21.10.2016 - 14:34 Uhr
Meggi
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29
They came to stay – oder: Fougère Cuisine?
Zum Start gibt’s sofort ‘ne echte Ansage: Kräftig-stinkige Rosengeranie - noch nicht unangenehm, bloß hart an der Grenze. Dazu bilde ich mir ganz kurz rosa Pfeffer ein. Bevor ich ihm nachriechen kann, ist er verschwunden. Die Zitrus-Note ist eher bitter-adstringierend-sauer als fruchtig-sauer. Das Basilikum paddelt wild mit den Blättchen, hat aber klar das Nachsehen. Über eine minzartige Frische lässt sich rasch rätseln, bis sie vom gleichen Schicksal ereilt wird wie der Phantom-Pfeffer.
Doch vor allem wölbt sich innerhalb von Minuten eine ordentliche Portion Eugenol empor, sei es Nelke bzw. Muskat, die ich brav angaben-getreu wahrnehme oder außerdem eine Prise Zimt, die meine Lieblingskollegin riecht. Ziemlich überdreht. Darunter breitet sich bereits ein seifig-schaumiger Moos-Teppich aus, der im Verlauf der ersten Stunde eine fougère-hafte Anmutung in den Duft bringt. Ungestützt hätte ich zudem auf einen floralen Beitrag getippt. Was Herbes, weniger betont Blumiges. Ich denke spontan an Gartennelke.
Herr Han verweist auf seiner Webseite explizit darauf, dass die Flakons auf dem Etikett jeweils eine Nummer tragen. Mit rohstoffbedingten Abweichungen bei den einzelnen Chargen (hier aufgrund der geringen Größe als „editions“ bezeichnet) geht er folglich dankenswert offen um. Eventuell habe ich eine Ladung mit der Extra-Portion Nelke erwischt (mittlerweile weiß ich, dass dem in der Tat so ist!). Mir ist das zu viel und ich hoffe, dass der Name des Duftes diesbezüglich nicht Programm ist.
Direkt auf der Haut hake ich nunmehr Basilikum erfreut ab. Es ist frisches, kein getrocknetes und das Lüftchen daraus tut dem Duft sehr gut. Die Dominanz der Nelke bleibt freilich erhalten, mehr warm als pieksig, allerdings trotzdem einigermaßen penetrant. Basilikum hält sich als stiller, kühlender Begleiter, der immerhin eine Eugenol-Überhitzung zu verhindern vermag, wie sie gelegentlich bei Hochdosierung zu beklagen ist.
Erst zum Mittag hin verholzt die Nelke sozusagen. In einer langen Übergangsphase stehe ich gleichsam vor einem Schrank voller ältlicher Gewürze; ich finde das sehr unglücklich. Nach acht Stunden ist der Duft weitgehend im Holz angekommen. Hauptsächlich Zeder, doch ganz allein ist sie gewiss nicht, hat irgendwie was Bitteres, ist womöglich mit Narzisse o. Ä. aufgepimpt.
Die weiteren genannten Zutaten der Basis vermag ich nicht eindeutig bzw. isoliert zu identifizieren. Wäre nicht die Rede von „natürlichen Zutaten“, ich hätte auf eine Beigabe bananigen Kunstholzes zur Fixierung getippt. So schätze ich, dass Nelke und Muskat bis zum hintersten Ende ihre Aromen im Spiel haben – they came mithin tatsächlich to stay. Hm, Bananen enthalten ebenfalls Eugenol…
Im Raum hängt diese Würz-Holz-Note übrigens recht präsent herum, habe ich nach halbstündiger Abwesenheit aus dem Büro verwundert festgestellt. Noch erstaunter war ich, dass sie in der Abstrahlung keineswegs künstlich wirkt, sondern gediegen. Blöd nur, dass ich meinen Duft ja nicht in erster Linie für andere auflege.
Fazit: Küchengewürz auf einer seifig-schaumigen Moos-Unterlage im vorderen Teil soll vielleicht andeutungsweise ein neues Genre ausloten: Das „Fougère Cuisine“. Nach hinten raus kann davon keine Rede mehr sein, dann haben wir es mit einem „von außen vornehmen“ Holz-Duft zu tun. Beides kann mich indes nicht vollends begeistern. Vor allem hätte es etwas weniger Nelke auch getan.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
Doch vor allem wölbt sich innerhalb von Minuten eine ordentliche Portion Eugenol empor, sei es Nelke bzw. Muskat, die ich brav angaben-getreu wahrnehme oder außerdem eine Prise Zimt, die meine Lieblingskollegin riecht. Ziemlich überdreht. Darunter breitet sich bereits ein seifig-schaumiger Moos-Teppich aus, der im Verlauf der ersten Stunde eine fougère-hafte Anmutung in den Duft bringt. Ungestützt hätte ich zudem auf einen floralen Beitrag getippt. Was Herbes, weniger betont Blumiges. Ich denke spontan an Gartennelke.
Herr Han verweist auf seiner Webseite explizit darauf, dass die Flakons auf dem Etikett jeweils eine Nummer tragen. Mit rohstoffbedingten Abweichungen bei den einzelnen Chargen (hier aufgrund der geringen Größe als „editions“ bezeichnet) geht er folglich dankenswert offen um. Eventuell habe ich eine Ladung mit der Extra-Portion Nelke erwischt (mittlerweile weiß ich, dass dem in der Tat so ist!). Mir ist das zu viel und ich hoffe, dass der Name des Duftes diesbezüglich nicht Programm ist.
Direkt auf der Haut hake ich nunmehr Basilikum erfreut ab. Es ist frisches, kein getrocknetes und das Lüftchen daraus tut dem Duft sehr gut. Die Dominanz der Nelke bleibt freilich erhalten, mehr warm als pieksig, allerdings trotzdem einigermaßen penetrant. Basilikum hält sich als stiller, kühlender Begleiter, der immerhin eine Eugenol-Überhitzung zu verhindern vermag, wie sie gelegentlich bei Hochdosierung zu beklagen ist.
Erst zum Mittag hin verholzt die Nelke sozusagen. In einer langen Übergangsphase stehe ich gleichsam vor einem Schrank voller ältlicher Gewürze; ich finde das sehr unglücklich. Nach acht Stunden ist der Duft weitgehend im Holz angekommen. Hauptsächlich Zeder, doch ganz allein ist sie gewiss nicht, hat irgendwie was Bitteres, ist womöglich mit Narzisse o. Ä. aufgepimpt.
Die weiteren genannten Zutaten der Basis vermag ich nicht eindeutig bzw. isoliert zu identifizieren. Wäre nicht die Rede von „natürlichen Zutaten“, ich hätte auf eine Beigabe bananigen Kunstholzes zur Fixierung getippt. So schätze ich, dass Nelke und Muskat bis zum hintersten Ende ihre Aromen im Spiel haben – they came mithin tatsächlich to stay. Hm, Bananen enthalten ebenfalls Eugenol…
Im Raum hängt diese Würz-Holz-Note übrigens recht präsent herum, habe ich nach halbstündiger Abwesenheit aus dem Büro verwundert festgestellt. Noch erstaunter war ich, dass sie in der Abstrahlung keineswegs künstlich wirkt, sondern gediegen. Blöd nur, dass ich meinen Duft ja nicht in erster Linie für andere auflege.
Fazit: Küchengewürz auf einer seifig-schaumigen Moos-Unterlage im vorderen Teil soll vielleicht andeutungsweise ein neues Genre ausloten: Das „Fougère Cuisine“. Nach hinten raus kann davon keine Rede mehr sein, dann haben wir es mit einem „von außen vornehmen“ Holz-Duft zu tun. Beides kann mich indes nicht vollends begeistern. Vor allem hätte es etwas weniger Nelke auch getan.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
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