Alegra

wird erst in der Retrospektive zu etwas kostbarem. Je reviens begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. In der Kindheit der Duft meiner Oma, neben einigen anderen wie Shalimar , Mitsouko war es ihr Alltagsduft, ihr Signaturduft, zur Kindheit gehörend wie der Duft von Hühnersuppe. Hühnersuppe ist gut für die Seele, ob Erkältung, schlechte Schulnoten, Liebeskummer, Hühnersuppe gab Trost in der pubertären Trostlosigkeit. Und ihr warmer, schmeichelnden Duft, Sandelholz, Vanille, Veilchen. Noch heute liebe ich Veilchen. Nach ihrem Tod fand ich in ihrem Kleiderschrank 3 ungeöffnet Schächtelchen, Je reviens. Noch in Cellophan. Sie hatte sie sich selbst gekauft, das Preisschild befand sich noch auf den Schächtelchen. Woraus ich das schließe? 60 D Mark, genau 60. Nicht wie heute 59,99. Eine runde Summe und damals viel viel Geld. Ich sitze in ihrem Schlafzimmer, die Nachbarn sind fort, wer etwas von ihren irdischen Schätzen haben wollte , hat es mitgenommen, ich öffne ein angebrochenes Fläschchen, tupfe etwas auf mein Handgelenk , schnuppere, ich finde sie in diesem Duft nicht. Aldehyde, Zitrone , irgendeine stechende Note, gekippt?
Enttäuscht packe ich weiter ein, für die Caritas, und für den Müll. Und plötzlich..... pudrig, warm, süß, steigt es von meinem Handgelenk hoch, die lila Veilchenpastillen, die ich so gerne mochte, die Iris, die das ganze abpudert, etwas kräuteriges, aber nur leicht und seltsamerweise den Duft ihrer Gesichtscreme. Sie ist wieder da, in meinem Herzen, umarmt mich und endlich, endlich funktioniere ich nicht mehr, sondern kann weinen.

Zeitsprung: Jahrzehnte später, das Lebensschiff hat mich durch ruhige Gewässer und durch Stürme getragen. Und nach einem großen, wilden Sturm , in dem ich manchmal dachte, ich gehe unter, hatte ich endlich eine Insel erreicht. Wie Robinson richtete ich mich ganz neu ein.
In dieser Phase lernte ich einen Mann kennen, 35 Jahre älter als ich, Witwer,wo ich einen guten väterlichen Freund vermutete suchte er eine neue Partnerin.
Gentlemen alter Schule, lud er mich in die Oper ein, schrieb ganz altmodisch Briefe, gab mir manche Lebensweisheit mit, zähmte mein überbordendes Temperament , führte feinsinnige Gespräche mit mir, lehrte mich Geduld. Zu Weihnachten schenkte er mir dann ein Fläschchen Je reviens, das Parfum. Ich erwähnte nicht, dass ich die alte Version mehrfach zuhause hatte , bedankte mich.
Er erzählte, das sei der Lieblingsduft seiner verstorbenen Frau gewesen und ich dachte ganz ketzerisch: ne, ja, ist klar, und der Duft meiner Oma.
Ausgesprochen habe ich es nicht, wäre kein guter Stil gewesen.
Wir wurden nie ein Paar, aber er blieb mir immer als väterlicher Freund erhalten. Inzwischen weilt er gedanklich in einer anderen Welt,in der Vergangenheit, die tief verinnerlichten Grundwerte sind ihm erhalten geblieben , immer noch, wenn ich ihn im Seniorenstift besuche, rückt er mir den Stuhl zurecht, macht mir kleine charmante Komplimente , und wenn er die hiesige Welt ab und zu , zunehmend seltener betritt ist er auch noch ein angenehmer Gesprächspartner. Ansonsten bleibt mir nur, ihm zuzuhören, mich mit sehr unterschiedlichen Namen ansprechen zu lassen und seine, mir so fremde Welt zu betreten. Aber immer, wirklich immer, wenn ich ihn besuche, lächelt er und freut sich, das ist nicht bei allen Besuchern der Fall, er kann recht garstig werden.
Liegt es an je reviens, diese Wärme, diese sandelholzig veilchenlastige trockene Wärme? In welche Welt trägt ihn dieses Parfum? Kann olfaktorische Erinnerung die Vergangenheit stärker beeinflussen als z.B. Erzählungen?
Es wird wohl immer ein Rätsel für uns bleiben.
Aber je reviens bleibt unser gemeinsames Geheimnis

Ich liebe Mandeldüfte, ich liebe Gourmanddüfte und ich liebe Düfte mit ordentlich wumms. Also, schüchtern müssen meine Düfte nicht sein. In meiner Sammlung befinden sich der Vintage Hypnotic und der neue und auch Confetto. Und jedes mal wenn ich einen dieser Düfte in.die Hand nahm , konnte ich mir nicht vorstellen, einen davon zu tragen. Es ergab sich einfach kein Anlass , obwohl die Düfte doch in der richtigen vorsichtigen Dosierung wunderschön sind? Zum Essengehen? Nein, ich bin nicht das Dessert. Im Meeting ? Oh bitte nicht , lieber etwas unaufgeregtes. Einen ganzen Tag , mit verschiedenen Menschen? Nie passten diese beiden Düfte zu irgend einem Anlass. Menno, und dabei sind sie so schön. Aber immer irgendwie zu viel. Und dann , vor drei Jahren in München , traf ich ihn.... via della corso. Eine mir völlig unbekannte Marke. Und es war Liebe auf den ersten riecher. Eine Duftrichtung , von denen ich schon einige hatte und doch ganz anders. Er hat Anklänge von Confetto oder HP. Aber er ist vornehmer, zurückhaltender, die Eleganz einer vornehmen Italienerin. Die Mandel, wunderschön mit der Organgenblüte verwoben, ist sofort da und bleibt auch konstant über den gesamten Duftverlauf präsent und tonangebend , empfängt immer wieder mit weit ausgebreiteten Armen eine süssliche Mandarine , Jasmin oder irgendwelche anderen Blüten kann ich nicht erkennen , vllt sind sie auch garnicht da, aber Moschus macht diesen Duft warm und kuschelig. Vanille kommt erst spät dazu, dieses trockene Vanillemark, welches man aus der Schote kratzt, was fast ein wenig bitter schmeckt wenn man etwas von Finger abschleckt. Überhaupt ist dieser Duft keinesfalls süss. Er begleitet mich über den ganzen Tag , hüllt mich ein, macht mich selbstsicher , niemals muss ich überlegen, ob er passt. Leider habe ich heute, als ich ihn nachbestellen wollte , festgestellt, es gibt ihn nicht mehr :(
Die letzten 10 ml meiner wunderschönen eleganten Italienerin werde ich also hüten müssen .

Dies ist mein erster Kommentar, und ich hätte mich nie getraut , aber bei dieser Duft ist es einfach wert.
Es war das Jahr 1977, ich war rebellisch , ich war wild, ich war präsent , auf jeder Party , in derUni genauso laut war mein Duft, das gerade von mir entdeckte Opium löste das bis dahin von mir bevorzugte Patchouli aus dem Indienladen ab. Ich trug es mit Begeisterung und wahrscheinlich immer zuviel davon.
Und dann plötzlich war ich schwanger, nicht geplant , aber sehr gewollt. Klar, wir studierten beide , wie hatten kaum Geld , unsere kleine Wohnung , wieviel Platz braucht so ein Baby schon? Und hatten unsere Freunde nicht versprochen zu helfen? Ach was waren wir unbekümmert. Die Schwangerschaft war super, Partys wurden weiter gefeiert, ich rauchte trank nicht mehr , das Leben war schön.
Wir bauten ein Nest für das Baby,freuten uns und machten Pläne.
An einem heissen Augusttag wurde sie geboren, unsere Tochter, wir bestaunten dieses kleine Wunder, waren begeistert von dieser Perfektion und machten Pläne für unsere Zukunft. Damals wusste man noch nichts vom "Mamaduft" unf unser Wunder roch immer leicht nach Opium.
Und dann bekam ich ein Geschenk ins Krankenhaus gebracht , einen kleinen Flacon, eine sehr aussergewöhnliche Form, beim ersten schnuppern leichte grüne Noten , ein sofort präsentes Veilchen , und nach einigen Minuten hatte ich einen üppig zusammengebundenen Blumenstrauss im /am Arm , einen Strauss der nicht zusammengestellt war , das die Blüten zusammen passten, sondern die Blütendüfte. Nur ein bisschen Jasmin, aber mehr Maiglöckchen, die Nelke ist da, aber drängt sich nicht in den Vordergrund , Iriswurzel und Ylang Ylang umrahmen das ganze, halten es zusammen , in diesem Rahmen blitzen immer wieder die Blüten auf, mal Maiglöckchen, mal Nelke , dann drängt sich der Jasmin vor und wenn er wieder geht , freue ich mich wieder auf das Maiglöckchen. Ganz ganz langsam gleiten dieses Düfte in ein warmes Bett , der Duft wird kuschelig, balsamisch und weich , fast einlullend durch Moschus und Amber , Sandelholz macht ihn süsslich aber nicht süss , erdet ihn und ich nehme an Eichenmoos ? macht ihn erwachsen, besonders. Immer wieder blitzen die Blumen durch auch in der Basis, manchmal im Vordergrund , aber meist halten sich sich im Hintergrund auf man ahnt sie , aber sie verschmelzen und bilden eine Einheit , einzelne kann man nicht mehr heraus riechen. Dieses balsamische einhüllende tröstende hält sich über viele viele Stunden.
Vor ein paar Tagen habe ich das Glück gehabt in einem bekannten Auktionshaus einen 15 ml Flacon neu für sehr wenig Geld zu bekommen , niemand hat auf ihn geboten.
Als er ankam habe ich ihn abends , frisch geduscht ehrfürchtig ausgepackt und vorsichtig aufgetupft. Und plötzlich machte es bäng , es flasht ich sitze auf einmal wieder in diesem Krankenhausbett , auf den Knien unsere neugeborene Tochter und das erstemal nach 48 Stunden erfasste mich so ein grenzenloses überbordendes Gefühl von Liebe, ein so grosses Gefühl von Verantwortung für dieses kleine Wesen und die Erkenntnis das ich für immer für dieses Menschlein dasein möchte. Und die kuschelige , warme weiche tröstliche Wolke hüllt uns beide ein und flüstert leise . Das war der Moment an dem die Partymaus erwachsen wurde

Ich habe vor einigen Jahren mal ein Eau de Parfum gekauft für viel Geld auch in diesem Auktionshaus , dieses löst aber nicht diesen flash aus, es muss wohl das extrait sein .