03.03.2018 - 03:10 Uhr
Nurmalso
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Nurmalso
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31
Ich rieche so gern nach Badezimmer
Mein Mann interessiert sich null für Düfte. Im Gegenteil. Die ewigen Flakons, Abfüllungen und Proben, die sich hier stapeln, gehen ihm auf die Nerven. Halte ich ihm mal mein Handgelenk hin, ernte ich meistens stirnrunzelnde Kommentare wie "Ähh, was soll das sein?" oder "Igitt, haste den jetzt gekauft oder was?".
Ich kann also froh sein, wenn er einfach nur nickt, irgendwie egal mit den Schultern zuckt oder ein halbwegs positives "Hmhm" murmelt. Er ist und bleibt der Meinung, dass ich ohne Parfum am besten rieche.
Nur einmal hat er so richtig postiv reagiert. Und das auch nur, weil mir der fast volle Flakon auf die Badezimmerfliesen geknallt ist. Die obere Ecke war abgebrochen und der Inhalt floss bis unter die Waschmaschine. Ausgerechnet der Weil de Weil. Der so schwer zu kriegen ist. Den ich extra in den USA bestellen musste. Den ich so lieb gewonnen hatte. Ich war am Boden zerstört. Mein Mann nicht.
Minute 1: "Riecht aber sehr schön hier."
Minute 60: "Den haste mir aber nie unter die Nase gehalten. Der ist nämlich mal richtig gut."
Ja, vielen Dank auch. Wer den Schaden hat.
Im gleichen Jahr wie Chanels 19 lanciert, wurde der eine zum Klassiker während Weil de Weil leider in Vergessenheit geriet. Zu meinem großen Bedauern. Dabei könnten sie Cousinen sein.
Beide haben diesen grünen frischen Auftakt, gefolgt von blumigen Noten. Aber es trennt sie ein wesentlicher Unterschied. Während die 19 ihrer herben Frische treu bleibt, reist Weil de Weil ein Stück weiter in die schwülen Sommerabende. Er wird reifer, dunkler und lasziver. Wo die 19 sich ihre Klarheit bewahrt, lässt Weil de Weil sich einfach fallen und kuschelt sich an. Frische und Blumen sind nach etwa 6 Stunden verflogen. Aber das chypre-kuschelige bleibt lange auf der Haut, leise begleitend, einfach wunderbar.
Ich hatte nicht vielen Menschen von diesem Malheur erzählt und trauerte still. Ein paar Tage später brachte mir der Nachbar ein angenommenes Paket. Ich war erstaunt, hatte ich doch gar nichts bestellt. Noch erstaunter war ich, als ich einen fast vollen Weil de Weil in den Händen hielt. Und einen leeren Glasflakon zum Abfüllen, damit ich die Flasche nicht mehr mit ins Bad schleppte. Freudentränen, Fassungslosigkeit und unendliche Dankbarkeit zugleich.
Ich habe ihn also wieder, diesen rundherum gelungenen unangestrengten Begleiter. Und er ist der einzige, den mein Mann sofort erkennt und lächelnd mit dem Satz "Du riechst so schön nach Badezimmer" kommentiert.
Ich kann also froh sein, wenn er einfach nur nickt, irgendwie egal mit den Schultern zuckt oder ein halbwegs positives "Hmhm" murmelt. Er ist und bleibt der Meinung, dass ich ohne Parfum am besten rieche.
Nur einmal hat er so richtig postiv reagiert. Und das auch nur, weil mir der fast volle Flakon auf die Badezimmerfliesen geknallt ist. Die obere Ecke war abgebrochen und der Inhalt floss bis unter die Waschmaschine. Ausgerechnet der Weil de Weil. Der so schwer zu kriegen ist. Den ich extra in den USA bestellen musste. Den ich so lieb gewonnen hatte. Ich war am Boden zerstört. Mein Mann nicht.
Minute 1: "Riecht aber sehr schön hier."
Minute 60: "Den haste mir aber nie unter die Nase gehalten. Der ist nämlich mal richtig gut."
Ja, vielen Dank auch. Wer den Schaden hat.
Im gleichen Jahr wie Chanels 19 lanciert, wurde der eine zum Klassiker während Weil de Weil leider in Vergessenheit geriet. Zu meinem großen Bedauern. Dabei könnten sie Cousinen sein.
Beide haben diesen grünen frischen Auftakt, gefolgt von blumigen Noten. Aber es trennt sie ein wesentlicher Unterschied. Während die 19 ihrer herben Frische treu bleibt, reist Weil de Weil ein Stück weiter in die schwülen Sommerabende. Er wird reifer, dunkler und lasziver. Wo die 19 sich ihre Klarheit bewahrt, lässt Weil de Weil sich einfach fallen und kuschelt sich an. Frische und Blumen sind nach etwa 6 Stunden verflogen. Aber das chypre-kuschelige bleibt lange auf der Haut, leise begleitend, einfach wunderbar.
Ich hatte nicht vielen Menschen von diesem Malheur erzählt und trauerte still. Ein paar Tage später brachte mir der Nachbar ein angenommenes Paket. Ich war erstaunt, hatte ich doch gar nichts bestellt. Noch erstaunter war ich, als ich einen fast vollen Weil de Weil in den Händen hielt. Und einen leeren Glasflakon zum Abfüllen, damit ich die Flasche nicht mehr mit ins Bad schleppte. Freudentränen, Fassungslosigkeit und unendliche Dankbarkeit zugleich.
Ich habe ihn also wieder, diesen rundherum gelungenen unangestrengten Begleiter. Und er ist der einzige, den mein Mann sofort erkennt und lächelnd mit dem Satz "Du riechst so schön nach Badezimmer" kommentiert.
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