18.06.2020 - 14:30 Uhr
Chizza
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Chizza
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30
Das Paralleluniversum indem man Kaffee sprüht und Parfum trinkt
Wie jeden Tag eilte ich zur Arbeit, wollte mir flugs einen Kaffee aufsprühen bei Dougbucks aber die Schlange war zu lang, alle wollten den süßen Rochas. Ich war spät dran zum Meeting; ärgerlich, aber ich musste weiter. Da sah ich einen neuen Blumenladen, welcher ausschließlich Orchideen führte aber auch Kaffee zum Aufsprühen anbot laut Werbeaufsteller. Ich ging hinein und eine dunkelhaarige Dame bot mir den sogenannten Cafe V an. Aus Mangel an Zeit überlegte ich nicht lange, kaufte und ging schnell in den Büroturm hinein. Während ich in die 10. Etage fuhr, beschnupperte ich mich und merkte, ich würde heute unter all den süßen Kaffees auffallen. Lediglich Mark duftet meist anders als das Gros der Kollegen und zwar nach Mokka mit Kardamom aus dem indischen Chennai.
Angekommen im Büro, wurde mir schnell kundgetan, dass das Meeting ausfiel, der Chef hatte ein noch wichtigeres Meeting. Also gingen Mark und ich in die Parfumküche und genehmigten uns zum Wachwerden einen Colonia Club. Ich rührte gerade in dem grünen Flakon mit der Spritze um und blickte gedankenverloren aus dem Fenster als Mark in den Dialog ging:
„Rollo, du duftest heute aber vielleicht mal anders als sonst!“
„Ja, bei Dougbucks war die Schlange zu lang und unterwegs war ich bei einem neuen Laden. Wie findest du es? Der Duft heißt Café V.“
„Sehr besonders, ich kann mir da kein Urteil direkt fällen. Du riechst nach Kardamom aber ungesüsst und eher schwer. Er legt sich wie ein Schleier über den herben Kaffee. Ich finde, der ist nicht bitter aber auch nicht mild. Zu stark für viele Menschen aber nicht wirklich übertrieben stark. Verstehst du, was ich meine?“
„Ich denke schon, bisher gefällt er mir auch, aber du hast recht, keine Liebe auf den ersten Blick. Werde ihn mal weiter testen. Hab mir ein Kännchen mit 10ml abfüllen lassen.“
So verging erstmal die Zeit, ich arbeitete meinen Bürokram ab, führte Telefonate, balancierte meinen Stift auf der Nase und checkte Mails sowie unseren Messengerdienst, den ich fleißig mit lustigen GIFs befüllte. Dabei fiel mir auf, dass sich mein Kaffee wandelte. Nun duftete er mehr nach Chai Latte, was eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Mehr noch: eine Art Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit auslöste.
Plötzlich ging meine Tür auf und ich schüttelte die Gedanken ab.
„Alles in Ordnung, Rollo?“
„Ja, sicher...Chef. Alles bestens.“
„Sie riechen mir heute gar nicht so beliebig süß wie sonst. Heute mal bei einem anderen Café vorbeigeschaut?“
„Stimmt, das habe ich, Chef.“
„Sie wirken auf mich deutlich gestandener. Weitermachen.“
Dann verließ er mein Büro.
Nun duftete Cafe V erneut anders, er wurde vanillig und es war als wäre der Kaffee nun mehr Capucchino als Espresso. Mit feinem Kakaopulver verziert. Das wurde ja immer gefälliger, intensiver und zugleich detailverliebter. Ich musste mir erstmal einen Schluck Parfum genehmigen um klar zu kommen. Kaum in der Küche, sah ich die Meute bereits lamentieren. Der Automat war kaputt. Es gab lediglich Filterparfum. Ich entschied mich, in die Pause zu gehen um erneut in diesem Orchideengeschäft einzukehren und den Austausch zu suchen, denn mittlerweile war Ich sehr fasziniert.
Der Laden war geschlossen, ich ging also wieder zum Büro und so langsam nahm der Duft wieder an Fahrt auf, wie ich nicht umhin kam, zu bemerken. Die Vanille löste sich im Kaffee auf, als wäre nochmal Espresso nachgeschenkt worden. Sachte wurde es ledrig. Ja, doch, es duftete wie heißer Kaffee im ledernen Gefäß. Dieses Gefäß war keineswegs schmutzig oder von grober Beschaffenheit. Das Leder duftete nach normal verarbeiteter Lederware, welche nicht vor kurzem erschaffen worden ist, auch nicht alt ist sondern wie Leder, welches seinen anfänglich intensiven Duft im Laufe der Lagerungszeit verliert und nur leicht benutzt worden ist. Es roch einfach nach Einem Ledermöbel. Das war sehr gut mit dem Rest verwoben. Zufrieden ob meiner Wahl ging ich in den Feierabend.
Epilog: einige Monate später war meine Abfüllung leer und ich suchte den Laden abermals auf. Draußen hing nur ein Schild, durch die schmutzigen Scheiben blickte man auf gähnende Leere im Verkaufsraum; auf dem Schild stand: hier eröffnet demnächst ihr neuer Dougbucks!
Angekommen im Büro, wurde mir schnell kundgetan, dass das Meeting ausfiel, der Chef hatte ein noch wichtigeres Meeting. Also gingen Mark und ich in die Parfumküche und genehmigten uns zum Wachwerden einen Colonia Club. Ich rührte gerade in dem grünen Flakon mit der Spritze um und blickte gedankenverloren aus dem Fenster als Mark in den Dialog ging:
„Rollo, du duftest heute aber vielleicht mal anders als sonst!“
„Ja, bei Dougbucks war die Schlange zu lang und unterwegs war ich bei einem neuen Laden. Wie findest du es? Der Duft heißt Café V.“
„Sehr besonders, ich kann mir da kein Urteil direkt fällen. Du riechst nach Kardamom aber ungesüsst und eher schwer. Er legt sich wie ein Schleier über den herben Kaffee. Ich finde, der ist nicht bitter aber auch nicht mild. Zu stark für viele Menschen aber nicht wirklich übertrieben stark. Verstehst du, was ich meine?“
„Ich denke schon, bisher gefällt er mir auch, aber du hast recht, keine Liebe auf den ersten Blick. Werde ihn mal weiter testen. Hab mir ein Kännchen mit 10ml abfüllen lassen.“
So verging erstmal die Zeit, ich arbeitete meinen Bürokram ab, führte Telefonate, balancierte meinen Stift auf der Nase und checkte Mails sowie unseren Messengerdienst, den ich fleißig mit lustigen GIFs befüllte. Dabei fiel mir auf, dass sich mein Kaffee wandelte. Nun duftete er mehr nach Chai Latte, was eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Mehr noch: eine Art Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit auslöste.
Plötzlich ging meine Tür auf und ich schüttelte die Gedanken ab.
„Alles in Ordnung, Rollo?“
„Ja, sicher...Chef. Alles bestens.“
„Sie riechen mir heute gar nicht so beliebig süß wie sonst. Heute mal bei einem anderen Café vorbeigeschaut?“
„Stimmt, das habe ich, Chef.“
„Sie wirken auf mich deutlich gestandener. Weitermachen.“
Dann verließ er mein Büro.
Nun duftete Cafe V erneut anders, er wurde vanillig und es war als wäre der Kaffee nun mehr Capucchino als Espresso. Mit feinem Kakaopulver verziert. Das wurde ja immer gefälliger, intensiver und zugleich detailverliebter. Ich musste mir erstmal einen Schluck Parfum genehmigen um klar zu kommen. Kaum in der Küche, sah ich die Meute bereits lamentieren. Der Automat war kaputt. Es gab lediglich Filterparfum. Ich entschied mich, in die Pause zu gehen um erneut in diesem Orchideengeschäft einzukehren und den Austausch zu suchen, denn mittlerweile war Ich sehr fasziniert.
Der Laden war geschlossen, ich ging also wieder zum Büro und so langsam nahm der Duft wieder an Fahrt auf, wie ich nicht umhin kam, zu bemerken. Die Vanille löste sich im Kaffee auf, als wäre nochmal Espresso nachgeschenkt worden. Sachte wurde es ledrig. Ja, doch, es duftete wie heißer Kaffee im ledernen Gefäß. Dieses Gefäß war keineswegs schmutzig oder von grober Beschaffenheit. Das Leder duftete nach normal verarbeiteter Lederware, welche nicht vor kurzem erschaffen worden ist, auch nicht alt ist sondern wie Leder, welches seinen anfänglich intensiven Duft im Laufe der Lagerungszeit verliert und nur leicht benutzt worden ist. Es roch einfach nach Einem Ledermöbel. Das war sehr gut mit dem Rest verwoben. Zufrieden ob meiner Wahl ging ich in den Feierabend.
Epilog: einige Monate später war meine Abfüllung leer und ich suchte den Laden abermals auf. Draußen hing nur ein Schild, durch die schmutzigen Scheiben blickte man auf gähnende Leere im Verkaufsraum; auf dem Schild stand: hier eröffnet demnächst ihr neuer Dougbucks!
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