Gewöhnungsbedürftig.
0 Antworten
WagnerfloWagnerflo vor 5 Jahren
7
Sillage
4
Duft
Der Auftakt erinnert an "One Man Show Oud Edition". Nicht so extrem rauchig, aber immer noch genug um mich gehörig abzuschrecken.
0 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Bilder

11 Parfumfotos der Community
Weitere Bilder

Beliebt von Mark Birley

Mark Birley for Men (Eau de Toilette) von Mark Birley Mark Birley for Men (After Shave Lotion) von Mark Birley