Abgeklebt

Den Beschreibungen nach hatte ich einen klirrenden, kühlen Eisköniginnenduft erwartet, der dank ISO eine schöne Unberechenbarkeit mit sich bringt. Ich bin ein großer ISO-Fan und war sehr enttäuscht, als mich der erste Sprüher in eine beinahe unerträglich pudrige Süße eingehüllt hat. Wahrscheinlich ist das der Iris geschuldet? Nach ein paar Stunden verfliegt die mir unerträgliche Pudrigkeit und endlich kommen die flirrenden, klingelnden Eigenschaften zum Vorschein. Rose und Patchouli wechseln sich ab, vereinigen sich und schweben flimmernd herum, gleißend und rein, verführerisch und unnahbar.. So hatte ihr mir das gewünscht! Leider kommt auch das Puder auch immer wieder zum Vorschein, weshalb ich mich mit dem Duft wohl leider nicht anfreunden werde.

Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll, dieses Wunderwasser zu beschreiben. Vor ein paar Jahren bin ich ihm zufällig begegnet, auf der Suche nach einem Duft den ich tragen kann - nicht umgekehrt.

Was soll ich sagen, es war Liebe auf den ersten Blick: Verpackung und Flakon kommen kitschig, etwas albern, daher, fast schon reißerisch. Zum Glück habe ich mich damals nicht abschrecken lassen!

Wenn ich ihn auftrage, beginnt es mir einer glasig-goldenen und zitrischen Explosion, die mich aufweckt, mir einen regelrechten Frischekick verleiht, mich fast schon tropisch versucht aus der Reserve zu locken, mich hektisch umschwirrt, um dann für mehrere Stunden eine edle und glasklare Rose zum Vorschein kommen zu lassen, die eine wunderbare Symbiose mit meiner Haut eingeht, mich frisch und sanft durch den Tag trägt, mich körpernah umschließt und nur für mich und die Menschen, die mir nahe kommen dürfen, wahrzunehmen ist. Jeden Tag bin ich aufs Neue begeistert von ihr, klar und gleichzeitig warm verbindet sie sich langsam mit würzig-warmen Hölzern, die mich schließlich bis spät in den Abend begleiten, mich beruhigen und mir ein wohlig-warmes Zuhause-Gefühl bescheren.

Ich habe mir diesen Duft schon etliche Male nachgekauft und bin fast verzweifelt, als er immer schwieriger zu finden war und ich ihn plötzlich nur noch ersteigern konnte. Nun habe ich wieder drei Flakons auf Vorrat ergattert und bin überglücklich, ihn täglich tragen zu können.

Bis jetzt konnte ich noch keinen vergleichbaren Duft finden, der sich so natürlich mit meinem eigenen Körperduft verbindet, mich umarmt, ohne mich zu umklammern, mich begleitet ohne mich zu nerven, mir folgt ohne mich zu verfolgen.

Auf der Suche nach einem spannenden Rosenduft bin ich auf eine Probe von Rose Noir gestoßen. Spannend trifft es gut, denn direkt nach dem ersten Aufsprühen kam für mich die Assoziation eines Klaviers mit etlichen gleichzeitig gedrückten Tasten auf - energisch, gerade, laut und dunkel. Zitrisch, aber gleichzeitig scharf, pfeffrig und irgendwie düster. Das blieb auch erstmal sehr lange so, bestimmt drei bis vier Stunden lang.

Ständig musste ich an meinem Handgelenk riechen, weil ich einfach nicht verstehen konnte wie ein Duft so dermaßen viele Akkorde gleichzeitig schwingen kann. Dazu muss ich sagen: ich bin blutige Anfängerin im Düfte beschreiben und kann absolut keine Details, nur den Gesamteindruck wiedergeben. Die Lautstärke wurde zu viel - ich bekam irgendwann Kopfschmerzen. Dunkelgrün kommt mir in den Sinn - das ist wahrscheinlich das Moos?

Sehr sehr langsam wurde es "leiser" und würzigere Noten kamen zum Vorschein. Die Rose ist stets sehr zurückhaltend, nur erahnbar. Insgesamt ist der mein Eindruck ein aggressiver, dynamischer, mit Durchsetzungsvermögen - nach mir selbst habe ich mit diesem Duft leider nicht gerochen.