17.07.2017 - 08:59 Uhr
Profumo
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Profumo
Top Rezension
25
Schade, dass es ihn so nicht mehr gibt!
Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren ich ‚Rive Gauche p.H.’ schon im Regal stehen habe. Es war einer dieser Käufe, die nicht aus Leidenschaft geschahen, sondern eher aus Neugier. Der Flakon gefiel mir, der Name ebenso, der Duft – na ja.
Dabei mochte ich das Konzept: weg von all dem Gourmand-Süßpapp, der bartlose Jungs mit Zuckerwatte und gebrannten Mandeln in die ewige Kindheit bannte, weg von den aquatischen Frische-Fougères, die wie ein immer wiederkehrender Tsunami durch die Herren-Umkleiden dieser Welt schwappten, weg, ganz weit weg, oder besser: zurück in jene Zeit, in der die Herren, allem Hippietum zum Trotz, kraftvolle und markante Düfte trugen, gerne auch mal mit ein bisschen ‚Odeur’ – zurück zu den 70ern.
Nun, ‚Odeur’ hat ‚Rive Gauche p.H.’ zwar keines, zumindest gemessen an mancher Großtat dieser Epoche, ‚Yatagan’ oder ‚Azzaro pour Homme’ z.B., aber markant und kraftvoll ist RGpH allemal.
Allein, es wollte mir nicht so recht gefallen.
Vielleicht liegt das daran, dass ich, als ‚Azzaro pour Homme’ auf den Markt kam, gerade mal 13 Jahre alt war und mich um Düfte noch nicht so sehr scherte. Wenige Jahre später, ich badete regelrecht in ‚Antaeus’, erschienen mir all die Azzaro-Träger schon irgendwie altmodisch, von den vielen ‚Eau Sauvage’- und ‚Aramis’-Trägern ganz abgesehen – Düfte die meine Lehrer trugen.
So blieb ‚Azzaro p.H.’ und in dessen Windschatten manch anderer aromatischer Fougère für mich immer eine Art No-Go, ein Duftkonzept von dem ich mich abgrenzte, wie man sich von Älteren eben abgrenzen muss um Selbstständigkeit zu erfahren.
Doch plötzlich, wiederum viele Jahre später, kam da nun RGpH um die Ecke und ich staunte nicht schlecht: ein überaus verspäteter Cousin meines verachteten, mittlerweile aber auch geschätzten ‚Azzaro p.H.’
Der Abwehr-Reflex funktionierte noch immer, allerdings gesellte sich zur Abwehr nun auch ein gewisses Verlangen hinzu, und so landete der Duft in meiner Tasche, wenig später sogar auch noch das etwas Patchouli-lastigere Intense.
Getragen habe ich ihn seither allerdings nie, bzw. doch, einmal. Wohl fühlte ich mich dabei nicht.
Seltsamerweise erinnerte mich dieser Duft immer an ‚Autan’, einem Anti-Mücken-Spray, das wir früher immer mit den Urlaub nach Frankreich nahmen. Ein Umstand, der mich abschreckte und zugleich faszinierte. Immer wenn ich mir ein wenig auf den Handrücken sprühte war da das Bild: ‚Autan’.
Warum es jetzt auf einmal weg ist – keine Ahnung.
Vielleicht liegt es am Alter.
Vielleicht muss man erst die 50 überschritten haben um sich von bestimmten Bildern lösen zu können. Auch das Bedürfnis zur Abgrenzung hat seine Dringlichkeit verloren.
Plötzlich gefällt mir nämlich auch ‚Azzaro pour Homme’, und wie!
Und genauso kann ich heute RGpH vorbehaltlos genießen.
Dummerweise zu spät, denn der schöne trocken-seifige Fougère-Duft ist nicht mehr. Zumindest nicht mehr so, wie er zu Beginn des Jahrtausends war. Zwar gibt es ihn noch, mittlerweile als Teil der sogenannten Hèritage-Collection, neben anderen Größen aus der noch recht jungen Duftgeschichte des Hauses YSL, aber er ist nicht mehr derselbe. Der Neue wurde weitgehend – wahrscheinlich gezwungenermaßen - reformuliert, riecht zwar noch ähnlich, aber eben nur ähnlich – und nicht unbedingt schlechter!
Vermutlich ging es nicht nur mir so, dass die Zeit für ein markant-maskulines Fougère zu Beginn der 2000er Jahre noch nicht gekommen war – der Duft wurde kein Erfolg. Heute, fast 15 Jahre später, im Umfeld neuer Vertreter dieses Genres, wie ‚Sartorial’, dem wieder auferstandenen ‚Fougère Royale’ oder dem neuen Amouage ‚Bracken Man’, hätte ‚Rive Gauche pour Homme’ vielleicht bessere Chancen, würde es offensiver vermarktet – vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Möglicherweise ist sein heutiges Nischendasein auch gar nicht so unangemessen, denn trotz aller Neueinführungen aromatischer Fougères, wird diese Duft-Gattung wohl nicht mehr zu alter Größe finden.
Egal. Der Duft ist immer noch da und das ist großartig. Der alte war zwar nach meinem Empfinden besser – die Kontraste weniger verwischt, eher akzentuiert, sodass der Duft mehr Spannung hatte, während der neue polierter und damit glatter wirkt, versammelter, aber eben auch nicht mehr so spannungsgeladen. Der Original-Duft hatte neben den holzigen Nuancen, dem Lavendel-Coumarin-Gerüst und den aromatischen Zutaten wie Rosmarin und Sternanis, auch das Eichenmoos im Fokus. Der neue dagegen betont vielmehr die holzige Natur des Duftes.
Besonders schade ist es um den zylindrischen Metall-Flakon. Der war einfach wunderbar, hatte Charakter und war so schön Retro!
Dabei mochte ich das Konzept: weg von all dem Gourmand-Süßpapp, der bartlose Jungs mit Zuckerwatte und gebrannten Mandeln in die ewige Kindheit bannte, weg von den aquatischen Frische-Fougères, die wie ein immer wiederkehrender Tsunami durch die Herren-Umkleiden dieser Welt schwappten, weg, ganz weit weg, oder besser: zurück in jene Zeit, in der die Herren, allem Hippietum zum Trotz, kraftvolle und markante Düfte trugen, gerne auch mal mit ein bisschen ‚Odeur’ – zurück zu den 70ern.
Nun, ‚Odeur’ hat ‚Rive Gauche p.H.’ zwar keines, zumindest gemessen an mancher Großtat dieser Epoche, ‚Yatagan’ oder ‚Azzaro pour Homme’ z.B., aber markant und kraftvoll ist RGpH allemal.
Allein, es wollte mir nicht so recht gefallen.
Vielleicht liegt das daran, dass ich, als ‚Azzaro pour Homme’ auf den Markt kam, gerade mal 13 Jahre alt war und mich um Düfte noch nicht so sehr scherte. Wenige Jahre später, ich badete regelrecht in ‚Antaeus’, erschienen mir all die Azzaro-Träger schon irgendwie altmodisch, von den vielen ‚Eau Sauvage’- und ‚Aramis’-Trägern ganz abgesehen – Düfte die meine Lehrer trugen.
So blieb ‚Azzaro p.H.’ und in dessen Windschatten manch anderer aromatischer Fougère für mich immer eine Art No-Go, ein Duftkonzept von dem ich mich abgrenzte, wie man sich von Älteren eben abgrenzen muss um Selbstständigkeit zu erfahren.
Doch plötzlich, wiederum viele Jahre später, kam da nun RGpH um die Ecke und ich staunte nicht schlecht: ein überaus verspäteter Cousin meines verachteten, mittlerweile aber auch geschätzten ‚Azzaro p.H.’
Der Abwehr-Reflex funktionierte noch immer, allerdings gesellte sich zur Abwehr nun auch ein gewisses Verlangen hinzu, und so landete der Duft in meiner Tasche, wenig später sogar auch noch das etwas Patchouli-lastigere Intense.
Getragen habe ich ihn seither allerdings nie, bzw. doch, einmal. Wohl fühlte ich mich dabei nicht.
Seltsamerweise erinnerte mich dieser Duft immer an ‚Autan’, einem Anti-Mücken-Spray, das wir früher immer mit den Urlaub nach Frankreich nahmen. Ein Umstand, der mich abschreckte und zugleich faszinierte. Immer wenn ich mir ein wenig auf den Handrücken sprühte war da das Bild: ‚Autan’.
Warum es jetzt auf einmal weg ist – keine Ahnung.
Vielleicht liegt es am Alter.
Vielleicht muss man erst die 50 überschritten haben um sich von bestimmten Bildern lösen zu können. Auch das Bedürfnis zur Abgrenzung hat seine Dringlichkeit verloren.
Plötzlich gefällt mir nämlich auch ‚Azzaro pour Homme’, und wie!
Und genauso kann ich heute RGpH vorbehaltlos genießen.
Dummerweise zu spät, denn der schöne trocken-seifige Fougère-Duft ist nicht mehr. Zumindest nicht mehr so, wie er zu Beginn des Jahrtausends war. Zwar gibt es ihn noch, mittlerweile als Teil der sogenannten Hèritage-Collection, neben anderen Größen aus der noch recht jungen Duftgeschichte des Hauses YSL, aber er ist nicht mehr derselbe. Der Neue wurde weitgehend – wahrscheinlich gezwungenermaßen - reformuliert, riecht zwar noch ähnlich, aber eben nur ähnlich – und nicht unbedingt schlechter!
Vermutlich ging es nicht nur mir so, dass die Zeit für ein markant-maskulines Fougère zu Beginn der 2000er Jahre noch nicht gekommen war – der Duft wurde kein Erfolg. Heute, fast 15 Jahre später, im Umfeld neuer Vertreter dieses Genres, wie ‚Sartorial’, dem wieder auferstandenen ‚Fougère Royale’ oder dem neuen Amouage ‚Bracken Man’, hätte ‚Rive Gauche pour Homme’ vielleicht bessere Chancen, würde es offensiver vermarktet – vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Möglicherweise ist sein heutiges Nischendasein auch gar nicht so unangemessen, denn trotz aller Neueinführungen aromatischer Fougères, wird diese Duft-Gattung wohl nicht mehr zu alter Größe finden.
Egal. Der Duft ist immer noch da und das ist großartig. Der alte war zwar nach meinem Empfinden besser – die Kontraste weniger verwischt, eher akzentuiert, sodass der Duft mehr Spannung hatte, während der neue polierter und damit glatter wirkt, versammelter, aber eben auch nicht mehr so spannungsgeladen. Der Original-Duft hatte neben den holzigen Nuancen, dem Lavendel-Coumarin-Gerüst und den aromatischen Zutaten wie Rosmarin und Sternanis, auch das Eichenmoos im Fokus. Der neue dagegen betont vielmehr die holzige Natur des Duftes.
Besonders schade ist es um den zylindrischen Metall-Flakon. Der war einfach wunderbar, hatte Charakter und war so schön Retro!
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