Alberich

Alberich

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 29
Alberich vor 10 Jahren 13 4
10
Duft
Michelangelos David
Michelangelos David

Kein Knabe mehr, sondern ein Bild von einem Mann,
Statur, Haltung und Antlitz ziehen den Betrachter in den Bann,
Hoch von Wuchs, kräftig und willensstark schaut er auf mich hernieder.
Sein Blick ist scharf, klar und geschmeidig ist sein Gang,
Sein Haar, wild wallend, und ganz ohne Zwang.
Wen wundert’s da, ein einsam schmachtend Herz leise fragt: „Wann sehe ich ihn wieder?“

Das Wort Kreation hätte es hier nicht besser treffen können. Denn etwas Halbgotthaftes wohnt diesem Antaeus inne. Zauberhaft umrauscht es unsere Sinne. Nicht etwa wie ein Parfum aus des Druiden Merlins Zauberkessel, aus dem uns etwas Waldiges, Höhlengleiches und Berggrünes in den Sinn käme, sondern ein anspruchsvoller, dunkler und geheimnisvoller Duft, der das Männliche aus einem Manne herausarbeitet, wie ein Steinmetz eine griechische Heldenstatur aus dem Marmorblock treibt.

Will ich nun eine Liebeserklärung schreiben? Vielleicht eher eine Demiansche Freundschaftsbekundung, denn bei Antaeus geht es um einen exotischen, starken und treuen Freund, dem ich für seine Nähe danke und zu dem ich voller Bewunderung aufblicke.

Für mich gehört dieses Parfüm zu einem einzigartigen Mann, der eine exzentrische, anspruchsvolle mystische Aura besitzt. Was grenzt ihn jedoch von all den anderen als erotisch-exotisch etikettierten Düften ab? Männer wie Frauen sind ihm erlegen. Aber nur, weil er so anders ist? Zu allererst ist es ein herber und männlicher Duft, der einen „langen Atem“ hat. Seine Ausdauer könnte man fast machohaft nennen, wobei seine Versprechen doch tatsächlich eingelöst werden und nicht nur „Allure(n)“ sind. Auf der anderen Seite dann ein „weicher“ Kern – wobei die Gänsefüßchen es schon andeuten, er wird kein weicher Duft. Vielmehr ist es die Wärme und die Anschmiegsamkeit, das Gefühl, sich geborgen fühlen zu dürfen. Es ist genau diese Kombination: Männlichkeit, Freundschaft, Geborgenheit.

Der Duft ist nichts für Jungs in den wilden 20ern. Er will von Männern und Frauen getragen werden, die sich im Leben nach Stabilität sehnen oder sie bereits für sich gefunden haben.

Ich kann diesen Duft nur empfehlen, sommers wie winters, im Büro wie auf einer Gartenparty. Lasst euch verzaubern von diesem ewigen Halbgott.
4 Antworten
Alberich vor 10 Jahren 8 4
8
Duft
Wenn eine(r) eine Reise tut…
Dann kann er oder sie ganz zauberhafte Souvenirs mit nach Hause bringen. Und wie habe ich mich über diesen sympathisch grünen Schatz gefreut, als ich Frau Nur nach ihrem langen USA-Aufenthalt wieder in die Arme schloss. Vielen lieben Dank auch auf diesem Weg.

Aus sicherlich gutem Grund – wird man von Givenchy erfahren – habe das Haus diesen Duft nicht für den europäischen Markt kreiert und so ist es nun auch nicht verwunderlich, wenn ich hier bei Parfumo den ersten Duftkommentar zu Greenergy verfasse, meinem ganz persönlichen dritten Streich aus dem Hause Givenchy.

Ganz ungeduldig öffne ich den Flakon und setze den ersten Sprühstoß aufs Handgelenk. In der Luft nun materialisiert sich das, was eben nur ein Name auf einer Flasche war: Viel Energie, die mein Geist aus der grünen Frische zieht. Ich vernehme einen leichten und angenehm weichen Chypreduft – hellgrün wie ein Peridot (Edelstein)und leicht zyprisch *g*. Greenergy eröffnet hell mit Zitrone, aber auch lieblich dank Noten von Orange und Mandarine, denen eine schwache und kurzlebige aromatische Note von Basilikum beigemischt wurde. Minze und Kardamom halten sich hingegen zunächst noch schüchtern im Hintergrund.

Ich muss gestehen, beim Anblick des Flakons habe ich mir eine Ähnlichkeit zu Givenchys Insensé-Brüdern (gelb und blau) vorgestellt. Gefunden habe ich allerdings keine richtig schlüssigen Zusammenhänge, die nicht an elfengrünen Haaren herbeigezogen wären. Was allerdings auffällt, ist die geschickte Verkettung frischer Noten mit blumigen Akkorden, die ja auch schon bei Insencé so schön unkonventionell gelungen ist.

Nach der herrlich sommerlichen Frische auf der Blumenwiese treten nun auch Gewürze zutage. Ein lichter Vetiver erstrahlt, als wäre ein Strauß Blumen auf einem Kranz aus Vetiver geflochten worden.

In der Basis bleibt Greenergy ziemlich linear, weich und leicht würzig. Ein angenehmer dritter Givenchy in der Insensé-Flasche. Doch unterm Strich finde ich den Namen nicht passend gewählt. Eine richtige Energiewende vermag er nicht zu vollführen. Von "Greenergy" hätte ich doch eher ein prickelnderes und explosives olfaktorisches Erlebnis erwartet. Dennoch ist dieser harmonische Duft mit seiner schönen Vetiver-Note – die ich hier besonders angenehm empfinde – und einem Hauch von Moos, auf die es in der Endphase hinausläuft, sehr angenehm zu tragen.

Auch dieser Givenchy hat etwas Privates, was ich dann auch gerne als Sonntagsduft betitele. Haltbarkeit und Aura sind völlig in Ordnung.

Gern würde ich ihm den Namen „Insensé Peridot“ geben: Die grüne Aura eingeschlossen in einem Tropfen Storax.
4 Antworten
Alberich vor 11 Jahren 19 5
9
Duft
Für alle Elfen und Elfenkönige
Irgendwo habe ich mal gelesen, Nummer 19 sei ein intellektueller Duft. Nun, man mag sich dadurch angesprochen fühlen oder auch nicht, aber es muss ja auch nicht immer ein Duft sein, der Sexappeal verströmt. Für mich ist Nummer 19 ein Duft, der durch Minimalismus und ein hohes Maß an Stil besticht.
Bei einigen Parfums, und so auch bei Nummer 19, habe ich das Gefühl der (Selbst-)Sicherheit und Stärke. Da kann die Welt um einen herum buchstäblich zusammenkrachen, man fühlt sich geerdet, mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen. Man fühlt sich im Einklang mit Mutter Natur, dem Quell allen Lebens.
Bereits beim Anblick des massiven, kantigen Glasflakons, in dem das Elexir hellgrün schimmert wie grüner Bernstein, in dem ein Sonnenstrahl sich fängt und Tropfen aus Licht erzeugt, ist die Richtung, der der Duft nehmen wird, klar. Aufgesprüht nun entfaltet sich zügig eine beinahe eisige Frische, zugleich herb und stilvoll abgerundet, wie man es von hervorragenden grünen Chypres her kennt. Und schon steht Alberich, der kleine Elfenkönig, eines Morgens am Ufer eines von prallem und sattem Moos umstandenen Waldsees, dessen Spiegel keine Welle bricht. Er ist zufrieden mit sich und der Welt. Der Tag kann kommen. Ich bin bereit, denkt er sich nun.
Der perfekte Duft für alle Anlässe, die einem im Grunde stilvoll erscheinen. Ein Besuch im Museum, in der Bibliothek, ein förmlicher Brunch am Sonntagvormittag. Es findet sich ja immer ein intellektueller Anlass *Zwinker*.
5 Antworten
Alberich vor 11 Jahren 12 5
5
Haltbarkeit
7
Duft
Den grünen Elf habe ich kurz vorbeiflitzen sehen
Bei den derzeitigen Temperaturen um die 30°C erlebt vielleicht der ein oder andere Parfümfreund sein blaues Duftwunder. Zugegeben, der Hochsommer ist schon eine Mords-Herausforderung für die Duftwässerchen. Und für Parfümnasen natürlich nicht minder *Zwinker*.

Ich habe so einige Duftschätzchen im Schrank stehen, für die ich bisher nie so ganz den geeigneten Anlass gefunden hatte, weswegen sie mehr oder weniger ein ganz trauriges Leben in dunklen Schachteln fristen mussten. Aber, wie wir wissen: es gibt für alles und jeden einmal den richtigen Augenblick und auch für den letzten meiner Artisanen ist nun die Stunde der Wahrheit gekommen.

Fou d'Absinth ist schon ein wirklich eigenwilliger Kerl. Ein frisch-würziger und aromatisch holziger Duft. Und sehr leicht schwebt er über der Haut – dafür dass es ein Eau de Parföng (EdP) ist – und was ich aufgrund der Unbeschwertheit zunächst gar nicht glauben konnte, trägt er sich wirklich ganz dezent.

Der Auftakt ist bereits wohltuend und sehr erfrischend. Ich erkenne eine Kombi aus Kräutern und würzigen Noten, wobei alles ganz friedlich und harmonisch zugeht: keine der Aromen sticht hervor oder treibt quer. Nach etwa 10 Minuten ist die Kopfnote verflogen und nun lichtet sich das Tannengrün und zum Vorschein kommen die Hauptakteure: Engelwurz und Wermut. Zugegeben, das sind keine klassischen Parfümbestandteile, aber davon sollten wir uns ja auch nicht abschrecken lassen.

Viele haben diesen Duft ja das Prädikat „Faugère“ zu recht verliehen, aber hier handelt es sich sogar um einen lieblichen und leisen Vertreter dieser Gattung. Vielleicht ist daran die interessante Patchoulinote beteiligt. Ganz gezähmt und leise kommt er mit Samtpfötchen daher. Die Verschmelzung dieser drei Duftstoffe kommt einem fast wie eine Vetiver-Salve vor. Allerdings sehe ich diesen Bestandteil hier nicht.

Nun, jedenfalls hat sich Fou d'Absinth bei diesen Temperaturen ganz gut bewährt. Er versprüht Frische und Energie. Leider wurde er nicht mit Ausdauer gesegnet. Das ist ein absolutes Manko. Der Duft ist eben ein kleiner grüner Elf, der mal kurz vorbeiflitzt...


Aber die Dufterfahrung ist im Sommer wirklich einmalig. Im Winter, und da will ich jetzt auch ehrlich mit euch sein, habe ich mir ein bisschen an den Kopf gefasst, als der Flakon zu meiner Sammlung stieß.
5 Antworten
Alberich vor 11 Jahren 8 5
9
Duft
Der Mann und das Meer
Vielleicht geht es euch auch so: man steht morgens vor dem Parfümschrank und denkt sich, warum habe ich einfach nichts anzusprühen?!

Heute war wieder so ein besagter Morgen. Es ging dann eine Weile hin und her mit, „jaaaa… ach neeee“ und „joa gut, aber hmmm…“ bis mir schließlich mal wieder dieser kleine blaue, geriffelte Flakon von Guy Laroche in die Hände plumpste. Da war die Entscheidung gefallen. Heute ist es ein Ausflug ans Meer. Und mal ehrlich, was wäre das Meer ohne ein Monster, was in der dunklen Tiefe lauert? Das wäre doch so, als ob man in einen traumlosen Schlaf glitte.

Jedenfalls gehen wir nun mit Guys Horizon auf die Reise zur dunkelblauen Lagune, dorthin wo es Geheimnisse zu entdecken gibt. Dorthin, wo wir uns von der Sommerhitze erfrischen wollen, die uns schon beinahe unserer fünf, wenn nicht gar sechs Sinne beraubt hat.
Das Wasser in der Lagune lebt. Voller Kontaktfreude mit diesem Element springen wir und tauchen ein. Wir spüren das Salz auf den Lippen, das Sprudeln in den Ohren, die Kühle, die auf der Haut kribbelt. Aber das ist bei Weitem noch nicht der ganze Reigen an Eindrücken.

Bei diesem Aquaten entwickeln sich neben der Frische, Männlichkeit und Tiefe auch grüne Assoziationen. Gleich Organismen im Wasser steigen wir hinab in die Bläue und finden zum Energiequell. Schwer zu fassen ist diese Leder-Kräuter-Moschus-Note. Erquickt erscheinen wir wieder an der Oberfläche und wir haben verstanden, dass das Ungeheuer uns mag. Wir haben nun keine Angst mehr. Der Tag ist gerettet!

Ob der Duft sommers wie winters tragbar ist, kann ich nicht sagen, ich benutze ihn selten und nur bei sommerlichen Temperaturen. Ich assoziiere ihn stets mit Wasser, Gewitter und Energie. Für einen Aquaten hat er eine beeindruckende Langlebigkeit von etwa 8 Stunden und mehr. Der Duftverlauf startet frisch, blumig und ist dabei durchgehend würzig. Im weiteren Verlauf überwiegt das Blumig-Würzige, wobei Moos, Patchouli und ein helles Sandelholz (wie in der Pyramide aufgeführt) lang anhaltend ausklingen.
5 Antworten
1 - 5 von 29