08.01.2016 - 04:07 Uhr
Gold
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Moderne Würze und Frische
Consuelo Castiglioni ist der Kopf hinter "Marni", einem italienischen Mode-Label, das es seit 1994 gibt, das aber erst 2013 seinen ersten Duft herausbrachte. Estee Lauder vertreibt ihn und Daniela Andrier hat ihn komponiert. Für mich zeichnete sich hier ein erfreulicher Trend WEG von den Obstsalt-Parfums ab: "Florabotanica" z.B. war nicht fruchtig-blumig-süß – und "Marni" ist es definitiv auch nicht! "Marni" ist erfreulich anders, beginnt mit starken Zitrusnoten und bringt dann gleich Gewürze mit ins Spiel. Wir reden hier über Nelke, Zimt, Ingwer, Kardamon, rosa Pfeffer. Rose bleibt im Hintergrund, obwohl sie in der Duftpyramide genannt wird. Zeder, Weihrauch und Patchouli bilden den Drydown. Hört sich nach einem schweren Orientalen an? Nein! "Marni" ist ein sehr moderner, leichter, spritziger Duft, der dennoch würzig ist. Er wird im Herzen etwas zimtiger als zu Beginn, der Ingwer zieht sich zurück, die Bergamotte auch, aber letzten Endes bleibt der Duft sehr leicht und wirkt dezent-zurückgenommen. Andrier, die z.B. mit "Untitled" bereits einen ausgesprochen interessanten, moderen, grünen Duft präsentiert hat, hat mit "Marni" gezeigt, daß würzige Düfte nicht immer üppig-ambriert riechen müssen (ohne dieses oft "orientalisch" genannte Genre abwerten zu wollen, ich liebe orientalische Düfte und auch Bazare). Sie hat das Genre mit "Marni" bereichert und modernisiert. "Marni" ist tragbar und auf jeden Fall anders als viele Mainstream-Parfums, die in den Parfümerien auf KäuferInnen warten. Ich könnte mir den Duft auch sehr gut an einem Mann vorstellen, da "Marni" bar jeglicher Süße ist. Allerdings mutet der Flakon eindeutig weiblich an, zumindest in meiner Vorstellungswelt. Er ist originell und hebt sich positiv von der Masse ab – genau wie der Duft selbst. Besonders viel Sillage hat "Marni" nicht, aber dies scheint nicht gewünscht und nicht zum Konzept eines leichten, modernen Parfums passend.
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