28.02.2017 - 14:18 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
26
Stabilität als großes Plus
Der Verweis auf Heliotrop soll vielleicht unterstreichen, dass die Vanille duftig-floral daherkommen möchte und nicht bappig-dr.oetker-70er-pudding-mäßig. Das geht in Ordnung, der Gedanke an eine zumindest auch blumige Abkunft ist plausibel. Überdies hat die Vanille direkt ein staubig…-ledriges? Gegengewicht zur Süße mit im Gepäck, nicht allein das…
...Gewürz: Binnen weniger Minuten dringt ein schmackhafter Zimt durch. Weder zu scharf noch zu süß, schon gar nicht muffig wie abgestandenes Pulver, sondern schlichtweg genau richtig. Das ergänzende Eugenol der Gewürznelke wirkt wie Salz in der Suppe und hilft dem diesbezüglich verwandten Kollegen in Sachen Ernsthaftigkeit zusätzlich auf die Sprünge. Nach einer halben Stunde halten sich Zimt und Nelke die Waage. Die Süße wäre abartig, hätte sie nicht diesen Widerpart. So ist sie einfach köstlich.
Außerdem hilft besagte helle Leder-Annäherung. Dahinter versteckt sich im Kern eine trocken-helle Harz-Note. Die Angabe „Birke“ führt in diesem Stadium jedenfalls in puncto Leder völlig in die Irre. Wir fassen zusammen: eine ausdauernde Mischung aus heliotropiger Vanille, apart austariertem Gewürz und einer Ahnung hellen Als-ob-Leders.
Nach rund zwei Stunden wittere ich einen Anflug von H-Sahne (Guajak), der bleibt freilich zum Glück hintergründig und stört das Gleichgewicht kaum. Erst mittags scheint mir Addiction einen kleinen Durchhänger zu zeigen. Die Süße gewinnt nämlich an Volumen, als die Gewürze zurückweichen. Ein quasi alkoholischer Stich entsteht, ich denke jetzt an ein Vanille-Backaroma. Ist das die Rache des Oetker? Wird Hilfe nahen?
Bald sind die neuen Kontrahenten bereit. Guajak offenbart sein Angebrannt-Potential, Andeutungen von Harz und Teer verdunkeln ein bisschen. Das darf nun – ganz nach Wunsch – entweder für angenehm nachspeislich oder für hinreichend un-essbar erklärt werden.
Selbst am späten Nachmittag stemmt sich ein harzig-staubiger Part tapfer gegen die Wand aus Süße, unterstützt von einem unverdrossenen Angebrannt-Fragment. Und sogar noch abends weht eine Spur Eugenol-Gepiekse und hilft, die Vanille halbwegs luftig zu halten. Mehr darf man nach derart langer Zeit von einem Primär-Vanille-Duft nicht erwarten.
Überhaupt ist der Duftverlauf weniger „Verlauf“, als die obige Beschreibung suggerieren mag. Im Grunde ist Addiction recht statisch und das ist angeriechts seines Themas mit immanenter Bapp-Gefahr ein großes Plus.
Fazit: Ein Könner seines Fachs. Dass er letztlich nicht meinen Geschmack trifft, tut dem keinen Abbruch.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
...Gewürz: Binnen weniger Minuten dringt ein schmackhafter Zimt durch. Weder zu scharf noch zu süß, schon gar nicht muffig wie abgestandenes Pulver, sondern schlichtweg genau richtig. Das ergänzende Eugenol der Gewürznelke wirkt wie Salz in der Suppe und hilft dem diesbezüglich verwandten Kollegen in Sachen Ernsthaftigkeit zusätzlich auf die Sprünge. Nach einer halben Stunde halten sich Zimt und Nelke die Waage. Die Süße wäre abartig, hätte sie nicht diesen Widerpart. So ist sie einfach köstlich.
Außerdem hilft besagte helle Leder-Annäherung. Dahinter versteckt sich im Kern eine trocken-helle Harz-Note. Die Angabe „Birke“ führt in diesem Stadium jedenfalls in puncto Leder völlig in die Irre. Wir fassen zusammen: eine ausdauernde Mischung aus heliotropiger Vanille, apart austariertem Gewürz und einer Ahnung hellen Als-ob-Leders.
Nach rund zwei Stunden wittere ich einen Anflug von H-Sahne (Guajak), der bleibt freilich zum Glück hintergründig und stört das Gleichgewicht kaum. Erst mittags scheint mir Addiction einen kleinen Durchhänger zu zeigen. Die Süße gewinnt nämlich an Volumen, als die Gewürze zurückweichen. Ein quasi alkoholischer Stich entsteht, ich denke jetzt an ein Vanille-Backaroma. Ist das die Rache des Oetker? Wird Hilfe nahen?
Bald sind die neuen Kontrahenten bereit. Guajak offenbart sein Angebrannt-Potential, Andeutungen von Harz und Teer verdunkeln ein bisschen. Das darf nun – ganz nach Wunsch – entweder für angenehm nachspeislich oder für hinreichend un-essbar erklärt werden.
Selbst am späten Nachmittag stemmt sich ein harzig-staubiger Part tapfer gegen die Wand aus Süße, unterstützt von einem unverdrossenen Angebrannt-Fragment. Und sogar noch abends weht eine Spur Eugenol-Gepiekse und hilft, die Vanille halbwegs luftig zu halten. Mehr darf man nach derart langer Zeit von einem Primär-Vanille-Duft nicht erwarten.
Überhaupt ist der Duftverlauf weniger „Verlauf“, als die obige Beschreibung suggerieren mag. Im Grunde ist Addiction recht statisch und das ist angeriechts seines Themas mit immanenter Bapp-Gefahr ein großes Plus.
Fazit: Ein Könner seines Fachs. Dass er letztlich nicht meinen Geschmack trifft, tut dem keinen Abbruch.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
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