Adhira

Adhira

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1 - 5 von 11
Adhira vor 1 Jahr 7 3
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Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Hautschmeichler. Seelenverwöhner. Komplimentefänger.
Es gibt ja nicht viel, was einen als „alten Hasen“ dufttechnisch noch positiv überrascht. Umso schöner ist es, wenn es dann doch passiert wie bei Rhizome 05.

Eigentlich stand mir bei einem letzten gemütlichen Stadtbummel am Weihnachtsmorgen der Sinn nach einem Feigenduft. Da man als Parfumo die üblichen Feigengesellen schon kennt, dachte ich mir „Lass dich doch mal beraten“ und enterte die Parfümerie meines Vertrauens, die eine große Auswahl an Nischendüften führt. Die sehr freundliche und versierte Verkäuferin konnte mir auf diesem Gebiet allerdings nichts (für mich) Neues oder annähernd Zufriedenstellendes präsentieren.

So schwenkte ich auf „Können Sie mir denn alternativ einen schönen, weichen Orientalen empfehlen?“ um. Als auch bei der danach präsentierten Auswahl nichts für mich Interessantes dabei war, steuerte sie ganz zum Schluss auf ein paar unpopulär aussehende Fläschchen zu und stellte den Rhizome 05 auf den Tisch. Gleich mit dem Hinweis „Der ist leider als einziger derzeit ausverkauft“. War klar. Aber ich erwartete auch nicht wirklich eine Offenbarung. Rhizome? Noch nie von dieser Marke gehört.

Auf dem Teststreifen hatte ich schon ein Deja vu. Cremig, leicht pudrig, zart vanillig und auch etwas ambriert. Und trotz der Cremigkeit auch ein bisschen trocken. „Kommt mir irgendwie bekannt vor“ sagte ich, „woher kenne ich den bloß?“ „Shalimar“ antwortete die Verkäuferin „aber in einer modernen Version“.
Sie hatte 100% recht. Warum ich nicht gleich geschaltet habe, lag vermutlich daran, dass der etwas beißende Auftakt des Originals einfach fehlt.
Da ich Shalimar liebe, durfte er natürlich auch auf die Haut. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Der Duft spart sich allerdings die Kopfnote von Shalimar und geht gleich in die für Shalimar typische warme Cremigkeit und Ambriertheit über. Die Vanillenote ist zart, fluffig und nicht süß. Und sie bleibt dezent, obwohl die Haltbarkeit der Duftes sehr gut ist.

Rhizome 05 ist ein Hautschmeichler und Seelenverwöhner. Für die Couch, aber auch fürs Büro oder zum Ausgehen. Eigentlich für jeden Anlass. Er ist ein Komplimentefänger. Man kann mit ihm m.E. nichts falsch machen, trotzdem ist er besonders und nicht mainstream.

Die Raffinesse und Tiefe von Shalimar EdP oder gar des Extraits ist natürlich nicht vorhanden. Es findet keine größere Duftentwicklung statt. Es ist aber auch wirklich schwierig, diesen unglaublichen Klassiker zu toppen. Rhizome 05 enttäuscht trotzdem nicht, weil er so viele tolle Eigenschaften von Shalimar modern interpretiert und dabei sehr konstant bleibt.
Er riecht einfach unbeschreiblich … gut.

Ich bin gespannt, ob es noch weitere Kommentare geben wird und wie diese ausfallen. Die Verfügbarkeit scheint derzeit nicht so gut zu sein, daher wird es schwierig, ihn vor Ort zu testen oder gar zu erwerben. Insbesondere, wenn er wie bei mir schon ausverkauft war. Das wundert mich nicht.
3 Antworten
Adhira vor 5 Jahren 10 4
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Unfassbare
Das wird jetzt echt schwer, denn diese Duftbeschreibung verlangt mir einiges ab. Lange habe ich gebraucht, um überhaupt irgendetwas Brauchbares zu Papier – Verzeihung – etwas in die Tasten zu bringen. Normalerweise habe ich zu jedem der Leykarar-Düfte eine Assoziation bereit – sei es zu einer Filmfigur oder zu einer bestimmten Situation. Hier bleibt mein innerer Bildschirm schwarz, denn den Duft kann ich nicht fassen, zuordnen oder kategorisieren. Das ist für mich neu, fast ärgert es mich ein wenig.

Wo also soll ich anfangen? Vielleicht nach dem Ausschlussprinzip? Face to Face ist kein Frühjahr- oder Sommerduft, er gehört für mich zu den Herbst-/Winterdüften. Er startet prickelnd und gleichzeitig trocken-süß und nach ein paar Sekunden rieche ich zudem Oud, obwohl nicht in der Duftpyramide angegeben. Das macht den Auftakt zudem holzig. Allein schon das ist verwirrend und es wird im Duftverlauf nicht einfacher. Ich kann nicht identifizieren, was den Duft ausmacht, er bleibt ein Mysterium. In Wellen ist er einmal leicht süß, dann wieder holzig. Süßholzraspeln reicht ihm jedoch nicht, er ist gleichzeitig trocken, fast staubt es schon ein bisschen, und dann wieder rund und würzig mit einer hauchzarten Fruchtnote. Blumen nehme ich allenfalls als leise Hintergrundmusik wahr. Und ab und an überrollt mich wieder eine kleine Oudwelle.

Face to Face ist eine sehr eigenwillige Komposition, ein bisschen erinnert er mich an die Kerosene-Düfte, die oft auch nicht zu fassen sind. Er ist eigentlich das Gegenteil von „Angesicht zu Angesicht“, denn er will mir sein Geheimnis partout nicht verraten, auch nicht, nachdem ich es zig-Mal probiert habe. Davon abgesehen scheint er aber sehr anziehend auf seine Umgebung zu wirken – sogar mein glutäugiger südländischer Reifenhändler sprach mich heute in der Werkstatt an, als meinem Auto die Sommer-Flip-Flops aufgezogen wurden: „Du riechst phantastisch – was ist das?“ Gut, ich wohne in der Pampa, da erklär‘ jemandem einmal, dass man nach Leykarar duftet. Ich habe es ihm zwar buchstabiert, aber ob es Face to Face bis zum nächsten Räderwechsel schafft, bei ihm einzuziehen, wage ich bei der hier schwierigen Beschaffungssituation zu bezweifeln …

Ich bin sehr gespannt, ob sich noch jemand an die Beschreibung dieses ungewöhnlichen Duftes wagt und vielleicht seinen Code entschlüsselt. Eines ist sicher: Leicht ist es nicht!
4 Antworten
Adhira vor 5 Jahren 6 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Eine kühle Schönheit
„So schön, so kühl wie ein blasser Morgen im Frühling noch durchhaucht von Winterkälte.“ Wer weiß, auf wen diese Beschreibung zutrifft? Richtig, es ist die blonde Eowyn aus „Der Herr der Ringe“. Und hätte Eowyn einen Duft getragen, so wäre es Indigo White gewesen. Er passt zu der Figur wie angegossen – frisch, kühl, zart und trotzdem stark.

Indigo White startet mit einer Mischung aus einem kleinen Löffel eisgekühltem zartsüßem Fruchtsorbet und hunderten von leicht geöffneten Rosenknospen, auf denen noch die Tropfen des Morgentaus liegen und der die grünen Stängel hinunterperlt – kühl wie ein Frühlingsmorgen.

Die Rosenknospen öffnen sich im Duftverlauf nicht – nein, sie schließen sich sogar wieder und fallen auf ein frisches, sauberes weißes Moschusbett. Ganz zart kann man darunter die Wärme von Sandelholz erahnen, dieses bleibt aber nur ein Hauch. Die Rosenknospen verbinden sich mit dem Moschus zu zarten, unschuldigen Cremeflöckchen, die mit Eowyns blasser zarter Haut schier zu verschmelzen scheinen. Und so rosig-frisch mit einer fast schon leicht metallartigen kühlen Süße bleibt der Duft auf viele Stunden, was mir persönlich gut gefällt. Selbst zum Schluss kann ich das in der Duftpyramide angegebene Ambroxan nur in homöopathischen Dosen erahnen.

Ein ganz wunderbarer, sehr sauberer Duft. Trotzdem kein Duft für unscheinbare Sauberfrauen, denn dezent ist er nicht, im Gegenteil, er hält gut und hat durchaus etwas Sillage. Er hinterlässt Eindruck – genauso wie die schöne Eowyn, die ja schließlich den Hexenkönig von Angmar besiegt hat.

Ich habe bisher jedes Mal, wenn ich Indigo White getragen habe, Komplimente bekommen – so etwas passiert mir sonst nur bei meinem Signaturduft „Red Door“. Von dem krachigen Blüten-Tuberosenbomber ist „Indigo White“ allerdings in der Tat so weit entfernt wie Pluto von der Sonne …
3 Antworten
Adhira vor 5 Jahren 2
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Likörrose
Die Düfte von Nuage sind hier so gut wie unbekannt – sehr schade eigentlich! Neben dem genialen hellen “Amber“ ist auf jeden Fall der „Rose“ einen Kommentar wert.

Rose startet mit einem fulminanten Rosenlikör-Auftakt - vermutlich ist es Davana, was der Rose zu Beginn den leichten Schwips verleiht. Der Rosenlikör wird zwar bald wieder schwächer, bleibt aber im Hintergrund in der Herznote noch lange wahrnehmbar. Das gibt deutliche Pluspunkte.

Wie der Name des Parfums schon sagt, dominiert die Rose den gesamten weiteren Duftverlauf - und das nicht zu knapp. So ist eine abwechslungsreiche Entwicklung nicht zu erwarten, was aber für Rosenfans wie mich gerade richtig ist. Der Duft hat eine sagenhafte Tiefe und Intensität, die ihresgleichen sucht. Satte, dunkelrote Rosen, die sich gerade eben geöffnet haben, treffen für mein Empfinden auf ein paar wenige Teerosen, die dem Duft noch mehr Volumen verleihen. Einige grüne Rosenblätter und einen winzigen Hauch Bitterkeit rieche ich ebenfalls heraus, sowie eine ganz dezente fruchtige Note – das dürfte dann der Pfirsich sein, der aber noch nicht reif und somit auch nicht süß ist.

Der Moschus ist hell, dezent und sauber im Hintergrund und vermittelt ein Gefühl von Reinheit. Er ist ein sehr schöner und interessanter Kontrast zu den satten Rosennoten, die zudem durch die Frucht eine ausgewogene Balance erhalten. Der Amber zeigt sich erst nach einigen Stunden und bringt einen fast zart-holzigen Unterton ins Spiel, der aber kaum wahrnehmbar ist. Auf jeden Fall verleiht er dem Duft ein klein wenig Wärme.
„Rose“ ist ein opulenter Rosenduft, eher klassisch als innovativ, aber keinesfalls altbacken, qualitativ hervorragend gemacht und wunderschön harmonisch durchkomponiert - neben „Celestial Rose“ von Béjar einer der schönsten und sattesten Rosendüfte, die ich kenne.

„Rose“ ist für mich ein Ausgeh-Duft für besondere Anlässe, die Dosierung sollte man auf jeden Fall sparsam vornehmen.

Wer die Düfte von Nuage einmal unter die Nase bekommt, sollte diese unbedingt testen, es lohnt sich. Leider sind sie wohl recht schwer zu bekommen …
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Adhira vor 5 Jahren 17 7
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Tanz den Mussolini - Opium zwischen Zigarettenqualm und Eisnebel
Opium war mein erstes richtiges Parfum. Ich habe es mir 1983 zu Weihnachten gewünscht und prompt lag das EdT dann auch unter dem - künstlichen - Weihnachtsbaum meiner Eltern.

Was war das für ein orientalischer Gewürz-Wummser - üppig, sinnlich, betörend, raumfüllend, umwerfend. Diese intensiven Gewürznoten, diese Dichte an Duftnoten und diese Haltbarkeit – absolut einmalig. Genau richtig für diese Zeit, ein Statement in den 80ern.

Ich war 17 Jahre alt und regelmäßig im Frankfurter Raum in den angesagtesten Schuppen unterwegs. Und Opium war mein Ausgehduft – dementsprechend großzügig habe ich ihn auch aufgesprüht. Was heute unzumutbar ist und reihenweise Ohnmachtsanfälle auslöst, war damals völlig normal. Heute frage ich mich schon, wie meine Mitinsassen die Fahrt im Auto in die Discos überstanden haben, wenn eine oder im schlimmsten Fall alle Mädels, die mitfuhren, sich mit Opium eingedieselt hatten. Von der Verschnaufpause zwischen Parkplatz und Eingangstür einmal abgesehen, wurde es ja später nicht besser. Kaum im Tanzschuppen angekommen erwartete einen neben New Wave und der gruseligen 80er-Jahre-Mode ein Geruchs-Overload an Zigarettenqualm, süßlichem Eisnebel und Parfum-Wummsern, die ihresgleichen suchten, allen voran Opium. Die Duftwolken waberten geradezu über die Tanzflächen, genau in dieser Mischung, und in einer so hohen Konzentration, dass man die Luft buchstäblich schneiden konnte. Ich wundere mich, dass wir das alle unbeschadet überstanden haben, ohne narkotisiert zusammenzubrechen.

Aber trotzdem: Es war eine tolle Zeit, manchmal wünsche ich mir sie zurück. Nur, um noch einmal den Originalduft tragen und meinen damals bestimmt albernen Tanzstil korrigieren zu können - ich tanz‘ den Mussolini …
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