Worth

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Der „Vater der Haute Couture“ war erstaunlicherweise kein Franzose, sondern Engländer. Charles Frederick Worth, geboren 1825 (oder 1826) im britischen Lincolnshire, liebte... Weiterlesen
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Wissenswertes
Der „Vater der Haute Couture“ war erstaunlicherweise kein Franzose, sondern Engländer. Charles Frederick Worth, geboren 1825 (oder 1826) im britischen Lincolnshire, liebte kostbare Stoffe, Bordüren und Muster, absolvierte eine Lehre als Stoffhändler und ging 1845 nach Paris, um dort im auf Seide spezialisierten Stoffhaus „Gagelin“ zu arbeiten.

Während er bei „Gagelin“ aufstieg, versuchte er die Geschäftspartner immer wieder davon zu überzeugen, dass man auch Mode entwerfen und verkaufen sollte, wurde jedoch jedes Mal abgeschmettert. Die Produktion von Kleidung war nicht hoch angesehen und eine Idee vom Beruf des Modeschöpfers existierte noch gar nicht. Es gab die alte Kostümschneiderzunft und die Herstellung von „normaler“ Alltagskleidung. Das Phänomen „Mode“ war nichts, das von einzelnen Köpfen gestaltet und beeinflusst wurde, sondern entstand auf eine quasi „natürliche“ Art mit dem Verlauf der Geschichte.

Charles Frederick Worth entwarf weiter Hüte, Schals und Kleider für seine Frau Marie (die somit das erste Mannequin war) und drängte mit seinen Ideen immer wieder an die Öffentlichkeit. So stellte er einige Stücke auf der Weltausstellung 1855 in Paris aus und gewann einen Preis für einen von den Schultern frei herabhängenden Mantel.

1858 fand er im Schweden Otto Bobergh einen Investor und Partner für seine Vision: an der noblen Adresse Rue de la Paix in Paris eröffnete „Worth et Bobergh“ – das erste moderne Modehaus.

Schnell machte „Worth et Bobergh“ Furore und wurde immens erfolgreich. Das reiche, aufstrebende Bürgertum war genauso bezaubert von Worths Kreationen wie der Adel. Kaiserin Eugenie (Gattin des letzten französischen Kaisers Napoleon III) wurde wenig geliebt, war aber eine wahre Mode-Ikone, die für ihren Stil und Geschmack gerühmt wurde und großen Einfluss auf die Pariser Modegeschichte hatte. Als sie zur überzeugten Worth-Kundin und -Anhängerin wurde, war dies der absolute Durchbruch des ersten Haute-Couture-Kreateurs.

Vierteljährlich stellte Worth eine Kollektion per Modenschau vor. Während vorher Schnitt und Stil Wunsch der Kundin waren und es die Aufgabe des Schneiders/der Schneiderin war, die Vorstellungen umzusetzen, veränderte Worth damit das gesamte Wesen der Mode: er entwarf etwas und die Kundin entschied sich, „Worth“ zu tragen.

Und wie sich die Kundinnen darum rissen, „Worth“ zu tragen! Seine Modelle waren unglaublich teuer, in ganz Europa war sein Name gleichbedeutend mit Mode, Luxus und feiner Lebensart, er beschäftigte über 1.000 Näherinnen, die in der Woche mehrere hundert Kleider nach seinen Entwürfen anfertigten, und er konnte es sich sogar leisten, Kundschaft abzulehnen, wenn er zu viel Stress hatte oder meinte, sie sei nicht wichtig genug.

1871 wurde die Firma nach Boberghs Ausscheiden als „Worth“ wiedereröffnet und wurde 1895 zum Familienbetrieb, als Charles Frederick Worth starb und seine beiden Söhnen Gaston und Jean-Philippe das Haus weiterführten. Bis zur Mitte des 19. Jhdt. blieb Worth einer der ganz großen Namen der Mode.

Das erste Modehaus überhaupt war auch eines der ersten, die mit der Mode Parfum entwarfen: 1924 kam der erste Worth-Duft "Dans la Nuit" heraus, der bis heute noch (freilich mehrfach reformuliert) erhältlich ist. Das berühmteste und einflussreichste Parfum des Hauses ist das heute ebenso modernisiert noch produzierte "Je Reviens" von 1932, das die Kraft, Eleganz und Modelust des Vorkriegsparis in schillernder Notenvielfalt und Noblesse einfängt. Es war in der Nachkriegszeit beliebtes Mitbringsel amerikanischer Soldaten und wurde so zum Inbegriff erlesenen europäischen Stils.
Recherchiert und verfasst von LouceLouce