Alexxx

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Alexxx vor 4 Jahren 22 4
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9.5
Duft
Concordia discors – oder die perfekte Harmonie der Gegensätze
Wer sich gerne mal mit Begrifflichkeiten der Kunst und Ästhetik auseinandersetzt, dem ist vielleicht schon mal der Terminus concordia discors über den Weg gelaufen. Er meint im Grunde die perfekte Harmonie des Gegensätzlichen, des Mannigfaltigen. Als großer Fan englischer Lyrik kommt mir da als Beispiel das Gedicht „The Thames“ des Dichters Sir Jonathan Denham in den Sinn. In den letzten Zeilen wird das Wesen der Themse gewissermaßen als perfekte Mitte zwischen den Kräften der Gegensätze beschrieben:

Though deep yet clear, though gentle yet not dull;
Strong without rage, without o’erflowing full.

Eine derartig vollendete Form hat meiner Meinung nach auch Geza Schön mit Nawab of Oudh Intensivo geschaffen. Wenn auch Oud und Rose Bestandteile seiner Genese sind, sind sie in diesem Duft doch so komplett eigen und gänzlich anders umgesetzt, als dass etwaige Vorverurteilungen à la "noch ein Rosenoud" hier gänzlich an der Realität vorbeirauschen. Vielmehr erwartet den geneigten Duftfreund ein spannender Verlauf, der Gegensätze aufmacht, um sie schließlich kompromisslos zur Vollendung zu bringen. Nichts ist schwülstig. Weder steht Florales, noch steht das Oud im Vordergrund.

Grün ist der Auftakt, charakterisiert durch eine herbe, säuerliche Frische: sehr markant, sehr kantig, sehr maskulin, so verläuft der Start. Mehr und mehr von süßlich-floralen Tönen betupft, schwenkt der Duft seinen Kurs alsbald in Richtung unisex ein. Dann folgt die nächste Wende: Es wird deutlich würziger, die floralen Noten nehmen sich distinguiert zurück, werden einen Tick leiser, bleiben aber präsent.

In seiner substanzreich exklusiven Basis mit für meinen Geschmack allenfalls dezenter Süße verharrt der Duft dann über viele Stunden. Und lässt den Träger zurück mit einer Aura von Eleganz, von in sich ruhender Kraft. Trotz seiner Geschmeidigkeit, evoziert durch Labdanum und Ambergris, wirkt er ein bisschen distanziert, und nicht so stark umschmeichelnd, wie man das vielleicht erwarten würde. Das Oud schließlich vollendet mit seinem in diesem Fall feinen und unaufdringlichen Akzent das Ganze zu einer olfaktorisch äußerst runden, um nicht zu sagen vollendeten Komposition.

Ich sehe ihn dabei nicht unbedingt als waschechten Unisexduft. Er geht für mich zu mindestens 70% ins Maskuline. Aber an einer Frau, die mit einem grün-herben, durchaus markanten Auftakt klarkommt und auch vor konzentrierter Kraft nicht scheut, wird er womöglich beste Dienste tun. Ich möchte es nur noch einmal betonen: Die Rose hat in diesem Schauspiel nur eine Nebenrolle inne, wie eigentlich alle Duftnoten. So sehr ich kraftvolle Rosendüfte liebe, so sehr begrüße ich das Maßvolle hier.

Der konzentrierte Substanzreichtum sorgt für eine formidable Haltbarkeit. Menschen, die einen Duft suchen, der einen Tag mitmacht, sind hier richtig: Ja, ich zähle mich zu jener Spezies, die solche Düfte zu schätzen weiß – ich wechsele ja auch nicht während eines langen Arbeitstages dreimal die Kleidung (mal abgesehen davon, dass in meiner Branche – der Kreativbranche – die Arbeitstage auch mal länger und intensiver sind). Die Projektion ist dabei wirklich angenehm bemessen. Mit einer wahrnehmbaren, aber völlig unaufgeregten Präsenz. Zu keiner Zeit wird hier geschrien, oder die Stimme erhoben. Aber auch zu keiner Zeit sich beschämt unters Hemd verkrochen.

Fazit: Gegensätze. Anziehende und gleichzeitig wieder distanzierte, leichte Kühle. Kantig, aber feingeschliffen. Würzig, herb – und dennoch weich und geschmeidig. All das in Harmonie. Dazu ein Duft, von dem sein Träger einen Tag lang zehren kann. Bei einem Preis von 240 Euro für 50 ml darf man konzentrierte Duftstoffe auch erwarten. Und doch, hier wurde mehr erreicht als Erwartungen zu erfüllen: Ich kenne ein paar der Ormonds, einige fand ich irgendwie gut, aber so richtig inspirierend fand ich bis dato keinen. Selbst Ormonde Man, der mich aus der Reihe bislang am meisten überzeugte, konnte mich nicht vollends begeistern. Aber Nawab of Oudh Intensivo spielt für mich in einer eigenen Liga. Ein siganturwürdiger Duft. Und doch, bei allen Lobeshymnen – mit seiner leicht herben Distanziertheit würde ich ihn für ein romantisches Candle-Light-Dinner oder einen gemeinsamen Filmeabend auf der Couch nicht empfehlen ... solche Gegensätze machen wir lieber erst gar nicht auf, da könnte die perfekte Harmonie dann doch auf der Kippe stehen.
4 Antworten
Alexxx vor 4 Jahren 12 9
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Duft
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose
Geflügelte Worte sind es, die Gertrude Stein, amerikanische Schriftstellerin, einst von sich gab. Mit ihrer abstrakten Poesie spielte Stein mit Sprache, rückte Objekte, Dinge auf diese Weise mehr ins Bewusstsein. Und mit der tautologischen Überschrift dieses Kommentars machte sie mal ganz was anderes als die unzähligen Barden, Dichter, Musiker vor ihr: Sie romantisierte die Rose nicht, sie gab ihr ihre Identität als Ding dieser Welt zurück und beschrieb eine Rose wieder als das, was sie ist.

Als jemand, der ein großer Rosenfan ist, und viele Exemplare davon zu Hause hat, kann ich sagen: Recht hat sie. Denn Rosen machen vor allem mal eines – ganz schön viel Arbeit. Du kämpfst mit Blattkrankheiten, du kämpfst mit Blattläusen, du gießt (nicht wenig!), du düngst, du schneidest, du stichst dich. Du wirst belohnt: mit blühender Eleganz. Und mit Düften, oh ja, mit Düften: Manche duften fruchtig, mit Noten von Beeren oder Zitronen, manche duften würzig, etwa nach Nelken, oder würzig-süß nach Myrrhe, andere wiederum haben den Duft alter französischer Rosen, das ist gemeinhin das, was wir mit Rosenduft beschreiben – diese tiefe, intensive, leicht fruchtige Blumigkeit. Und eben als Fan von Rosen wie von Rosendüften stieß ich neulich auf "Rose Orage" aus dem Hause Chabaud. Orage bedeutet im Französischen "Gewitter". So soll der Duft eine Rose beschreiben, wie sie im Licht der Sonne vor sich hin blüht, ehe sich ein Regenschauer über ihr ergießt.

Als jemand, der seine Exemplare den Witterungen der Welt täglich ausgesetzt sieht, fand ich das thematisch natürlich äußerst spannend. Und umso überraschter war ich, dass der Duft sein Versprechen hält (zumindest ich scheine dieser Suggestion offenbar erlegen zu sein). Es ist zwar eher subtiler Natur, aber ich kann dem Ganzen sehr gut folgen. Und ich finde auch den Duftverlauf mit seiner changierenden Präsenz erstaunlich. Ich habe beim Tragen über viele Stunden permanent das Gefühl, mit dem Duft würde ständig etwas passieren, gleichsam als wäre er lebendig, wie die Rose selbst, da draußen im Gewitter, geschüttelt vom Wind, getroffen vom Regen und wieder bestrahlt von der Sonne.

Der Duftverlauf beginnt herb-frisch und fruchtig, ehe die Rose die Führung übernimmt. Aber nicht nur mit ihrer Blüte, da sind die Blätter, die ich herauszuriechen meine, da ist das Gehölz, das ich wahrzunehmen glaube. Die Rosenblüte ist präsent, aber nicht übermäßig schwer und barock. Im Gegenteil, das Ganze ist ein subtiles feines Spiel mit einer angenehmen Frische. Meisterhaft, wie die da reingezaubert wurde. Und tatsächlich, das Ganze duftet etwa so, als hätten sich Regentropfen auf die Petale einer Rose gelegt und als sei das Klima etwas frischer geworden.

Und der Duft arbeitet. Ich dachte noch zu Beginn meines Tests: schön, aber etwas zu subtil. Aber nee, der ist zwar mal etwas weniger spürbar, aber dann wieder ziemlich deutlich. Durch Hemd und Maske hindurch draußen an der frischen Luft dachte ich mir auf einmal: Überredet, deine Sillage werde ich nach oben korrigieren müssen. Auch die Haltbarkeit möchte man zu Beginn nicht glauben, aber sie liegt bei locker über 9 Stunden. Auch das ist eine perfekte Balance, die den Duft ist zu keiner Zeit aufdringlich macht, aber zu jeder Zeit äußerst stilvoll. Das gefällt mir wirklich gut, muss ich sagen, das empfinde ich als ungemein kunstvoll.

Wann trägt man den am besten? Rose Orage ist ein fruchtig-frisches, blumiges, aber keineswegs überladenes Kleinod eines Duftes. Mit seiner subtilen Duftcharakteristik ist er ganz bestimmt vielseitig einsetzbar. Seine florale Frische ist gemacht für Frühling und Sommer – Herbst und Winter sind ja schließlich auch nicht die Zeit der Rosen. Wenn auch sonst sicher überall, passt er in die kalte Zeit definitiv nicht rein.

Wer trägt den am besten? Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich solch eine Schönheit lieber an mir oder doch lieber an einer weiblichen Person genießen möchte. Obwohl unisex, geht er schon eine Spur ins Feminine. Da die Rose nicht zu schwer ist, der Duft auch nicht zu stark ins Blümerant-Süßliche abdriftet, sondern frisch bleibt, finde ich ihn grundsätzlich für Männer tragbar. Und doch – das olfaktorische Schauspiel ist sehr feingeistig inszeniert. Der Duft ist Schönheit, der Duft erzählt Geschichte, aber ist aber definitiv kein Statement. Es will also als Mann wirklich mehr als einmal überlegt sein, wann der richtige Moment ist, ihn zu tragen und ob der nicht eventuell doch zu zart für den Typus seines Trägers ist.

Fazit: Ich bin begeistert. Was für ein schöner Rosenduft. Was für eine schöne, feingeistige, ehrliche und weitgehend ungeschminkte Rose. Chabaud ist mit Rose Orage meiner Meinung nach ein frisch-fruchtiger und während seines Duftverlaufs stets lebendiger Rosenduft gelungen. Ob er es in meine Sammlung schaffen wird, kann ich noch nicht sagen. Ob der eine Rolle in meinem Alltag spielen kann, ich bin noch unentschlossen. Fans von Rosendüften sollten ihn unbedingt mal testen. Vielleicht teilt ja einer von euch meine Begeisterung …
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Alexxx vor 4 Jahren 8 1
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Duft
Warnung vor erhöhten Ozonwerten
Ozon ist ein natürlicher Bestandteil der Luft. Es entsteht aber auch als Reaktion von Stickstoffdioxid. Gerade bei starker Sonneneinstrahlung – und damit einhergehenden hohen Temperaturen – erhöht sich die Konzentration von Ozon. Insbesondere für Bewohner von Ballungsgebieten, wie etwa dem Rhein-Main-Gebiet, kann die vermehrte Ozonbildung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen oder Migräne führen.

So oder so ähnlich könnte man das Wesen von Ozon beschreiben. Und so oder so ähnlich wirkt auch das Ozon, das Aaron Terence Hughes in seine Flakons füllt. Als gelerntem Chemiker sollten ihm die vermeintlichen Nebenwirkungen des auch als O3 bekannten Stoffs ein Begriff sein. Ein diesbezüglicher Warnhinweis findet sich leider nicht auf seinem Flakon.

Doch dazu gleich mehr. Denn die Idee zu diesem sommerlich zusammengemixten Cocktail ist ja keine schlechte, im Gegenteil: Da ist die Süße der Kokosnuss, die Frische der Limette, da sind ein paar holzige Noten. All das weckt – gerade bei einem reiselustigen Gemüt wie dem meinen – Urlaubsgefühle der exotischen Art.

Man braucht nur kurz die Augen zu schließen und schon träumt man sich an einen tropischen Strand. Ozone lässt Virgin Island Water anklingen, doch sein Tropenwind ist deutlich kraftvoller als der zitierte Duft von Creed. Die Projektion hat durchaus Power, die Haltbarkeit ist ordentlich.

Doch auf dem Weg zum perfekten Sommerduft kommt mir leider allzu schnell das Ambroxan in die Quere. Ich zähle mich zu jenen, die bisweilen doch empfindlich auf diesen Duftakkorde reagieren. Zeitgleich umweht mich die Ozonwolke. Und hier geschieht es jetzt:

Ozone holt mich zurück aus meiner gedanklichen Reise in die Südsee. Aus meinem Inselparadies wird eine Verkehrsinsel, mitten im Stadtverkehr, bei 40 Grad. Und das Unvermeidliche bei allzu hoher Ozonbelastung passiert: Ich kriege Kopfschmerzen.

Und so endet die Südseesehnsucht am Waschbecken. Mit reichlich Seife und einem Handtuch. Conclusio: nichts für mich.

Aber für wen kann er was sein? Für einen Duft von ATH ist er eher weniger laut und von seiner Komposition her insgesamt ausgewogener und damit massentauglicher. Er ist nicht nach ATHs üblichem In-your-face-Prinzip kreiert – wen das bislang störte, der kann hier glücklich werden. Ebenso, wer Ambroxan mag und auf der Suche nach einem Sommerduft ist, der mehr zu bieten hat als Zitrus oder Aquatik. Auch Freunde von Virgin Island Water können hier glücklich werden, denn Ozone ähnelt ihm, kommt aber etwas kraftvoller daher.

Fazit: Wir haben es hier mit einen Unisex-Duft zu tun, der mit einem für ATH-Verhältnisse äußerst attraktiven Preis daherkommt. Seine erwähnte Massentauglichkeit heißt allerdings nicht, dass er euch, liebe Parfumos, nicht spalten wird. Die Kombimnation aus Ambroxan und Ozon entscheidet vermutlich über alles. Es heißt: Ozone tief inhalieren und selig werden. Oder umfallen.

PS: Über Langzeitwirkungen und Spätschäden durch Ozon liegen in der Forschung kaum Untersuchungsergebnisse vor; eine gesundheitliche Gefährdung kann deshalb auch dann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, wenn keine akuten Beschwerden vorliegen.
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Alexxx vor 4 Jahren 15
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Duft
Oud & rose, encore une fois
Es sind teilweise schon nicht gerade feingeistige Namen, die Aaron Terence Hughes seinen Düften mit auf den Weg gibt: Dirty Slut, Boss Bitch, Boss Bastard usw. Schaut man sich ihn auf seinem Youtube-Kanal einmal an, seine ziemlich tätowierte Gestalt, seine leichte Hybris, denkt man nicht im allerersten Moment an die tradierte Eleganz der großen französischen, aber auch der italienischen und englischen Dufthäuser. Aber wie heißt es so schön: don’t judge a book by its cover.

Auf mich persönlich wirkt er ehrlich und authentisch, bisweilen lustig, ohne das zu gewollt zu sein. Am Ende des Tages ist natürlich weit weniger der Parfümeur entscheidend als der Duft selbst. Und natürlich bringen die neuen Namen der Branche ja auch neuen Geist, neue Methoden, neuen Schwung in die Sache. Man mag den guten Mann also finden, wie man will. Auch sein Marketing und seine Preisgestaltung. Was zählt ist, was im Flakon ist.

Also Onyx. Da denke ich zuerst an den schwarzen Schmuckstein. Also an etwas Besonderes, Dunkles. Diese dunkele Assoziation ist gewiss bewusst und sie ist gut gewählt, da der Duft eine blumig-holzige Schwere hat. Deren Basis ist allerdings eine sehr vertraute und damit letztlich bloß eine weitere Variante der allseits bekannten Ingredienzien aus Rose, Oud und Würzigkeit. Eine Kombination, wie sie sich in den letzten Jahren als äußerst probat erwiesen hat, um Rosen – und damit ihre süßliche Blumigkeit – sozusagen geschlechterübergreifend tragbar zu machen.

So ruft Onyx Assoziationen an manch bekannten Duft hervor. In der Kopfnote erinnerte er mich an MFKs Oud Silk Mood – aber die meiste Zeit beschwört Onyx einen anderen Duft herauf – Tom Fords Noir de Noir. Wie ich schon in meinem Kommentar zu Montales Sensual Instinct erwähnte, ist mir Noir de Noir, so wunderschön ich ihn finde, leider meist eine Spur zu feminin.

Onyx ist da durchaus unisexer. Er hat längst nicht diese puderig-süße Schwere. Er ist eine deutliche Spur animalischer – durch seinen nicht zu verhehlenden Moschusanteil. Er kommt auch insgesamt etwas holziger daher, was einem primär femininen Dufteindruck ebenfalls entgegenwirkt. Ansonsten ist die zitierte DNA des Tom Ford Dufts rund um die Rose, das deutliche Patchouli, die Vanille und das Oud unverkennbar. Aber das spricht nicht gegen Onyx, im Gegenteil, Onyx ist wirklich schön. Sinnlich, dunkel. Aber warm. Blumig. Holzig.

Aaron Terence Hughes bezeichnet seinen Duft als „perfect date or sex fragrance“ und lobt ihn aus, er würde 12 Stunden halten bei einer gewaltigen Projektion. Nun, da haben wir wieder die Hybris, aber auch die besagte Ehrlichkeit: Tatsächlich nimmt Onyx es mit der kraftvollen Sillage und Haltbarkeit des zitierten Noir de Noir ebenfalls auf. Und wie Noir de Noir ist Onyx natürlich in erster Linie ein idealer Duft für den Abend (und für was immer er noch bringen möge), dank seiner tief-sinnlichen, wärmenden Präsenz.

Fazit: Wer Oud-Rose-Kombinationen mag und noch nicht überhat, der ist hier goldrichtig. Vielleicht sogar so richtig, wie kaum zuvor. Und wer Noir de Noir mag, der sollte Onyx durchaus eine Chance geben. Gerade für Männer ist er sicher als sehr gelungener Unisex-Duft zu bezeichnen, da sich holzige und blumige Anteile hier äußerst angenehm die Waage halten. Auch wenn ich ein Anhänger von Tom Ford bin und der für Nischenverhältnisse etwas prolligen Vermarktung eines Aaron Terence Hughes nicht so viel abzugewinnen weiß, ist ihm mit Onyx, das muss eindeutig konstatiert werden, ein wirklich schöner, ungemein sinnlicher, kraft- und ausdrucksvoller Duft gelungen, wenn auch nicht unbedingt der innovativste.
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Alexxx vor 4 Jahren 13 4
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Duft
Johannisbeerschorle oder die Angst vor Wespen
Ich war mal in den Bergen. Also, so richtig. In Bayern. Alles zu Fuß. Für jemanden, der es bislang maximal mit den Weinbergen seiner Heimat aufgenommen hatte, also eine echte Herausforderung. Auf mehreren erzwungenen Nothalten und Stopps wünschte ich mir, ich wäre nie zu dieser für mich desaströsen Expedition aufgebrochen. Tief Luft holen, keuchen, tief Luft holen, keuchen – es war beinahe so, als würde meine Lunge meinen Körper verlassen wollen. Dann auf einmal lichteten sich die Baumreihen und das nicht für möglich Gehaltene war erreicht: der Gipfel. Da ich auf dem Weg hinauf sämtliche Flüssigkeitsvorräte aufgebraucht hatte (inklusive die meiner Körperzellen), nutzte ich die letzte mir verbliebene Energie, um auf der Berghütte eine Johannisbeerschorle zu bestellen.

Was soll ich sagen? Das war mit Sicherheit die segensreichste Erfrischung meines Lebens. Mann, was war das herrlich. Ich zog dieses 0,5er Glas in Nullkommanichts weg und bestellte noch eines. Aus dem ganzen Schmerz heraus ward mit einem Mal ein Lächeln auf meinem Gesicht geboren.

Und an diesen Tag, an diesen Ort, in diesen Zustand brachte mich Aqaysos zurück. Der Schlüssel: eine herrlich frisch riechende Johannisbeere. Auch wenn einige schreiben "Cassis", was ja, je nach Herkunftsregion, dasselbe meint wie schwarze Johannisbeere, würde ich das Wort Cassis vermeiden. Schlicht und ergreifend deswegen, weil ich mit Cassis immer das klebrig-süße Sirup-Aroma verbinde, wie es unter anderem der Hersteller Monin vertreibt.

Aqaysos allerdings ist süß und herb zugleich. Das macht ihn ungemein gut tragbar und prädestiniert für den Sommer. Dieses Zusammenspiel aus süß und herb ist für mich auch eher maskuliner Natur. Obwohl er als unisex durchgehen kann, weiß ich wirklich nicht, ob ich den an einer Frau passend fände. Aber es kommt selbstverständlich auf die Frau an. Und auf die Biochemie ihrer Haut.

Speaking of which – auf meiner Haut legt der Duft eine durchschnittliche Performance hin. Aber für den Sommer hat er sicherlich eine äußerst angenehme Sillage, die zu keiner Zeit für dicke Luft sorgen dürfte. Aber einen Tick mehr hätte ich auch gern genommen. Auch die Haltbarkeit wird wohl zu mehrmaligem Aufsprühen führen, wenn er denn ein dauerhafter Begleiter für den langen Tag sein soll.

Noch einmal kurz zur Süße. Die wiederum beschwört Kindheitserinnerungen herauf. Als ich, als kleiner Junge, auf einer Wiese sitzend, Johannisbeeren in mich reinstopfe. Bis, ja bis diese eine verdammte Wespe mich tatsächlich stach. Das Geheule war groß. Und die Johannisbeere blieb bis zu meiner erfolgreichen Bergbesteigung ein gebrandmarktes Nahrungsmittel.

Aber heute weiß ich: Ich würde im Sommer mit Aqaysos überall hingehen. Sogar auf Berge. Und selbst wenn mich eine Wespe stäche, es wäre mir das Risiko wert.
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