Ameise

Ameise

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1 - 5 von 11
Ameise vor 11 Jahren 4
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Flakon
3
Duft
Der Blender
Allerdings in einem ganz speziellen Sinne.

Ein Test:
Auf meinem linken Daumenballen: 1 Million
Auf meinem rechten Daumenballen: Cool Water, die aktuelle Version.

Seit einer knappen Stunde schnüffele ich nun schon von links nach rechts und wieder zurück.
Ich kann mir nicht helfen, aber die Ähnlichkeit ist verblüffend.

Ich gebe zu, ich kann nicht wirklich sagen, ob es eine tatsächliche oder nur eine stilistische Verwandtschaft ist. Aber dennoch: Die beiden Düfte gehören für mich auf jeden Fall zur selben Familie. 1 Million ist ein wenig mandeliger, bei Cool Water gibt's mehr minzige Frische.

Ich persönlich habe keine Vorurteile den Duft betreffend. Habe ihn nie zuvor gerochen, noch kenne ich Männer, die dem Klischee des Nutzers entsprechen. Aber allein der Flakon hat bei mir andere Erwartungen geweckt.
Einen - ich bin mal gehässig - Cool Water Klon hätte ich nicht erwartet.

Vielleicht spielt mir ja auch meine Nase einen Streich. Wäre nicht das erste Mal. In letzter Zeit kommen mir so häufig Cool Water Plagiate unter die Nase (Ferrari Red) dass ich langsam beginne, an meiner Wahrnehmung zu zweifeln. Andererseits würde es mich auch nicht wundern, wenn die fantasielosen Gewinnoptimierer der großen Duftproduzenten der Meinung wären, dass Frechheit siegt: Man nehme die x-te offensichtliche Kopie eines der erfolgreichsten modernen Düfte überhaupt und kaschiere diesen Umstand durch ein Marketing, was keine assoziativen Verbindungen an das Original aufkommen lässt.

Also: Mit Cool Water bin ich lange durch. Von der aktuellen Version kriege ich sogar nach einer Weile fortgesetzten Schnüffelns Kopfschmerzen.
Wie gesagt: Durchaus möglich, dass ich mit meiner Wahrnehmung von 1 Million völlig daneben liege und jemand mit einem feineren Näschen mich eines Besseren belehren könnte.
Nichtdestoweniger würden mir zwar keine 1 Million, aber immerhin ein paar dutzend Gründe einfallen, warum ich diesen Duft nicht mag. Am Ende wahrscheinlich besonders, weil ich - ohne dass es wahr wäre - das Gefühl habe, ihn schon 1 Million mal gerochen zu haben.
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Ameise vor 11 Jahren 4 6
Cavallino castrato
Dieser Duft ist ein gutes Beispiel dafür wie man eine Marke kompromittieren kann, wenn man deren guten Namen auf ein anderes Produkt überträgt, ohne dabei jedoch die handwerkliche Perfektion und Qualität anzustreben, wofür dieser Name eigentlich steht.
Ferrari Red versucht nicht einmal, an die Bilder und testosterongeschwängerten Emotionen anzuknüpfen, die man möglicherweise mit einem roten (!) italienischen Boliden verbindet. Man kann das unterkühlt und "technisch" finden oder einfach nur leidenschaftslos und banal. Es gäbe so Vieles, das talentierte und engagierte Entwickler hätten evozieren können: Den Teer der Straße, die Ledersitze, das Gummi der Reifen, das grantelige Motorengeräusch, die Farbe Rot oder auch nur den Fahrtwind. (Fahrenheit, Carbon de Balmain oder Aeroplane machen vor wie man einen thematischen Duft entwerfen kann.) Stattdessen bleibt hier ein laues, nichtssagendes synthetisches Zitruslüftchen penetrant über einem allzu offensichtlichen "blauen" (!) Cool Water Plagiat stehen. Ferrari Red outet sich innerhalb weniger Sekunden nach dem Aufsprühen als blutleeres und berechnendes Merchandising Konstrukt - ohne größere Ambitionen und völlig ohne Bezug zur Marke Ferrari oder der Welt teurer Sportwagen.
Sowas tragen entweder Freaks, deren Begeisterung für Ferrari so groß ist, dass sie das Logo auch noch auf der Badezimmerablage plazieren müssen oder solche Kerle, die mit Düften eigentlich nichts anfangen können, aber die Frauen auf den Beifahrersitzen dadurch beeindrucken wollen, dass sie überhaupt irgendeinen Duft tragen. Wer Schweißgeruch vermeiden will, der greife doch lieber zu einem guten Antitranspirant.
6 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 6 2
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
"Woodstock" oder Lucky, lucky me!
Als ich noch ein sehr junger Teenager war, bekam ich von der Mutter einer Schulfreundin einen noch fast vollen 100ml Tester dieses Dufts geschenkt. Zu jener Zeit hatte ich zwar schon den auch nicht gerade zart gebauten Antaeus zu meinem Helden erkoren, aber dennoch erinnere ich mich noch sehr genau, wie mich dieser mir bis dato völlig unbekannte Monsieur Patou mit dem ersten Schnuppern geschmeidig und ganz unvermittelt auf die Bretter schickte. Und das ganz buchstäblich: Holz! Das war zumindest damals seltsamerweise mein erster Eindruck. Dunkles, tropisches Edelholz. Seltsam deshalb, weil mir die "Parfumsprache", jener Jargon, mit dem Düfte unter Interessierten oder Eingeweihten kommuniziert werden, ganz bestimmt nicht geläufig war und ich auch keine tatsächliche Erfahrung mit duftenden Hölzern hatte, die eine solche Beschreibung erklären würde. Immerhin war mir jedoch diese Assoziation selbst fast 25 Jahre nachdem ich PpH zum letzten Mal gerochen hatte, immer noch im Gedächtnis geblieben.
Der besagte Flakon war gute 8 oder 9 Jahre in meinem Besitz. Er hat mich sogar in verschiedene Länder begleitet. Irgendwo in England Ende der 80er verliert sich dann seine Spur, bzw. meine Erinnerung. Ich glaube, ich habe ihn bezeichnenderweise an eine Freundin verschenkt. Patou pH war mir damals immer ein Spur "too much - just too heavy". Ich liebte ihn zwar sehr, aber mehr "für mich". Ich habe ihn zu meinem Bedauern eher selten benutzt, weil ich mich nie so recht traute, ihn aufzulegen. (Was wirklich etwas heißen will: Wir sprechen von den 80ern und selbst richtige "Stinker" konnten mich so schnell nicht in Verlegenheit bringen.) Aber PpH hatte für mich immer etwas sehr Sensuelles, ja Feminines. Vielleicht wegen seiner Üppigkeit, seiner balsamischen Weichheit, diesen orientalischen Gewürznoten, denen jede zitrische Spitze fehlt. Vielleicht war ich für diese leicht schwüle Erotik, die auf mich gleichzeitig stark aber - ohne androgyn zu sein - auch sexuell undefinierbar wirkte, einfach noch zu jung oder zu ängstlich.

Gute zwei Jahrzehnte lang hatte ich PpH fast vergessen. Im letzten Sommer habe ich dann aus sentimentalen Gründen - und weil ich auf der Suche nach einem zeitgenössischen Lieblingsduft nicht wirklich fündig geworden war - begonnen, meine all-time favourites noch einmal zusammen zu sammeln. Erst dadurch und nach meiner Anmeldung bei Parfumo ist mir klar geworden, welchen Status PpH inzwischen unter Aficionados genießt. Und vor allem, welch abenteuerliche Preise selbst winzige Mengen mittlerweile erzielen. Zwischenzeitlich hatte ich die Befürchtung mein "Projekt" würde scheitern, weil es so aussah, als könnte ich diesen Duft garnicht mehr auftreiben. (Wenigstens nicht zu einem irgendwie "akzeptablen" Preis.) Mittlerweile steht jedoch ein voller 10 ml Flakon vor mir, den ich für die lächerliche Summe von wenigen Euro ersteigern konnte.
Aber was am allerschönsten ist: Er duftet noch genau so, wie ich ihn im Gedächtnis hatte. Noch besser, denn er schüchtert mich mit nicht mehr so ein. Inzwischen komme ich damit ganz gut klar. (Und wenn ich sehe, welch glühende Anhängerschaft ein Gucci Pour Homme I hat, würde ich vermuten, dass solche opulenten Düfte durchaus gesellschaftsfähig sind.)

Heute kann ich jedenfalls meine Wahrnehmung um ein paar Adjektive oder Bilder erweitern: Weich und vollmundig in getoastetem Holz ausgebauter Single Malt, Zimt und Vanille, sogar ein wenig Lakritz (Süßholz) und ganz bestimmt eine deutliche Spur von pfeffriger Muskatnuss. Das klingt ein wenig gourmandig, ist es aber meiner Meinung nach dann doch nicht. Auch krautig wird es nicht, kein Grün, sondern eher die erdige Palette, die man im Soukh der Gewürzhändler zu sehen bekommt. Ich weiß, dass diese Beschreibung zumindest von der Liste der Inhaltsstoffe und der Duftpyramide nicht unbedingt gestützt wird, aber ich kann mich dieser Eindrücke nun mal nicht erwehren. Was allerdings bestimmt zutrifft - und ja auch schon von anderen erwähnt wurde - ist die völlige Abwesenheit von Zitrus- oder Frischenoten, was PpH allerdings keineswegs dumpf oder muffig macht.

PpH ist ein im wahrsten Wortsinne wirklich beeindruckender Duft. Kein lauter oder gar vulgärer Macho, sondern ein orientalischer Potentat, mächtig, kultiviert, elegant und selbstbewusst. Dabei durchaus mit einer wollüstigen Seite. Dass es sich bei ihm - wie manche sagen - um den König der Herrenparfums handelt, würde ich nicht beschwören. Dennoch liegt sein fast schon legendärer Ruhm meiner Meinung nach nicht hauptsächlich in Abwesenheit und Exklusivität begründet ("Willst Du was gelten, mach Dich selten!"), sondern beruht auf tatsächlicher Komplexität und Meisterschaft.
Natürlich steht er damit nicht allein. Immerhin hat es vor ihm und seit seiner Einführung viele Düfte gegeben, von denen einige ihrerseits glänzende Siegertypen sind. Patou pour Homme rangiert allerdings im Medaillenspiegel ganz oben. Er hat sich seinen Platz auf dem Treppchen und den Lorbeerkranz in der Parfumgeschichte allemal verdient.

Hätte ich Enkel, ich würde ihnen ehrfurchtsvoll von Patou pour Homme erzählen..."Damals in Woodstock..."
2 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 18 9
10
Flakon
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
(K)ein Anzug zum Aufsprühen
OK. Ich gebe zu, der Titel ist zum Teil geklaut. In seiner fast gleichnamigen Kolumne im Stilmagazin untersucht der Autor Dr. Tom Clark vier "sartoriale" Düfte. Darunter auch Grey Flannel. Dabei kommt er zu einem für mich aufschlussreichen Fazit, dass ich mir erlaube zu zitieren:

"Die Identifikation sartorialer Parfüms mit der klassischen Herrengarderobe funktioniert nur entfernt über Assoziationen mit Stoffen oder der Schneiderkunst. Sie geschieht vielmehr über den Rückgriff auf einen traditionellen Bezugsrahmen von „gentility,“ in dem klassische Bekleidungsformen schon immer mit bestimmten Duftkonventionen der Körper- und Gesichtspflege und temperierter Männlichkeit assoziiert waren: frisch-grüne Floralität (Zitrus, Veilchen, wenig Rose), herbe Moos- und Krautnoten (Lavendel, Eichenmoos), seifige Sauberkeit und heuige Süsse (Lavendel, Coumarin, Tonka) mit warmen Holzanteilen (Ambra, Sandelholz, Zeder). In diesem Rahmen sind Kreativität und Vielfalt durchaus möglich, wie unsere Beispiele zeigen, und in den besten Fällen verbindet sich in sartorialen Düften, wie in edler Kleidung, eine Ästhetik, die sich unreflektiert sinnlich genießen lässt mit handwerklichem Können und einem Bewusstsein lebendiger Tradition, dass auch eine intellektuelle Beschäftigung mit den Detailaspekten dieser Objekte zum Vergnügen macht."

Ich kannte Grey Flannel lange nicht. Meine Hoffnung - oder besser: meine Erwartung - es müsse sich um einen vordergründig "thematischen" Duft handeln, der eben jenen anschmiegsamen, weichen und wärmenden Stoff evoziert, wurde dann allerdings enttäuscht. Grey Flannel ist alles andere als ein haptischer, kuscheliger oder lebensbejahender Skin-Duft. Ganz im Gegenteil. Vielmehr changiert er mit seiner kräftigen, fast medizinischen Veilchennote auf irritierende Weise zwischen metallisch-kühler Distanziertheit und feuchter, farn-grüner Moosigkeit - die gegen Ende dezent kernseifig verfliegt.
Grey Flannel ist nicht dandyhaft, hedonistisch oder sinnlich, sondern kommt - wie Profumo es so treffend ausgedrückt hat - eher asketisch und "steifleinen" daher.

Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mich von der Diskrepanz zwischen meiner ursprünglichen Erwartungshaltung und dem tatsächlichen Dufterlebnis zu erholen. Währenddessen hat mich Grey Flannel auf eine bemerkenswerte innere Reise durch Landschaften und Assoziationen geführt. Ich denke, dieser Duft hat es verdient, dass man ihm etwas Zeit lässt, seinen besonderen spröden und unterkühlten Charme zu entfalten. Auch wenn ich persönlich ihm wahrscheinlich nie völlig erliegen werde, muss ich doch anerkennen, dass hier etwas von hoher Qualität und Eigenwilligkeit geschaffen wurde, was ihn - bei völlig anderer Thematik - für mich zu einem Vorläufer von Fahrenheit macht.

Bei den aktuellen Preisen darf man ruhig blind zuschlagen. Der zeitlos-wertige Flakon liegt gut in der Hand und ist ein (syn)ästhetisches Vergnügen. Grey Flannel ist wohl zurecht ein Meilenstein der Parfumgeschichte und sollte als Referenz in keiner Sammlung fehlen.
9 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 8 4
2.5
Flakon
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Vexierbild
G-Man ist bis vor kurzem völlig an mir vorbeigegangen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen, weil ich Exception von Gainsboro in so guter Erinnerung hatte und ich mir diese durch G-Man irgendwie nicht nehmen lassen wollte. Zum anderen ist da der in meinen Augen wirklich unterirdische Flakon. Schwarz und Gold finde ich als Kombi auf unattraktive Weise old-fashioned und sehr schwierig. Das geht so gerade noch, wenn der kantige Deckel drauf ist, aber sobald man den gold-schwarzen Spühkopf zu sehen bekommt, wird´s mir persönlich zu tantenhaft. (Lustigerweise hatte ja Exception den exakt gleichen Glaskörper, nur eben in transparentem kirschrot, mit einem allerdings noch unerträglicheren Deckel.)

Erst im vergangenen Monat habe ich mir dann aus einem Impuls heraus ein wenig davon aufgesprüht - und war ziemlich überrascht. Eigentlich kann ich beinahe alle vorangegangenen, hier veröffentlichten Beschreibungen nachvollziehen.

Schon in der Kopfnote rummst es ordentlich. Am Anfang wirklich Klosteine! Weißes Porzellan und auch viel - seehr viel - Seife! Wo bin ich denn hier gelandet? Barbershop ist als Assoziation sehr treffend. Besonders, wenn dann das dicke Leder des Streichriemens hinzukommt, auf dem man die Klingen schärft. Das Bild ist so komplett und auch auf seine Art so sympatisch-unverwechselbar retro, dass man es dabei eigentlich belassen könnte.

Wenn ich mich aber von diesem vordergründigen Image des gegroomten Gentlemans alter Schule losmache, kommt tatsächlich - wie bei einem Vexierbild - noch etwas anderes zum Vorschein. Etwas, dass ich von Baustellen kenne. Etwas leicht schrilles, metallisch Maschinenhaftes. So wie die funkensprühende Trennscheibe einer Flex.

Was ich kaum wahrnehme, sind Rosen. Dafür wird es gegen Ende aber auch für mich heuig. (Wie gesagt: Kompliment an die Vorredner: Ich gehe da meist d´accord.)

Ich bin mir noch unschlüssig, wann und zu welcher Gelegenheit ich G-Man tragen werde. (Nicht nur in dieser Hinsicht erinnert mich dieser Duft außerdem an Fahrenheit.) Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt bedingungslos mag, weil ich ihn wegen der zum Teil widersprüchlichen Assoziationen schon recht fordernd - im schlimmsten Falle und auf Dauer - anstrengend finden könnte.
Es freut mich jedoch, dass er die letzten 40 Jahre offensichtlich unbeschadet überstanden hat und immer noch erhältlich ist. G-Man ist ein sehr selbstbewusster, irgendwie kompromissloser und gleichzeitig leicht schizophrener Kerl. Einer, der manchem vielleicht aus der Zeit gefallen scheint, der sich aber wenigstens nicht anbiedert. Ein sympatisches Unikat, von dem ich mich nicht schämen würde, ihn einen Freund zu nennen.
4 Antworten
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