29.04.2019 - 17:13 Uhr
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Meine Oma, die Banditin
Diesen Text widmet meine Tochter ihrer Großmutter und wird ihn demnächst bei einer großen Familienfeier so ähnlich vortragen. Ich teile ihn hier, weil ich es schön finde, wie die Begeisterung für Parfums in unserer Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird!
Es ist eine persönliche Hommage an meine Mutter - daher bitte ich um Nachsicht. Die "hard facts" kommen hier zu kurz... doch es gibt ja bereits genug nüchternere Beiträge zu BANDIT.
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Für meine Großmutter:
Wenn ich mir unsere Großmutter Margarete so anschaue, so kann ich kaum glauben, daß sie heute ihren 80. Geburtstag feiert, denn sie sieht überhaupt nicht so aus, wie man sich eine 80jährige vorstellt. Die meisten Leute würden Margarete wohl auch nicht auf 80 schätzen. Meine Freunde können kaum glauben, daß meine Oma so modern und kreativ angezogen ist, ihre Kleidung selbst näht und entwirft und in jeder Hinsicht einzigartig fantasievoll und individuell ist.
Als meine Mutter mit mir schwanger war und im vierten Monat schon heraus kam, daß ich ein Mädchen werden würde, sagte meine Oma zu ihr am Telefon. „Ein Glück, daß du ein Mädchen bekommst. Was hätten wir auch mit einem Jungen anfangen sollen?“ Meine Großmutter ist selbst Mutter zweier Töchter. Eine typische "Mädchenmutter" eben... - oder vielleicht doch nur vordergründig? Die Wahl ihres Parfums ließe andere Rückschlüsse zu. Aber dazu später.
Als Kind besuchte ich Margarete besonders gern, weil sie eine extrem einfallsreiche Oma war und natürlich immer noch ist. Sie hat ein kleines Nähzimmer, vollgestopft mit Stoffen und Nähutensilien. Hier sah ich mich immer gern um und wunderte mich, wie schnell meine Oma mir ein Kleid, einen Rock oder ein Stofftier zaubern konnte.. alles Dinge, die meine Mutter überhaupt nicht drauf hat. Margarete besitzt einen fantastischen Sinn für Farben und Formen, bei ihr paßt immer alles perfekt zusammen. Ich kann mit ihr stundenlang über Schmuck und Design reden, sie hat sehr viel Ahnung von Edelsteinen, liebt alle Dinge, die eine Frau schmücken... und natürlich hat sie mir schon die schönsten Schmuckstücke geschenkt...
Auf vielen alten Fotos sieht man Margarete übrigens mit braunen Haaren. Ihr steht einfach alles, egal ob hell oder dunkel. Ich kann mich an sie nur mit hellen Haaren erinnern. Die haben für mich immer etwas Strahlendes gehabt, was perfekt zu ihrem Charakter paßt. Denn obwohl sie vor neun Jahren ihren Mann verlor, hat sie es geschafft, ihren Kummer zu bewältigen, ohne selbst in eine Depression abzugleiten. Der Tod unseres Opas war für uns alle ein tragischer Einschnitt. Doch wie Margarete seitdem ihren Alltag allein meistert, ist absolut bewundernswert. Sie ist für mich ein großes Vorbild, weil sie durch Kreativität und Kunst ihr Leben strukturiert und sich niemals gehen lässt. Täglich macht sie mit ihrem Hund lange Spaziergänge, kocht selbst, kauft ein, malt Bilder, näht, kümmert sich um ihren traumhaft schönen Garten.
Überhaupt... der Garten! Man kann es gar nicht genüg würdigen, mit welcher Hingabe sich meine Oma um ihren Garten kümmert. Sie liebt den Duft von frisch gemähtem Gras und Blumen! Und wenn es um Parfums geht, ist sie völlig in ihrem Element.
Ihr Erkennungsduft, ihre Signatur heißt BANDIT.
Das passt nicht zu einer Oma? Doch, zu meiner Oma schon. Ich finde es fantastisch, daß meine Großmutter ein so eindrucksvolles, ledriges, herbes Parfum trägt, das man auf jeden Fall UNISEX nennen kann, obwohl meine Oma garantiert nichts mit diesem Begriff verbindet. Sie trug niemals süße Parfums, sondern mochte immer das Herbe, leicht "Animalische", für das Bandit so bekannt ist. Der Duft ist zudem 1944 von einer Frau kreiert worden, auch das gefällt mir besonders gut. Was braucht man da einen Duft wie "Feminista" von Geza Schön, wenn Germaine Cellier schon vor über 70 Jahren solche fortschrittlichen Parfums wie Vent Vert und Bandit schuf, die man als "Emanzipation in der Flasche" bezeichnen kann?
Es gab eine Zeit, als Bandit vom Markt verschwunden war. Margarete erzählte mir, daß sie damals auf "Cabochard" zurückgriff, ebenfalls ein herb-ledriges Parfum. Auch "Mystere" von Rochas benutzte sie öfter. Zum Glück ist Bandit seit einigen Jahren wieder erhältlich, wenn natürlich auch reformuliert, aber offensichtlich sehr nah am Ursprung. Margarete hat immer einen Flakon "in petto", um es in ihren Worten zu sagen. Ich drücke ihr die Daumen, daß die Qualität von Bandit nicht nachlassen wird... und ich freue mich darüber, daß es in unserer Familie eine Tradition der "Parfumbegeisterung" gibt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Mit Bandit ist meine Oma für mich die Coolste der Welt.
80 ist auch nur eine Zahl. Und ein Parfum wie Bandit überwindet die Beschränkungen von Raum und Zeit.
"Wenn ich Bandit rieche, bin ich wieder 25", sagt meine Oma.
Das ist die Magie eines großen Duftes.
Happy birthday, Oma Margarete.
Es ist eine persönliche Hommage an meine Mutter - daher bitte ich um Nachsicht. Die "hard facts" kommen hier zu kurz... doch es gibt ja bereits genug nüchternere Beiträge zu BANDIT.
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Für meine Großmutter:
Wenn ich mir unsere Großmutter Margarete so anschaue, so kann ich kaum glauben, daß sie heute ihren 80. Geburtstag feiert, denn sie sieht überhaupt nicht so aus, wie man sich eine 80jährige vorstellt. Die meisten Leute würden Margarete wohl auch nicht auf 80 schätzen. Meine Freunde können kaum glauben, daß meine Oma so modern und kreativ angezogen ist, ihre Kleidung selbst näht und entwirft und in jeder Hinsicht einzigartig fantasievoll und individuell ist.
Als meine Mutter mit mir schwanger war und im vierten Monat schon heraus kam, daß ich ein Mädchen werden würde, sagte meine Oma zu ihr am Telefon. „Ein Glück, daß du ein Mädchen bekommst. Was hätten wir auch mit einem Jungen anfangen sollen?“ Meine Großmutter ist selbst Mutter zweier Töchter. Eine typische "Mädchenmutter" eben... - oder vielleicht doch nur vordergründig? Die Wahl ihres Parfums ließe andere Rückschlüsse zu. Aber dazu später.
Als Kind besuchte ich Margarete besonders gern, weil sie eine extrem einfallsreiche Oma war und natürlich immer noch ist. Sie hat ein kleines Nähzimmer, vollgestopft mit Stoffen und Nähutensilien. Hier sah ich mich immer gern um und wunderte mich, wie schnell meine Oma mir ein Kleid, einen Rock oder ein Stofftier zaubern konnte.. alles Dinge, die meine Mutter überhaupt nicht drauf hat. Margarete besitzt einen fantastischen Sinn für Farben und Formen, bei ihr paßt immer alles perfekt zusammen. Ich kann mit ihr stundenlang über Schmuck und Design reden, sie hat sehr viel Ahnung von Edelsteinen, liebt alle Dinge, die eine Frau schmücken... und natürlich hat sie mir schon die schönsten Schmuckstücke geschenkt...
Auf vielen alten Fotos sieht man Margarete übrigens mit braunen Haaren. Ihr steht einfach alles, egal ob hell oder dunkel. Ich kann mich an sie nur mit hellen Haaren erinnern. Die haben für mich immer etwas Strahlendes gehabt, was perfekt zu ihrem Charakter paßt. Denn obwohl sie vor neun Jahren ihren Mann verlor, hat sie es geschafft, ihren Kummer zu bewältigen, ohne selbst in eine Depression abzugleiten. Der Tod unseres Opas war für uns alle ein tragischer Einschnitt. Doch wie Margarete seitdem ihren Alltag allein meistert, ist absolut bewundernswert. Sie ist für mich ein großes Vorbild, weil sie durch Kreativität und Kunst ihr Leben strukturiert und sich niemals gehen lässt. Täglich macht sie mit ihrem Hund lange Spaziergänge, kocht selbst, kauft ein, malt Bilder, näht, kümmert sich um ihren traumhaft schönen Garten.
Überhaupt... der Garten! Man kann es gar nicht genüg würdigen, mit welcher Hingabe sich meine Oma um ihren Garten kümmert. Sie liebt den Duft von frisch gemähtem Gras und Blumen! Und wenn es um Parfums geht, ist sie völlig in ihrem Element.
Ihr Erkennungsduft, ihre Signatur heißt BANDIT.
Das passt nicht zu einer Oma? Doch, zu meiner Oma schon. Ich finde es fantastisch, daß meine Großmutter ein so eindrucksvolles, ledriges, herbes Parfum trägt, das man auf jeden Fall UNISEX nennen kann, obwohl meine Oma garantiert nichts mit diesem Begriff verbindet. Sie trug niemals süße Parfums, sondern mochte immer das Herbe, leicht "Animalische", für das Bandit so bekannt ist. Der Duft ist zudem 1944 von einer Frau kreiert worden, auch das gefällt mir besonders gut. Was braucht man da einen Duft wie "Feminista" von Geza Schön, wenn Germaine Cellier schon vor über 70 Jahren solche fortschrittlichen Parfums wie Vent Vert und Bandit schuf, die man als "Emanzipation in der Flasche" bezeichnen kann?
Es gab eine Zeit, als Bandit vom Markt verschwunden war. Margarete erzählte mir, daß sie damals auf "Cabochard" zurückgriff, ebenfalls ein herb-ledriges Parfum. Auch "Mystere" von Rochas benutzte sie öfter. Zum Glück ist Bandit seit einigen Jahren wieder erhältlich, wenn natürlich auch reformuliert, aber offensichtlich sehr nah am Ursprung. Margarete hat immer einen Flakon "in petto", um es in ihren Worten zu sagen. Ich drücke ihr die Daumen, daß die Qualität von Bandit nicht nachlassen wird... und ich freue mich darüber, daß es in unserer Familie eine Tradition der "Parfumbegeisterung" gibt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Mit Bandit ist meine Oma für mich die Coolste der Welt.
80 ist auch nur eine Zahl. Und ein Parfum wie Bandit überwindet die Beschränkungen von Raum und Zeit.
"Wenn ich Bandit rieche, bin ich wieder 25", sagt meine Oma.
Das ist die Magie eines großen Duftes.
Happy birthday, Oma Margarete.
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