17.12.2017 - 13:20 Uhr
Gold
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Gold
Hilfreiche Rezension
9
Sinnlicher Traumduft aus einem fiktiven Roman
“Re Profumo” gibt es erst seit 2014.
Ähnlich wie die italienische Firma “Morph” bedient sich auch “Re Profumo” einer Marketing-Strategie, die mir irgendwie anstrengend vorkommt. Offensichtlich genügt es nicht mehr, lediglich Parfums herzustellen. In der Welt der Nischenmarken braucht es vor allem background-stories, um die Kunden auf die neuste Marke aufmerksam zu machen. Bei “Re Profumo” kann man auf der dazugehörigen Webseite kitschige Musik anhören und erfährt zudem einiges über Fulvio Fronzoni, der einen Fantasy-Roman verfaßt hat, welcher selbstredend “Re Profumo” heißt (so wie die Duftlinie).
“Re Profumo” ist Fronzonis erstes Prosawerk und seiner “leidenschaftlichen Passion”, dem Parfum, gewidmet. Aha. Nun kann ich über diesen Debütroman nichts sagen, denn er liegt mir nicht als Buch vor und auf der Webseite konnte ich ihn auch nicht lesen. Angeblich (so die Werbetexter)
“vermischen sich Leben, Fantasie, Kopfnoten, Herznoten und Basisnoten, um schließlich in einem Gleichgewicht zu münden, genauso wie es bei einem erfolgreichen Parfum geschieht. Die Romanhandlung entwickelt sich wie eine olfaktorische Wolke, die sich über alle Seiten ausbreitet. Und der Autor fügt seine eigene Interpretation hinzu, die seine unzähligen Träume enthüllt – fantastische Geschichten verborgen in einem Parfum. Der Leser wird wie auf ein gedankliches Karussell katapultiert, auf dem die Charaktere und die Geschichten erscheinen“.
Hört sich nicht nach einem Buch an, das ich lesen möchte.
Aber: Der Roman wird ja von einer neue Linie aus fünf Düften begleitet, die angeblich von international bekannten „Nasen“ entwickelt wurden. Leider erfährt man nirgendwo, wer genau diese Nasen sind. Nun, es soll ja – vordergründig! – der Roman im Mittelpunkt stehen und nicht das Schaffen der Parfümeure. Zumindest scheint das die Marketing-Strategie zu sein. Meiner Meinung nach ein falscher Weg. Gerade im Bereich der Nischenparfümerie stehen die Parfümeure schon seit Jahren mit ihren Kompositionen im Fokus und Interesse der Kunden. Parfums werden nach ihren Schöpfern bewertet: “Ein typischer Duchaufour, ein klarer Elléna, ein eindeutiger Thierry Wasser…”.
Doch bei “Re Profumo” erhält man nur die Info, daß die Parfums Alèxandros, Adone, Ekstasis, Sogno d’Amore und Superuomo in Zusammenarbeit mit Parfümeuren von “Intertrade” entstanden sind. Alle Parfums seien inspiriert vom “Geist des dekadenten Venedigs”, was auch immer dies konkret heißen mag.
Bei meinem Test der Düfte der Linie (bei Vollmar in Bonn) verschonte mich die freundliche und kompetente Parfümeriefachkraft dort zum Glück mit diesem ganzen Werbegewäsch. Es lag auch nirgendwo ein Exemplar des Romans von Fulvio Fronzoni herum, statt dessen konnte man aber die Parfums aus der “Re Profumo”-Linie in sehr angenehmer Atmosphäre testen und ohne Belästigung durch schwülstige literarische Verkaufsprosa genießen. Und: Die Düfte sie sind wirklich gut!
Gerade deswegen würde ich zu gern erfahren, wer sie komponiert hat. Wer z.B. hat sich getraut, die Königin der Blumen, die üppige Tuberose, zusammen mit frischer Bergamotte und Tonkabohne zu einem narkotisierenden, sinnlichen Traumduft zu verbinden? “Ekstasis” heißt das Parfum, vom dem ich hier spreche und das ich meiner Sammlung hinzugefügt habe. Es hat (wie bei einem Tuberose-Parfum nicht anders zu erwarten) einen gewissen indolischen Touch, der aber zusammen mit der kunstvoll gewebten Basis, der ein Tröpfchen Vanille hinzugefügt wurde, erotisierend wirkt.
“Sogno d’amore” hingegen war erheblich süßer und gourmandiger, aber ebenfalls ausgezeichnet. Die Düfte von “Re Profumo” sind allesamt echte Extraits, also konzentrierte Parfums, keine Eaux. Entsprechend gut halten sie. Für circa 125 Euro werden sie in einem 50 ml Flakon angeboten, der sehr klobig ist (kein Design-Exstase-Punkt für die Firma!). Der unhandliche Deckel kann zum Glück durch einen kurzen goldenen Stöpsel ersetzt werden, der der Parfumschachtel beiliegt, dennoch hätte ich einen weniger grobklotzigen Flakon bevorzugt. Vieleicht wäre es besser gewesen, weniger Gehirnschmalz in die Entwicklung einer Romanhandlung zu investieren und das Geld lieber einem kreativen Flakonkünstler zu geben. Die meisten Leute können ohnehin besser gucken als lesen.
Ähnlich wie die italienische Firma “Morph” bedient sich auch “Re Profumo” einer Marketing-Strategie, die mir irgendwie anstrengend vorkommt. Offensichtlich genügt es nicht mehr, lediglich Parfums herzustellen. In der Welt der Nischenmarken braucht es vor allem background-stories, um die Kunden auf die neuste Marke aufmerksam zu machen. Bei “Re Profumo” kann man auf der dazugehörigen Webseite kitschige Musik anhören und erfährt zudem einiges über Fulvio Fronzoni, der einen Fantasy-Roman verfaßt hat, welcher selbstredend “Re Profumo” heißt (so wie die Duftlinie).
“Re Profumo” ist Fronzonis erstes Prosawerk und seiner “leidenschaftlichen Passion”, dem Parfum, gewidmet. Aha. Nun kann ich über diesen Debütroman nichts sagen, denn er liegt mir nicht als Buch vor und auf der Webseite konnte ich ihn auch nicht lesen. Angeblich (so die Werbetexter)
“vermischen sich Leben, Fantasie, Kopfnoten, Herznoten und Basisnoten, um schließlich in einem Gleichgewicht zu münden, genauso wie es bei einem erfolgreichen Parfum geschieht. Die Romanhandlung entwickelt sich wie eine olfaktorische Wolke, die sich über alle Seiten ausbreitet. Und der Autor fügt seine eigene Interpretation hinzu, die seine unzähligen Träume enthüllt – fantastische Geschichten verborgen in einem Parfum. Der Leser wird wie auf ein gedankliches Karussell katapultiert, auf dem die Charaktere und die Geschichten erscheinen“.
Hört sich nicht nach einem Buch an, das ich lesen möchte.
Aber: Der Roman wird ja von einer neue Linie aus fünf Düften begleitet, die angeblich von international bekannten „Nasen“ entwickelt wurden. Leider erfährt man nirgendwo, wer genau diese Nasen sind. Nun, es soll ja – vordergründig! – der Roman im Mittelpunkt stehen und nicht das Schaffen der Parfümeure. Zumindest scheint das die Marketing-Strategie zu sein. Meiner Meinung nach ein falscher Weg. Gerade im Bereich der Nischenparfümerie stehen die Parfümeure schon seit Jahren mit ihren Kompositionen im Fokus und Interesse der Kunden. Parfums werden nach ihren Schöpfern bewertet: “Ein typischer Duchaufour, ein klarer Elléna, ein eindeutiger Thierry Wasser…”.
Doch bei “Re Profumo” erhält man nur die Info, daß die Parfums Alèxandros, Adone, Ekstasis, Sogno d’Amore und Superuomo in Zusammenarbeit mit Parfümeuren von “Intertrade” entstanden sind. Alle Parfums seien inspiriert vom “Geist des dekadenten Venedigs”, was auch immer dies konkret heißen mag.
Bei meinem Test der Düfte der Linie (bei Vollmar in Bonn) verschonte mich die freundliche und kompetente Parfümeriefachkraft dort zum Glück mit diesem ganzen Werbegewäsch. Es lag auch nirgendwo ein Exemplar des Romans von Fulvio Fronzoni herum, statt dessen konnte man aber die Parfums aus der “Re Profumo”-Linie in sehr angenehmer Atmosphäre testen und ohne Belästigung durch schwülstige literarische Verkaufsprosa genießen. Und: Die Düfte sie sind wirklich gut!
Gerade deswegen würde ich zu gern erfahren, wer sie komponiert hat. Wer z.B. hat sich getraut, die Königin der Blumen, die üppige Tuberose, zusammen mit frischer Bergamotte und Tonkabohne zu einem narkotisierenden, sinnlichen Traumduft zu verbinden? “Ekstasis” heißt das Parfum, vom dem ich hier spreche und das ich meiner Sammlung hinzugefügt habe. Es hat (wie bei einem Tuberose-Parfum nicht anders zu erwarten) einen gewissen indolischen Touch, der aber zusammen mit der kunstvoll gewebten Basis, der ein Tröpfchen Vanille hinzugefügt wurde, erotisierend wirkt.
“Sogno d’amore” hingegen war erheblich süßer und gourmandiger, aber ebenfalls ausgezeichnet. Die Düfte von “Re Profumo” sind allesamt echte Extraits, also konzentrierte Parfums, keine Eaux. Entsprechend gut halten sie. Für circa 125 Euro werden sie in einem 50 ml Flakon angeboten, der sehr klobig ist (kein Design-Exstase-Punkt für die Firma!). Der unhandliche Deckel kann zum Glück durch einen kurzen goldenen Stöpsel ersetzt werden, der der Parfumschachtel beiliegt, dennoch hätte ich einen weniger grobklotzigen Flakon bevorzugt. Vieleicht wäre es besser gewesen, weniger Gehirnschmalz in die Entwicklung einer Romanhandlung zu investieren und das Geld lieber einem kreativen Flakonkünstler zu geben. Die meisten Leute können ohnehin besser gucken als lesen.
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