01.03.2016 - 20:42 Uhr
Couchlock
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Couchlock
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83
Die olfaktorische Heimreise: Geborgenheit aus einem Flakon
Muscs Koublaï Khän ist die wundervollste Entdeckung, die ich durch Parfumo machte, und die größte olfaktorische Überraschung, hatte ich doch beim erstem Test Raubtierfütterungen, das letzte Hemd eines Obdachlosen, tote Tiere und Schlimmeres im Hinterkopf! Doch es kam ganz anders...
Moschus in der Duftpyramide ist eine schwammige Angabe, gibt es doch viele synthetische Riechstoffe, die unter diesem Namen gelistet werden. Es gibt den sauberen weißen Moschus, den extrem intensiven schwarzen Moschus, den "Jovan Musk" usw.
Der echte Moschus aus der Duftdrüse des Moschushirsches ist ein extrem teurer Duftstoff, man findet ihn heutzutage fast nur noch in exklusiven arabischen Parfums, die keinen Regulationen unterworfen sind. Und dann gibt es die Nische der Nische, die Natural Parfumery. Wer im Netz sucht, findet kleine Firmen, die in Kleinstmargen Duftöle anbieten, die ausschliesslich hochwertige Naturstoffe wie echtem Ambergris, Sandelholz- und Oudöl und Hirschmoschus enthalten und pro ml oft mehr kosten als ein Nischenflakon.
Meinen ersten Kontakt mit Hirschmoschus hatte ich in Manali, als ich 1992 während einer halbjährigen Indienreise 2 Monate in Himachal Pradesh verbrachte. Manali liegt auf ca. 3000m Höhe im Kulutal in den Ausläufern des Himalaya und ist ein beliebtes Ziel für Inder, die der Hitze des Subkontinents entfliehen möchten und ein Mekka für Kiffer. Cannabis wächst dort ÜBERALL und man kann handgeriebenes schwarzes Hasch von höchster Qualität (Charas) problemlos zu für uns lächerlichen Preisen erwerben, zufällig war ich dort während der Erntezeit:-) (Für Interessierte: Die beste Qualität (Malana Cream) gibt es im nahe und seehr abgelegenen Bergdorf Malana, das man nur durch einen beschwerlichen und abenteuerlichen Aufstieg auf 4500m Höhe erreichen kann, die Strapaze lohnte sich aber...)
Nach ein paar Tagen entfloh ich dem Trubel und fuhr weiter in das viel ruhigere Parvatital, dort verbrachte ich in der kleinen Pension eines Lehrers in einem wunderschönen kleinem Dorf wundervolle 2 Monate.
Ich schweife ab...in Manali bot mir ein Junge mal zur Abwechselung kein Dope, sondern ein rundliches und leicht behaartes Objekt an, das ich damals irrtümlich für einen Tierhoden hielt. Ich muß ihn wohl sehr irritiert angesehen haben und er sagte "Good Smell". Er nahm das Teil in seine Faust und strich mit seinem Handrücken über meinen Arm, was einen wunderschönen Duft auf meiner Haut hinterliess. Ich dachte natürlich, daß er ein Parfum auf seiner Hand hatte und probierte es selbst aus, es hatte den gleichen Effekt! Es klingt verrückt und ich weiß bis heute nicht, wie es funktionierte...
Der Duft faszinierte mich und ich kaufte es ihm für 1,50 DM ab. Heute weiß ich, daß es die Duftdrüse eines Moschushirsches war, diese enthält durchschnittlich 30 gr des Moschusgranulates. Ein Jäger bekommt aktuell ca.1500 Euro dafür, weit mehr als ein indischer Jahreslohn. Wahrscheinlich war die Drüse "abgeernetet" und wieder zugenäht. Die Preise waren damals wohl niedriger, aber er hätte bestimmt viel mehr dafür bekommen können.
Dann bekam ich letztes Jahr von einem sehr großzügigen Parfumeur, der auch Parfumomitglied ist (danke nochmal, wenn du das liest!), Miniproben von Ölen mit echtem Ambergris und Hirschmoschus. Zudem lernte ich durch einen Ebay-Kauf einen lieben Menschen kennen, der sich mit dem Handel mit Duftstoffen sein Studium in Pakistan, nahe der indischen Grenze und dem Gebiet im Himalaya, in dem ich mich Jahre vorher aufhielt, finanziert. Bei einem Besuch brachte er neben Oudölen und Amberbris Hirschmoschusgranulat mit, einen Teil hatte er in Sandelholzöl und einem White Musk Parfum eingelegt.
Purer Moschus riecht nicht gerade lecker, erst durch Verdünnung oder Kombination mit anderen Duftstoffen wird es für viele Menschen angenehm. Zumeist wird es in Parfums benutzt, um die Haltbarkeit anderer Duftstoffe zu erhöhen und dem Parfum das "gewisse etwas" zu geben. Es ist einer der komplexesten natürlichen Duftstoffe und der am stärksten duftende.
Nach diesem langen Intro komme ich nun endlich zum eigentlichen Thema, dem Muscs Koublaï Khän:
Der erste Test ist mir noch in sehr guter Erinnerung: Ich saß in unserer Küche, nicht weit von Waschbecken und Seife entfernt, hatte ich doch aufgrund der Kommentare wirklich böses erwartet. Ich hatte mir fest vorgenommen, dem Parfum eine Chance zu geben und es zumindest 1-2 Stunden auf der Haut zu lassen, da in einigen Kommentaren zu lesen ist, daß das Parfum nach krassem Start schöner wird.
Mutig aufgesprüht...den Arm langsam der Nase genähert...und ein wundervoller Duft stieg in meine Nase, mehr noch: ich spürte sofort, daß ich olfaktorisch zu Hause war. Dies war der Duft, den ich nie bewusst gesucht, aber lange herbeigesehnt hatte. Es roch unglaublich vertraut, ein Gefühl von tiefer Geborgenheit überkam mich... ich war beschützt, getragen und von Wärme umhüllt. Und dann wurde der Duft immer schöner, nicht unangehmes oder gar ekliges konnte ich wahrnehmen, nur olfaktorische Schönheit.
Ich bin nicht gut in der Analyse von Düften. Original Musk Blend No. 1 von Kiehls's ist hier als Duftzwilling aufgeführt, dem ich eine gewisse Ähnlichkeit attestieren würde. Am ehesten erinnert es mich bei allen Unterschieden an das Absolue Pour le Soir. Jemand schrieb in einem Kommentar auf Fragrantica, daß Muscs Koublaï Khän "Jovan in a limousine" ist, was ich nachvollziehen kann, das Jovan Musk geht gaaanz grob in eine ähnliche Richtung.
Es gibt aber doch einen Duftzwilling: es ist die Hirschmoschusprobe, die ich von dem lieben Parfumeur bekam. Es ist nicht nur der Moschus im Muscs Koublaï Khän, das dieser Probe gleicht, der Hirschmoschus weist fast alle Facetten dieses Parfums auf. Hier wurden alle Duftstoffe so kombiniert, um eine verblüffende Annäherung an den Orginalstoff zu erzielen, für mich eine absolute Meisterleistung der Parfumeure!
Muscs Koublaï Khän polarisiert wie kaum ein anderes Parfum. Ich glaube, daß hier die Hautchemie eine große Rolle spielt. Das Thema ist umstritten, aber ich konnte schon oft feststellen, daß ein Parfum auf der Haut eines Freundes anders duftet als auf meiner eigenen. Ich bin blond, meine Haut ist hell, er ist ein dunkler Typ. Vielleicht besänftigt meine Hautchemie Zibet und Bibergeil, ich mag auch andere Parfums mit diesen Duftstoffen.
Für mich ist dieses Parfum absolut tragbar, ich benutze es sogar in der Arbeit, keiner meiner Kollegen sah mich komisch an oder sagte mir, daß ich wie ein ungewaschener Mongolenkrieger dufte. Meine Gattin mag Muscs Koublaï Khän ebenfalls an mir und sie ist kein Freund krasser Düfte.
Es gibt kein anderes Parfum, daß ein solch tiefes Wohlgefühl in mir auslöst. Vielleicht roch die Haut meiner Mutter ähnlich, als ich ein Baby war, vielleicht trug sie ein Parfum, da ähnlich roch...irgendetwas ist olfaktorisch in meiner Vergangenheit verankert, das diese positiven Gefühle in mir auslöst, dieses zutiefst vertraute. Ich schätze alle Düfte meiner Sammlung, viele liebe ich wirklich, aber es sind höchstens eine Handvoll Parfums dabei, die mich ganz tief ansprechen und mich wirklich in meiner Seele berühren. Muscs Koublaï Khän schafft dieses am intensivsten und so ist es in dieser Hinsicht wirklich essentiell für mich.
Die Haltbarkeit auf meiner Haut ist übrigens extrem: Auf dem Handgelenk kann ich es noch nach 40 Stunden wahrnehmen!Die Sillage ist perfekt für mich, wahrnehmbar, aber nicht raumfüllend.
Lasst Euch nicht abschrecken und testet den Mongolen selbst!
Moschus in der Duftpyramide ist eine schwammige Angabe, gibt es doch viele synthetische Riechstoffe, die unter diesem Namen gelistet werden. Es gibt den sauberen weißen Moschus, den extrem intensiven schwarzen Moschus, den "Jovan Musk" usw.
Der echte Moschus aus der Duftdrüse des Moschushirsches ist ein extrem teurer Duftstoff, man findet ihn heutzutage fast nur noch in exklusiven arabischen Parfums, die keinen Regulationen unterworfen sind. Und dann gibt es die Nische der Nische, die Natural Parfumery. Wer im Netz sucht, findet kleine Firmen, die in Kleinstmargen Duftöle anbieten, die ausschliesslich hochwertige Naturstoffe wie echtem Ambergris, Sandelholz- und Oudöl und Hirschmoschus enthalten und pro ml oft mehr kosten als ein Nischenflakon.
Meinen ersten Kontakt mit Hirschmoschus hatte ich in Manali, als ich 1992 während einer halbjährigen Indienreise 2 Monate in Himachal Pradesh verbrachte. Manali liegt auf ca. 3000m Höhe im Kulutal in den Ausläufern des Himalaya und ist ein beliebtes Ziel für Inder, die der Hitze des Subkontinents entfliehen möchten und ein Mekka für Kiffer. Cannabis wächst dort ÜBERALL und man kann handgeriebenes schwarzes Hasch von höchster Qualität (Charas) problemlos zu für uns lächerlichen Preisen erwerben, zufällig war ich dort während der Erntezeit:-) (Für Interessierte: Die beste Qualität (Malana Cream) gibt es im nahe und seehr abgelegenen Bergdorf Malana, das man nur durch einen beschwerlichen und abenteuerlichen Aufstieg auf 4500m Höhe erreichen kann, die Strapaze lohnte sich aber...)
Nach ein paar Tagen entfloh ich dem Trubel und fuhr weiter in das viel ruhigere Parvatital, dort verbrachte ich in der kleinen Pension eines Lehrers in einem wunderschönen kleinem Dorf wundervolle 2 Monate.
Ich schweife ab...in Manali bot mir ein Junge mal zur Abwechselung kein Dope, sondern ein rundliches und leicht behaartes Objekt an, das ich damals irrtümlich für einen Tierhoden hielt. Ich muß ihn wohl sehr irritiert angesehen haben und er sagte "Good Smell". Er nahm das Teil in seine Faust und strich mit seinem Handrücken über meinen Arm, was einen wunderschönen Duft auf meiner Haut hinterliess. Ich dachte natürlich, daß er ein Parfum auf seiner Hand hatte und probierte es selbst aus, es hatte den gleichen Effekt! Es klingt verrückt und ich weiß bis heute nicht, wie es funktionierte...
Der Duft faszinierte mich und ich kaufte es ihm für 1,50 DM ab. Heute weiß ich, daß es die Duftdrüse eines Moschushirsches war, diese enthält durchschnittlich 30 gr des Moschusgranulates. Ein Jäger bekommt aktuell ca.1500 Euro dafür, weit mehr als ein indischer Jahreslohn. Wahrscheinlich war die Drüse "abgeernetet" und wieder zugenäht. Die Preise waren damals wohl niedriger, aber er hätte bestimmt viel mehr dafür bekommen können.
Dann bekam ich letztes Jahr von einem sehr großzügigen Parfumeur, der auch Parfumomitglied ist (danke nochmal, wenn du das liest!), Miniproben von Ölen mit echtem Ambergris und Hirschmoschus. Zudem lernte ich durch einen Ebay-Kauf einen lieben Menschen kennen, der sich mit dem Handel mit Duftstoffen sein Studium in Pakistan, nahe der indischen Grenze und dem Gebiet im Himalaya, in dem ich mich Jahre vorher aufhielt, finanziert. Bei einem Besuch brachte er neben Oudölen und Amberbris Hirschmoschusgranulat mit, einen Teil hatte er in Sandelholzöl und einem White Musk Parfum eingelegt.
Purer Moschus riecht nicht gerade lecker, erst durch Verdünnung oder Kombination mit anderen Duftstoffen wird es für viele Menschen angenehm. Zumeist wird es in Parfums benutzt, um die Haltbarkeit anderer Duftstoffe zu erhöhen und dem Parfum das "gewisse etwas" zu geben. Es ist einer der komplexesten natürlichen Duftstoffe und der am stärksten duftende.
Nach diesem langen Intro komme ich nun endlich zum eigentlichen Thema, dem Muscs Koublaï Khän:
Der erste Test ist mir noch in sehr guter Erinnerung: Ich saß in unserer Küche, nicht weit von Waschbecken und Seife entfernt, hatte ich doch aufgrund der Kommentare wirklich böses erwartet. Ich hatte mir fest vorgenommen, dem Parfum eine Chance zu geben und es zumindest 1-2 Stunden auf der Haut zu lassen, da in einigen Kommentaren zu lesen ist, daß das Parfum nach krassem Start schöner wird.
Mutig aufgesprüht...den Arm langsam der Nase genähert...und ein wundervoller Duft stieg in meine Nase, mehr noch: ich spürte sofort, daß ich olfaktorisch zu Hause war. Dies war der Duft, den ich nie bewusst gesucht, aber lange herbeigesehnt hatte. Es roch unglaublich vertraut, ein Gefühl von tiefer Geborgenheit überkam mich... ich war beschützt, getragen und von Wärme umhüllt. Und dann wurde der Duft immer schöner, nicht unangehmes oder gar ekliges konnte ich wahrnehmen, nur olfaktorische Schönheit.
Ich bin nicht gut in der Analyse von Düften. Original Musk Blend No. 1 von Kiehls's ist hier als Duftzwilling aufgeführt, dem ich eine gewisse Ähnlichkeit attestieren würde. Am ehesten erinnert es mich bei allen Unterschieden an das Absolue Pour le Soir. Jemand schrieb in einem Kommentar auf Fragrantica, daß Muscs Koublaï Khän "Jovan in a limousine" ist, was ich nachvollziehen kann, das Jovan Musk geht gaaanz grob in eine ähnliche Richtung.
Es gibt aber doch einen Duftzwilling: es ist die Hirschmoschusprobe, die ich von dem lieben Parfumeur bekam. Es ist nicht nur der Moschus im Muscs Koublaï Khän, das dieser Probe gleicht, der Hirschmoschus weist fast alle Facetten dieses Parfums auf. Hier wurden alle Duftstoffe so kombiniert, um eine verblüffende Annäherung an den Orginalstoff zu erzielen, für mich eine absolute Meisterleistung der Parfumeure!
Muscs Koublaï Khän polarisiert wie kaum ein anderes Parfum. Ich glaube, daß hier die Hautchemie eine große Rolle spielt. Das Thema ist umstritten, aber ich konnte schon oft feststellen, daß ein Parfum auf der Haut eines Freundes anders duftet als auf meiner eigenen. Ich bin blond, meine Haut ist hell, er ist ein dunkler Typ. Vielleicht besänftigt meine Hautchemie Zibet und Bibergeil, ich mag auch andere Parfums mit diesen Duftstoffen.
Für mich ist dieses Parfum absolut tragbar, ich benutze es sogar in der Arbeit, keiner meiner Kollegen sah mich komisch an oder sagte mir, daß ich wie ein ungewaschener Mongolenkrieger dufte. Meine Gattin mag Muscs Koublaï Khän ebenfalls an mir und sie ist kein Freund krasser Düfte.
Es gibt kein anderes Parfum, daß ein solch tiefes Wohlgefühl in mir auslöst. Vielleicht roch die Haut meiner Mutter ähnlich, als ich ein Baby war, vielleicht trug sie ein Parfum, da ähnlich roch...irgendetwas ist olfaktorisch in meiner Vergangenheit verankert, das diese positiven Gefühle in mir auslöst, dieses zutiefst vertraute. Ich schätze alle Düfte meiner Sammlung, viele liebe ich wirklich, aber es sind höchstens eine Handvoll Parfums dabei, die mich ganz tief ansprechen und mich wirklich in meiner Seele berühren. Muscs Koublaï Khän schafft dieses am intensivsten und so ist es in dieser Hinsicht wirklich essentiell für mich.
Die Haltbarkeit auf meiner Haut ist übrigens extrem: Auf dem Handgelenk kann ich es noch nach 40 Stunden wahrnehmen!Die Sillage ist perfekt für mich, wahrnehmbar, aber nicht raumfüllend.
Lasst Euch nicht abschrecken und testet den Mongolen selbst!
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