18.06.2015 - 14:10 Uhr
Meggi
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Dissertations-Duft
Vorab ist klarzustellen: Ich war, um es vorsichtig zu formulieren, kein besonders fleißiger Student. Mit entsprechenden und völlig verdienten Ergebnissen. Studieren in Kiel heißt eben: Strand, Kieler Woche etc.. Folglich wäre niemandem, der seine fünf Sinne beisammen hat, im Zusammenhang mit meinen akademischen Leistungen das Stichwort Promotion auch nur im Entferntesten eingefallen. Ich komme bloß darauf, weil man bekanntlich in der sogenannten Wissenschaft vom Hundertsten ins Tausendste oder, wie es die Westfalen ausdrücken, vom Höcksken auf's Stöcksken kommen kann. Jedes Thema lässt sich beliebig auf-fleddern und in immer neuen Details mehr oder weniger tiefschürfend bearbeiten. Am Ende führt das zu epochalen Doktor-Arbeiten wie ‚Genetische Drift bei vererbbaren Fußpilz-Erkrankungen rechtshändiger Regenwürmer auf demeter-bewirtschafteten Weißkohl-Äckern im nordöstlichen Dithmarschen‘.
In analoger Weise entwickeln sich offenbar wachsende Parfüm-Sammlungen mit zunehmender Duft-Erfahrung, wahlweise Parfumo-Zeit. Vormals als (zumindest nahezu) identisch empfundene Parfüms rücken in der Wahrnehmung unaufhaltsam auseinander, es entsteht eine Lücke, eine irgendwann un-er-träg-lich schmerz-haft klaffende Lücke, die einzig mit einem neuen Duft trefflich geschlossen werden kann, der geruchlich ungefähr auf halbem Weg dazwischen liegt. Damit bilden sich zwei neue Lücken, die mit fortschreitender Sinnes-Schärfung eines Tages un-er-träg-lich…und so weiter. Meine Frau dreht durch bei derlei. Da sie jedoch mit Farbnuancen bei Nagellacken oder Lippenstiften (zum Durchdrehen ist das!) eine offene Flanke hat, sollte sie lieber ganz ruhig bleiben.
Ein solcher Zwischen-Duft ist Sahara Noir. Jedenfalls für mich als 03.Apr.1968-, Calling-all-Angels- und Absolue-pour-le-Soir-schon-Besitzer. Für andere ist es natürlich exakt anders herum. Dessen ungeachtet (schließlich habe ich die Genannten ja nicht ohne Grund) war Sahara Noir ein toller Tipp von JoHannes gewesen. Habe ich unmittelbar per Pröbchen-Besorgung in die Tat, sprich: auf die Haut umgesetzt.
Aber wozwischen steht er denn nun genau? Zwischen dem Rundholz 1968 und dem Absolue pour le Soir – wegen der ähnlichen Honig-Note? Oder zwischen dem Rundholz und dem Calling all Angels, wegen der ähnlichen Rauch-Note? Oder zwischen dem Calling all Angels und dem Absolue pour le Soir, weil diese Seite des Dreiecks einfach noch übrig ist?
Schwer zu sagen. Die Ähnlichkeit von Sahara Noir zum Absolue pour le Soir ist zu Beginn am stärksten. Das liegt am Wachs. Der Eindruck vergeht indes innerhalb der ersten ein, zwei Stunden im selben Maße, wie der Wachs-Geruch in den Hintergrund rückt. Im Anschluss kommt mir charakterlich eindeutig der Rundholz in den Sinn, denn die hitzigen Weihrauchnoten sind definitiv dicht beieinander. Freilich entwickelt sich der Sahara-Noir-Weihrauch eine Idee leichter und heller, metallischer. Dabei wiederum geradliniger, zugespitzter und weniger schmeichelnd als der des Calling all Angels.
Die üppig bestückte Sahara-Noir-Pyramide führt mithin mächtig in die Irre. Ebenso in diesem Zusammenhang die von der Papierform her naheliegende Suggestion eines nennenswerten Duftverlaufs. Ein kleines bisschen holziger wird es im Laufe der Zeit, darin mag eine Verwandtschaft zum Calling all Angels zu sehen sein. Doch im Prinzip ballert Sahara Noir stundenlang fröhlich als Weihraucher vor sich hin. Erst am späten Nachmittag fällt die Holznote (recht hell, Zeder ist nachvollziehbar) wirklich ins Gewicht. Insgesamt beruhigt sich der Duft, das rauchig-süßliche Element geht minimal zurück, der harzige Anteil wird stärker. Trotzdem ist und bleibt Sahara Noir bis zum Ende des Duftverlaufs nach rund zehn Stunden primär ein Weihrauchduft aus der intensiv glühenden Ecke. Was daran übrigens speziell für Frauen sein soll, verstehe ich nicht. Selbiges hatte mich allerdings auch bereits beim Rundholz gewundert.
Tja, und zwischen welchen genau steht er jetzt? Ich hab’s! Er steht zwischen allen, und zwar auf den Kanten besagten Dreiecks. Dann entstehen gleich sechs neue Lücken! Und eines Tages werden sie un-er-träg-lich schmerz-haft klaffen….
Mit Regenwurm-Fußpilz hat das nix zu tun.
In analoger Weise entwickeln sich offenbar wachsende Parfüm-Sammlungen mit zunehmender Duft-Erfahrung, wahlweise Parfumo-Zeit. Vormals als (zumindest nahezu) identisch empfundene Parfüms rücken in der Wahrnehmung unaufhaltsam auseinander, es entsteht eine Lücke, eine irgendwann un-er-träg-lich schmerz-haft klaffende Lücke, die einzig mit einem neuen Duft trefflich geschlossen werden kann, der geruchlich ungefähr auf halbem Weg dazwischen liegt. Damit bilden sich zwei neue Lücken, die mit fortschreitender Sinnes-Schärfung eines Tages un-er-träg-lich…und so weiter. Meine Frau dreht durch bei derlei. Da sie jedoch mit Farbnuancen bei Nagellacken oder Lippenstiften (zum Durchdrehen ist das!) eine offene Flanke hat, sollte sie lieber ganz ruhig bleiben.
Ein solcher Zwischen-Duft ist Sahara Noir. Jedenfalls für mich als 03.Apr.1968-, Calling-all-Angels- und Absolue-pour-le-Soir-schon-Besitzer. Für andere ist es natürlich exakt anders herum. Dessen ungeachtet (schließlich habe ich die Genannten ja nicht ohne Grund) war Sahara Noir ein toller Tipp von JoHannes gewesen. Habe ich unmittelbar per Pröbchen-Besorgung in die Tat, sprich: auf die Haut umgesetzt.
Aber wozwischen steht er denn nun genau? Zwischen dem Rundholz 1968 und dem Absolue pour le Soir – wegen der ähnlichen Honig-Note? Oder zwischen dem Rundholz und dem Calling all Angels, wegen der ähnlichen Rauch-Note? Oder zwischen dem Calling all Angels und dem Absolue pour le Soir, weil diese Seite des Dreiecks einfach noch übrig ist?
Schwer zu sagen. Die Ähnlichkeit von Sahara Noir zum Absolue pour le Soir ist zu Beginn am stärksten. Das liegt am Wachs. Der Eindruck vergeht indes innerhalb der ersten ein, zwei Stunden im selben Maße, wie der Wachs-Geruch in den Hintergrund rückt. Im Anschluss kommt mir charakterlich eindeutig der Rundholz in den Sinn, denn die hitzigen Weihrauchnoten sind definitiv dicht beieinander. Freilich entwickelt sich der Sahara-Noir-Weihrauch eine Idee leichter und heller, metallischer. Dabei wiederum geradliniger, zugespitzter und weniger schmeichelnd als der des Calling all Angels.
Die üppig bestückte Sahara-Noir-Pyramide führt mithin mächtig in die Irre. Ebenso in diesem Zusammenhang die von der Papierform her naheliegende Suggestion eines nennenswerten Duftverlaufs. Ein kleines bisschen holziger wird es im Laufe der Zeit, darin mag eine Verwandtschaft zum Calling all Angels zu sehen sein. Doch im Prinzip ballert Sahara Noir stundenlang fröhlich als Weihraucher vor sich hin. Erst am späten Nachmittag fällt die Holznote (recht hell, Zeder ist nachvollziehbar) wirklich ins Gewicht. Insgesamt beruhigt sich der Duft, das rauchig-süßliche Element geht minimal zurück, der harzige Anteil wird stärker. Trotzdem ist und bleibt Sahara Noir bis zum Ende des Duftverlaufs nach rund zehn Stunden primär ein Weihrauchduft aus der intensiv glühenden Ecke. Was daran übrigens speziell für Frauen sein soll, verstehe ich nicht. Selbiges hatte mich allerdings auch bereits beim Rundholz gewundert.
Tja, und zwischen welchen genau steht er jetzt? Ich hab’s! Er steht zwischen allen, und zwar auf den Kanten besagten Dreiecks. Dann entstehen gleich sechs neue Lücken! Und eines Tages werden sie un-er-träg-lich schmerz-haft klaffen….
Mit Regenwurm-Fußpilz hat das nix zu tun.
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