Cravache 1963 Eau de Toilette

Cravache (Eau de Toilette) von Robert Piguet
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7.3 / 10 147 Bewertungen
Cravache (Eau de Toilette) ist ein Parfum von Robert Piguet für Herren und erschien im Jahr 1963. Der Duft ist würzig-zitrisch. Die Produktion wurde offenbar eingestellt. Der Name bedeutet „Reitgerte”.
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Duftrichtung

Würzig
Zitrus
Grün
Frisch
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
LavendelLavendel ZitroneZitrone MandarineMandarine
Herznote Herznote
PetitgrainPetitgrain SalbeiSalbei MuskatMuskat
Basisnote Basisnote
PatchouliPatchouli VetiverVetiver
Bewertungen
Duft
7.3147 Bewertungen
Haltbarkeit
6.6114 Bewertungen
Sillage
6.1113 Bewertungen
Flakon
7.2107 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.725 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 07.11.2023.

Rezensionen

14 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 36  
Die Würde des Lord Wisebottom (Teil 2)
Wir erinnern uns: Im ersten Kapitel der tragischen Verwicklungen (siehe Woods of Windsor for Men) blieb Lord Wisebottom stoisch im Wintergarten seines Landhauses beim Tee (seine bevorzugte Mischung war stets Earl Grey), während der Gerichtsvollzieher bereits an der Tür stand.
In der Ruhe lag doch immer noch die Kraft und was konnten diese kleinen Beamten schon gegen einen Lord Ihrer Majestät ausrichten.

Doch falsch gedacht! Schon am nächsten Morgen stand ein mittelgroßer Lastkraftwagen vor der Tür und nach und nach verschwanden Teppiche, wertvolle Ölgemälde, Mobiliar und weitere wichtige Wertgegenstände in seinem Inneren. Keinen halben Tag später saß Lord Wisebottom in seinem halbleeren Landhaus und grübelte. Was konnte er tun, um neue Kraft zu gewinnen? Er würde sich in seinen geliebten Bristol Brigand setzen und die 40 Meilen nach London zu seinem Anwalt fahren, um prüfen zu lassen, was jetzt zu tun war. Doch da fiel es ihm wieder ein: Sein teurer Wagen war auch weg, unwiederbringlich, gepfändet, beschlagnahmt, über den Kies seiner Hofeinfahrt davon gerollt. Es hatte ihm fast das Herz gebrochen. Wäre er jemals verheiratet gewesen: So musste es sich anfühlen, wenn man von der eigenen Frau verlassen wurde.

Lord Wisebottom räusperte sich. Er verbat sich jeden Anflug von Melancholie und ging ins Bad. Dort hatten sie nicht gewütet. Alles schien unangetastet. Seine teuren Kent-Bürsten, Rasierpinsel, sein exzellentes Rasiermesser, sein Aftershave von Woods of Windsor (ein Trost an düsteren Tagen) und... Was war das?

Dort stand eine Flasche, die ihm vollkommen unbekannt war. Schwarz, unscheinbar und nicht allzu groß mit einer weißen Aufschrift: Cravache – Robert Piguet – Paris France war da zu lesen. Oh my God! Was hatte ein französisches Eau de Toilette (oder wie diese aufdringliche Form des Colognes hieß) in seinem Bad zu suchen? Wie war es hierher gekommen? Wer mochte es dort abgestellt haben? So viel er wusste, hatte der Gerichtsvollzieher sein Bad nicht betreten, war nur in den repräsentativen Räumen seines Landhauses gewesen; die Möbelpacker, die lieblos und grob seine Habe und die seiner Vorfahren in den Lastkraftwagen verladen hatten, hatten schnell und zielgerichtet gearbeitet und hätten wohl kaum einen Duftflakon hinterlassen. Rose, seine letzte verbliebene, treu ergebene Bedienstete, kam auch nicht in Frage. Sie verwendetet nur – ihrem Namen gemäß - englisches Rosenwasser; leider eine billige Marke, die immer etwas aufdringlich roch, aber er hatte es nie übers Herz gebrach, ihr das zu sagen.

Ohne einen Gedanken an seinen Widerwillen gegen kontinentale Produkte betätigte er mechanisch den Sprühflakon und sprühte sich ein wenig auf sein Handgelenk. Kurze Zeit später betätigte er ihn ein zweites, drittes, viertes und schließlich sogar fünftes Mal. Dann setzte sein Verstand wieder ein. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können. Ein französisches Parfum...

Und dennoch: Eigentlich roch es gar nicht so schlecht. Der Auftakt war sogar ähnlich wie die englischen frischen Düfte, die er kannte: Petigrain und Zitrone. Frisch, hell, freundlich, so wie er es mochte. Seine Laune besserte sich merklich.

Und noch etwas war ganz ähnlich wie bei den britischen Duftwässern seiner Wahl: Da war ganz deutlich Lavendel vernehmbar, eine Duftkomponente, die seit jeher Bestandteil der englischen Parfumprodukte gewesen war. Und das bei einem französischen Duft! Offenbar verstand man auf dem Kontinent doch mehr von Stil als er geglaubt hatte.

Besonders bemerkenswert war auch der dezente Geruch nach Minze, einem Kraut, das so typisch für die britische Küche war und das er bisher in Düften immer vermisst hatte. Warum nur war niemand hier auf der Insel auf die Idee gekommen, es so fein und doch nachhaltig zu verarbeiten? Und dazu der Salbei, der dem Duft eine gewisse vornehme Würde gab, die so wunderbar zu seinem alten, aber noblen Harris Tweed Jackett passte.

Lord Wisebottom fühlte sich erfrischt, gestärkt und voller Selbstbewusstsein. Fast ein wenig so, als hätte er einen leichten Schlag mit seiner Reitgerte erhalten, der ihn wach gerüttelt und der ihm wieder Schwung und Tatendrang verliehen hatte. Er würde nach London fahren, wie auch immer er das bewerkstelligen sollte. Er würde seinen Anwalt aufsuchen und alle Hebel in Bewegung setzen, den Familienbesitz zurück zu gewinnen. Er würde sich nicht kampflos geschlagen geben.

Rose war sofort einverstanden gewesen, ihn mit ihrem alten Morris Minor nach London zu fahren und keine halbe Stunde später setzte sich der Wagen in Bewegung, der Kies vor der Einfahrt knirschte unter den Rädern.

Während sie auf die Landstraße abbogen, bemerkte er nicht das feine Lächeln auf dem Gesicht von Rose. In Gedanken war er schon in London, der seltsam beflügelnde neue Geruch immer noch in seiner Nase...

Anmerkung: Dieser Kommentar bezieht sich auf die neue, reformulierte Version von Cravache, der die warme, etwas weichere Basis der alten Version fehlt (eigentlich müsste es daher auch zwei Einträge hier auf Parfumo geben). Beide Versionen sind mir bekannt. Ich gehöre vermutlich zu einer Minderheit hier auf Parfumo, die die neue Komposition der alten vorzieht. Der Name Cravache (Peitschenschlag) passt viel besser zur neuen Fassung. Der Duft ist schärfer, durch die Minze erfrischender und klarer. Hätte Lord Wisebottom die alte Version in seinem Bad vorgefunden, wäre wohl nicht allzu viel passiert...
22 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 29  
Heterologisch und autologisch
Eine elegantere Eröffnung als die von Cravache ist kaum vorstellbar. Gemacht für den Gentleman, der nicht einmal allein im Badezimmer ein Mikroschwein rauslässt. Eine gestrenge Bitterorange wacht, na ja, sicherlich nicht mit der Reitpeitsche, aber doch mit erhobenem Finger (Zeige-, versteht sich) darüber, dass die Zitrus-Kollegen nicht auf verwegene Gedanken kommen.

Der nachfolgende Lavendel funktioniert sehr gut, das ist bei mir leider nicht immer der Fall, häufig erlebe ich ihn muffig. Und er bietet hier richtig was: Er zeigt sein ganzes duftig-ätherisch-blütiges Können, das hatte ich in dieser Art noch nicht oft. Der kundige Herr Yatagan etwa hat sogar Minze gewittert; ich bleibe allerdings beim Lavendel, der kann sowas Ähnliches schließlich auch, wenn er in Form ist. Unterstützung erhält er vom Salbei; das „Muskateller-“ ist für meinen Geruchseindruck nicht erforderlich. Völlig unverkennbar in seiner Deutlichkeit. Die beiden Darsteller passen gut zusammen, der Salbei verhindert überdies, dass das Ätherische des Lavendels süßlich und aufdringlich wird. Das ist sehr gut und sehr edel gemacht. Muskat ohne den -ellersalbei nehme ich lediglich mit ein wenig Phantasie wahr.

Ins leicht Pflanzensaftig-Säuerliche des Salbeis fügt sich gegen Mittag schleichend und nahtlos das Vetiver hinein. Das ist alles weiterhin so frisch, so erfrischend, dass man meinen könnte, im Hintergrund sei kühlende Iris mit an Bord; konkret wahrzunehmen ist derlei indes nicht. Ein dezent-herber Einschlag stützt von unten ab, der passende Begriff dafür fehlt mir, krautig oder gar moosig klingt viel zu hart. Vielleicht nicht mehr allzu junger, bereits leicht verholzter, soeben zerriebener Lavendel. Erst zum Ende des Duftverlaufs, ungefähr ab der siebenten Stunde, nehme ich allmählich eine staubige Patchouli-Note wahr, die fortan einen vortrefflich passenden, unaufdringlichen Abschluss mit guter Haltbarkeit begleitet.

Hm. Und jetzt? In der Oberstufe hatte ich einen Philosophie-Lehrer, der normalerweise Uni-Dozent war. Das war ziemlich spannend mit dem, und wir beknieten ihn (erfolgreich), ein Jahr Schule dranzuhängen, weil der gesamte Kurs im 13. Jahrgang freiwillig weiterphilosophieren wollte. In einer Stunde erörterte er mit uns eine seltsame Idee von sogenannten heterologischen und autologischen Wörtern. Beim Nachlesen in der Wikipedia habe ich nun zwar festgestellt, dass meine Erinnerung lückenhaft ist, denn dermaßen trivial, wie der folgende Absatz es suggeriert, ist es tatsächlich nicht und wir haben seinerzeit gewiss tiefschürfend diskutiert. Ich schildere die Sache - mit gutem Grund - trotzdem, wie sie mir im Gedächtnis geblieben ist und bitte um Nachsicht:

Es gebe autologische und heterologische Wörter. Heterologisch seien jene, die – platt gesagt – etwas anderes meinten als sie selbst sind. „Baum“ beispielsweise sei ein Wort und meine einen Baum. Schweigen. Zaghaft erhob sich eine Hand (leider nicht meine): „Aber…ist dann nicht ‚autologisch‘ das einzige autologische Wort?“.

Ich hatte damals spontan das Gefühl, eine Idee vorgestellt zu bekommen, die faszinierend einfach, unwiderlegbar richtig und völlig nutzlos ist. Ungefähr wie heutzutage eine Auskunft vom Microsoft-Support.

Analog geht es mir mit dem Duft. Er ist über-perfekt. Transparent und nachvollziehbar gestaltet, an ausnahmslos jeder Person zu absolut jedem Anlass und in jeder Stimmung vorstellbar. Und damit für mich bedauerlicherweise völlig nutzlos. Ich meine ausdrücklich nicht „schlecht“, überhaupt nicht. Cravache scheint mir ideal für jemanden, der einen einzelnen, fein-dezenten Universalduft sucht. Ich hingegen werde ihn mir nicht zulegen.

Weder hetero- noch auto- sondern bloß logisch ist, dass Angelliese gleichwohl mein Dank für das Pröbchen gebührt.
17 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
NuiWhakakore

96 Rezensionen
NuiWhakakore
NuiWhakakore
Top Rezension 26  
Es war einmal...
...vor langer Zeit, da lebte unter einem der sieben Bergen, noch weit vor den sieben Zwergen, ein kleiner, haariger Troll. Haarig war allerdings nur der Körper, am Kopf hatte er nur noch ein paar wirre Büschel, die in alle Richtungen ab standen. Außerdem war er alt, bucklig, hatte eine schiefe Nase und spitze Ohren. Kurz, er war nicht schön. Das war aber noch nicht das größte Problem, er war auch überaus mürrisch und ständig mies gelaunt. So war es kein Wunder, dass keiner ihn mochte, was für ihn in Ordnung war, er mochte auch niemanden.

Er hauste in einer feuchten Höhle tief unter einem der hohen Berg. Die Beleuchtung war düster und in den Ecken moderte es schon arg. Seine Lieblingsspeisen waren Käse und kleine Tiere, die er fing und auf seinem riesigen Kohlegrill grillte, mit Fell und allem. Dazu trank er sauren Wein und schales Bier und so roch der kleine Troll dann auch und fand es gut so. Sein wertvollster Besitz war eine alte, lederne Reitgerte, die er einmal gefunden hatte. Sie war fast so groß wie er selbst und er hatte sie immer dabei. Deshalb nannte man ihn auch...aber nein! Sein Name durfte nicht ausgesprochen werden, das brachte Unglück!

Er kam meist nur Nachts aus seiner Höhle. Deshalb verrammelten die Menschen im Dorf ihre Türen und verschlossen die Läden der Fenster, sobald die Sonne unterging. Denn sie fürchteten ihn, war er doch immer so übellaunig und gemein. Nur manchmal kam er am Tag heraus. Dann erschreckte er gerne kleine Kinder, das bereitete ihm Freude.

Eines Tages flog eine liebe kleine Fee vorbei. Sie war eigentlich schon in Feierabend, aber sie sah den müffeligen, mies gelaunten Troll und wollte ihn aus seinem Elend erlösen. Also flog sie zu ihm und sagte:
‚So, du müffeliger kleiner Troll, deine Übellaunigkeit kann man ja nicht mit ansehen, ich mache dir ein Geschenk, damit du wieder fröhlich sein kannst!‘
Der Troll grummelte: ‚Ich hab‘ dich nicht eingeladen in meine Höhle, du Flügelflittchen, und überhaupt, was ist mit meinen drei Wünschen!‘
Das mit dem Flittchen überhörte die liebe Fee geflissentlich und sagte: ‚Ich habe schon Feierabend, die Wünsche kannst du vergessen, du bekommst eine Sache, die du wirklich, wirklich dringend brauchst und nicht irgendeinen Tinnef, den du dir wünschst!‘
Damit wedelte sie mit ihrem quietschpinken Feenzauberstab, verstreute etwas Feenzauberpuder und mit einem leisen, freundlichen Plopp war sie verschwunden. Auf dem Tisch stand dafür eine kleine schwarze Flasche.
‚Na toll und wer räumt jetzt den ganzen Puderdreck hier wieder weg!‘ rief ihr der Troll noch hinterher. Es war jetzt aber nicht so, dass ein bisschen Feenpuder weiter aufgefallen wäre in dem müffeligem Durcheinander der Höhle.

Der kleine Troll betrachtete die Flasche mürrisch und lehnte sie schon aus Prinzip ab, obwohl sie so schön schwarz war wie seine Seele. Natürlich konnte er seine Neugierde nicht lange beherrschen und öffnete sie. Und auf einmal waren da milde Zitrusfrüchte und frisches Grün, so saftig wie der Sonnenaufgang. Den hatte er einmal gesehen, wenn auch nur kurz, da er aus Angst ihn vielleicht schön zu finden gleich wieder in seine Höhle verschwunden war. Der Duft aber umwehte ihn weiter; frische, grün, würzig, sanft, und er wagte es kaum zu denken, gepflegt. Nur ein ganz klein wenig Erde war noch zu erahnen. Langsam bewegten sich seine Mundwinkel nach oben. Es knirschte dabei leise und schmerzte auch etwas, sein Gesicht war derlei nicht gewöhnt. Tatsächlich, er lächelte! Wenn auch etwas schief.

Bald schon war er bekannt, als der freundliche kleine Troll, die Menschen hatten keine Angst mehr vor ihm und auch die Kinder mochten ihn. Er roch immer gepflegt und sah zunehmend auch so aus. Alt, bucklig und nicht schön anzuschauen war er freilich immer noch. Seine Reitgerte hatte er nicht mehr dabei.

Und wenn jetzt ein Fremder an der Höhle des Trolls vorbei kommt, hüpft dieser freudestrahlend auf ihn zu und ruft:
‚Grüzi, i bin der Grawasch, magst ein Stückl Greyerzer?‘

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Dieser Cravache startet mit einer medium-frischen Zitronen-Note, die durch die Mandarine sehr saftig-fruchtig gestaltet ist. Mit dabei ist auch gleich ein sanft-krautiger Lavendel, weich, nicht zu süß, ohne jegliche Blüten. Das ist alles sehr sanft und mild-angenehm. Während die Zitrusfrüchte sich schnell verflüchtigen, kommt eine gute Portion Salbei dazu. Diese würzt den doch recht milden Lavendel etwas nach, so wie auch die Muskatnuss, die für ganz leicht braune, aber auch ätherisch-würzige Spitzen sorgt. Ab hier zieht sich durch den weiteren Duftverlauf eine trockene Holznote und ich meine ganz leicht Zimt wahrzunehmen. So bleibt der Duft recht lange, bevor zur Basis ein ganz klein wenig Patch (leicht erdig) mit dazu kommt und eine gute Portion zitrisch-frischer Vetiver. So klingt dann der Duft nach 5 bis 6 Stunden aus, wie er begonnen hat: mild, sanft gewürzt, gepflegt. Auf Textil hält er etwas länger durch.

Ich habe mich lange gefragt, was dass nun genau mit einer Reitgerte zu tun haben soll, bevor ich den erhellenden Kommentar von Profumo zum EdP gelesen habe. Jetzt ist es klar, es handelt sich hierbei um das 2007 neu auf den Markt gebrachte, reformulierte Cravache. Den Originalen Cravache kenne ich leider nicht, bei dieser Version hier finde ich den Namen etwas deplatziert, bei Reitgerte denke ich an etwas schärferes, herberes und ja, Leder würde da auch nicht schaden. Trotzdem ist auch diese Version ein durchaus gelungener Duft, der mich im Übrigen über den gesamten Verlauf stark an Castle Forbes 1445 erinnert, der in der Basis meines Erachtens nach identisch ist.
44 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Cappellusman

358 Rezensionen
Cappellusman
Cappellusman
Top Rezension 11  
Old vs. New - Wer macht das Rennen?
Die Reformulierung dieses Duftes kenne ich schon ein Weilchen, und ich war von ihr durchaus angetan. Als Vintage-Junkie hielt ich indes aber auch stets Ausschau nach der Urfassung von Cravache, von der ich nunmehr einen der überaus raren OFs erworben habe. Also - Vergleichstest...

Wüßte ich es nicht, ich würde im Leben nicht darauf kommen, daß es sich bei den beiden Düften auf meinem linken und rechten Handgelenk um denselben handelt. Die Unterschiede sind wirklich enorm. Während die neue Version in der Kopfnote fast schon brachial die Lavenderkeule schwingt, setzt der Vintage in vollkommenem Einklang mit seinem Erscheinungsjahr den Schwerpunkt eindeutig auf zitrische Würze und geriert sich als Chypre wie aus dem Lehrbuch. Da zwickt nichts, da klemmt nichts. Harmonisch und sauber.

Die Reformulierung hat allerdings auch durchaus ihren Reiz, fügt im Herz dem Lavendel eine Schippe Seifigkeit hinzu und schafft dadurch ein wohliges Retro-Gefühl, und dies wirklich mit Charakter.

Wer macht denn nun das Rennen? Aufgrund der gänzlich unterschiedlichen Anmutung schwierig zu beurteilen. Mir gefallen beide Versionen richtig gut. Da hängt es wohl von der Stimmung ab, wer den Vorzug erhält. Als klassischen Gentlemanduft würde ich beide bezeichnen. Leider schlägt die Neufassung das Original in Sachen Haltbarkeit um Längen. Der alte Cravache verabschiedet sich doch sehr zügig, während der neue viele Stunden haftet.

Ich gebe beiden Versionen 90 %, und ein OF der Reformulierung darf auch gerne bei mir einziehen.
3 Antworten
9
Flakon
6
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Parma

260 Rezensionen
Parma
Parma
Top Rezension 12  
Züchtige mich!
Der Titel ist eine Anspielung auf die Übersetzung seines Namens aus dem Französischen: Reitgerte. Was für ein merkwürdiger Name für einen Duft, zumal kein Leder im Spiel ist. Vielleicht ist er besonders „streng“ oder „klassisch“ oder „vornehm“? Ich war also gespannt, ob ich irgendetwas entdecken würde, was auf diesen Namen schließen ließ.

Duftverlauf:
Er startet zitrisch mit fast unmittelbar einsetzender, sanfter Lavendelnote. Die Mandarine gibt der Zitrone dabei eine weiche Fruchtigkeit. Die hesperidischen Noten verschwinden aber zügig und der Lavendel wird schnell dominant und die ersten herben, grünen Gewürze brechen sich langsam ihre Bahn. Nach wenigen Minuten hat sich dieser Duft zu einem deutlich vernehmbaren frischen, lavendelig-herb-grün-würzigen, klassischen Herrenduft entwickelt, mit der typischen, gepflegten – verzeiht mir den Ausdruck - „Opa-Note“. Er hat den kennzeichnenden Dreiklang einiger frischer Herrendüfte der damaligen Zeit (50er und 60er Jahre): Zitrone – Lavendel – Eichenmoos bzw. hier übernimmt das Patchouli diese Rolle. Vor allem die dominante Verwendung des Lavendel gepaart mit Eichenmoos/Patchouli sorgt bei mir für diese klassische „Opa-Note“-Assoziation. Wer den „Monsieur de Givenchy“ von 1959 kennt, weiß was ich meine. „Monsieur de Balmain“ (1964) und „Moustache“ (1949) gehen auch in diese Richtung. In der Abstrahlung bleibt über den weiteren, ausdauernden Verlauf eine sehr angenehme, charaktervolle frisch-lavendelig-würzige Note bestehen. Bei näherem Herangehen stellt sich diese recht weiche Würzigkeit als ordentlich herbe, grünkrautige heraus, die ordentlich Dampf hat und am Ende mit einem minimalen süßlichen Einschlag aufwartet. Dies ist übrigens einer der wenigen Düfte, in der mir der Patchouli-Bestandteil nicht auf den Geist geht :)

Haltbarkeit und Sillage:
Bei mir hielt der Duft überragende 12 Stunden+ mit guter Wahrnehmbarkeit. Die Sillage ist angenehm zurückhaltend, in den ersten Stunden mit wahrnehmbarer, aber dezenter Abstrahlung.

Fazit:
Für die damalige Zeit sicher kein besonders strenger Duft, weshalb die Namensgebung für mich ein kleines Rätsel bleibt. Dieser Duft züchtigte weder damals, geschweige denn tut er es heute. Allerdings erlegt er dem Träger durch seinen klassischen Charakter eine gewisse Vornehmheit und innere Haltung auf, die in dem Zusammenhang als im positiven Sinne „führend“ wahrgenommen werden kann. Er bewirkt im besten Fall ein überlegtes, rücksichtsvolles Verhalten. Der Duft wurde im Jahr 2007 neu aufgelegt und in diesem Zuge etwas modifiziert. Evtl. wurde ihm dabei der Zahn gezogen, weshalb er früher doch die „Reitgerte“ gewesen sein könnte. Ich kenne leider die Originalversion nicht. Alles in allem ein deutlich der Vergangenheit verhafteter, frisch-würziger Duft in bester Qualität! Trotzdem auch in der heutigen Zeit mit Stolz tragbar :)
4 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

22 kurze Meinungen zum Parfum
FloydFloyd vor 3 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Cravache lavendelt im Anzug davon
Kaut ein Zitronen-Salbei-Bonbon
Geht sich im Park in der Sonne erholen
Hat Gras und Erde an den Sohlen
26 Antworten
TheBladi11TheBladi11 vor 1 Jahr
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Hemd = Weiß
Umschlagmanschetten,
Zitruszesten/Lavendelspitzen,
Salbei-Seife + warmer Fond.
Klassischer geht kaum.
Meet me again in 10 years!
31 Antworten
TorfdoenTorfdoen vor 4 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Lavendel, Anis, Minze und Fenchel ziehen sich gegenseitig auf. Übertreiben es etwas. Hustenpastille kaut rasierten Opi. Naja.
6 Antworten
SeelanneSeelanne vor 8 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
0
Duft
Flegeljahre eines Krautrockers: rüpelhaft-minziges Petigrain muskatellert sich ins Lavendel-Abitur mit Salbei-Spickzettel: Summa cum laude.
1 Antwort
FliolineFlioline vor 3 Jahren
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Jetzt weiß ich also, wie Cravache riecht.
Very classy. Mossy. Trustworthy.
Hut ab; Hut auf.
5 Antworten
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