Amarena

Einen Duft zur Stadt München, bei der doch die Mehrheit der Menschen nur an herbes Bier, verschwitzte Fußballspieler und ein lautes Oktoberfest denkt, mit zitrisch-floralen Noten zu unterlegen, erscheint im ersten Moment ungewöhnlich, wenn nicht sogar völlig am Thema vorbei.

ich persönlich mag weder Bier sonderlich gern, noch schau ich mir Fußball an und auch einen Besuch des Oktoberfests verweigere ich Zeit meines Lebens standhaft. Vielleicht hab ich ja auch bisschen was gegen München und sehe (als Franke) die ganzen "richtigen Bayern" immer noch als feindliche Okkupanten.
Zudem bin ich als bekennendes Dorfkind dem Großstadtleben nicht ganz so zugeneigt wie viele meiner Altersgenossen.

Vielleicht wäre München für mich weiterhin ein rotes Tuch geblieben, hätte mich meine beste Freundin, die in München angefangen hatte zu arbeiten, letztes Jahr nicht immer wieder vehement eingeladen sie zu besuchen. Und für dieses Wochenende gefiel mir München! Wir hielten uns aus dem Trubel der Stadt fern und verbrachten unsere Abende zusammen mit anderen Bekannten an den ruhigen Ufern der Isar. Am anderen Tag, einem wunderbaren Frühlingstag mit warmen Temperaturen, fand ein Hofflohmarkt statt, wir fanden Perücken, kauften uns aufblasbare Plastikschläger und der Freund meiner Freundin einen Plüschaffen, bestaunten in grünen und blühenden Hinterhöfen die ausgelegten Waren und ich machte sogar noch ein ganz besonderes Parfumschnäppchen. Insgesamt hatten wir wahnsinnig viel Spaß. Dieses München mochte ich!

Und irgendwie ist dieser Duft einer der exakt dazu passt. Das Zitrische verbinde ich mit dem ganzen Spaß, den ich an diesem Wochenende hatte - erfrischend, klar und einfach. Das Florale passt zu der Zeit. Der Frühling hatte in vollen Zügen Einzug gehalten und die Hinterhöfe der Großstadt hatten zu blühen begonnen. Und vor allem den Flieder, den ich sehr liebe, kann ich deutlich heraus riechen. So behalte ich München gern in Erinnerung!

Scirocco ist ein Duft der bei mir einen so wandelbaren Duftverlauf hat wie kaum ein Zweiter. Beim Aufsprühen ist er dunkel und maskulin, richtig wahrnehmbar ist eigentlich nur Patchouli und etwas Kardamon. An dieser Stelle fragt man sich zwangsläufig, wieso Scirocco als Unisexduft deklariert ist, denn der Auftakt ist eher brachial und kein bisschen lieblich oder zitrisch (was man bei der in der Kopfnote angegebenen Bergamotte ja durchaus vermuten könnte).

Nach dem herben und auch etwas rauchigen Aufttakt verschwindet das patchouliartige plötzlich und abrupt ganz und gar und jetzt wird der Duft lieblicher und femininer. Es wird blumig, ich nehme irgendwie Lilie wahr, auch wenn die in den Noten nicht angegeben ist. Im Hintergund macht sich der Ingwer breit und verleiht dem Floralen einen würzigen, ganz ganz leicht zitrischen Unterton (vielleicht lässt sich ja jetzt die Bergamotte blicken). Das Ganze hat für mich auch zusätzlich noch einen grünen Unterton, leider kann ich diesen nicht ganz einordnen. Dazu kommt, dass sich auch in dieser Phase der Duft dauernd zu verändern scheint und ich, egal wie oft ich daran rieche immer eine leicht unterschiedlich Duftkomposition wahrnehme. Vielleicht ist das ja der Wüstenwind, der hier die Duftnoten umherweht.

Für mich ist Scirocco ein Duft auf den ich Lust haben muss. Es ist kein Duft, den ich einfach so aufsprühen kann, dazu empfinde ich ihn irgendwie zu einzigartig und irgendwie auch zu fordernd durch die dauernden Veränderungen, auch wenn sich das jetzt komisch anhört. Da sich der Vetiver auch langsam aber sicher seinen Platz an die Oberfläche bahnt, finde ich zudem, dass er ein ganzes Stück besser von Männern getragen werden kann als von Frauen, wobei solche Ansichten mittlerweile eigentlich schon überholt sind.

Ja, ich finde Scirocco toll, aber ich habe keine Ahnung wann ich ihn tragen soll. Auf der Arbeit oder in der Freizeit möchte ich etwas Leichteres. Am Abend und zum Weggehen möchte ich etwas Weiblicheres. Ich liebe ja auch meinen Encre Noir, den finde ich super im Herbst, wenn ich in einer leicht melancholischen Stimmung bin, aber für Scirocco müsste sich ja meine Stimmung so schnell verändern wie der Duft und das klappt nicht.

Für mich ist Scirocco ein wirklich faszinierender Duft, der leider nicht ganz alltagstauglich ist - ansonsten hätte er volle 100% erhalten.

Vor einigen Monaten konnte ich diesen Duft im Tauschspiel ertauschen. Gehört hatte ich nichts von ihm, aber die Duftnoten klangen schon vielversprechend. Als mein neuer Schatz dann bei mir ankam, hüllte mich dieser unbeschreiblich schöne, weiche, anmutige, florale Duft wunderbar ein und ich wusste: "Ja, dich mag ich!"

First Edition Blanche liefert eine unglaublich zarte Jasmin, unterlegt von Moschus auf beschwingt floralem Hintergrund (ob das jetzt die in den Duftnoten angegebene "weiße Rose" ist, kann ich nicht so genau sagen, denn Rose nehme ich nur sehr geringfügig wahr, aber vielleicht riechen weiße Rosen ja anders...). Auch die Vanille kann ich nicht explizit greifen. Für mich ist dieser Duft deswegen ausschließlich in die Kategorie "floral" einzuordnen - und zudem der schönste florale Duft, den ich kennen lernen durfte.

Kurz darauf war ich bei meinen Eltern und trug meine neue Errungenschaft und meine Mama konnte gar nicht mehr aufhören an mir zu schnuppern und das obwohl sie viele meiner Parfums gar nicht mag. Ich hab den Duft dann beim nächsten Besuch mitgebracht, damit sie ihn auch mal testen konnte und naja... sie entschied dann einfach mal... "Ach den behalt ich, den brauchst du nicht, du hast doch so viele!" Sicher wäre sie mir nicht böse gewesen, wenn ich ihn wieder mitgenommen hätte, aber irgendwie musste ich ihn ihr einfach lassen , so verliebt ist sie in den Duft. Naja, dafür riech ich ihn nun häufig wenn ich bei meinen Eltern bin und gönn mir bei meinen Besuchen hin und wieder auch selbst ein kleinen Sprühstoß. Aber die Zeit mit ihm (ok, es war vielleicht gerade mal eine Woche) vermiss ich schon...

Controversial - Der Name ihres zweiten Parfums war wohl Programm für die Handlungen des Reality-Stars Jade Goody, denn die Gewinnerin der dritten englischen Big Brother Staffel Jade Goody sorgte mit rassistischen Kommentaren für Unruhe. Das internationale Medieninteresse an ihr erwachte allerdings erst im August 2008, als diese vor laufenden Kameras erfuhr, dass sie an Gebärmutterhalskrebs erkrankt sei, an dem sie auch im März 2009 starb. Auch in dieser Zeit ließ sie sich weitgehend von Kamerateams begleiten. Der Duft wurde übrigens bereits vor der Hiobsbotschaft lanciert, im April 2008.

Auf den Duft gestoßen bin ich sicher nicht wegen des Star-Namens (falls man hier von "Star" sprechen will) und ich hätte ihn mir auch niemals bestellt, wenn ich ihn nicht in einer Phase von blinden Kaufwahn zu einem solchen Schnäppchenpreis entdeckt hätte, für den man auch Zweifel wegen der (spärlichen) schlechten Bewertungen beiseite schieben konnte.

Zum Glück - denn wie ich gestehen muss, gefällt mir dieser außerordentlich gut und ich finde zudem, dass sich dieses Parfum positiv von übrigen Stardüften abhebt, die ich oft mit einer aufdringlichen fruchtigen Süße assoziiere.

Controversial startet, zumindest wenn ich mir die Kopf-, Herz und Basisnoten anschaue ungewohnt. Die roten Früchte nehme ich gar nicht war, auch nicht zu Beginn. Stattdessen kommt mir ein sehr warmer Hauch entgegen und ich nehme deutlich die Tiareblume, unterlegt von Amber wahr. Patchouli kann ich gar nicht heraus riechen und Frangipani allenfalls weit im Hintergrund. Doch der Amber ist auch nicht von Dauer. Die Tiareblüte ist das, was man hier riecht, in einer angenehmen floralen Süße, weich, vanillig und sehr zart. Obwohl ich die Tiareblüte, die aus tropischen Regionen wie Polynesien oder Hawaii stammt, mit Frühling und Sommer verbinde, ist das hier für mich eindeutig ein Duft für kältere Tage, da er wirklich nichts Erfrischendes oder Fruchtiges an sich hat. Die Süße, die er verbreitet empfinde ich als sehr angenehm. Oft finde ich, dass die Süße in billigen Düften an verbrannten Gummi erinnert, das ist hier eindeutig nicht der Fall. Die Haltbarkeit beträgt ungefähr 6 Stunden, zum Ende hin ist nur noch das Vanillige zu riechen.

Mich hat der Duft überzeugt - und wie gesagt, im Moment bekommt man ihn bei Amazon quasi nachgeschmissen - und vor allem Liebhabern von Tiareblüten sei er sehr ans Herz gelegt.

... mit dem ich wunderschöne Erlebnisse verbinde
... für den ich fast immer Komplimente bekomme
... der erfrischend floral ist
... der zu allen Gelegenheiten passt
... der irgendwie zu mir gehört
... von dem ich mich nie mehr trennen werde

Florabotanica roch ich zum ersten Mal im Dezember 2012 an einer Kollegin. Auch als sie sich schon ein Stückchen von mir entfernt hatte konnte ich noch die wunderbare Duftaura wahrnehmen, die sie umgeben hatte. An diesem klaten, niesligen und grauen Dezembertag fühlte ich mich irgendwie kurz durch diesen Geruch aus der tristen Umgebung (seit den 60ern nicht mehr renoviertes Lehrerzimmer) herausgerissen und ... ach ich fühlte mich einfach wohl.
Und auch am nächsten Tag. Selbe Kollegin, und wieder diese tolle Sillage die etwas bei mir verweilte. Jetzt gab es für mich kein Halten mehr und ich sprach sie darauf an, was das doch für ein wunderbarer Duft sei. Sie nannte ihn mir - und ich wartete. Ich wollte diesen Duft unbedingt haben, aber ich wollte mir auch nicht einfach den Duft einer Kollegin aneignen. Und ich wusste, wenn ich diesen Duft besaß, würde ich erst einmal keinen anderen mehr benutzen. Zum Glück war ich noch im Referendariat und als ich Mitte Februar zum letzten Mal an meiner Einsatzschule war, war die Zeit gekommen, mein Bestellfinger zuckte nicht mal, schon war Florabotanica unterwegs und wenig später da. Das gesamte Frühjahr 2013 benutzte ich nur selten einen anderen Duft und viele Erinerungen an diese Zeit werden von diesem Duft umspielt.

Florabotanica ist für mich wunderschön, von ausgesuchter Floralität und einer strahlenden Rose. Die Minze im Hintergrund hält diese jedoch im Zaum, frischt auf, so dass diese nicht schwülstig wirkt. Zart ist die Rose nie, dennoch heischt sie nicht nach Aufmerksamkeit und Minze und Vetiver geben ihr irgendwie einen erwachsenen Touch.

Zur Zeit trage ich Florabotanica nicht mehr so häufig, zu viel anderes habe ich in der Zwischenzeit angesammelt. Doch gerade habe ich ihn wieder aufgesprüht und ihn auf mich wirken lassen und ich genieße gerade den wunderbaren Geruch an meinem Handgelenk in vollen Zügen.

Dies ist ein Duft um aus normalen Tagen schöne zu machen.
Dies ist ein Duft um aus schönen Tagen Erinnerungen zu machen.