Andi87

Andi87

Rezensionen
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1 - 5 von 10
Andi87 vor 7 Jahren 19 3
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Der lyrische Mann? Ja!
Lyric scheint hier bei Parfumo im Vergleich mit anderen Amouage-Urgesteinen wie Reflection, Memoir, Jubilation etc. etwas unterzugehen, wenn man sich die Zahl der Bewertungen ansieht. Im englischen Sprachraum genießt der Duft, wie ich meine, etwas mehr Aufmerksamkeit. Dabei ist Lyric Man ein grandioser Duft, und somit frische ich die Kommentarliste gerne auf ;-)

In den letzten Monaten haben sich innerhalb meiner Sammlung einige wenige Düfte herauskristallisiert, zu denen ich regelmäßig und vor allem blind greifen kann. Lyric Man ist einer davon.
Lange hatte ich überlegt, ob ich mir den Duft zulegen soll. Ich erinnere mich, wie ich ihn das erste Mal in die Armbeuge sprühte und am nächsten Vormittag noch einen wohlig-rosigen Duftrest mich zu schnuppern erfreute. Abfüllungen wurden besorgt, fleißig getragen, aber irgendetwas stimmte nie so recht. Mal fühlte er sich zu schwülstig an, mal zu seifig, mal zu spitz, mal zu pieksig-zitrisch. Trotzdem ließ mich eine gewisse Faszination nie los. War es das Konzept des Duftes, der einen Drahtseilakt hinlegt, indem er den ach so femininen Duft der Rose behutsam verziert, bis man ihn als "Man" verkaufen kann, ohne sich lächerlich zu machen? Dass man so etwas tragen möchte, weil es so anders ist? War es der wunderschöne Flakon? Wahrscheinlich ein bisschen was von allem, denn einen Flakon schaffte ich mir bald darauf an.

Lyric ist einer der Düfte, die Zeit brauchen, die man dann aber um so mehr wertschätzt, wenn man sich auf das Konzept des Parfümeurs eingelassen hat.
Anders als Reflection ist Lyric kein Duft, der zu jedem Typ Mann und zu jedem Anlass passt. Reflection passt sich seinem Träger an, kann mal cool, mal zurückhaltend wirken. Lyric ist dezenter, weicher, metrosexueller. Der Name hätte nicht besser gewählt sein können, denn der "lyrische" Mann ist zurückhaltend, sanft, aber auch ausdrucksstark - ebenso wie der Duft. Kein Duft für jeden Tag, für den Club oder den Saufabend zu feingeistig, für die Arbeit vielleicht ein bisschen zu speziell, eher passend für edle Anlässe, Dates, romantische Abende. Dann aber zu jeder Jahreszeit, denn stark und pudrig genug für den Winter, nicht zu schwer für den Sommer.

Reflection trägt sich ein Stück weit selbst - Lyric muss getragen werden!

Seht euch dazu mal bei YouTube das Video von "Cascade Scents" an - der bringt es für mich ziemlich gut auf den Punkt.

Kurz zur Duftbeschreibung:
Wirklich trennen kann ich das nicht. Im Auftakt kommt vor allem die Limette durch, leicht bitter-grünlich unterlegt. Das bittere, sauere schwindet nach und nach und die Rose kommt durch. Nicht zu süß, nicht zu blumig, nicht zu heftig. Klar, aber dezent. Nach und nach wird der Duft weicher, süßlicher. In der Basis kommt Vanille gut durch.
Niemals habe ich auf diesen Duft Feedback bekommen, er sei zu weiblich. Hier ist der Parfümeur wirklich sorgfältig vorgegangen und hat das Kernaroma nur sparsam vermännlicht - gut so!
An dieser Stelle muss ich leider anmerken, dass die reformulierte Version (meines Wissens erkennbar an magnetischen Deckeln -ohne eine belastbare Quelle zu haben) sich von der Vintage-Version deutlich unterscheidet. Die reformulierte Version wirkt im Auftakt deutlich bitterer, fast schon plastikartig. Dies zieht sich nach und nach zurück, bis die Rose dominiert. Die Vintage-Version wirkt von Anfang an viel weicher und stimmiger und insgesamt nicht so künstlich. Schade schade, aber was will man machen. Der 50er-Flakon mit Vintage-Saft muss halt dann für besondere Anlässe 10 Jahre lang halten ;-)

Haltbarkeit und Sillage
Die Haltbarkeit ist zwar gut, die Sillage aber eher zurückhaltend. Reflection ist hier im Vergleich stärker.
Einen ganzen Arbeitstag würde ich dem Duft nicht zutrauen

Flakon ist wirklich ein Hingucker - sowas stellt man sich gerne auf die Kommode!

Anekdotisch:
Lyric Man war der Lieblingsduft meiner Freundin, bis diese Rolle von Sculpture Homme übernommen wurde. Da weint das Herz des Sammlers teurer Düfte ;-)
3 Antworten
Andi87 vor 8 Jahren 11 4
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Reflection - Perfection
Oh wie besorgt war ich...der Frühsommer naht und das geliebte, gesignaturduftete Dior Homme verlässt seinen Kompetenzbereich. Was nun? Die anderen Düfte in der Sammlung werden sich diesen Platz nicht erarbeiten können, fürchte ich.
Gottseidank noch rechtzeitig Reflection Man im Oberpollinger getestet und eine Abfüllung bei Parfumo organisiert.
Der wird's, dachte ich mir schon bald. Genau mein Wetter. Süßlich, blumig, stilvoll, anziehend, etwas sexy und nicht ins 08/15-Cool Water-Boss Bottled-Raster der Herrendüfte einzuordnen.

Reflection macht einen tollen Verlauf durch. Gleich im Auftakt riecht man eine würzige, fast schon leicht stechende, frische Note. Die Assoziation an etwas Metallisches oder den "Geruch von Glas", wovon in einigen Reviews zu hören war, kann ich gut nachvollziehen. Nach einer Weile beruhigt sich diese Note, der Duft wird süßlicher, blumig, behält aber seine Frische noch eine Zeit lang. Im weiteren Verlauf wird Reflection immer weicher und immer pudriger und klingt am Ende süßlich-holzig aus. Mir gefällt im Duftverlauf am besten der immerhin einige Stunden anhaltende Mittelteil, in dem zur angenehm dezenten Süße immer noch eine leichte Frische mitschwingt.

Reflection ist für mich ein Duft, der immer den richtigen Ton zu treffen scheint, und das macht ihn zu so einem tollen Signaturduft. Er findet eine tolle Balance zwischen Individualität und Gefälligkeit, zwischen Selbstbewusstsein und Understatement, und nicht zuletzt zwischen sinnlicher Wärme und stilsicherer Coolness.

Wie viele meiner Vorredner bereits geschrieben haben, ist der Duft Anlass- und Altersunabhängig tragbar. Aufgrund der Süße und Pudrigkeit sowie der tollen Performance (siehe unten) bei kälteren Temperaturen einsetzbar, die leichte Frische und Blumigkeit lassen ihn aber auch gut bei Sonnenschein dastehen. Interessant wäre durchaus, wie sich der Duft bei wirklich hohen Sommertemperaturen (30°+) schlägt. Hiervon wird ja in allen Reviews abgeraten. Auch irgendwo nachvollziehbar bei der Pudrigkeit...sollte ich vielleicht trotzdem mal testen ;-)

Die Performance an mir ist top - Haltbarkeit jenseits der 10 Stunden und sehr präsente Sillage.
Habe zusätzlich noch den Vergleich Vintage-reformuliert und kann Entwarnung geben: reformuliert performt super. Vintage aber noch ein Eckchen mehr und nahe an Beast Mode :-)

Noch ein Wort bzgl. Wahrnehmung des Duftes in der Umwelt:
Ja, es gibt gewisse Schnittmengen zu Le Mâle. Geht mal zum KarstadtMüllerDouglas und sprüht den Le Mâle aufs Kärtchen...ihr als Amouageerprobte Parfumfans werdet sofort ob dessen garstiger Künstlichkeit das Gesicht verziehen, wenn ihr im Vergleich dabei an Reflection denkt. Nun, unseren nicht so leidenschaftlichen Mitmenschen geht das vermutlich nicht so und gerade wenn man nicht, so wie die Parfumos, hunderte bis tausende Düfte durchgerochen hat, kann es durchaus passieren, dass die Sillage eben die Gaultier-Assoziation weckt. Ist mir auch schon passiert - siehe meine Antwort unten zum Kommi von GoodSmeller.
Davon ab: Reflection ist (bisher) der einzige Duft, der von meiner Umwelt aktiv kommentiert wurde.
Auch interessant: die Qualität des Duftes scheint auch Nicht-Parfumos wohl nicht zu entgehen. Jemand fühlte sich von Reflection an Joop Homme erinnert, merkte aber an, dass dieser "lang nicht so teuer riechen würde" wie Reflection.
;-)
4 Antworten
Andi87 vor 8 Jahren 13 4
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Die unterdrückte Rose?
Frongsis Küadschong? Das ist doch hier der mit Le Mâle, Le Beau Mâle, Le Quâl, usw. usf., den manche Parfumos gnadenlos zu zerfetzen wissen? Und jetzt hat der noch sein eigenes Label, hahaha, das kann was werden - ab zu Parfumo und paar gepflegte Verrisse rein zie...ACHTKOMMADREI?! Zehner von FabianO?! Achter - und Siebenerratings zuhauf für MFK?

Jetzt aber zackig in die U-Bahn und ab zum Beck am Rathauseck.
Gemütlich die Herrenkollektion von MFK durchgecheckt, LN und APOM durften danach auf die Handgelenke. Und mit LN heimgegangen. Was aber keine leichte Entscheidung war, denn APOM hat mich auch ziemlich geflasht (Kommentar kommt natürlich auch noch).

Herrendüfte mit Rose (und allgemein auch blumige Düfte) finde ich sehr interessant, da sie einerseits den typischen Assoziationen an Herrendüfte entfliehen und ich gleichzeitig den Duft von Rose sehr mag. Da wäre es doch toll, wenn es ein talentierter Parfumeur geschafft hätte, die Seele der Rose in einem maskulinen Odeur festzuhalten?

Ebendies versucht Monsieur Kurkdjian beim Schwarzen Licht, indem er eine große Prise männlich-herbe, markante Gewürze über die Rose streut. Sieg für den männlichen Eindruck, aber kennt er Pyrrhus? Arg stillgelegt ist sie nun. Gerade im Vergleich mit anderen Rosendüften für den Herrn wie Lyric Man oder Déclaration d'un Soir merkt man, dass dort der Rose etwas mehr Raum zum Atmen gegeben wurde.

Nun...so ist mein Eindruck. Für mich nicht primär ein Rosenduft, aber trotzdem extrem gut komponiert, harmonisch, einzigartig, elegant, neugierig machend und edel. Ich kenne nichts vergleichbares und allein das wertet den Duft für mich auf.

Leider krankt an meiner Haut die Performance etwas, was mich gerade im direkten Vergleich mit APOM aus dem selben Hause etwas wundert, dieser performt wesentlich besser an mir.
LN hat an mir eine Haltbarkeit von vielleicht 6-7 Stunden und eine verhaltene Sillage.
Etwas schade, letztlich aber verzeihlich, da dies eher kein Arbeitsduft ist und er somit nicht 9+ Stunden halten muss. Ich sehe ihn zwar jahreszeitenunabhängig, aber am besten für edle Anlässe aufgehoben.
4 Antworten
Andi87 vor 8 Jahren 5
8
Flakon
7.5
Duft
Trockene Eleganz - verlassener Suchteinstieg
Terre d'Hermès EdT (TDH) war mein Einstieg in die Welt hochwertiger Düfte - das erste Parfüm, das ich nach einem Proberiechen mir selbst zulegen wollte. Davor trug ich das, und auch nur unregelmäßig, was mir eben über die Jahre so geschenkt worden war. Mal ganz gute Sachen (Cool Water), mal eher unpassende Sachen (Antaeus) und manchmal nicht so feine Sachen ;-).

Insofern hat dieser Duft für mich noch durchaus einen besonderen Stellenwert. Aber getragen habe ich ihn seit Monaten nicht mehr. Ich suche nach einem Anlass, einer Stimmung, die zu diesem Parfüm passt und scheitere. Nur ein potentieller Anlass lässt mich an TDH denken: ein Bewerbungsgespräch.

Warum? TDH ist für mich die pure trockene Eleganz. Seriös, selbstbewusst, fast schon unnahbar. Wir alle duften gerne elegant im Beruf sowie im Alltag, aber es gibt verschiedene Schattierungen davon. Die nahbare, sinnliche Eleganz eines Dior Homme, die freundliche, einladende Eleganz eines Reflection Man. Und es gibt Terre d'Hermès. Wie will ich also wirken auf meine Mitmenschen? Ich entscheide mich eher für die Richtung der erstgenannten Düfte.

Zitrisch und frisch im Auftakt, bleiben bei mir nach einer Weile viel Pfeffer übrig sowie eine grasig-holzige, leicht erdige, strenge Basis, wohl der Vetiver. Hart und rau.

Mir geht es hier ein bisschen wie mit Aventus - die Qualität und Idee hinter der Komposition verdient zweifellos Anerkennung. Aber für mich kein Wohlfühlduft. Ich gehe da durchaus mit FabianOs Einschätzung zu diesem Duft d'accord.

Vielleicht noch ein Wort bzgl. des Unterschieds zur Parfum-Variante: ich kann keinen massiven Unterschied ausmachen. Was ich feststelle: das Parfum riecht tatsächlich etwas dicker, schwerer. Die EdT-Variante wirkt leichter, frischer und aromatisch etwas breiter. Im Zweifel würde ich daher dem EdT den Vorzug geben.
0 Antworten
Andi87 vor 8 Jahren 7 6
10
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Sommerlich getunte Iris, leider etwas leistungsschwach
Dior Homme Sport (DHS) ist eine gelungene sommerliche Auslegung der Homme-Grundidee. Keine Liebe auf den ersten Riecher, dafür ist die Eröffnung zu derb. Gibt man dem Duft aber ein paar Minuten, so erschließt sich nach mehrmaligem wohlwollenden Testen eine interessante, nicht alltägliche Duftstruktur, die man bald zu schätzen lernt.

FabianO schreibt, "das zugespitzt Zitrisch-Ingwerartige und das Nebelartig-Pudrige arbeiten gegeneinander".
Wahr! Aber nur im Auftakt. Der ist erstmal unharmonisch - aber: beobachtet man den Duftverlauf danach ca. eine halbe Stunde lang, nimm man wahr, wie die spitze, säuerliche Zitronen-Kopfnote sich stetig legt. Was von ihr bleibt, ist nur eine leichte Verzierung der milden, ganz dezent pudrigen Iris-Herznote. Im weiteren Duftverlauf kommt für mich die Zeder mehr und mehr dazu, so dass DHS zur Basis hin leicht holzig wird.

Nicht frisch, nicht sportlich, für mich ein gedrosseltes Dior Homme mit zitrischer Akzentuierung, perfekt so ausbalanciert, dass der Duft lebhafter, sommerlicher wird, ohne ins banal-zitrisch-frische abzudriften. Respekt.

Als kleiner Nebeneffekt ist leider die Leistung etwas auf der Strecke geblieben. Die Haltbarkeit ist mittelmäßig, aktuell Listenkandidat Platz 1 für einen Taschenflakon. Sillage ist für einige wenige Stunden akzeptabel, danach ist DHS hautnah.
Einsatz: alle Anlässe, eher Jüngere, bitte nur Herren, Sommer, Frühling, warme Herbsttage.

Fazit: definitiv untypischer Sommerduft, elegant und ausgewogen. Unbedingt ausprobieren und bei der Kopfnote durchhalten!
6 Antworten
1 - 5 von 10