03.07.2020 - 19:12 Uhr
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Neue Stories für bekannte Düfte
"Morph" ist ein relativ neues Haus (circa sechs Jahre alt), aber das bedeutet nicht, dass "Morph" neuartige Düfte verkauft. Ein wirklich innovatives Parfum zu kreieren, scheint heutzutage extrem schwierig zu sein, und ich habe den Eindruck, dass "Morph" es nicht einmal versucht hat.
Stattdessen erfanden sie eine clevere Marketingstrategie.
Jeder Duft wird von einer sehr kurzen Geschichte begleitet, von der die Marketing-Leute erzählen, dass sie "very beautiful" sei.
(Jedes Mal eine andere kleine Story für jeden einzelnen Duft).
Nun, ich würde die Geschichten nicht als "schön" bezeichnen, aber zumindest sind sie ziemlich einfallsreich (und oft sehr kitschig), geschrieben, um verschiedene Bilder / Emotionen hervorzurufen, mit denen wir als Verbrauche*innen "konnekten"sollen.
Ich für meinen Teil benötige allerdings keine Kurzgeschichte, um ein Parfum zu genießen.
Im Gegenteil, diese vorgefertigten Bilder nerven mich eher.
Aber Dr. Andrea Angelino, der künstlerische Leiter, möchte uns mit seinen Geschichten in eine bestimmte Richtung führen. Zusammen mit dem Parfümeur Maurizio Cerizza baute er eine erotische Mini-Erzählung um "CRUDA", da der Duft als sexy wahrgenommen werden soll. Und wir alle wissen ja: Sex sells.
Oder alternativ, stereotyp und auf Hessisch: 's kimmt alles nur vom Bocke...
"Einige Frauen haben mein Herz gestohlen, aber sie ist die einzige, die meine Seele geraubt hat".
(Zitat aus der Kurzgeschichte.)
Der Duft ist laut Hersteller "rein, absolut natürlich", so wie die Frau, die mit dem Autor der Geschichte "ohne Make-up, Kleidung, Schmuck" (Zitat) geschlafen hat.
(Übrigens, hast Du beim Sex noch Make-up, Kleidung und Schmuck am Körper? Just asking. )
Was ich hier tatsächlich bekomme, wenn ich "CRUDA" ganz ohne Drumherum beurteile, ist ein einfacher, aber sehr starker Amber, ein aromatisch-süßer Duft mit Zedernholz, Zimt, Tonkabohne und einer moschusartigen Vanillebasis.
Ich habe das schon tausend Mal gerochen, aber ich möchte auch nicht sagen, dass dies einen Grund darstellen sollte, "CRUDA" nicht zu mögen. Nur sehe ich nicht, was an dem Parfum wirklich besonders ist.
Wenn wir uns dem Äußeren zuwenden, bemerken wir allerdings eine schicke lila Verpackung.
Diese wurde von der italienischen Firma Fedrigoni mit Bezug auf die Fedrigoni-Farbskala entworfen (andere Düfte sind Weiß, Rot, Grün usw.). Doch der Flakon sieht wenig beeindruckend aus, trotz der Bemühungen des Unternehmens, ihre einfachen Glasflaschen ungewöhnlich erscheinen zu lassen (die kleine Drehung des Gefäßes ist für meinen Geschmack jetzt nicht besonders attraktiv).
Andere Düfte im Sortiment heißen "Antigua 1937" (kopiert die Struktur von "Aria di Mare" et al).
Oder "Malaga 1964", ein süßer, blumiger Duft, der ein bisschen nach dem in Deutschland unter dem Namen Malaga vermarkteten Eis riecht (süß, Vanille, Rosinen).
Alle Morph-Düfte haben ein sehr hohes Durchhaltevermögen (33% Konzentration) und sie "liefern", will sagen, sie riechen durchaus
angenehm / fein / okay / schön.
Doch alle beziehen sie sich auf bekannte und fest etablierte Nischendüfte, die es vor der Gründung des Labels Morph bereits gab und die es geschafft haben, die Herzen ihrer Kunden zu erobern, ohne auf Mini-Kurzgeschichten zurückzugreifen.
Mein Fazit: Einzigartigkeit auf dem Parfumsektor erreicht man nicht durch Marketing-Tricks.
______
Diesen Kommentar schrieb ich vor sechs Jahren auf der englischen Seite von Parfumo. Ich habe ihn jetzt etwas überarbeitet und in meine Muttersprache Deutsch übertragen, da ich immer noch der Meinung bin, daß wir Menschen bessere Übersetzer sind als die IT-Gehirne von Google-Translater und Co.
Stattdessen erfanden sie eine clevere Marketingstrategie.
Jeder Duft wird von einer sehr kurzen Geschichte begleitet, von der die Marketing-Leute erzählen, dass sie "very beautiful" sei.
(Jedes Mal eine andere kleine Story für jeden einzelnen Duft).
Nun, ich würde die Geschichten nicht als "schön" bezeichnen, aber zumindest sind sie ziemlich einfallsreich (und oft sehr kitschig), geschrieben, um verschiedene Bilder / Emotionen hervorzurufen, mit denen wir als Verbrauche*innen "konnekten"sollen.
Ich für meinen Teil benötige allerdings keine Kurzgeschichte, um ein Parfum zu genießen.
Im Gegenteil, diese vorgefertigten Bilder nerven mich eher.
Aber Dr. Andrea Angelino, der künstlerische Leiter, möchte uns mit seinen Geschichten in eine bestimmte Richtung führen. Zusammen mit dem Parfümeur Maurizio Cerizza baute er eine erotische Mini-Erzählung um "CRUDA", da der Duft als sexy wahrgenommen werden soll. Und wir alle wissen ja: Sex sells.
Oder alternativ, stereotyp und auf Hessisch: 's kimmt alles nur vom Bocke...
"Einige Frauen haben mein Herz gestohlen, aber sie ist die einzige, die meine Seele geraubt hat".
(Zitat aus der Kurzgeschichte.)
Der Duft ist laut Hersteller "rein, absolut natürlich", so wie die Frau, die mit dem Autor der Geschichte "ohne Make-up, Kleidung, Schmuck" (Zitat) geschlafen hat.
(Übrigens, hast Du beim Sex noch Make-up, Kleidung und Schmuck am Körper? Just asking. )
Was ich hier tatsächlich bekomme, wenn ich "CRUDA" ganz ohne Drumherum beurteile, ist ein einfacher, aber sehr starker Amber, ein aromatisch-süßer Duft mit Zedernholz, Zimt, Tonkabohne und einer moschusartigen Vanillebasis.
Ich habe das schon tausend Mal gerochen, aber ich möchte auch nicht sagen, dass dies einen Grund darstellen sollte, "CRUDA" nicht zu mögen. Nur sehe ich nicht, was an dem Parfum wirklich besonders ist.
Wenn wir uns dem Äußeren zuwenden, bemerken wir allerdings eine schicke lila Verpackung.
Diese wurde von der italienischen Firma Fedrigoni mit Bezug auf die Fedrigoni-Farbskala entworfen (andere Düfte sind Weiß, Rot, Grün usw.). Doch der Flakon sieht wenig beeindruckend aus, trotz der Bemühungen des Unternehmens, ihre einfachen Glasflaschen ungewöhnlich erscheinen zu lassen (die kleine Drehung des Gefäßes ist für meinen Geschmack jetzt nicht besonders attraktiv).
Andere Düfte im Sortiment heißen "Antigua 1937" (kopiert die Struktur von "Aria di Mare" et al).
Oder "Malaga 1964", ein süßer, blumiger Duft, der ein bisschen nach dem in Deutschland unter dem Namen Malaga vermarkteten Eis riecht (süß, Vanille, Rosinen).
Alle Morph-Düfte haben ein sehr hohes Durchhaltevermögen (33% Konzentration) und sie "liefern", will sagen, sie riechen durchaus
angenehm / fein / okay / schön.
Doch alle beziehen sie sich auf bekannte und fest etablierte Nischendüfte, die es vor der Gründung des Labels Morph bereits gab und die es geschafft haben, die Herzen ihrer Kunden zu erobern, ohne auf Mini-Kurzgeschichten zurückzugreifen.
Mein Fazit: Einzigartigkeit auf dem Parfumsektor erreicht man nicht durch Marketing-Tricks.
______
Diesen Kommentar schrieb ich vor sechs Jahren auf der englischen Seite von Parfumo. Ich habe ihn jetzt etwas überarbeitet und in meine Muttersprache Deutsch übertragen, da ich immer noch der Meinung bin, daß wir Menschen bessere Übersetzer sind als die IT-Gehirne von Google-Translater und Co.
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