22.04.2020 - 12:37 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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33
Rätselhafter Kaiser
Die Kommentare und Statements sind sich hier einig, dass das ein guter Duft ist. Viele finden ihn schwierig und anstrengend. Fast alle attestieren ihm eine sehr gute Haltbarkeit und Projektion. Eine gewisse Sonderstellung nimmt der geschätzte Terra ein, der keine Punktwertungen abgibt (sodass wir auch nicht wissen, was er von der Kraft und Ausstrahlung des Duftes hält) und der das, was so ziemlich alle anderen auch finden, aufteilt: in der ersten Phase sei der Duft das extrem schwer verdauliche, experimentelle Machwerk eines Irren, in der zweiten Phase sehr schön.
Ich liege in meiner Wahrnehmung etwas quer zur Mehrheit, weshalb ich betonen möchte, dass mein Riechsystem normal arbeitet (es ist ja bei mir leider generell nicht so fein ausgeprägt, aber momentan so wie immer, insbesondere keine coronabedingte temporäre Anosmie) und dass die Quelle über jeden Zweifel erhaben ist (Originalpröbchen von der Firma). Ich habe heute beim Auftragen zuerst normal dosiert und dann im Laufe einer Stunde noch zweimal nachgesprüht, weil ich fast nichts gerochen habe. Trotzdem wurde der Duft bereits nach etwa 2 Stunden absolut skinny, in dieser Form, ganz zart, hält er nun allerdings schon etwa 6 Stunden noch deutlich wahrnehmbar. Ich bin daher froh, Danehs drei Jahre alte Statement mit der Wertung "Sillage 3, Haltbarkeit 5" gefunden zu haben, was etwa auch meinen Werten entspricht.
Ashoka ist für mich der erste Vermeire mit einer acht vorne. Ich finde ihn schön. Fast sehr schön. Es hätten 8,5 werden können, wenn er etwas weniger schlapp dahergekommen wäre. Ich finde ihn aber nicht schwierig oder anstrengend. Und zwar obwohl ich kein Freund von experimentell-abstrakter Duftkunst bin (das hab ich sogar in diese "Mag ich nicht"-Angabe im Profil geschrieben), sondern es gerne tragbar habe. Ich finde den einfach nur gefällig, angenehm, freundlich, fast möchte ich sagen "nett". Den durchgeknallten Hexensud, den man nicht nur nach einigen Vorrednern, sondern auch nach der schon sehr speziellen Duftpyramide erwarten könnte, nehme ich nicht wahr. Eher ein kostbares, wohlriechendes Balsam, wie es in der Antike zum Salben der Edlen benutzt wurde.
Für mich eröffnet Ashoka mit einem eher hellen und sehr freundlichen Grün. Einem grünen Grün. Ich hätte fast geschworen, dass das Galbanum ist, aber es soll keins drin sein. Ich denke auch an Kräuterwiesen, alpine Frische, vielleicht auch an Kräuterbonbons. Tannenbalsam und Styrax soll ja erst in der Basisnote sein, aber vielleicht hält der Duft sich nicht an die Regieanweisungen. Etwas später treten dann Duftuniversen hinzu, die ich als als "zarte Schärfe" oder "milchige Würze" bezeichnen würde: Vor dem nach wie vor sehr grün strahlenden Hintergrund ist da so etwas wie ein moderat scharf gewürztes Curry, in dem aber auch viel Kokosmilch ist. In der späteren Phase wird das Grün blasser, es bleibt aber eine Frische (die verstärkt sich eher noch) und würzig-erdige Noten treten dazu; ich hätte hier fast Patschuli vermutet, aber auch das soll nicht drin sein. Dominant holzig empfinde ich Ashoka nicht. Man könnte hier von einer sehr balsamisch-frischen mittelbraunen Würzigkeit sprechen; sehr angenehm, sehr fein, ein bisschen provozierend und besonders.
Ashoka finde ich einen schönen und auch ganz passenden Namen, für den ich ebenfalls acht Punkte gebe. Ich muss ein bisschen vorsichtig sein, wenn ich mich hier zu Herrschern äußere, nach denen Düfte benannt sind. Das vorletzte Mal, als ich das gemacht habe, bei Fatih Sultan Mehmed, habe ich gerade ziemlich einen eingeschenkt bekommen bei den Kommentar-Feedbacks. Obwohl ich eigentlich fand, dass ich mich zu diesem Sultan ziemlich ausgewogen geäußert und ihn teilweise sogar gelobt hatte. Zwei Kollegen - Fans dieses Sultans offenbar - fanden das nicht. Ich hab gerade nochmal nachgeschaut, die zweite, im Ton auch noch etwas krassere, Äußerung steht inzwischen nicht mehr da, obwohl ich nicht den "Melden"-Button betätigt habe. Vielleicht hat der Autor sie selbst zurückgezogen, dann fände ich das sehr korrekt und einsichtig. Also wie gesagt, man muss etwas vorsichtig sein, aber allzu viel kann man bei Ashoka sowieso nicht falsch machen, denn er war eigentlich ein Guter. Ok, am Anfang jetzt nicht so ganz, denn als er die Herrschaft des damals mächtigsten Teilstaates in Indien übernahm, führte er erstmal Krieg, um dieses Reich noch weiter zu vergrößern und war dabei auch nicht besonders zimperlich. Dafür aber erfolgreich, denn das Königreich umfasste am Schluss praktisch das Gebiet des ganzen heutigen Indien (außer der Südspitze, dafür aber mit Teilen des heutigen Nepal und Pakistan).
Die Zeit, in der das spielte, war etwa 250 v. Chr., und das ist besonders spannend, denn das war kurz nach der Zeit Alexanders des Großen, der ja bis Indien kam. Seine Nachfolger herrschten noch über griechische Reiche direkt an der indischen Grenze, sodass es hier zu einem asiatisch-europäischen Kulturaustausch kam. Einige der Steininschriften Ashokas als Kaiser sind sogar in griechischer Sprache gehalten! Als der Herrscher mit dem Erobern ziemlich weit gekommen war, sagte er sich, überziehen braucht man es jetzt aber auch nicht, ich will nicht enden wie der Fischer im Märchen vom Fischer un siner Fru, und hörte auf mit dem Kriegführen. Er trat zum Buddhismus über (der damals noch ziemlich neu und in Indien noch sehr lebendig war; der Religionsgründer war erst ca. 250 Jahre vorher ins Nirwana eingegangen; die Datierungen sind aber umstritten) und widmete sich den Rest seiner Herrscherzeit energisch der Durchführung guter Werke wie der Unterstützung der Mönche, der Verbesserung der Verwaltung und Rechtsprechung, dem Bau von Krankenhäusern und Tierkliniken und der Förderung der vegetarischen Ernährungsweise.
Tja, so jedenfalls ganz grob und nach den meisten Quellen. Also ein bisschen so wie Terras Duftwahrnehmung: In der ersten Hälfte krasse Gemetzel, in der zweiten dann sanfte Harmonie. Sicher ist aber historisch gesehen fast nichts, weil es damals in Indien wenig schriftliche Quellen gab, auf die man sich heute verlässlich stützen könnte. Manche sagen auch, Ashoka wäre vor seinem Übertritt zum Buddhismus gar nicht so gewalttätig gewesen, das hätte man später dazugedichtet, damit der Kontrast deutlicher würde. Andere sagen, dass er auch in seiner Spätzeit bei Bedarf noch ziemlich grausam sein konnte. Und generell kann man natürlich zynisch sein und sagen: "Naja, ist ja auch schlau, erringen tut man die Herrschaft am besten mit Gewalt, auf Dauer stellt man sie dann mit Milde. Er hat's halt immer so gemacht, wie's für ihn am besten war." Jedenfalls war Ashoka als Herrschergestalt - gar nicht so anders als Mehmed - einer der ganz großen Nummern, und es ist bestimmt nicht gerecht, wenn hier in Europa kaum einer seinen Namen kennt.
Ein Testen dieses Duftes möchte ich durchaus empfehlen. Für mich persönlich lässt er letzten Endes dann doch zu viele Fragen offen; eher werde ich mich nochmal vertieft mit dem Ashoka der indischen Antike beschäftigen, als mir einen (ja auch nicht ganz billigen) Flakon des flüssigen Ashokas zuzulegen.
Ich liege in meiner Wahrnehmung etwas quer zur Mehrheit, weshalb ich betonen möchte, dass mein Riechsystem normal arbeitet (es ist ja bei mir leider generell nicht so fein ausgeprägt, aber momentan so wie immer, insbesondere keine coronabedingte temporäre Anosmie) und dass die Quelle über jeden Zweifel erhaben ist (Originalpröbchen von der Firma). Ich habe heute beim Auftragen zuerst normal dosiert und dann im Laufe einer Stunde noch zweimal nachgesprüht, weil ich fast nichts gerochen habe. Trotzdem wurde der Duft bereits nach etwa 2 Stunden absolut skinny, in dieser Form, ganz zart, hält er nun allerdings schon etwa 6 Stunden noch deutlich wahrnehmbar. Ich bin daher froh, Danehs drei Jahre alte Statement mit der Wertung "Sillage 3, Haltbarkeit 5" gefunden zu haben, was etwa auch meinen Werten entspricht.
Ashoka ist für mich der erste Vermeire mit einer acht vorne. Ich finde ihn schön. Fast sehr schön. Es hätten 8,5 werden können, wenn er etwas weniger schlapp dahergekommen wäre. Ich finde ihn aber nicht schwierig oder anstrengend. Und zwar obwohl ich kein Freund von experimentell-abstrakter Duftkunst bin (das hab ich sogar in diese "Mag ich nicht"-Angabe im Profil geschrieben), sondern es gerne tragbar habe. Ich finde den einfach nur gefällig, angenehm, freundlich, fast möchte ich sagen "nett". Den durchgeknallten Hexensud, den man nicht nur nach einigen Vorrednern, sondern auch nach der schon sehr speziellen Duftpyramide erwarten könnte, nehme ich nicht wahr. Eher ein kostbares, wohlriechendes Balsam, wie es in der Antike zum Salben der Edlen benutzt wurde.
Für mich eröffnet Ashoka mit einem eher hellen und sehr freundlichen Grün. Einem grünen Grün. Ich hätte fast geschworen, dass das Galbanum ist, aber es soll keins drin sein. Ich denke auch an Kräuterwiesen, alpine Frische, vielleicht auch an Kräuterbonbons. Tannenbalsam und Styrax soll ja erst in der Basisnote sein, aber vielleicht hält der Duft sich nicht an die Regieanweisungen. Etwas später treten dann Duftuniversen hinzu, die ich als als "zarte Schärfe" oder "milchige Würze" bezeichnen würde: Vor dem nach wie vor sehr grün strahlenden Hintergrund ist da so etwas wie ein moderat scharf gewürztes Curry, in dem aber auch viel Kokosmilch ist. In der späteren Phase wird das Grün blasser, es bleibt aber eine Frische (die verstärkt sich eher noch) und würzig-erdige Noten treten dazu; ich hätte hier fast Patschuli vermutet, aber auch das soll nicht drin sein. Dominant holzig empfinde ich Ashoka nicht. Man könnte hier von einer sehr balsamisch-frischen mittelbraunen Würzigkeit sprechen; sehr angenehm, sehr fein, ein bisschen provozierend und besonders.
Ashoka finde ich einen schönen und auch ganz passenden Namen, für den ich ebenfalls acht Punkte gebe. Ich muss ein bisschen vorsichtig sein, wenn ich mich hier zu Herrschern äußere, nach denen Düfte benannt sind. Das vorletzte Mal, als ich das gemacht habe, bei Fatih Sultan Mehmed, habe ich gerade ziemlich einen eingeschenkt bekommen bei den Kommentar-Feedbacks. Obwohl ich eigentlich fand, dass ich mich zu diesem Sultan ziemlich ausgewogen geäußert und ihn teilweise sogar gelobt hatte. Zwei Kollegen - Fans dieses Sultans offenbar - fanden das nicht. Ich hab gerade nochmal nachgeschaut, die zweite, im Ton auch noch etwas krassere, Äußerung steht inzwischen nicht mehr da, obwohl ich nicht den "Melden"-Button betätigt habe. Vielleicht hat der Autor sie selbst zurückgezogen, dann fände ich das sehr korrekt und einsichtig. Also wie gesagt, man muss etwas vorsichtig sein, aber allzu viel kann man bei Ashoka sowieso nicht falsch machen, denn er war eigentlich ein Guter. Ok, am Anfang jetzt nicht so ganz, denn als er die Herrschaft des damals mächtigsten Teilstaates in Indien übernahm, führte er erstmal Krieg, um dieses Reich noch weiter zu vergrößern und war dabei auch nicht besonders zimperlich. Dafür aber erfolgreich, denn das Königreich umfasste am Schluss praktisch das Gebiet des ganzen heutigen Indien (außer der Südspitze, dafür aber mit Teilen des heutigen Nepal und Pakistan).
Die Zeit, in der das spielte, war etwa 250 v. Chr., und das ist besonders spannend, denn das war kurz nach der Zeit Alexanders des Großen, der ja bis Indien kam. Seine Nachfolger herrschten noch über griechische Reiche direkt an der indischen Grenze, sodass es hier zu einem asiatisch-europäischen Kulturaustausch kam. Einige der Steininschriften Ashokas als Kaiser sind sogar in griechischer Sprache gehalten! Als der Herrscher mit dem Erobern ziemlich weit gekommen war, sagte er sich, überziehen braucht man es jetzt aber auch nicht, ich will nicht enden wie der Fischer im Märchen vom Fischer un siner Fru, und hörte auf mit dem Kriegführen. Er trat zum Buddhismus über (der damals noch ziemlich neu und in Indien noch sehr lebendig war; der Religionsgründer war erst ca. 250 Jahre vorher ins Nirwana eingegangen; die Datierungen sind aber umstritten) und widmete sich den Rest seiner Herrscherzeit energisch der Durchführung guter Werke wie der Unterstützung der Mönche, der Verbesserung der Verwaltung und Rechtsprechung, dem Bau von Krankenhäusern und Tierkliniken und der Förderung der vegetarischen Ernährungsweise.
Tja, so jedenfalls ganz grob und nach den meisten Quellen. Also ein bisschen so wie Terras Duftwahrnehmung: In der ersten Hälfte krasse Gemetzel, in der zweiten dann sanfte Harmonie. Sicher ist aber historisch gesehen fast nichts, weil es damals in Indien wenig schriftliche Quellen gab, auf die man sich heute verlässlich stützen könnte. Manche sagen auch, Ashoka wäre vor seinem Übertritt zum Buddhismus gar nicht so gewalttätig gewesen, das hätte man später dazugedichtet, damit der Kontrast deutlicher würde. Andere sagen, dass er auch in seiner Spätzeit bei Bedarf noch ziemlich grausam sein konnte. Und generell kann man natürlich zynisch sein und sagen: "Naja, ist ja auch schlau, erringen tut man die Herrschaft am besten mit Gewalt, auf Dauer stellt man sie dann mit Milde. Er hat's halt immer so gemacht, wie's für ihn am besten war." Jedenfalls war Ashoka als Herrschergestalt - gar nicht so anders als Mehmed - einer der ganz großen Nummern, und es ist bestimmt nicht gerecht, wenn hier in Europa kaum einer seinen Namen kennt.
Ein Testen dieses Duftes möchte ich durchaus empfehlen. Für mich persönlich lässt er letzten Endes dann doch zu viele Fragen offen; eher werde ich mich nochmal vertieft mit dem Ashoka der indischen Antike beschäftigen, als mir einen (ja auch nicht ganz billigen) Flakon des flüssigen Ashokas zuzulegen.
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