Abygail

Da brauchte ich mal wieder ein nettes Düftchen für einen Blindfreund (ui, da gibt es doch so Einige in meinem Leben), also auf zum lustigen Mäxxchen. Und siehe da, er hatte was.
Ich stöber da ja ganz gerne mal rum und habe „Tadaaaaaa“ immer eine Liste mit evtl. interessanten Düften dabei.
Aufgrund der Duftpyramide und der hier bereits vorhandenen Kommentare entschied ich mich für Atelier Bleu. Kaufte gleich zwei Flakons, denn ich wollte ja auch mal schnuppern (nachdem mir California Wave von Langè schon so gut gefallen hatte).
Nur eine Sache bereitete mir etwas Magendrücken: Weihrauch.
Eine Duftkomponente, die ziemlich schnell nach hinten losgehen kann.
Dummerweise hatte ich das gute Fläschchen auf den letzten Drücker gekauft, keine Zeit mehr, um großartig zu testen. Ruck Zuck in schönes Papier verpackt, rein ins große Weihnachtspaket und ab ging die Post.

Inzwischen hatte ich Zeit um gründlich zu testen.
Und leider wurden meine schlimmsten Befürchtungen wahr.
Der Duft an sich ist wunderbar rund, warm weich, irgendwie kuschelig. Er hat eine Süße an sich, die jedoch nie klebrig oder gar zu pappig wirkt. Sehr ausgewogen.
Allerdings ist da von Anfang an eine sehr dominierende Weihrauchnote. Und die hält sich hartnäckig bis zum bitteren Ende, gut und gerne 8 Stunden.
Von Bergamotte und Sandelholz, gar Vetiver kann ich gar nichts erschnuppern. Es ist einfach weihrauchig.
Nicht so extrem penetrant, wie man es aus den Kirchen kennt (wo ich dann immer die Flucht ergreife, da mir speiübel wird), aber halt immer da.

Mir bereitet der Duft leider nach 1 Stunde schon leichte Kopfschmerzen, was ich sehr schade finde.
Es fällt mir schwer zu beschreiben, wie ich diesen Duft empfinde.
Er ist wirklich irgendwie schön gemacht, er hat was. Kennt ihr dieses „Einerseits…, aber Andererseits…“, wenn man sich nicht entscheiden kann, ob man etwas mag oder lieber zum Mond schießen würde?
Ich muss mir schweren Herzens eingestehen, dass er leider nicht meine Welt ist.
Vielleicht liegt es an meiner Haut, dass gerade die gefürchtete Weihrauchnote so heftig durchkommt und alles Andere unter sich begräbt.
Ich hoffe sehr, dass der Beschenkte mit dem Duft besser klar kommt.

Meine Liste habe ich abgeändert und alle interessanten Düfte die Weihrauch als Komponente enthielten gekickt. Und da sind immer noch unendlich viele (Herren-)Düfte, die nur darauf warten von mir gekauft und hemmungslos benutzt zu werden.

Was genau ist ein Blindfreund?
In meinem Fall ein mir sehr sympathischer Mann, der liebenswert und lustig ist, der mich zum Lachen und Nachdenken bringt. Dem ich aber noch nie persönlich begegnet bin.
Wie soll man nun für so eine Person einen Duft zum Geburtstag auswählen?
Gute Frage!
Man nehme Parfumo, den großen Bruder von Moritz (nenne wir ihn mal Maxx – Vorname TK) und versuche etwas Passendes zu finden.
Der gute Mann hat im Hochsommer Geburtstag und da wäre ein frischer Duft schon empfehlenswert. Soweit zumindest meine Meinung.
Stöbern, suchen, Liste anlegen und ab zum Maxx.

Ui, die haben gleich 2 meiner zur Auswahl aufgeschriebenen Düfte (von ca. 20), welchen nehme ich denn da?
Hmmmm, California Wave hört sich von den Zutaten wirklich gut an. Aber irgendwie muss ich da an braungebrannte Surfer, blaue Augen und blondes Haar denken. Trifft nicht so ganz auf IHN zu.
Moment mal, ich lasse mich doch nicht etwa gerade von einem Duftnamen in die Irre führen, oder?
Geht ja mal gar nicht!

Aber mir fällt tatsächlich ein Grund auf, warum ich die kalifornische Welle nicht mitnehmen sollte: Das gute Fläschen ist zwar in einem der berüchtigten Plastigsärge verpackt, aber die Folienumverpackung ist oben offen.
Ist der Duft schon benutzt worden?
Was mach ich nur? Kaufen oder nicht kaufen? Gut, bei dem Preis kann man(n) da nicht so viel verkehrt machen, frau aber vielleicht schon.
Also zur Kasse und mit der netten Verkäuferin geredet, Nein, der Duft ist neu und unbenutzt. Wenn die eingeschweißt sind im Sarg, dann ist da nichts dran.
Deshalb ist der Duft günstiger, weil die eigentliche Verpackung nun mal beschädigt ist.
Interessante Erkläung – trifft aber dann nur auf einen Bruchteil des Duftsortiments zu.
Nun gut, glaubt Frau mal der Dame und nimmt das gute, interessante Wässerchen mit.

Zu Hause angekommen verbringe ich letztendlich 8! Schlaflose Nächte, weil ich mir immer noch nicht sicher bin ob benutzt oder unbenutzt. Letztendlich öffne ich die Folie vorsichtig, dann den Karton und schon da fällt mir auf, dass die Pappverpackung falsch verschlossen ist.
Und irgendwie ist der Füllstand nicht so ganz korrekt – in meinen Augen zumindest.
Kann doch jetzt nicht sein, oder?
Leider doch!
Und nach nur einem kleinen vorsichtigen Drücker auf dem Sprühkopf macht sich Enttäuschung und Unglaube in mir breit.
Enttäuschung, weil der Flakon eindeutig schon angebrochen war.
Unglaube, weil der Duft einfach umwerfend ist.
Zwei weitere Sprüher kann ich mir nicht verkneifen. Ist ja jetzt egal, verschenken kann ich den eh nicht mehr.
Ich muss mich erstmal setzten oder besser noch gleich mal platt auf den Rücken ins Bett fallen lassen. Augen schließen.

Es duftet so herrlich frisch, ganz leicht süß, nicht zu aufdringlich und irgenwie sauber.
Ui, so schön. Dieser Duft zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.
Wenn Mann den tragen würde, käme ich sogar im Sommer trotz hoher Temperaturen mal zum Kuscheln vorbei.
Vetiver und ein leichter Hauch Rosmarin passen sich gut aneinander an, die beiden anderen Komponenten schmiegen sich mit ein.
Grün, frisch, ein wenig holzig und herb.
Er hält sich auf meiner Haut gute 6-7 Stunden, auf meiner Kleidung noch bis in den nächsten Tag hinein.

Ja, das ist wirklich ein perfekter Herrenduft für warme Tage, aber… den rück ich jetzt nicht mehr raus. Der wird nun auch von mir einfach mal getragen.
Und mein Blindfreund… wird er nun leer ausgehen?
Aber nein, natürlich nicht. Es erfolgte bereits ein weiterer Blindkauf, der ihm hoffentlich gefällt.

Eigentlich war der Duft wirklich sehr schön frisch, fruchtig, und spritzig.
Jedoch entwickelte er sich innerhalb kürzester Zeit auf meiner Haut zu einem sehr stechend, ekligen Gestank… beißend wie Urin.
Das er eine recht gute Haltbarkeit hat, konnte ich bei dem verzweifelten Versuch ihn abzuwaschen feststellen. Hartnäckig hielt sich das Gebräu auf meiner Haut.
Sehr schade, denn so kam es nicht zu einem erneuten Kauf.

Als Raumduft an heißen Tagen war er jedoch perfekt geeignet. Denn da behielt er seine tolle obstig-frische Duftnote.

Seinerzeit (Anno 2007) trug ich das gute Duftwässerchen an einem heißen Sommertag, als ich einen Sportevent besuchte.
Mir war nach etwas fruchtigem, das lange hielt und auch etwas klebrig sein durfte. Und die gute Ananas war dafür perfekt.
Also dieselte ich mich regelrecht mit dem süßen Früchtchen ein und maschierte los.

Es dauerte keine Stunde, da begannen die ersten Zuschauer die Näschen in die Luft zu recken (die Herrschaften saßen wohlgemerkt 5 Bänke hinter mir auf der Tribüne) und ein raunendes „Was riecht hier so lecker?“ „Hmmmm, exotisch“ und „Ich krieg Hunger auf Obstsalat!“ ging durch die Reihen.
Etwas beschämt wegen meiner Nebelsprühorgie rückte ich weiter nach vorn, aber der Duft ließ die anderen Zuschauer nicht mehr los.
Birne? Mango? Es wurde angestrengt geraten. Und wo kam das nur her?

Letztendlich verließ ich nach 6 Stunden den Ort des Geschenens, noch immer eine recht heftige Fruchtwolke hinter mich herziehend. Unsere Mannschaft hatte gewonnen und die Zuschauer rätselten immer noch, was sie da Leckeres gerochen hatten.

Bis heute hüte ich meinen fruchtigen Schatz, aber hin und wieder lege ich ihn überdosiert an einem heißen Sommertag auf, gehe zu eben jenem Sportevent… und lasse die Massen raten.

Ich habe diesen Duft durch Zufall in einem “Ramsch-mich-weg-Laden“ entdeckt, wo er in einer neutralen weißen Verpackung zu einem Minipreis angeboten wurde.
Bei dem Preis kann man nicht meckern, also durfte er mit. Ich habe es nicht bereut.
Wie sich beim Öffnen herausstellte, handelt es sich um einen Tester.
Der Puschel und der Deckel des Parfums fehlen, aber das tut dem Duft ja nicht weh.

Der Duft ist anfangs etwas stechend, kommt dann aber schön pudrig, süßlich und blumig daher. Insbesondere der Flieder spielt sich hier in den Vordergrund.
Mit der Zeit folgen dann langsam die warmen holzigen Noten und das Blumige ebbt etwas ab.

Für mich ein schöner, nicht zu aufdringlicher Frühlingsduft.
Die Haltbarkeit beträgt auf meiner Haut gute 5 Stunden.
Ich glaub, da werde ich mir noch ein Bunkerfläschchen zulegen.