09.08.2020 - 09:26 Uhr
SchatzSucher
107 Rezensionen
SchatzSucher
Top Rezension
56
Es grünt so grün, wenn Toms Hyazinthen erblühen
Um die Düfte von Tom Ford wird ja meist ein großes Bohei gemacht. Es herrscht allgemeine Aufregung, wenn ein neuer Duft angekündigt wird, das Geld sitzt im Großen und Ganzen ziemlich locker und viele Düfte erfreuen sich einer großen Beliebtheit.
Ich habe mal geschaut, die Durchschnittsbewertung aller hier gelisteten Tom-Ford-Düfte liegt bei 7.9, was wirklich ein sehr anständiger Wert ist. Bis vor einigen Jahren wurden hier bei Parfumo die Bewertungen für die Düfte in Prozent angegeben. Fand ich auch sehr gut.
Über Tom Ford selbst muß ich sicher nichts mehr sagen. Auch muß wohl nicht erwähnt werden, daß er nicht selbst am Labortisch steht und fleißig mit den Reagenzgläsern hantiert.
Nicht alle Düfte erfreuen sich einer breiten Bekanntheit. Manche polarisieren auch ziemlich.
Vert de Fleur gehört zu den weniger verbreiteten Düften. Aber er ist einer der Düfte, die mir ausgesprochen gut gefallen und zwar so gut, daß ich ihn unbedingt haben mußte.
Wer mich ein bißchen besser kennt, weiß mittlerweile, daß ich Düften mit blumigen Noten sehr zugetan bin. Auch mag ich grüne Noten in Düften sehr und wenn irgendwo Chyprenoten auftauchen, bin ich eh meist aus dem Häuschen.
Auf Vert de Fleur trifft das alles zu.
Kreiert 2016 vom französischen Parfümeur Yann Vasnier, der für den Schweizer Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan tätig ist und u.a. für Comme des Garçons, Jo Malone, Divine und eben auch für Tom Ford einiges geschaffen hat. Aktuell haben ihn 26 Leute in ihrem Besitz, davon 10 weibliche und 16 männliche Schnuppernasen.
Hier wurden klassische Zutaten auf moderne Weise zusammengerührt, mit einigen Unterschieden zu den "großen alten Chypredüften".
Der Start ist bereits sehr blumig und grün, ein großer Schwapp Galbanum bringt diese satte knarzig-grüne Note mit, die sich über den gesamten Duft hält. Galbanum kann oft etwas sperrig wirken, doch habe ich diese Note sehr liebgewonnen im Laufe der Zeit.
Eine deutliche Hyazinthe macht sich sehr schnell bemerkbar und diese bleibt über den gesamten Duftverlauf präsent. Ich habe festgestellt, daß ich Hyazinthe in Düften sehr mag, im Cristalle EdP ist sie auch sehr gut wahrzunehmen.
Als Zimmergewächs mag ich Hyazinthe nicht gern haben, sie macht mir mit ihrem durchdringenden Geruch gern mal Kopfschmerzen. In Düften mit verschiedenen Begleitnoten aber ist es eine schöne Note. Und Hyazinthe ist von Haus aus eher unsüß, das ist mir ebenfalls sehr lieb. Und sie bringt immer eine gewisse Schärfe mit, die auch diesen Duft deutlich durchzieht.
Die Hyazinthe hat noch einige blumige Begleiterinnen, von denen aber keine wirklich in den Vordergrund tritt, aber im Zusammenspiel eine gewisse Fleischigkeit zeigen, die einen Hauch Animalik vortäuscht. Eine wirkliche animalische Komponente, wie sie in klassischen Chypredüften oft zu finden ist, fehlt hier allerdings.
Zur Basis hin wird es zusätzlich etwas dunkler und erdiger. Mir fällt noch auf, daß der Duft eine insgesamt eher kühle Ausstrahlung hat. Mit den nicht näher definierten grünen Noten und dem Moos hat der Duft eine gewisse hintergründige "Tümpeligkeit". Solche Noten stören mich mitunter, weil sie mich manchmal an olles modriges Blumenwasser erinnern. Hier paßt es perfekt und es sorgt dafür, daß der Duft nicht ins blumig-beliebige abrutscht. Kontrapunkte sind in Düften wichtig, sonst werden sie schnell langweilig. Und langweilig finde ich diesen Duft gar nicht. Eine große Portion Selbstbewußtsein strahlt der Duft obendrein auch noch aus, was aber zum Image der Marke Tom Ford hervorragend paßt.
Vert de Fleur hat eine gute Haltbarkeit, 8-9 Stunden ist der Duft wahrzunehmen, strahlt auch die ersten 2 Stunden recht gut aus, bevor er sich dann zurückzieht.
Ich sehe ihn im Frühling und im noch nicht zu warmen Sommer, bei Temperaturen über 25 Grad könnte der Duft zu dicht sein und in der kalten Jahreszeit zu kühl wirken.
Daß über allem eine gewisse Synthetik schwebt, läßt sich nicht verleugnen. Aber es wird mittlerweile so viel Synthetik eingesetzt, auch im hochpreisigem Segment, doch wenn sie gut verbaut ist, komme ich damit gut zurecht.
Der Duft wird hier als unisex bezeichnet. Ich bin eh der Meinung, daß blumige Düfte gut an Herren funktionieren können. Und der etwas höhere Anteil an männlichen Besitzern bestätigt dies offenbar auch.
Ein bißchen mäkeln muß ich aber noch. Und zwar an der Verarbeitung des Flakons. Da nimmt man es mit gewissen Details nicht ganz genau.
So wertig und ansprechend das Design auf den ersten Blick erscheint, kann ich ein paar Mängel nicht verschweigen. So ist z.B. das Etikett ein bißchen schief aufgeklebt und der Deckel sitzt ziemlich lose.
Da muß man aufpassen, wenn man den Flakon aus dem Umkarton nehmen will.
Das finde ich etwas ärgerlich, denn die exklusive Serie gehört nicht gerade zu den preisgünstigen Duftreihen. Es zählt zwar der Inhalt, aber die Verpackung kauft man auch mit und diese ist ein bißchen schlusig.
Vert de Fleur kam vor einiger Zeit in einem Probenpäckchen von Kovex zu mir und löste eine solche Begeisterung aus, daß ich ihn schnell auf die Wunschliste setzen mußte. Nun ist der Duft recht schwer zu finden und mir blieb nichts anderes übrig, als in einem bekannten Online-Auktionshaus zu schauen. Nach einigem Suchen und etwas Geduld kam der Duft dann aus Großbritannien zu mir. Und das auch noch zu einem mehr als akzeptablen Preis.
Ich danke Kovex dafür, daß er mir das Kennenlernen ermöglicht hat und freue mich sehr über diesen Duft.
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Kleine Anmerkung noch: Ich bin keinem Fake aufgesessen, Flakon und Duft sind echt. Ich habe schon einige Male mitbekommen, daß man ab und zu mal bei der Verarbeitung der Flakons schlampt. Mein Mandarino di Amalfi Acqua (bei Karstadt gekauft) hat ähnliche kleine Makel.
Ich habe mal geschaut, die Durchschnittsbewertung aller hier gelisteten Tom-Ford-Düfte liegt bei 7.9, was wirklich ein sehr anständiger Wert ist. Bis vor einigen Jahren wurden hier bei Parfumo die Bewertungen für die Düfte in Prozent angegeben. Fand ich auch sehr gut.
Über Tom Ford selbst muß ich sicher nichts mehr sagen. Auch muß wohl nicht erwähnt werden, daß er nicht selbst am Labortisch steht und fleißig mit den Reagenzgläsern hantiert.
Nicht alle Düfte erfreuen sich einer breiten Bekanntheit. Manche polarisieren auch ziemlich.
Vert de Fleur gehört zu den weniger verbreiteten Düften. Aber er ist einer der Düfte, die mir ausgesprochen gut gefallen und zwar so gut, daß ich ihn unbedingt haben mußte.
Wer mich ein bißchen besser kennt, weiß mittlerweile, daß ich Düften mit blumigen Noten sehr zugetan bin. Auch mag ich grüne Noten in Düften sehr und wenn irgendwo Chyprenoten auftauchen, bin ich eh meist aus dem Häuschen.
Auf Vert de Fleur trifft das alles zu.
Kreiert 2016 vom französischen Parfümeur Yann Vasnier, der für den Schweizer Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan tätig ist und u.a. für Comme des Garçons, Jo Malone, Divine und eben auch für Tom Ford einiges geschaffen hat. Aktuell haben ihn 26 Leute in ihrem Besitz, davon 10 weibliche und 16 männliche Schnuppernasen.
Hier wurden klassische Zutaten auf moderne Weise zusammengerührt, mit einigen Unterschieden zu den "großen alten Chypredüften".
Der Start ist bereits sehr blumig und grün, ein großer Schwapp Galbanum bringt diese satte knarzig-grüne Note mit, die sich über den gesamten Duft hält. Galbanum kann oft etwas sperrig wirken, doch habe ich diese Note sehr liebgewonnen im Laufe der Zeit.
Eine deutliche Hyazinthe macht sich sehr schnell bemerkbar und diese bleibt über den gesamten Duftverlauf präsent. Ich habe festgestellt, daß ich Hyazinthe in Düften sehr mag, im Cristalle EdP ist sie auch sehr gut wahrzunehmen.
Als Zimmergewächs mag ich Hyazinthe nicht gern haben, sie macht mir mit ihrem durchdringenden Geruch gern mal Kopfschmerzen. In Düften mit verschiedenen Begleitnoten aber ist es eine schöne Note. Und Hyazinthe ist von Haus aus eher unsüß, das ist mir ebenfalls sehr lieb. Und sie bringt immer eine gewisse Schärfe mit, die auch diesen Duft deutlich durchzieht.
Die Hyazinthe hat noch einige blumige Begleiterinnen, von denen aber keine wirklich in den Vordergrund tritt, aber im Zusammenspiel eine gewisse Fleischigkeit zeigen, die einen Hauch Animalik vortäuscht. Eine wirkliche animalische Komponente, wie sie in klassischen Chypredüften oft zu finden ist, fehlt hier allerdings.
Zur Basis hin wird es zusätzlich etwas dunkler und erdiger. Mir fällt noch auf, daß der Duft eine insgesamt eher kühle Ausstrahlung hat. Mit den nicht näher definierten grünen Noten und dem Moos hat der Duft eine gewisse hintergründige "Tümpeligkeit". Solche Noten stören mich mitunter, weil sie mich manchmal an olles modriges Blumenwasser erinnern. Hier paßt es perfekt und es sorgt dafür, daß der Duft nicht ins blumig-beliebige abrutscht. Kontrapunkte sind in Düften wichtig, sonst werden sie schnell langweilig. Und langweilig finde ich diesen Duft gar nicht. Eine große Portion Selbstbewußtsein strahlt der Duft obendrein auch noch aus, was aber zum Image der Marke Tom Ford hervorragend paßt.
Vert de Fleur hat eine gute Haltbarkeit, 8-9 Stunden ist der Duft wahrzunehmen, strahlt auch die ersten 2 Stunden recht gut aus, bevor er sich dann zurückzieht.
Ich sehe ihn im Frühling und im noch nicht zu warmen Sommer, bei Temperaturen über 25 Grad könnte der Duft zu dicht sein und in der kalten Jahreszeit zu kühl wirken.
Daß über allem eine gewisse Synthetik schwebt, läßt sich nicht verleugnen. Aber es wird mittlerweile so viel Synthetik eingesetzt, auch im hochpreisigem Segment, doch wenn sie gut verbaut ist, komme ich damit gut zurecht.
Der Duft wird hier als unisex bezeichnet. Ich bin eh der Meinung, daß blumige Düfte gut an Herren funktionieren können. Und der etwas höhere Anteil an männlichen Besitzern bestätigt dies offenbar auch.
Ein bißchen mäkeln muß ich aber noch. Und zwar an der Verarbeitung des Flakons. Da nimmt man es mit gewissen Details nicht ganz genau.
So wertig und ansprechend das Design auf den ersten Blick erscheint, kann ich ein paar Mängel nicht verschweigen. So ist z.B. das Etikett ein bißchen schief aufgeklebt und der Deckel sitzt ziemlich lose.
Da muß man aufpassen, wenn man den Flakon aus dem Umkarton nehmen will.
Das finde ich etwas ärgerlich, denn die exklusive Serie gehört nicht gerade zu den preisgünstigen Duftreihen. Es zählt zwar der Inhalt, aber die Verpackung kauft man auch mit und diese ist ein bißchen schlusig.
Vert de Fleur kam vor einiger Zeit in einem Probenpäckchen von Kovex zu mir und löste eine solche Begeisterung aus, daß ich ihn schnell auf die Wunschliste setzen mußte. Nun ist der Duft recht schwer zu finden und mir blieb nichts anderes übrig, als in einem bekannten Online-Auktionshaus zu schauen. Nach einigem Suchen und etwas Geduld kam der Duft dann aus Großbritannien zu mir. Und das auch noch zu einem mehr als akzeptablen Preis.
Ich danke Kovex dafür, daß er mir das Kennenlernen ermöglicht hat und freue mich sehr über diesen Duft.
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Kleine Anmerkung noch: Ich bin keinem Fake aufgesessen, Flakon und Duft sind echt. Ich habe schon einige Male mitbekommen, daß man ab und zu mal bei der Verarbeitung der Flakons schlampt. Mein Mandarino di Amalfi Acqua (bei Karstadt gekauft) hat ähnliche kleine Makel.
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