30.05.2014 - 16:38 Uhr
Mandelmaus
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Mandelmaus
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36
Gekonntes Spiel der Verführung oder banale Oberflächlichkeit vom feinsten?
Nachdem mir Back To Black so wahnsinnig gut gefallen hat musste ich gleich meinen Probenfundus durchforsten und nachsehen, ob sich nicht noch irgendeine Killian-Probe versteckt. Glücklicherweise wurde ich fündig. Meine Vorschreiber konnten meine anfängliche Begeisterung dämpfen. Langweilig, eintönig und brav. Menno, aber sei es drum.
Es scheint schwer aber ich versuche es: ich vergesse jetzt einfach mal, dass der Duft lausig wegkommt, zudem für meine Verhältnisse astronomisch teuer ist und auch noch von einem meiner Lieblingsparfumeure stammt. Schweres Unterfangen, aber ich bin optimistisch. Ganz befreit von jeglichen Vorurteilen möchte ich dem Duft begegnen können.
Die Kollektion widmet sich dem Thema der Erbsünde. Reizt mich jetzt nicht wirklich, finde ich irgendwie abgegriffen. Trotzdem interessiert es mich, wie man das Thema olfaktorisch umsetzen will. Wir sollen uns im Garten Eden befinden, Killian selbst der Schöpfer, Erzähler und Regisseur. Diese Kollektion soll außerordentlich überraschend sein und die Identität der Marke unterstreichen. Das Leitmotiv stellt wohl eine tiefgründige Ambivalenz dar, das macht mich unmittelbar hellhörig. Soll sie zuerst engelsgleich und unschuldig anmuten und erst später ein ganz anderes Gesicht zeigen, also das andere Gegenteil.
Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich schon in der Gestaltung der Flakons. Weiß für die unbefleckte Unschuld im Gegensatz zu Gold, welches für Reichtum, aber auch für Eitelkeit steht. Eine Umsetzung der Todsünden wie Stolz, Wollust, Neid etc wird hier angestrebt. Gleichzeitig eine Konfrontation unserer menschlichsten Sehnsüchte...
Dieser Duft steht für einen favorisierten Frauentyp Killians. Sinnlich und hemmungslos. Eine opulente Fülle, Verschwendung, welche er so liebt. Grenzenlose Lust, eine Femme Fatale, die für alles steht und für alles offen ist. In der Liebe und im Krieg ist nun mal alles erlaubt. Eine Barriere soll aufgehoben werden und etwas unfassbarem weichen, etwas verbotenes wird entfesselt...
Meines Erachtens nach unglaublich viel Bla, Rumgesülze und kryptisches Gefasel. Ich habe das recherchiert, weil ich auf diese Bedeutung auf jene blumige Art und Weise im Leben nicht gekommen wäre. Aber nun zum Duft:
Kann ich zuerst alles unterschreiben, beginnt unspektakulär, fad und synthetisch. Latent frisch, angenehm weich floral, quitschig süß. Hat eher was von Raumspray, Aromatherapie oder so. Osmanthus empfinde ich als recht dominant, mir gefällt allerdings diese goldene, süffige, etwas klebrige und sirupartige Aprikosensüße. Dazu noch der anfangs frische, synthetische Rosenduft, ummantelt von weicher Honigsüße. Jasmin bauscht die Kopfnote nochmals heftig auf. Sehr süß ebenfalls, jedoch etwas gebremst durch eine pudrige, seidige Komponente. Zudem auch minimal animalisch, allerdings weit davon entfernt aasig zu riechen.
Mei, eigentlich ein putziger, niedlicher Blumenreigen. Süß, nett, lieblich, unschuldig und niedlich. Du wirst mal ein feines Mädchen! Aber irgendwie gefällt es mir. Die Synthetik stört mich nur anfangs da sie sich zum Glück fängt und in der homogenen, süßen, geschmeidigen Blüten-Honig-Aprikosencreme verliert.
Zu gefällig bleibt es aber nicht. Da lässt sich schon ein dunkles, interessantes Fitzelchen ausmachen. Etwas wildes, welches gejagt und erforscht werden will. So wie wir Menschen aus viel mehr bestehen als aus einer formschönen, glatten Fassade. Ein jeder besitzt ein Herz welches ergründet werden will. Und jeder besitzt seine eigenen Dämonen, seine persönlichen Abgründe.
Sobald die milchige, schwülstige, süße, betäubende Tuberose erblüht verändert sich auch die Atmosphäre im idyllischen Garten Eden. Gefahr lauert in der warmen, blumengeschwängerten Luft. Das friedliche Vogelgezwitscher verstummt, düstere Wolken nehmen der Sonne ihr freundliches, goldenes, wohlwollendes Licht. Eine brenzlige Dämmerung zieht auf. Der mädchenhafte, süße Eindruck tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Sehr feminin, opulent, hypnotisierend wirkt der Duft nun auch auf mich.
Aus dem unschuldigen Mädchen wird eine sinnliche, verführerische, außergewöhnliche Frau. Wenn ich den Duft nicht selber getestet hätte, ich würde es nicht glauben.
Aber ich stehe selber verwirrt da und inhaliere den Duft wie blöd. Ja, man muss Jasmin mögen in dieser fast dekadenten Form. Sehr greifbar, körperlich und ausfüllend. Tuberose darf auch nicht zu den Hass-Noten gehören, so stark wie sie sich zumindest bei mir präsentiert. Knallhart, schön, edel, erhaben, fast schon angriffslustig. Ein sehr einnehmender, floraler Duft. Gleichzeitig lockt er mit dieser honigartigen, betörenden Süße. Einem verbotenen Nektar gleich, welcher erbarmungslos jedes beliebige Opfer in seinen Bann zieht.
Ein unheilvoller Wind verleiht der surrealistischen Szenerie Dynamik, eine leicht düstere, herbe, holzige Frische. Die Zeder dominiert immer mehr über die floralen, fruchtigen Noten. Drückt jene rücksichtslos gegen die Wand, erstickt sie in rücksichtsloser Ekstase. Amber kommt nicht wirklich gegen die geballte, blumige Weiblichkeit an. Ein interessanter Kampf, spannend, ein leidenschaftliches Ringen um die Oberhand. Trotzdem wird es nie anstrengend. Bei mir siegt die Zeder und räkelt sich wohlig im verbleibenden warmen, fruchtigen, süßen Nektar der monströsen Blüten. Eine sehr schöne Basis: weniger strahlend, dennoch anziehend, sinnlich, etwas orientalisch. Ein passender Abschluss.
Tja, jetzt ist es wohl passiert. Mein Verstand hat nicht minder schnulziges Zeug ausgespuckt. Aber so ist es nun mal, irgendwie macht das Parfüm süchtig. Die Verwandlung des Duftes gefällt mir sehr gut und entzückt mich ungemein. Wie zwischen den anfangs sehr gefälligen Blüten verstärkt eine dekadente Fratze hindurchflackert. Die Basis unterscheidet sich sehr stark zur Kopfnote, ein spannungsgeladener Gegenpol somit.
Die Sillage ist stärker als gedacht, es gab sogar einiges an Lob obwohl ich nur zwei Sprühhübe aufgelegt hatte. Die Haltbarkeit ist ebenfalls enorm. Am nächsten Morgen kann ich noch äußert köstliche Duftfetzen ausmachen. Eigentlich ein Ganzjahresduft und passend zu jeder Gelegenheit. Nur zum Sport wollte ich ihn nicht tragen. Da könnte mir das wechselhafte, verführerische Spiel schnell auf den Geist gehen. Der Flakon spricht mich optisch sehr an. Ich liebe weißes und Gold mag ich ebenfalls sehr, sei es Schmuck oder allgemein Accessoires.
Verwandelt mich der Duft nun in eine gottlose Sünderin, eine mit allen Wassern gewaschene Verführerin? Bin ich den jetzt gewagter, traue ich mich unvorstellbares, lebe ich meine Kühnheit in vollen Zügen aus?
Nicht der Duft entscheidet über die Trägerin, dennoch mag er vielleicht ihre Absichten intensivieren oder auch weichzeichnen. Ich fühle mich mit dem Duft einfach nur pudelwohl in meiner Haut, verzaubert durch seine Ambivalenz.
Eigenschaften müssen wir uns nicht aufsprühen, sondern leben. Vielleicht ist so ein Duft ein sanfter Schupps in die richtige Richtung.
Die Entscheidung was passieren wird oder nicht liegt alleine bei uns. Wie weit wir bereit sind zu gehen. Wieviel Kontrolle wir unserem Unterbewusstsein, unserem "Es" geben. Der Weg ist ja wie so oft das Ziel. Und jener kann sehr genuss- und reizvoll sein. Die wunderbaren Ereignisse die uns da begegnen können sind mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Dafür ist kein spezieller Duft besonders geeignet oder prädestiniert. Hauptsache man fühlt sich authentisch und wohl in seiner Haut. Und dafür muss man kein Vermögen liegen lassen.
Es scheint schwer aber ich versuche es: ich vergesse jetzt einfach mal, dass der Duft lausig wegkommt, zudem für meine Verhältnisse astronomisch teuer ist und auch noch von einem meiner Lieblingsparfumeure stammt. Schweres Unterfangen, aber ich bin optimistisch. Ganz befreit von jeglichen Vorurteilen möchte ich dem Duft begegnen können.
Die Kollektion widmet sich dem Thema der Erbsünde. Reizt mich jetzt nicht wirklich, finde ich irgendwie abgegriffen. Trotzdem interessiert es mich, wie man das Thema olfaktorisch umsetzen will. Wir sollen uns im Garten Eden befinden, Killian selbst der Schöpfer, Erzähler und Regisseur. Diese Kollektion soll außerordentlich überraschend sein und die Identität der Marke unterstreichen. Das Leitmotiv stellt wohl eine tiefgründige Ambivalenz dar, das macht mich unmittelbar hellhörig. Soll sie zuerst engelsgleich und unschuldig anmuten und erst später ein ganz anderes Gesicht zeigen, also das andere Gegenteil.
Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich schon in der Gestaltung der Flakons. Weiß für die unbefleckte Unschuld im Gegensatz zu Gold, welches für Reichtum, aber auch für Eitelkeit steht. Eine Umsetzung der Todsünden wie Stolz, Wollust, Neid etc wird hier angestrebt. Gleichzeitig eine Konfrontation unserer menschlichsten Sehnsüchte...
Dieser Duft steht für einen favorisierten Frauentyp Killians. Sinnlich und hemmungslos. Eine opulente Fülle, Verschwendung, welche er so liebt. Grenzenlose Lust, eine Femme Fatale, die für alles steht und für alles offen ist. In der Liebe und im Krieg ist nun mal alles erlaubt. Eine Barriere soll aufgehoben werden und etwas unfassbarem weichen, etwas verbotenes wird entfesselt...
Meines Erachtens nach unglaublich viel Bla, Rumgesülze und kryptisches Gefasel. Ich habe das recherchiert, weil ich auf diese Bedeutung auf jene blumige Art und Weise im Leben nicht gekommen wäre. Aber nun zum Duft:
Kann ich zuerst alles unterschreiben, beginnt unspektakulär, fad und synthetisch. Latent frisch, angenehm weich floral, quitschig süß. Hat eher was von Raumspray, Aromatherapie oder so. Osmanthus empfinde ich als recht dominant, mir gefällt allerdings diese goldene, süffige, etwas klebrige und sirupartige Aprikosensüße. Dazu noch der anfangs frische, synthetische Rosenduft, ummantelt von weicher Honigsüße. Jasmin bauscht die Kopfnote nochmals heftig auf. Sehr süß ebenfalls, jedoch etwas gebremst durch eine pudrige, seidige Komponente. Zudem auch minimal animalisch, allerdings weit davon entfernt aasig zu riechen.
Mei, eigentlich ein putziger, niedlicher Blumenreigen. Süß, nett, lieblich, unschuldig und niedlich. Du wirst mal ein feines Mädchen! Aber irgendwie gefällt es mir. Die Synthetik stört mich nur anfangs da sie sich zum Glück fängt und in der homogenen, süßen, geschmeidigen Blüten-Honig-Aprikosencreme verliert.
Zu gefällig bleibt es aber nicht. Da lässt sich schon ein dunkles, interessantes Fitzelchen ausmachen. Etwas wildes, welches gejagt und erforscht werden will. So wie wir Menschen aus viel mehr bestehen als aus einer formschönen, glatten Fassade. Ein jeder besitzt ein Herz welches ergründet werden will. Und jeder besitzt seine eigenen Dämonen, seine persönlichen Abgründe.
Sobald die milchige, schwülstige, süße, betäubende Tuberose erblüht verändert sich auch die Atmosphäre im idyllischen Garten Eden. Gefahr lauert in der warmen, blumengeschwängerten Luft. Das friedliche Vogelgezwitscher verstummt, düstere Wolken nehmen der Sonne ihr freundliches, goldenes, wohlwollendes Licht. Eine brenzlige Dämmerung zieht auf. Der mädchenhafte, süße Eindruck tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Sehr feminin, opulent, hypnotisierend wirkt der Duft nun auch auf mich.
Aus dem unschuldigen Mädchen wird eine sinnliche, verführerische, außergewöhnliche Frau. Wenn ich den Duft nicht selber getestet hätte, ich würde es nicht glauben.
Aber ich stehe selber verwirrt da und inhaliere den Duft wie blöd. Ja, man muss Jasmin mögen in dieser fast dekadenten Form. Sehr greifbar, körperlich und ausfüllend. Tuberose darf auch nicht zu den Hass-Noten gehören, so stark wie sie sich zumindest bei mir präsentiert. Knallhart, schön, edel, erhaben, fast schon angriffslustig. Ein sehr einnehmender, floraler Duft. Gleichzeitig lockt er mit dieser honigartigen, betörenden Süße. Einem verbotenen Nektar gleich, welcher erbarmungslos jedes beliebige Opfer in seinen Bann zieht.
Ein unheilvoller Wind verleiht der surrealistischen Szenerie Dynamik, eine leicht düstere, herbe, holzige Frische. Die Zeder dominiert immer mehr über die floralen, fruchtigen Noten. Drückt jene rücksichtslos gegen die Wand, erstickt sie in rücksichtsloser Ekstase. Amber kommt nicht wirklich gegen die geballte, blumige Weiblichkeit an. Ein interessanter Kampf, spannend, ein leidenschaftliches Ringen um die Oberhand. Trotzdem wird es nie anstrengend. Bei mir siegt die Zeder und räkelt sich wohlig im verbleibenden warmen, fruchtigen, süßen Nektar der monströsen Blüten. Eine sehr schöne Basis: weniger strahlend, dennoch anziehend, sinnlich, etwas orientalisch. Ein passender Abschluss.
Tja, jetzt ist es wohl passiert. Mein Verstand hat nicht minder schnulziges Zeug ausgespuckt. Aber so ist es nun mal, irgendwie macht das Parfüm süchtig. Die Verwandlung des Duftes gefällt mir sehr gut und entzückt mich ungemein. Wie zwischen den anfangs sehr gefälligen Blüten verstärkt eine dekadente Fratze hindurchflackert. Die Basis unterscheidet sich sehr stark zur Kopfnote, ein spannungsgeladener Gegenpol somit.
Die Sillage ist stärker als gedacht, es gab sogar einiges an Lob obwohl ich nur zwei Sprühhübe aufgelegt hatte. Die Haltbarkeit ist ebenfalls enorm. Am nächsten Morgen kann ich noch äußert köstliche Duftfetzen ausmachen. Eigentlich ein Ganzjahresduft und passend zu jeder Gelegenheit. Nur zum Sport wollte ich ihn nicht tragen. Da könnte mir das wechselhafte, verführerische Spiel schnell auf den Geist gehen. Der Flakon spricht mich optisch sehr an. Ich liebe weißes und Gold mag ich ebenfalls sehr, sei es Schmuck oder allgemein Accessoires.
Verwandelt mich der Duft nun in eine gottlose Sünderin, eine mit allen Wassern gewaschene Verführerin? Bin ich den jetzt gewagter, traue ich mich unvorstellbares, lebe ich meine Kühnheit in vollen Zügen aus?
Nicht der Duft entscheidet über die Trägerin, dennoch mag er vielleicht ihre Absichten intensivieren oder auch weichzeichnen. Ich fühle mich mit dem Duft einfach nur pudelwohl in meiner Haut, verzaubert durch seine Ambivalenz.
Eigenschaften müssen wir uns nicht aufsprühen, sondern leben. Vielleicht ist so ein Duft ein sanfter Schupps in die richtige Richtung.
Die Entscheidung was passieren wird oder nicht liegt alleine bei uns. Wie weit wir bereit sind zu gehen. Wieviel Kontrolle wir unserem Unterbewusstsein, unserem "Es" geben. Der Weg ist ja wie so oft das Ziel. Und jener kann sehr genuss- und reizvoll sein. Die wunderbaren Ereignisse die uns da begegnen können sind mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Dafür ist kein spezieller Duft besonders geeignet oder prädestiniert. Hauptsache man fühlt sich authentisch und wohl in seiner Haut. Und dafür muss man kein Vermögen liegen lassen.
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