Au Coeur du Désert 2016

Au Coeur du Désert von Tauer Perfumes
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Platz 48 in Unisex-Parfums
8.5 / 10 1213 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Tauer Perfumes für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2016. Der Duft ist würzig-orientalisch. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „Im Herzen der Wüste”.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Orientalisch
Holzig
Harzig
Rauchig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GewürzeGewürze zitrische Notenzitrische Noten
Herznote Herznote
AmberAmber
Basisnote Basisnote
balsamische Notenbalsamische Noten AmbraAmbra holzige Notenholzige Noten PatchouliPatchouli

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.51213 Bewertungen
Haltbarkeit
9.01128 Bewertungen
Sillage
8.41117 Bewertungen
Flakon
7.71006 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.5557 Bewertungen
Eingetragen von OPomone, letzte Aktualisierung am 23.04.2024.

Rezensionen

57 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Preis
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 74  
Hau ab und wie ich dann die Ruhe fand!
Au Cœur du Désert von Andy Tauer ist das am besten bewertete unisex Parfüm auf Parfumo. Diesen Duft wollte ich unbedingt kennen lernen. Nach einer ersten Probentestung gehört mir nun ein voller Flakon.

Durch das Lesen verschiedener Rezensionen und dem Testen der Probe war ich in sehr positiver Erwartungshaltung und gedanklich schon ganz dem allgemein verbreiteten Wüsteneindruck bei Au Cœur du Désert verfangen. Diese Wahrnehmung passt ja auch hervorragend, denn im Moment des Aufsprühens spüre ich eine Explosion an staubtrockener Hitze, die Sonne heizt die Haut und eine Dürre macht sich breit, die jegliche Feuchtigkeit in der Umgebung vermissen läßt. Es lodert ein Feuer ohne Rauch, das Holz ist „knochentrocken“, sowohl das brennende als auch das von der Sonne und den Flammen ausgedörrte Geäst neben dem Brand. Mit Vehemenz presst die Feuerhitze die letzten harzigen Tropfen aus den knisternden Zweigen in die Glut und ein markanter, bittrig-zitrusartiger Geruch drückt dem glühenden Holz einen hintergründigen zitrischen Stempel auf. Das silbrige, von Wind und Sand spiegelglatte Holz kokelt dabei langsam und intensiv würzig vor sich hin, während die flirrende Hitze darüber mir für den Duft typische Fata Morganen vorgaukelt.

Hatt, hatt, hatt, hatt, vorwärts, immer weiter treibt er die kleine Beduinengruppe voran, hatt, hatt, hatt, vorwärts, immer weiter Richtung Akaba in den Rücken des osmanischen Feindes. Die Durchquerung der Nefud Wüste verlangt „Lawrence von Arabien“ und seiner wagemutigen Schar alles ab, aber die Eroberung von Akabar verliert er dabei, trotz aller Strapazen, nie aus den Augen.

Auf der anderen Seite der flimmernden Luft reitet der selbstbewusste Raisuli, stolzer Anführer eines Berberstammes, durch die Maghreb zum heimatlichen Rif-Gebirge. Im Schlepp und als Geisel die entführten Amerikanerin Eden Perdicaris um dem amerikanische Präsidenten Theodore Roosevelt „Wie der Wind und der Löwe“ die Stirn zu bieten.

Ein einsetzender, lauer Wind, aus unendlicher Ferne kommend, vertreibt die Fantasien und Trugbilder. Er lockt die Nase mit warmer holzig-süßlicher Würze und legt sich tief-dunkel, schwer und staubtrocken wie eine feste, uralte Patina auf die Haut. Die Luft ist immer noch sengend und nun, da ich sitze, spühre ich die glühende Hitze der Felsen, des Sandes und der letzten Reste von Erde an mir empor steigen. Der karge Boden atmet absolut trocken und die brütende Sonne treibt kräftig die letzten Reste aromatisch-harziger, holziger und erdiger Gerüche aus dem verdorrten Land. Wie duftiges Balsam verschmelzen diese mit meiner warmen Haut und lassen meine Seele leuchten. Kein Geräusch dringt an mein Ohr, endlose Stille allenthalben.

Und was ist nun mit Hau ab und der Ruhe, die ich fand?

Bei dieser ganzen Wüstelei wäre mir fast entgangen, daß ich diesem Andy Tauer Parfüm, jedenfalls einem sehr ähnlichen Duft, schon begegnet bin. An milden Sommerabenden auf der Terrasse bei gemütlichem Zusammensein brennen wir gern Räucherwerk ab zwecks Verbannung stechender Insekten. Eine der bekanntesten Manufakturen stellt unter dem Label „original Crottendorfer“ viele unterschiedlich duftende Räucherkerzen her. Unter anderem auch eine XL Variante namens „Hau ab“! Die lustige Verpackung von „Hau ab“ deutet schon an, mit diesem Duftaroma geht es den pieksenden Plagegeistern an den Kragen.

Ist diese Räucherkerze angezündet, riecht sie wie zitroniger Weihrauch, sehr intensiv, trocken und balsamisch. Zum Verwechseln ähnlich dem Duftbeginn von Au Cœur du Désert! Der Brand ist etwas mehr rauchig, gröber, vordergründig und ohne würzige Tiefe, dennoch unverwechselbar ein Geruch wie Au Cœur du Désert. Leider wurde dieser vorzügliche Insektenschreck kürzlich aus Marketinggründen eingestellt. Ab und an finden sich noch volle Schächtelchen auf online Verkaufsplattformen.

Im Zuge meines aufgeregter Anrufs in Crottendorf versicherte man mir, es hätte sich nur der Name geändert, die neue Räucherkerze „Ruhe“ hätte die identische Rezeptur, aber es gäbe wesentlich mehr Möglichkeiten der Vermarktung Richtung Meditation, Yoga und Entspannung. Nun gebe es sogar neben den klassischen Kerzen auch Räucherstäbchen. Charakterisiert wird das Aroma seitens der Manufaktur als zitronig-gute Dufträucherkerzen, aromatisch und balsamisch, ein würziger Räucherharzduft mit dominanter Weihrauchnote. Nach ca. 30 Minuten Brenndauer ist Schluß.

Die verblüffende, wenn auch oberflächliche Ähnlichkeit des Duftes von „Hau ab/Ruhe“ und Au Cœur du Désert legt den Verdacht nahe, daß das Parfüm ebenfalls ein Mückenvertreiber sein könnte. Ich bin schon gespannt, wie sich beide ergänzen. Der Sommer wird es zeigen, wenn auf dem Tisch die „Ruhe“ glimmt und ich zum Abend die gesellige Runde mit zwei/drei Spritzern Au Cœur du Désert erfreue.

Au Cœur du Désert ist ein großartiges Parfüm mit enormer Haltbarkeit und guter Sillage, absolut markant und wohldosiert alltagstauglich gut zu tragen. Und wenn man wirklich mal für etwas brennt, dann darf es auch gern ein Spritzer mehr sein!

Herzlichen Dank für Euer Interesse an diesem beeindruckenden Spitzenduft!

49 Antworten
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Achilles

88 Rezensionen
Achilles
Achilles
Top Rezension 52  
Die Krähen in meinem wüsten Herzen
....haben sich mal wieder großzügig ein saftiges Stück herausgepickt und durch diesen Duft ersetzt. Aber das habe ich nicht nur gerne geduldet, sondern irgendwie auch erfleht. Au Coeur du Desert versetzt auch in eine Art Halbschlaf und Parallelwelt der Finsternis, wirkt wie ein Relaxans auf das gesamte System. Leicht überdosiert vermag es jedoch (vielleicht gerade deswegen) alle Konvenienzen eines Parfumoherzens aufs Trefflichste zu gewähren. Der Duft ist dunkel, warm, bitter, süß, aromatisch, und reflektiert alle Schattierungen des Wüstensandes zur nachmittäglichen Stunde, in welcher die Glut des Tages sich in einen dunkelblauen Schoß bettet und der Horizont Farben von tiefem Orange, herrlichem Violett und bluttriefendem Rot aufzeigt.

Wo No. 2 zu staubig-heiß und mitunter sperrig wird, dass man die Impressionen einer ausgedörrten Kehle nicht los wird, ist der neueste Wüstenduft aus dem Hause Tauer bedeutend samtiger, der Duftkörper aufgepolstert und nicht mit herkömmlichen Maßstäben zu ermessen, fährt die dürstende Kehle runter wie Marsala nach dem Genuss von mit Pflaumen gefüllter Zartbitterschokolade. Fast erreicht dieser märchenhafte Akkord die Grenze zum Rotwein/Schokoladengourmand. Der Großteil des Duftes ist beheimatet in diesem drückenden, von Wüstensand und Sonne durchzogenen Nachmittag, der andere Teil hat die laue Nacht, aber nicht den Anteil, wo die Temperaturen in die Minusgrade abfallen, so kann es in manchen Wüstenregionen auch passieren.

Au Coeur du Desert widerfährt einfach und nimmt ein mit dieser Faszination, ob man das nun will oder nicht und bleibt gleich mehrere Tage. Und auch wenn man sich sicher ist alles bewusst zu steuern, so schwingt hier unbezweifelbar eine Aura mit. Wenn Charisma einen eigenen Duft hat, dann diesen hier, er betört gekonnt das wüste und ruhelose Herz eines Jägers. Meine ganze Bewunderung gilt hier der puren Kraft an Vereinigung von Können und Geist.
Dieser ätherische Geist einer Mischung aus erwärmtem Holz, Pflanzensaft und süßem Ambra, gedörrtem Patchouli, der vielen anderen komplexen Noten und Sand darf mich sehr gerne in meinem irdenen Gefängnis weiter mit Marsala und Zartbitterschokolade bewirten und diabolisch zuzwinkern, wenn er wieder ein paar Krähen losjagt.
27 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 41  
Kontemplatives Prachtstück - Zelebration der Ambra
Da hat er mal wieder einen rausgehauen, der Tauer. Die Faszination hier bezüglich "Au Coeur de Désert" sprengt ja gegenwärtig jede Skala, 9.4 Punkte ist schon ne Hausmarke bei fast 50 Stimmen.

Ich verdanke dem Herrn ja schon mal meinen Lieblingsrosenduft "Rose de Kandahar", der für mich Referenz für alle übrigen orientalischen Rosendüfte ist und wohl auch recht stabil bleibt, so großartig ist er.

Dieser nun - sei es rasch ausgesprochen - kommt auch und zurecht auf die vorderen Plätze. Aber - und da rätsele ich noch herum - in welcher Kategorie?

`Warmer Wüstenwind, verglommene Hitze des Tages´. Das liest man unten öfter und ich füge mich gerne in dieses Gedankenspiel ein. Orientalisch ist der Duft in seiner Grundstilistik also auf jeden Fall.

Allerdings in recht ungewohnter - erfreulich ungewohnter- Art. Ich geb´s zu (und man weiß es ja auch), ich bin diese ganzen Safran-Rosen-Oud-Geschichten extrem leid und hab sie übersatt - welcher namhafte Parfumeur hat es damit in den letzten 5 Jahren nicht auf die Spitze getrieben?
Dass gerade Amouage als DIE Orientmarke gegenwärtig Richtung europäischen/globalen Stils strebt und mit Traditionen bricht (oder schlicht und einfach alle guten Ideen vorerst verbraten hat?), könnte ein Beleg für Einsicht sein.

Man kann es aber auch anders aufziehen und wie Tauer mit mehr Reduktion arbeiten und alles Heischende und Laute und Blendende und Pompöse rauslassen und sich auf die dunkleren Ur-Grundaromen einschießen - und dann gelingt vielleicht wirklich mal wieder eine Orientüberraschung, die gerade dadurch überrascht, dass sie eigentlich konservativ "back to the roots" geht, was scheinbar aber schon länger keiner so gemacht hat.

Richtig zentral, richtig edel, richtig wertvoll liegt hier beim Wüstenduft Ambra vor. Das Aroma scheint mir gefühlt 2/3 des Duftes zu prägen und zu erfüllen. Warm und sinnlich im Grundton, dabei grundlegend trocken ausgerichtet.
Erfreulich frei von den überschwänglichen Blumenölarrangements oder den zuckrig-trockenobstigen Sättigungsgrundlagen oder den kathedralenrauchverhangenen Wuchtbrummen der Gegenwart.

Verdammt fein sind hier - wie auch bei "Rose de Kandahar" - die Rohmaterialen sowie die handwerkliche Qualität der Komposition, die den erhöhten Preis (50 ml- 165 Euro) vollkommen rechtfertigen. Das Ambra ist gemütlich, behaglich, äußerst fein in seiner Holzigkeit, die sehr balsamisch und extrem rund geraten ist. Eine ganz leichte Mineralität ist hintergründig von Anfang an vorhanden, die man bei Ambra immer wieder feststellt und die auch nicht wundert, wenn man bedenkt, dass die Klumpen jahrlang im Meer herumschwammen.

Durch Patchouli, welches nach etwa einer Stunde etwas mehr durchschimmert, gewinnt der Tauerduft im Verlauf noch einen leicht erdigen, herbschokoladigen Touch, der allerdings wirklich nur schmückendes Beiwerk ist und der Star-Ambra nie die Schau stiehlt.

Über viele, viele Stunden - auch das typisch Tauerniveau - darf man sich hier über einen duchaus geheimnisvoll orientalischen, sehr sinnlichen, trotz seiner Holzigkeit und grundlegenden Trockenheit behaglichen Duft freuen, der wirklich - und da schließt sich der Kreis zu den unteren Kommentaren - gut ein nächtliches Wüstenleben abbildet, in dem die schrillen, lauten und geruchlich auch schon mal kakophon überreizenden Märkte in den arabischen Städten geschlossen haben und das Kontemplative zu seinem Recht kommt.
16 Antworten
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ttfortwo

89 Rezensionen
Ttfortwo
Ttfortwo
Top Rezension 44  
Tauers Wüstenplanet
Der erste Test von “Au Coeur du Désert“ – und zwar gleich unter Echtbedingungen im (Großraum-) Büro. Was meine Kollegen betrifft: Mir fehlt da gerade ein bißchen das Mitleid, denn normalerweise arbeite ich Freitags nicht, wegen krankheitender und urlaubender Kollegen nun aber doch und die anderen sollen natürlich auch leiden, wenn ich es schon tun muss. Also: Kein Pardon, kein empathisch ausgesuchter Büroduft, sanft und zurückhaltend, nein, heute lasse ich es krachen. No risk – no fun. Tauers Wüstenplanet.

Gerade im Moment bin ich tatsächlich über den heute morgen beim Auftragen noch vorhandenen Restskrupel froh und darüber, daß ich nur einen einzigen, eher vorsichtigen Spühstoß Richtung Hals, Halstuch und Pullover-Saum abgegeben habe. Das Ganze ist jetzt, während ich diese Worte schreibe, fast eine Stunde her und ich sitze hier in einer gigantischen Duftwolke. Eine Projektion, groß wie die Namib.

Dies ist ganz sicher einer der eigenwilligsten Düfte, die ich, die Freundin alter Parfumkunst mit klassischen Signaturen, besitze und auch der, der mit deren altehrwürdigen Prinzipien am meisten bricht. Es ist weniger ein Parfum als eine epische Erzählung.

Halbwegs verbindlich der tradierten Idee einer Kopfnote folgend duftet das „Wüstenherz“ nur in der Eröffnung: Ein bißchen floral, mit einem Hauch Pflanzensaft und –stengel und einer zarten bitteren Süße. Es erzählt von einer Oase, von einer Rose, von ihrem Duft, von dem Geruch von heißem Fels, heißem Sand, befeuchtet zum Zwecke der Abkühlung. Von Harzen und von bittersüßem Honig, gesammelt von kleinen wilden Bienen.

Noch ist es nicht heiß, die Morgensonne malt lange Schatten.

Das Erzähltempo ist langsam. Ganz allmählich, Schritt für Schritt, wandere ich mit dem Erzähler weiter, wir lassen die letzten bewässerten Felder zurück und auch den letzten Schatten. Es wird wärmer, dann es wird heiß. Er erzählt mir von wilder Schönheit, von den Scherenschnittlinien des Horizonts in der Ferne, von violett schimmernden Bergflanken, vom Tanz der Hitzeluft über Ocker, über Dunkelorange, über Violett, über Blutrot und über allen Schattierungen von Braun, von Licht, das so hell ist, daß es schwarz wirkt. Wir betrachten Steinlinien, mineralisch-ölig schimmernd, Feldspatglimmer. Stachelbewehrte harzig duftende Pflanzenhelden, Überleberer im Nichts. Trockenes Holz mit falber Farbe und seidigem Schimmer, wer weiß schon, wie alt es ist.

Wir wandern. Die Zeit aber steht still.

Etwa drei Stunden nach dem Auftragen scheint auch der Duft zum Stillstand gekommen zu sein. Die Sonne steht noch hoch, die Farben sind verblasst, verdörrt in der Hitze. Ich rieche staubig-salbiges Ambergris und mineralische Sandsteinnoten, trockenwarme Harze mit subtiler Süße. Ich rieche warme Hölzer und trockene Erde. Es riecht gut, der Duft mag mich, ist freundlich zu mir. Auf der Haut zartsüßwarmpudrig – auf der Kleidung eher staubigwarmmineralisch. Eigen und schön. Die Präsenz ist immer noch enorm, mühelos füllt der Duft bei jedem Atemzug meine Nase, bei jeder kleinen Bewegung pufft ein helles Wölkchen auf, mit matter Textur und warmer salbiger Duftfarbe.

Noch einmal viele Stunden später sitzen der Erzähler und ich auf einem Felsen, wir sind müde, der Tag war lang. Der Erzähler ist fast verstummt, er spricht nur noch wenig und mit leiser Stimme, aber es braucht auch keine Worte mehr. Wir sind vertraut geworden auf der gemeinsamen Wegstrecke, viele Worte sind jetzt nicht mehr nötig. Bald wird die Sonne untergehen und es wird kalt werden. Ich lege mir ein Tuch um, stehe auf und gehe.

---

Zuguterletzt: Der Hardcore-Test im Großraumbüro ist nicht schiefgegangen. Niemand hat einen großem Bogen um mich gemacht oder sich in meiner Nähe - wie zufällig - ständig mit der Hand die Nase gerieben. Allerdings hat sich auch niemand enthusiastisch über meinen Tagesduft geäußert. Ich denke, für mich es ist doch ein Vitrinenduft. Kostbar und gern gerochen, aber am Ende doch nicht getragen.

Die Haltbarkeit ist außergewöhnlich und die Sillage in der ersten Stunde gigantisch, danach noch für viele Stunden deutlich.
21 Antworten
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Terra

646 Rezensionen
Terra
Terra
Top Rezension 0  
Klärende Gegenüberstellung
Kaum erscheint ein neuer Tauer, ist die Parfumocommunity in Aufruhr wie Teenies bei der Veröffentlichung eines Justin Bieber-Albums. Die ganz große Aufregung konnte ich nie verstehen, denn die Düfte waren für mich häufig spannend und ästhetisch, aber auch irgendwie nie ganz rund. Ich weiß, ich laufe Gefahr für diese Anmerkung gesteinigt zu werden: ich habe und hatte immer den Eindruck; wie bei all diesen Selfmade-Parfümeuren; zu riechen, dass sie das Parfümhandwerk nie klassisch erlernt haben.

Au Coeur du Désert musste ich aus mehreren Gründen testen. Einmal macht mich natürlich so ein unfassbarer Hype neugierig. Schon seit Monaten hält er sich unbezwingbar auf Platz 4 der Unisexdüfte mit einer unfassbar guten Gesamtwertung von zwischenzeitig auch deutlich über 9 Punkten. Zudem ist die weniger konzentrierte Version „No. 02 - L'Air du Désert Marocain“ ein Duft, den ich schon vor Jahren mit etwas ratlosem Ergebnis getestet habe. Er gefiel mir schon, aber ich fand ihn eher muffig als trocken, zu vanillig in der Basis. Ich hatte die Idee, dass mir eine glattgeschliffenere Version wie es hier so oft beschrieben wird gut gefallen könnte.

Eines kann ich vorweg nehmen: Ich habe Au Coeur du Désert mehrfach getragen und fand ihn immer toll. Wobei ich mir den Anlass gut überlegen würde, denn die Sillage ist selbst bei vorsichtiger Dosierung atomar. Zudem wird immer wieder behauptet, die Ähnlichkeit zu „No. 02 - L'Air du Désert Marocain“ wäre so groß, dass man das Extrait nicht bräuchte. Dem muss ich entschieden widersprechen. Ich habe mir erneut eine Probe von der No. 2 besorgt, ihn unabhängig und parallel zu Au Coeur du Désert getestet. Ich wollte natürlich wissen, ob mir die No. 2 mittlerweile genauso gut oder sogar besser gefällt und ich den Aufpreis für das Extrait wirklich zahlen muss. Doch die Charaktere sind grundverschieden, nicht nur diesbezüglich, dass das Parfum auch eine Dekontaminationsdusche übersteht.

Daher möchte ich meinen Kommentar nicht nur dazu nutzen, Au Coeur du Désert zu beschreiben, sondern auch um ihm No. 02 - L'Air du Désert Marocain ein wenig gegenüberzustellen.

Der Auftakt von Au Coeur du Désert wirkt auf mich unrund. Hier kann man deutlich eine zitrische, zwischen Zitrone und Bitterorange changierende Note wahrnehmen, die sich zu dem Amber gesellt. Das riecht ein wenig wie eine Zitrusfrucht in einer verstaubten, alten Holzkiste aus der kaum definierbare Harze sickern.
L'Air du Désert Marocain startet dagegen fast wie ein Cologne. Betont frisch, ich vermute durch mehr als nur; wie in der Pyramide angegeben; Petitgrain, welches eigentlich relativ grün-zitrisch riecht. Schnell kommt eine merkbare Würze hinzu, die ich blind nicht Koriander und Kreuzkümmel hätte zuordnen können. Vom Amber ist für mich noch nix zu bemerken.

Wo sich die No. 2 noch wie ein vergleichsweise fröhlich-sommerlicher, frischer (und neben dem Extrait ungeheuer dezenter) Duft zeigt, sind im Au Coeur du Désert längst nicht mal mehr ansatzweise frische Akzente zu vernehmen. Jenes ist mittlerweile auf seltsame Art und Weise weich-cremig, aber auch zutiefst staubig-trocken und ernst.

Während dieser ernste Eindruck beim Extrait weiter zunimmt, es immer dunkler wird, erinnert mich die No. 2 nun an Kamillentee. Noch lange ist keine Wüste in Sicht, noch ist nichts trocken. Nein, ein schöner Kamillentee. Mit der Zeit kommt etwas leicht pudriges hinzu, wodurch ich sogar Assoziationen zu klassischen Fougères knüpfe. Kam die No. 2 vielleicht genau daher so gut an? Ein neuer, nischiger Duft der auch jenen Freude machen kann, die sonst eher klassischer unterwegs sind?

Doch eine leichte Ahnung dieser kamillenartigen Note kann ich auch im Extrait erkennen, nur habe ich hier nie Assoziationen an irgend ein Fougère gehabt, weil es einfach viel dunkler, ernster, wärmer und zwar runder, aber auch rauer ist.

Nach langer Zeit dunkelt die No. 2 dann auch etwas ab, die Pudrigkeit verdichtet sich und ein deutlich ledriger Eindruck kommt hinzu. Verantwortlich ist dafür sicher Birkenteer, was hier so dominant riechbar sein soll. So langsam stellt sich ein hell-sandiges Bild ein, der Duft wird trocken und etwas balsamischer.

Das Extrait ist eigentlich weitaus trockener. So trocken, dass man schon durch bloßes riechen Angst haben könnte, zu dehydrieren. Doch weil auch ein warm-weicher Amber viel dominanter ist, wirkt dieser trockene Eindruck weitaus weniger staubig als im No. 2. Für mich homogener und stimmiger, dabei aber trotzdem deutlich düsterer, ernster und kräftiger. Die Wüste bei Nacht!

Vor Jahren schrieb ich, dass die No. 2 für mich gerade in der Basis zu belanglos-vanillig wird und ich erntete; um es vorsichtig auszudrücken; laute Kritik. Doch ich kann mein Urteil einfach nicht revidieren. Ich verstehe die Begeisterung um diesen Duft nur begrenzt. Er gefällt mir durchaus gut, aber ich finde ihn zu nett und stellenweise beinahe etwas belanglos. Zudem wirkt er auf mich phasenweise eher staubig im Sinne von schmutzig und weniger sandig-trocken wie gewünscht. Vielleicht ist es das, was für manche besonders leidenschaftlich wirkt und was für mich weniger perfekt riecht als bei vielen gelernten Parfümeuren.

Die staubige Note des Extraits ist sogar noch viel deutlicher, aber vielleicht irritiert sie mich gerade dadurch nicht mehr. Das klingt vielleicht paradox, aber durch die schärferen Konturen wirkt es eher wie eine bewusst parfümierte Staubigkeit und erweckt in mir nicht den Eindruck, mich nach einer langen Wanderung duschen zu wollen. Auch die wesentlich deutlicheren, volleren ambratischen Noten tragen dazu bei, einen gekonnten Kontrast zu schaffen, der diese Staubigkeit nicht einfach wie das Ausklopfen einer Fußmatte, sondern tatsächlich eher wie trockene, warme, sandige Erde wirken lässt.

Erst die hautnahe Basis, die sich beim No. 2 nach vielen Stunden zeigt, ist dem Extrait sehr ähnlich. L'Air du Désert Marocain wirkt hier noch etwas vanilliger und heller, aber die Ähnlichkeit ist in dieser Phase tatsächlich deutlich.

Au Coeur du Désert hat mich unheimlich begeistert und war einer der wenigen Düfte, die es auf meine absolute Hit- und Haben-Müssen-Liste geschafft haben. Doch nach mehrfachem Tragen erging es mir wie scheinbar vielen Benutzern. Er hat einfach nicht funktioniert. Ein spannender Geruch, aber als Parfum ungeeignet. Mir fehlt die Verbindung mit mir, mit der Haut. Immer wirkt der Duft aufgesetzt und maskiert. Es macht Spaß ihn zu testen, es macht Spaß ihn alle paar Monate mal zu tragen, aber er funktioniert für mich als Parfum nicht. Vielleicht kann die normale No. 2 das besser, ich weiß es nicht. Doch im Grunde habe ich das Problem mit bisher jedem Tauer und auch mit vielen anderen Düften von Nischenlabels gehabt, die von ungelernten Parfümeuren kreiert wurden. Oftmals tolle Ideen, kunstvoll und edel arrangiert. Doch es wirkt für mich oft so, als fehlt die absolut harmonische Verbindung der Noten, als seien die Übergänge zwischen den Akkorden etwas holprig.

Ich bewerte Au Coeur du Désert trotzdem sehr hoch, denn er begeistert. Er ist eher wie ein geliebter mit dem man einige wenige, grandiose Nächte verbringt. Doch man (zumindest ich) will keine ernsthafte Beziehung mit ihm ;).
17 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

291 kurze Meinungen zum Parfum
Danny264Danny264 vor 2 Monaten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Zitrus-Sonnensprenkel
glüht auf Sandeswegen
durch feine Gewürzwüste
warm zärtlicher Amber
Balsam Oase mit Patch-Palmen
harmonierend perfekt
77 Antworten
AchillesAchilles vor 7 Jahren
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Unfassbar, wie schön der ist.Unglaublich faszinierende trockene Sand- und goldene Ambertöne,die Wüste zur blauen Stunde, die Glut verglimmt
14 Antworten
YataganYatagan vor 7 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das Wüstenherz schlägt nicht nur mit dem Schmierstoff Ambra. Da ist auch Weihrauch, Harze, vielleicht sogar Myrrhe. Oriental postmodern.
8 Antworten
ElAttarineElAttarine vor 4 Monaten
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Sand Wind Spuren
verwehen Erscheinungen kommen und gehen
Zitrus Würze Weihrauch Patch ‚wo alle schönen
Worte enden und kein Reden stört‘
32 Antworten
VerbenaVerbena vor 7 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Eine uralte Welt tief im Süden. Heiß flirrende, geheimnisvoll funkelnde Fata Morgana. Lebendige Mythen vergraben unter glühendem Wüstensand.
5 Antworten
Weitere Statements

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