13.01.2017 - 07:03 Uhr
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Kunst.
Schon nach dem ersten Sprüher weiß ich: Da liegt Vergangenheit drin, da liegt Witz drin, der ist etwas Besonderes. Aber, was ist es denn, woran er mich erinnert? Es ist ganz viel, so viel, dass ich es zunächst nicht auseinanderbringen kann, ich werde einfach überflutet von Fülle. Aber auf andere Art als bei meinen Blüten-Füllhorn-Schilderungen, die vielleicht einige treue LeserInnen von mir kennen.
Hier gibt es ein künstlich anmutendes Puder-Füllhorn. Und komischerweise gefällt dieses Künstliche mir, hier hat es in meiner Nase doch wahrhaftig irgendwas mit Kunst zu tun und zwar Kunst, die einen kleinen Witz einbaut. So zaubert Careful Hot ein Grinsen auf mein Gesicht: Es ist wie über sich selbst lachen können. Angesichts der Erinnerungen, Ende der Achtziger in der Disco, man selbst in schrillen Farben, die einem nicht standen, mit Schulterpolstern, die einen aussehen ließen, als spiele man professionell Baseball.
Aber das ist nur der kleine Witz am Rande, diese Erinnerungen. Nun beginne ich es auseinander zu bekommen: Da ist auch ein Hauch Lippenstiftduft mit drin, der mich ebenfalls an die Vergangenheit denken lässt. Sind das noch die 70er? Jedenfalls gab es diesen leichten Mandelhauch in manchen Lippenstiften und auch in Schminke schon lange und es gibt ihn immernoch wie eine Brücke über die letzten Jahrzehnte, wie ein heimlicher Klassiker, der nie als solcher benannt wurde.
Über diese Assoziationen hinweg kommt ein sanfter und gleichzeitig intensiver Mandelgeruch, der das Ganze mit einer Atmosphäre überzieht als sei man im Land wo Milch und Honig fließen, als sähe man sich gemütlich auf dem Sofa eingekuschelt mit einer heißen Amarettomilch einen satirischen Film über die eigene Vergangenheit im Fernsehen an, schmunzelnd. Wie konnte man damals bloß so ein intensives Deo tragen, noch aus Sprühflaschen mit FCKW, das zudem so intensiv roch, dass ein Parfum überflüssig war oder einfach nur untergehen würde. Ja, nach ein paar Stunden riecht Careful Hot nach einem Deo, ich erinnere nicht, welches, das Ende der 80er sehr beliebt war. Ich glaube, ich hatte es auch, sonst würde ich mich nicht plötzlich daran erinnern. Es hat einen minimal scharfen, blumigen Unterton, aber auch hier in feine Amarettomilch getaucht.
Careful Hot hält bestimmt acht Stunden.
Soll ich noch etwas über die Pyramide schreiben? Das ist schnell getan:
Weiche, wundervolle Mandel, Stephanotis zuzuschreiben, nur minimal Zitrisches in der Kopfnote, dafür süßlich, intensiv und dauerhaft Stephanotis und Heliotrop, die Kopf-, Herz- und auch Basisnote prägen. Heliotrop empfinde ich immer tendenziell als künstlich, so auch hier, aber hier wird es nicht zuviel, sondern bindet sich fein ein. Die künstlich verfremdete Lilie rieche ich nur sporadisch heraus, teils schon in der Kopfnote, und auch das Blumige der Herznote, das die Deo-Erinnerung hervorruft, wirkt etwas künstlich. Dennoch auch hier empfinde ich es nicht als störend. In der Basis kommt Patchouli dazu, das ich so nicht herausgerochen hätte, was aber sicher dazu beiträgt, dass ich die immernoch vornehmlich mandelpudrige Basis zum Versinken herrlich finde.
Careful Hot kombiniert die etwas schrägen 80er mit einem Puder-Klassiker-Gefühl, Disco mit Konzertsaal, nimmt diese Facetten gelebten Lebens, verbindet sie mit heute, setzt sie neu zusammen, macht einen nur leicht süßlichen Puder-Gourmand daraus, so dass uns unser Leben trotz aller Widersprüchlichkeiten aus einem Guss erscheint, wir uns Torheiten verzeihen können, die Vergangenheit mit ins Heute nehmen können, über uns selbst lachen und unser Leben leicht nehmen. Careful Hot ist somit durchaus modern.
Ich war nie in dieser Münchener Disco. Aber ich denke: Konzept gelungen und 1a ausgeführt.
Danke, TIA1971, für den schönen Tausch!
Hier gibt es ein künstlich anmutendes Puder-Füllhorn. Und komischerweise gefällt dieses Künstliche mir, hier hat es in meiner Nase doch wahrhaftig irgendwas mit Kunst zu tun und zwar Kunst, die einen kleinen Witz einbaut. So zaubert Careful Hot ein Grinsen auf mein Gesicht: Es ist wie über sich selbst lachen können. Angesichts der Erinnerungen, Ende der Achtziger in der Disco, man selbst in schrillen Farben, die einem nicht standen, mit Schulterpolstern, die einen aussehen ließen, als spiele man professionell Baseball.
Aber das ist nur der kleine Witz am Rande, diese Erinnerungen. Nun beginne ich es auseinander zu bekommen: Da ist auch ein Hauch Lippenstiftduft mit drin, der mich ebenfalls an die Vergangenheit denken lässt. Sind das noch die 70er? Jedenfalls gab es diesen leichten Mandelhauch in manchen Lippenstiften und auch in Schminke schon lange und es gibt ihn immernoch wie eine Brücke über die letzten Jahrzehnte, wie ein heimlicher Klassiker, der nie als solcher benannt wurde.
Über diese Assoziationen hinweg kommt ein sanfter und gleichzeitig intensiver Mandelgeruch, der das Ganze mit einer Atmosphäre überzieht als sei man im Land wo Milch und Honig fließen, als sähe man sich gemütlich auf dem Sofa eingekuschelt mit einer heißen Amarettomilch einen satirischen Film über die eigene Vergangenheit im Fernsehen an, schmunzelnd. Wie konnte man damals bloß so ein intensives Deo tragen, noch aus Sprühflaschen mit FCKW, das zudem so intensiv roch, dass ein Parfum überflüssig war oder einfach nur untergehen würde. Ja, nach ein paar Stunden riecht Careful Hot nach einem Deo, ich erinnere nicht, welches, das Ende der 80er sehr beliebt war. Ich glaube, ich hatte es auch, sonst würde ich mich nicht plötzlich daran erinnern. Es hat einen minimal scharfen, blumigen Unterton, aber auch hier in feine Amarettomilch getaucht.
Careful Hot hält bestimmt acht Stunden.
Soll ich noch etwas über die Pyramide schreiben? Das ist schnell getan:
Weiche, wundervolle Mandel, Stephanotis zuzuschreiben, nur minimal Zitrisches in der Kopfnote, dafür süßlich, intensiv und dauerhaft Stephanotis und Heliotrop, die Kopf-, Herz- und auch Basisnote prägen. Heliotrop empfinde ich immer tendenziell als künstlich, so auch hier, aber hier wird es nicht zuviel, sondern bindet sich fein ein. Die künstlich verfremdete Lilie rieche ich nur sporadisch heraus, teils schon in der Kopfnote, und auch das Blumige der Herznote, das die Deo-Erinnerung hervorruft, wirkt etwas künstlich. Dennoch auch hier empfinde ich es nicht als störend. In der Basis kommt Patchouli dazu, das ich so nicht herausgerochen hätte, was aber sicher dazu beiträgt, dass ich die immernoch vornehmlich mandelpudrige Basis zum Versinken herrlich finde.
Careful Hot kombiniert die etwas schrägen 80er mit einem Puder-Klassiker-Gefühl, Disco mit Konzertsaal, nimmt diese Facetten gelebten Lebens, verbindet sie mit heute, setzt sie neu zusammen, macht einen nur leicht süßlichen Puder-Gourmand daraus, so dass uns unser Leben trotz aller Widersprüchlichkeiten aus einem Guss erscheint, wir uns Torheiten verzeihen können, die Vergangenheit mit ins Heute nehmen können, über uns selbst lachen und unser Leben leicht nehmen. Careful Hot ist somit durchaus modern.
Ich war nie in dieser Münchener Disco. Aber ich denke: Konzept gelungen und 1a ausgeführt.
Danke, TIA1971, für den schönen Tausch!
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