Pour Homme 1978 Eau de Toilette

Pour Homme (Eau de Toilette) von Van Cleef & Arpels
Flakondesign Pierre Dinand
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8.1 / 10 259 Bewertungen
Pour Homme (Eau de Toilette) ist ein beliebtes Parfum von Van Cleef & Arpels für Herren und erschien im Jahr 1978. Der Duft ist würzig-ledrig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wurde zuletzt von Inter Parfums vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Ledrig
Holzig
Chypre
Rauchig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
MyrteMyrte BergamotteBergamotte WacholderWacholder MuskatMuskat LavendelLavendel SalbeiSalbei
Herznote Herznote
RoseRose GewürznelkeGewürznelke ArtemisiaArtemisia GartennelkeGartennelke VetiverVetiver ZedernholzZedernholz PatchouliPatchouli
Basisnote Basisnote
LederLeder MoschusMoschus ChypreakkordChypreakkord LabdanumLabdanum SandelholzSandelholz WeihrauchWeihrauch

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.1259 Bewertungen
Haltbarkeit
8.2208 Bewertungen
Sillage
7.9207 Bewertungen
Flakon
7.6218 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.641 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 27.03.2024.

Rezensionen

19 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 35  
Sexprotz in feinem Zwirn - noch glimmt ein Rest der alten, erotischen Glut!
Wer erfahren möchte wie ein richtig gutes Leder-Chypre riechen kann, dem empfehle ich an zweien zu schnuppern: an Germaine Celliers legendärem ‚Bandit’, das sie in den frühen vierziger Jahren für Robert Piguet komponierte, sowie an Louis Monnets drei Jahrzehnte später lanciertem ‚Van Cleef & Arpels pour Homme’. Ersteres ein Leder-Chypre mit vorrangig grün-floralen, letzteres eines mit wiederum floralen, diesmal jedoch deutlich würzigeren Akzenten. Im Auftritt und Habitus aber sind sie, bei aller Verschiedenheit im Detail, sehr, sehr ähnlich: divenhaft, herrisch, extrem elegant, streng, ein bisschen humorlos, aber sehr sexy.

Kennen gelernt habe ich den Duft an einem Kollegen in den frühen achtziger Jahren, als ich selbst noch ein recht unbedarfter junger Mann war, der Tag für Tag in ‚Antaeus’ badete. Er war so ziemlich das Gegenteil von mir: alles an ihm schien sexuell aufgeladen, er war unentwegt anzüglich, die personifizierte Lüsternheit – und er trug diesen Duft.
Keines meiner Parfums ist derart eng mit einer Person verknüpft, ja regelrecht mit dieser besetzt wie ‚Van Cleef & Arpels pour Homme’. Dieser Duft ist mein damaliger Kollege S.– ein Sexprotz vor dem Herren.
Lange tat ich mich schwer diesen Duft selbst zu tragen - ich mochte ihn, wie ich meinen Kollegen mochte, aber wenn ich ihn trug (ich hatte mir damals ein kleines Fläschchen zugelegt), hatte ich das Gefühl mir gewissermaßen seine sexuelle Präsenz zu borgen, für die ich aber gar nicht der Typ war.
Und so erfolgreich ich mich seiner Avancen erwehren konnte, die im Übrigen ziemlich wahllos waren, hatte ich dennoch den Eindruck - trug ich diesen, seinen Duft - als habe er mich doch noch erwischt...

Das ursprüngliche ‚Van Cleef & Arpels pour Homme’ war aber auch ein Duft mit enorm erotischer Austrahlung – ein bitter-würziges Elixier mit heftiger animalischer Potenz; nicht ganz so offensiv wie ‚Yatagan’, nicht ganz so süß-lüstern wie ‚Antaeus’, nicht ganz so dreckig wie ‚Jules’, aber trotzdem: ein Macho wie er im Buche steht. Allerdings ein zivilisierter Macho, ein gepflegter, gut gekleideter, aber eben auch ein vor Selbstbewusstsein strotzender, seine sexuelle Potenz zur Schau stellender Macho.
Entsprechend ist der Duft mit jeder Menge Castoreum (Bibergeil) und Isobutyl Quinoline beladen, Ingredienzien die dem Duft eine starke ledrig-animalische Aura verleihen. Im Gegensatz zu anderen großen Lederdüften wie beispielsweise ‚Knize Ten’, ‚Tabac Blond’ oder ‚Diorling’ entwickelt ‚V.C. & A. pour Homme’ aber so gut wie keine Wärme im Fond: nirgends ist orientalisches Beiwerk zu finden, kein mildernder Amber, keine süßende Vanille. Der Lederakkord bleibt (wie auch in ‚Bandit’) ungetrübt und unverstellt, mit all seinen aggressiven, ja mitunter säuerlichen Nuancen. Heutig Nasen mag das verstören, damals aber machte es ungeheuren Eindruck, vermittelte es doch das Bild eines unter der Oberfläche lauerndem Aufbegehren gegen die Konvention: von frivoler Lederunterwäsche auf schweißfeuchter Haut und dem begleitendem Versprechen, dass wenn erst die zivilisierenden Hüllen gefallen sind, es wollüstig zur Sache geht.
Allerdings kommt diese kaum verhüllte Anzüglichkeit nicht allein animalisch-ledrig duftend daher, sie umhüllt auch eine ungeheuer intensiv aufblühende Rose im Zusammenspiel mit einem kräftigen ‚bouquet garni’, dessen Protagonisten Artemisia (Beifuß), Majoran, Thymian, Salbei und Wacholder sind. Dieser trocken-würzige Akkord bildet gemeinsam mit der fast rotglühenden Rose und dem dunklen, ja schwarzen Leder das eigentliche Grundgerüst des Duftes, das von einer Chypre-Struktur aus Bergamotte-Labdanum-Patchouli- und Eichemoos gehalten wird.

Vor einigen Jahren schon wurde ‚Van Cleef & Arpels pour Homme’ reformuliert, vermutlich aber noch nicht einmal weil neue IFRA-Bestimmungen es geboten hätten – nein, die Zeit der schweren, testosteronhaltigen Düfte à la ‚Antaeus’, ‚Jules’, ‚Kouros’ und eben ‚V.C.& A. pour Homme’ war eben einfach vorbei und die neuen Düfte waren längst allesamt leichter, frischer, transparenter und vollkommen ohne Sex.
Als absoluten Gegenentwurf könnte man einen Duft wie das ungeheuer erfolgreiche ‚Terre d’Hermès’ bezeichnen, das selbstbewusst damit wirbt, völlig frei von animalischen Beimischungen zu sein. Die genannten alten Recken, wirkten da wie Saurier aus einer längst vergangenen Zeit, doch anders als diese verschwanden sie nicht, sondern wurden mehr oder weniger behutsam an die modernen Anforderungen angepasst. So stehen sie noch heute vor uns, allesamt einer Diät unterzogen, allesamt deodoriert, in frischer Unterwäsche und artig gekämmt.

Ein Rest der alten Glut aber glimmt noch in ihnen – immer noch zuviel für manche, aber die Zeit wird kommen da man des Transparenten, Frischen, Cleanen leid zu werden beginnt und froh darüber sein wird, das nicht auch noch das letzte Fünkchen an Urinösem, Schweißigem oder wie-auch-immer Ekligem eliminiert wurde.

‚Van Cleef & Arpels pour Homme’ ist nach wie vor ein großer, kräftiger, langanhaltender und maskuliner Duft, auch wenn er heute im Vergleich zu früher beinahe skelettiert erscheint, jedenfalls aber fast all seiner schwülstig-erotischen Aura beraubt.

Der wunderschöne Art-Deco-Flakon ist immerhin derselbe geblieben – das ist doch schon mal was!
4 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Siebenkäs

63 Rezensionen
Siebenkäs
Siebenkäs
Top Rezension 30  
Rio Negro
Im Verdrängen war er ganz gut.
Musste er auch sein. Bei fast allen großen Projekten,
die nach seinen Plänen realisiert worden waren,
hatte es Widerstand gegeben. Ob es Politiker waren,
Umweltschützer oder Unternehmer – irgendjemand
störte sich immer daran, dass er etwas baute,
das mit Veränderung verbunden war.
Veränderung im Sinne von Verbesserung, davon war er
fast immer überzeugt.
Er schaute in den Spiegel. Irgendwie sind die Bäder in
5-Sternehotels doch alle gleich, dachte er. Zumindest
in Brasilien.
Es war neun Uhr. Noch eine Stunde bis zur Pressekonferenz.
Vor ihm auf dem Marmorsims stand der Pour Homme-
Flakon. Witzig, dass ihm gestern Abend ausgerechnet
einer der Umweltaktivisten den Van Cleef & Arpels-Duft
geschenkt hatte. Er kannte ihn noch aus den 80ern,
hatte ihn aber irgendwie vergessen.
Sie waren in einem sehr guten Restaurant Essen gewesen.
Er hatte sich gewundert, wie locker und undogmatisch die
Vertreter vom N.I. waren. N.I. stand für Naturaleza Intacto.
Sie hatten ihm ruhig die Konsequenzen erklärt, die das
Projekt haben würde. Und er hatte ruhig zugehört.
Wie immer.
Meistens waren es Brücken, die er gebaut hatte,
oft sehr schwierige, aufwändige und mit Gefahren
verbundene Projekte. Hängebrücken, Doppelstock-
brücken, Bogenbrücken. Über den Kongo, den Nil,
den Brahmaputra, den Pilcomayo.
Brücken, die nur er bauen konnte. Das hatte nichts mit
Überheblichkeit zu tun. Es war nur eine Tatsache.
Aber dieses Projekt, zu dem er heute morgen seine
Erklärung auf der Pressekonferenz abzugeben hatte,
war ein bisschen anders. Ein gigantischer Staudamm
am Rio Negro. Ein Projekt, dass enorme Mengen an
sauberer Energie liefern würde. Aber auch ein großes
Stück Natur zerstören. Und vielen Menschen ihren
Lebensunterhalt nehmen könnte. Na ja, das mächtigste
und reichste Energieunternehmen Brasiliens würde schon
für sie sorgen.
Jetzt nahm der den schwarzen Flakon in die Hand und
gab sich ein paar kräftige Sprühstöße.
Ja, da war sie, die wunderbare Kopfnote, so wie er sie in
Erinnerung hatte. Mehr oder weniger jedenfalls.
Eine trockene Zitronennote, etwas abgehärtet durch
Wacholder und cool gemacht durch unbeirrbare
Lavendelfrische.
Er zog sich an. Weißes Hemd, Armani-Anzug. Keine
Krawatte. Er beschloss, später zu frühstücken. Nüchtern
war er am eloquentesten, schon immer.
Jetzt kam die unverwechselbare Gewürz-Symphonie, etwas
angenehme Bitterkeit durch raue Muskat und Salbei-Wärme,
ja, rau und warm zugleich, gute Eigenschaften für Macher,
dachte er. Er fläzte sich auf das Sofa seiner Suite und zappte
durch die TV-Kanäle. Schön entspannt bleiben.
Noch 30 Minuten bis zum Termin. Na ja, der Konferenzraum
des Hotels dürfte schon voll sein, die Bosse vom Strom-
konzern wollten der versammelten Presse noch einiges
über ihre neues Ökostrom-Programm für Großstädte
erzählen. Er wäre erst um 10.00 Uhr dran.
Und er würde keine Minute früher aufkreuzen. Eigentlich
würde er sie lieber ein bisschen warten lassen. Rockstars
machten das auch so.
Und jetzt begann der schönste Teil des Duftes. Es kam
im Grunde immer mehr zusammen – zu den Gewürzen
schlichen sich dunkle Blumentöne, selbstbewusst und
irgendwie unbeirrbar, Nelke, etwas strenge Rose.
Und dazu schattige Patchouli-Töne, trockene, fast staubige
Holznoten, ernst und irgendwie mutig. Begleitet von
einer gewisse sauberen, beige-farbenen, ruhigen
Seifigkeit, die zugleich unschuldig und erfahren wirkte.
Mit allen Wassern gewaschen.
Wie hatte er diese Parfum nur vergessen können.
Er ging ans Fenster und sah hinaus. Unten, sieben Stock-
werke tiefer, schoben sich die Autos durch die Straße.
Sein Blick wanderte höher, über die Dächer hinaus in
Richtung der Stadtgrenze, wo irgendwo die ungezähmte
Natur begann.
Noch 10 Minuten bis zur Konferenz.
Jetzt waren alle Elemente in einer gemeinsamen, einzig-
artigen Weichheit zusammengeflossen, balsamisch,
unerschrocken, sehr ruhig und gefasst.

Er trat an das Mikrofon.
Tak,tak, klopfte er mit dem Finger daran.
Die Saalanlage übertrug es deutlich.
Es war eine Angewohnheit, er machte das beinahe
instinktiv.
Fünfzig oder sechzig Gesichter schauten gespannt zu ihm.
Er ließ sie noch ein bisschen zappeln.
Er genoss diesen Moment immer.
Dann besann er sich auf seine Rede. Wie war noch mal
der Einstieg? Der Duft von Pour Homme kam als kleine
Wolke in seine Nase und sagte: Improvisiere mal wieder,
wie du es früher gemacht hast...
„Guten Morgen meine Damen und Herren“, sagte er und
suchte trotz des Gegenlichts einzelne Augenpaare. „Es wird
keinen Staudamm geben. Jedenfalls nicht mit mir.“

22 Antworten
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7.5
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 26  
Ich. Habe. Feuer. Gemacht.
Meistens sind - Äußerlichkeiten betreffende - Gendernormen mir ziemlich sch...egal. Dann bestelle ich Strawberry Daiquiri (mit Schirmchen!) oder Weißweinschorle und esse Eclairs mit einer Kuchengabel. Dann kaufe ich Schnittblumen auf dem Wochenmarkt - für mich selbst. Dann trage ich rosafarbene Socken zum Anzug - und einen Duft wie Bluebell oder Lily of the Valley - oder erwäge es wenigstens.

Und manchmal, da will und muss ich einfach tun, was ein Mann tun muss. Dann will ich ein 650 Gramm-Ribeye Steak - innen blutig und ohne Salat und anderen Firlefanz - und jetzt sofort! Dann spiele ich heimlich Luftgitarre. Dann öffne ich Bierflaschen mit dem Feuerzeug (oder den Zähnen bzw. versuche es). Dann will ich Lagerfeuer auspinkeln - und dazu einen wie Van Cleef & Arpels' Pour Homme tragen.

Düfte von solch unverhohlener Mannhaftigkeit und Männlichkeit (bzw. was die jeweilige Mode als solche definiert) gibt es nur kaum noch. Pour Homme liegt jenseits dessen, was heute noch opportun erscheint für ein Parfum. Nicht, dass rezente Herrendüfte sich den olfaktorischen Griff in den Schritt nicht mehr trauten - das tun sie, und manchmal mehr, als unbeteiligten Nasen lieb sein kann - aber ganz anders.

Hier ist unverfälschte Maskulinität, Oldschool Style. Ein Duft wie ein Donnergrollen. Lavendel. Gewürze, Wacholder dominiert. Kernseife. Nelke. Grantige Hölzer und davon jede Menge, ganz ohne Schüchternheit und Scheu. Dann Leder, schmutziges Autoleder. Kneipengerangel und Motorenöl. Clint Eastwood. Yul Brunner. Steve McQueen. Carnivore Potenz in schwarzem Glas. Großartig.

Fazit: röhrende Männlichkeit aus längst vergangenen Tagen - fabelhaft, dass es den noch gibt. Für Tage, an denen man jemanden braucht, der Feuer machen kann.
6 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Rivegauche

39 Rezensionen
Rivegauche
Rivegauche
Top Rezension 26  
"Mein 'Silver Shadow' ist schwarz...
...wie eigentlich fast alles in meinem Leben. Das es sich dabei um meinen Rolls-Royce handelt, muss ich wohl nicht weiter erwähnen. Mein Chauffeur und Butler poliert ihn jeden Tag. Wir hatten uns damals bei den Fremdenlegionären kennengelernt, wir waren halt jung und nur kurz dabei. Ich habe ihm mein Leben zu verdanken, was er mit den Verlust seiner Hand bezahlen musste. Da habe ich ihm diese goldene Metallhand gekauft. Eigentlich entstamme ich einem alten französischen Adelsgeschlecht, aber zum Teufel mit dem traditionellen Landleben, wieso sollte man auch auf dunklen Seiten des Stadtlebens verzichten wollen. Hier in Paris habe ich alles. Ich lebe am Place Vendôme - ich liebe ihn vor allem bei Regen in der Nacht - in meinem 300 Quadratmeter Apartment. Ich habe es mir vom Briten David Hicks ausstatten und wie sein eigenes Apartment alle Wände schwarz hochglänzend gestalten lassen. Von den Briten können wir Franzosen manchmal noch einiges in Sachen Exzentrik lernen, man muss sich ja nur die Queen und ihre Mutter ansehen. Serge hat die Wände in seinem Haus in der 'rue der Verneuil' dann auch schwarz streichen lassen. Eigentlich wollten wir heute im Régines auf meine neuen Coromandel Paravents anstoßen, die ich aus dem Nachlass von Coco Chanel ersteigert habe. Aber jetzt sitzen wir besoffen im Smalto Smoking mit Charvet Hemd an meinem Flügel, haben den Hennessy Paradis geleert und er spielt eine Melancholie nach der anderen. Es soll Männer geben, die keinen Smoking haben. Ich habe zehn und brauche alle. Er hatte wohl mal wieder Streit mit Jane, dabei ist sie mit ihren Korbtaschen immer so süß. Manchmal glaube ich, das er immer noch deprimiert ist, weil er damals bei der Gréco den Schwanz eingezogen hat. Er wirkte aber früher mit seinem Lavendelduft "Pour un Homme" noch so wunderbar unschuldig, das ist jetzt alles vorbei. Gott sei Dank habe ich keine Familie, er hat mit seinen zwei Kindern ja immer viel zu tun. Vor einem Jahr habe ich bei Régine diese japanische Maitresse kennengelernt, wir haben ein wunderbares Arrangement getroffen. Sie ist nicht preiswert, aber auf ihre Kunst im Schlafzimmer möchte ich zukünftig ungern verzichten müssen. Es ist schon witzig, wie meine beiden schwarzen afghanischen Windhunde Serge immer am Flügel lauschen, sie vergöttern ihn, wie eigentlich alle auf diesem Planeten. Morgen werde ich mal wieder zu Van Cleef gehen, um meiner kleinen Japanerin etwas auszusuchen, ich werde Serge wegen Jane wohl mitnehmen müssen. Außerdem haben sie da seit einiger Zeit auch diesen neuen Herrenduft."

"Van Cleef & Arpels pour Homme" ist - auch durch den wunderbaren Art Déco Flakon - ein unglaublich eleganter Duft, obwohl er dabei auch von so einer seltsam roh maskulinen Präsenz ist. Dieses eher geradlinig üppige Lederchypre wird zwar in der Basis etwas weicher, aber schon der kräftige nahezu bergamottfreie Start wird mit seinem ganzen Strauß diverser aromatischer Kräuter wie frisch kräftigem Wacholder, bitter grünem Salbei, nasenverstörender Gewürznelke, grün krautig bitterer Artemisia und holzig braun würzigem Muskat vermutlich einige Menschen etwas irritiert dreinblicken lassen. Man hat das Gefühl, alle Kräuter seien stundenlang zu einem bitter dunkelbraunen und männlichen Elixier - manch einer würde es Gebräu nennen - verkocht worden. In der Herznote blühen dunkelroten Rosen kräftig mit auf und geben eine florale Note bei, die mit Lavendel in seiner frisch seifigen Art vermutlich dafür verantwortlich sind, dass "Pour Homme" durchgehend eine kräftig seifige und fast saubere Note erhält. Das gibt tatsächlich eine gewisse Klarheit, steigert die Eleganz und lässt seinem Träger Zeit zum Nachdenken und Durchatmen. Denn in der Basis addieren sich die animalisch wolllüstigen Facetten von schwarz würzigem Leder und 'schmutzig' säuerlichem Castoreum, ergänzt durch bitteres Eichen - und Baummoos. Ich mag es sehr, dass mich die Ledernote hier weder an 'Aramis,' noch an 'Cabochard' erinnert, weil ich kein Freund dieser für mich kratzig rauh wirkenden Birkenteer-Ledernoten bin. Hautiger Moschus unterstützt in der Basis die animalische Präsenz, macht den Duft in Verbindung mit dem weichen honigartigen Labdanum und einem Tropfen sämig süßer Myrte aber auch etwas sanfter. Eine Spur Weihrauchnebel und Zedernholz geben am Ende diesem dick ledrigen Kräutergebräu etwas Trockenheit zurück. Haltbarkeit und Silage sind großartig.

Es gab eine Zeit in der ich dachte, dass ich keine animalischen Essenzen mag, das war wohl Quatsch. Inzwischen weiß ich, dass sie oft das berühmte Salz in der Suppe sein können, denn meine neueste Flasche enthält die reformulierte Version. Diese offenbart schon in der klareren, frischeren und fast heiter sauberen Kopfnote das Fehlen der einst recht dominanten animalisch "pissigen" Note, auch das Kräutergebräu im Herzen erscheint etwas gedimmt, der Duft erscheint mir weniger seifig und die Basis wirkt dadurch insgesamt transparenter und trockener. Von wirklicher Leichtigkeit kann man aber weiterhin nicht sprechen - klar erkennbar und potent ist dieser 'homme' noch immer - er wäscht sich jetzt halt einfach immer gründlicher. Wer aber schon immer ein Liebhaber dieses Duftes war, könnte sich von der neuen Version im Zweifel etwas enttäuscht abwenden. Wer sich auf die Suche nach der alten Version machen will, kann diese an dem in mehrere Zeilen geschriebenen Schriftzug "Van Cleef & Arpels pour Homme" erkennen. Hier ist der Flakon auch noch aus schwarz durchgefärbtem Glas, das lässt die dekorativen Art Déco Kanten besser zur Geltung kommen. An der neuen Version sind die Kanten der nur noch mit schwarzer Folie beklebten Flasche weniger konturiert und wirken etwas "verschwommen." Leider kann der Flakon durch die Beschichtung zerkratzen.

"Pour Homme" gelingt es aber noch immer, üppig, opulent, dekadent, elegant, wuchtig und dunkel mysteriös zu sein, ohne ins orientalische abzugleiten, da weder Amber oder Vanille in der Basis zu finden sind. Vielleicht ist er dadurch aber auch für viele recht schwer zugänglich, weil er nicht richtig wirklich schmeicheln kann. Darauf hatte er aber auch noch nie Lust. Er passt hervorragend zu festlichen Anlässen und Abendgarderobe, denn Sneaker und Baseballjacke passen so gar nicht zu diesem alten Duft. Und alt heißt auch hier wieder einfach großartig.
10 Antworten
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Konsalik

86 Rezensionen
Konsalik
Konsalik
Top Rezension 20  
The understated powerhouse
Den großen Powerhouse-Düften, beliebt in den Achtzigern, aber teilweise bereits in den Siebzigern lanciert, haftet ein breitbeiniges Image an. Kugelsichere Gewürzwände, penetrante Seifigkeit, beißend-verschwitzte Animalität: Jeder im Raum bzw. im Eiscafé sollte wissen, dass King Frutti de la Django die Szene betreten hat!
Schon in meinem Review zur aktuellen (deutlich heruntergefahrenen!) Version von YSLs "Kouros" habe ich jedoch angemerkt, dass eine umsichtige Justierung dieser konstituierenden Elemente offenbar eher den Eindruck rauer Kultiviertheit erzeugen kann - und nicht unrettbar mit Goldkettchen auf sonnenmilchverklebtem Brusthaar verknüpft sein muss. Meinem derzeitigen Champion in der Unterkategorie "Powerhouse für den feinen Herrn" widmet sich dieser Kommentar.

"Pour Homme" von Van Cleef & Arpels startet mit starkem, aber nicht sonderlich alkoholischem Wacholder, von Lavendel und Bergamotte beherzt abgefedert. Die Gewürze hingegen kommen, obwohl teilweise in der Kopfnote gelistet, bei mir erst nach einer halben Stunde so richtig hervor. Allerdings: Sie bilden hier eben keine Wand, bleiben vielmehr durchlässig und, jedes Gewürz für sich genommen, fast schon leise. Besonders die Nelken halten sich hier vornehm im Hintergrund (was dankbar angenommen wird; bei Carons "Le 3e homme" z.B. raubt die stickige Pudernelke mir den Atem!). Diese vornehme Ausgewogenheit bedeutet keineswegs eine schwache Projektion! Lediglich der Charakter ist ein anderer, eher vergleichbar mit dem einlullend-gleichmäßigen, wenngleich objektiv nicht eben leisen Gemurmel einer größeren Abendgesellschaft beim Sektempfang.

Der von einigen anderern Rezensenten irgendwo zwischen "schwarz" und "geheimnisvoll saphirgrün" verortete, synästhetische Dufteindruck trifft es ganz vorzüglich; der Flakon des anderen großen Duftes aus dem Hause, "Tsar", hätte genauso gut zu diesem Duft gepasst. Die bei mir nach etwa einer Stunde einsetzende Moschus-Seife (wohl mit Hilfe des Weihrauchs ist diese extra cremig geraten!) bietet den sehr ausdauernden Gewürzen eine schöne Leinwand, auf der Salbei, Nelke, Moos (?) etc. in wechselnden Intensitäten aufspielen können, um danach für eine Weile hinter ihr zu verschwinden usw. Alles sehr fein, kaum "animalisch" und in seinen Changierungen regelrecht dreidimensional. Die Haltbarkeit ist dabei enorm, ohne zu nerven. Nach zwölf Stunden hautnah und selbst nach 24 Stunden noch wahrnehmbar, bleibt eine angenehme, durchaus "kuschelige" Leder-Seifen-Note auf der Haut zurück, die auf seltsame Weise befriedigend wirkt. Und all das für - was? 30 Euro?! Man findet diesen Duft regelmäßig zu Angebotspreisen im Internet und fragt sich wirklich, wie das sein kann.

Wer die klassische Powerhouse-Formel zwar interessant findet, sich aber bei vielen einschlägigen Kandidaten nicht vorstellen kann, wo diese im Alltag ihren Platz finden sollen, sollte VC&As "Pour Homme" eine Chance geben. Eine raffinierte, dunkelgrün-würzige Edelseife für Männer mit einem unangestrengten, zugleich aber unironischen Verhältnis zur eigenen Männlichkeit und auch nach mehreren Testläufen ohne objektive Schwächen.
10 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

25 kurze Meinungen zum Parfum
UnchanedUnchaned vor 3 Jahren
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Feinst verwobenes Fluidum aus Grüntönen, edlen Gewürzen, Blumen, allerfeinstem Leder. Wohl zu schön für diese Welt, deshalb eingestellt.
21 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 3 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Chypriger Duft von klassischem Zuschnitt, grüne, feinseifige und florale Töne sowie feines Leder in komplexer Abfolge und strengem Ton.
17 Antworten
YataganYatagan vor 5 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Mit diesem Duft endeten die 70er und begannen die 80er: So komplex, dass die Nase überfordert und fasziniert zugleich ist: aromatisch-stark.
7 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der ist großartig! Ein ledriges Herrenchypre mit krautigem Einstieg und herb-floralem Herz. Zeitlos, elegant und wunderbar ernst.
13 Antworten
ChizzaChizza vor 3 Jahren
7
Flakon
7
Duft
Ist mir leider zu seifig, die Würze und die Vielfalt merke ich zwar, aber von zu viel Seife umschlossen. Nicht mein Fall.
14 Antworten
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So ordnet die Community den Duft ein.
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Diskussionen zu Pour Homme (Eau de Toilette)

Rivegauche in Parfum allgemein
Ich war heute in der Van Cleef & Arpels Boutique am Pariser Place Vendôme. Die Marke hat dort eine eigene Boutique nur für ihre Düfte. Pour...
Sniffer in Parfum allgemein
Hallo,Hoffe daß irgendein stolzer Besitzer einer vollen oder leeren 100ml EdT Spray Flasche von Van Cleef & Arpels "Pour Homme (Eau de Toilette)"...
Rowe in Beratung
Vielen Dank. Gute Tips insbesondere der Essenza nobile

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