30.04.2015 - 13:31 Uhr
Meggi
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26
Erinnerung an Nicht-Erlebtes
Sable Marocain ist ein eigenartiger Duft, ein Wanderer zwischen zwei Welten. Zunächst erinnert er mich bereits vom Namen her an mein Nicht-Erleben der marokkanischen Wüste. Schon bei der Besprechung von Herrn Tauers namentlich verwandtem Werk musste ich diagnostizieren, dass das formale Durchqueren jener Wüste in einem Bus voller Marine-Soldaten auf Landgang natürlich rein gar nichts von dem vermitteln kann, was sich als besinnliche Wüsten-Stimmung bezeichnen ließe. Dessen ungeachtet vermochte der Tauer-Duft bei mir einnehmende Bilder zu beschwören, einmal abgesehen von der Frage, wieviel davon durch Namensgebung und Geschichte bewirkt gewesen sein mochte.
Sable Marocain nun hat zwar gewisse vordergründige Ähnlichkeiten mit L'Air du Désert Marocain, die meines Erachtens nicht allein auf dem Namen fußen, bloß scheint es diesmal gleichsam, als würde ich aus weiterer Ferne, als gänzlich Fremder zurückblicken, womöglich ein Fotoalbum durchblättern, gefüllt mit Erinnerungen, die nicht die eigenen sind.
Dieser Eindruck ist indes einer, der nur vor dem Hintergrund des anderen Duft-Tests Bestand hat. Die spezielle Harz-Würzung führt da in die Irre, denn Sable Marocain ist in seiner Art individuell und es wird Zeit, ihn für sich selbst zu würdigen.
Am auffälligsten finde ich, dass mir der Duft nicht dermaßen furztrocken vorkommt wie meinen Vorrednern. Ich finde seine Note zwar, na ja, vielleicht nicht gerade weich oder balsamisch, aber doch mild und einigermaßen ausgewogen. Und vorzüglich tragbar, sogar mit Anzug im Edel-Büro, was in unseren Breiten bekanntlich nicht für jeden Orientalen gilt. Nein, ich korrigiere mich nach wiederholtem Tragen: Ich entdecke zunehmend mehr süße und balsamische Elemente.
Direkt zum Start bemerke ich ganz kurz eine lustige Terpentinnote, die die Spezial-Marokko-Würzung bereits ankündigt. Der Ingwer ist eher fruchtig als scharf, trotzdem charakteristisch spürbar. Kakao liefert herbe Trockenheit, die für den Eindruck der anderen Kommentierenden verantwortlich sein dürfte.
Originell finde ich das rasche Erscheinen des Vetivers – jedenfalls in einem solchen Duft. Geradezu nussig ist er und erdet den Duft dadurch, der wird sozusagen ent-orientalisiert, europäischer. Hatte ich den mal mit Tauer verglichen? Das scheint nunmehr, abgesehen von einer einzelnen Noten-Verwandtschaft, fern zu liegen. Sable Marocain hat weniger „Schwingungen“, weniger Temperament, ist kaum glutvoll, nicht einmal phasenweise. Sable erobert nicht, er überzeugt und schmeichelt stattdessen. Das tut er freilich gekonnt.
Innerhalb der sechsten Stunde wird der Duft sehr hautnah, gleichzeitig süßlich (Guajak?), dennoch bewahrt er sich eine Luftigkeit, die als regelrecht frisch bezeichnet werden könnte. Während auf diese Weise die Balance ziemlich lange gehalten wird, wird es demgegenüber zum Ende hin, so in der neunten Stunde, beinahe klassisch mit einem Übergewicht von Vetiver. Ein bisschen Patchouli könnte zudem im Spiel sein. Patchouli mit Kandis, süßlich-staubig.
Fazit: Nichts für Leute, die einen stürmischen Orientalen wünschen. Mir persönlich ist Sable Marocain eine Idee zu gedimmt. Eine ähnliche stilistische Zurückhaltung hat mich schon bei La Fumée von Miller Harris am Zücken einer Spitzen-Note gehindert, obwohl ich den Duft klasse gemacht fand. Im Umkehrschluss gilt, dass Sable Marocain (wie auch La Fumée) ideal ist für Leute, die – klischeehaft ausgedrückt - Würznoten des Orients mit dem Auftreten des Okzidents verbinden wollen.
Vielen Dank an noirceur für die Probe!
Sable Marocain nun hat zwar gewisse vordergründige Ähnlichkeiten mit L'Air du Désert Marocain, die meines Erachtens nicht allein auf dem Namen fußen, bloß scheint es diesmal gleichsam, als würde ich aus weiterer Ferne, als gänzlich Fremder zurückblicken, womöglich ein Fotoalbum durchblättern, gefüllt mit Erinnerungen, die nicht die eigenen sind.
Dieser Eindruck ist indes einer, der nur vor dem Hintergrund des anderen Duft-Tests Bestand hat. Die spezielle Harz-Würzung führt da in die Irre, denn Sable Marocain ist in seiner Art individuell und es wird Zeit, ihn für sich selbst zu würdigen.
Am auffälligsten finde ich, dass mir der Duft nicht dermaßen furztrocken vorkommt wie meinen Vorrednern. Ich finde seine Note zwar, na ja, vielleicht nicht gerade weich oder balsamisch, aber doch mild und einigermaßen ausgewogen. Und vorzüglich tragbar, sogar mit Anzug im Edel-Büro, was in unseren Breiten bekanntlich nicht für jeden Orientalen gilt. Nein, ich korrigiere mich nach wiederholtem Tragen: Ich entdecke zunehmend mehr süße und balsamische Elemente.
Direkt zum Start bemerke ich ganz kurz eine lustige Terpentinnote, die die Spezial-Marokko-Würzung bereits ankündigt. Der Ingwer ist eher fruchtig als scharf, trotzdem charakteristisch spürbar. Kakao liefert herbe Trockenheit, die für den Eindruck der anderen Kommentierenden verantwortlich sein dürfte.
Originell finde ich das rasche Erscheinen des Vetivers – jedenfalls in einem solchen Duft. Geradezu nussig ist er und erdet den Duft dadurch, der wird sozusagen ent-orientalisiert, europäischer. Hatte ich den mal mit Tauer verglichen? Das scheint nunmehr, abgesehen von einer einzelnen Noten-Verwandtschaft, fern zu liegen. Sable Marocain hat weniger „Schwingungen“, weniger Temperament, ist kaum glutvoll, nicht einmal phasenweise. Sable erobert nicht, er überzeugt und schmeichelt stattdessen. Das tut er freilich gekonnt.
Innerhalb der sechsten Stunde wird der Duft sehr hautnah, gleichzeitig süßlich (Guajak?), dennoch bewahrt er sich eine Luftigkeit, die als regelrecht frisch bezeichnet werden könnte. Während auf diese Weise die Balance ziemlich lange gehalten wird, wird es demgegenüber zum Ende hin, so in der neunten Stunde, beinahe klassisch mit einem Übergewicht von Vetiver. Ein bisschen Patchouli könnte zudem im Spiel sein. Patchouli mit Kandis, süßlich-staubig.
Fazit: Nichts für Leute, die einen stürmischen Orientalen wünschen. Mir persönlich ist Sable Marocain eine Idee zu gedimmt. Eine ähnliche stilistische Zurückhaltung hat mich schon bei La Fumée von Miller Harris am Zücken einer Spitzen-Note gehindert, obwohl ich den Duft klasse gemacht fand. Im Umkehrschluss gilt, dass Sable Marocain (wie auch La Fumée) ideal ist für Leute, die – klischeehaft ausgedrückt - Würznoten des Orients mit dem Auftreten des Okzidents verbinden wollen.
Vielen Dank an noirceur für die Probe!
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