Andin
Andins Blog
Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 2 Jahren - 10.11.2021
52 135

Reise durch den Feigenhain

„Fruchtig“ ist überhaupt nicht meine Richtung. Erdbeere, Kirsche, Himbeere...das kann ich mir zwar aufsprühen, wirkt aber genau so unpassend an mir wie rosa Rüschenblusen. Nach fast zweijähriger, babybedingter Parfumpause hatte ich diesen Sommer wieder wirklich Lust auf Düfte – und auf ganz neue Geruchsgefilde. Beim Durchtesten meiner vorhandenen Proben weckten Philosykos und Ichnusa meine Lust auf Feigen. Eine neue Duftmission war da: Feige sollte meine Frucht werden und ich würde die schönste für mich finden!

In den letzten fünf Monaten hat mich mein Weg zu 24 Feigenparfums geführt, eine abwechslungsreiche und richtig schöne Reise. Feigendüfte haben so viele verschiedene Gesichter: von Hauptdarsteller bis Nebennote, von kräftig bis dezent, von süß bis herb. Und vielleicht ist für die Eine oder den Anderen eine kleine Zusammenfassung hilfreich bei der Frage, welche der vielen Feigen man probieren könnte.
(Die Düfte sind alphabetisch gelistet, die Reihenfolge stellt keine Wertung dar)
Ergänzung Dezember: Alluring Fig, Matières Libres-Patchouli Figue, New Study Postcard, Womanity EdP hinzugefügt.

Alluring Fig von Theodoros Kalotinis: süße Vanille und grüne Feigen
Alluring FigAlluring Fig Zum Auftakt zunächst süße Vanille, zu der sich schnell eine authentische, herb-grüne Feige samt Blättern gesellt. Bei diesen beiden Noten bleibt der Duft linear, mal ist die Vanille dominanter, mal die nachreifende Feige. Nach etwa fünf Stunden zieht sich die Feige zurück und es bleibt bis zum Ausklingen ein Vanilleduft auf der Haut zurück. Er ist um den / die Träger/in herum deutlich wahrnehmbar und hat eine ziemlich gute H mit 8 bis 9h.
Subjektiv: wenn Vanille, dann dunkelherb wie aus der Schote. Diese ist mir zu süß, fast gourmandig, und verbindet sich nicht so gut mit der grünen Feige.

Armani Privé – Figuier Eden von Giorgio Armani: dumpfer Start, aufblühendes Feigenherz
Armani Privé - Figuier EdenArmani Privé - Figuier Eden Recht viel Pfeffer und herbe Zitrik im Opening, auf der Haut stumpf mit Kunststoffgeruch. Im Verlauf erwächst eine Feige, die immer saftiger, fruchtiger und natürlicher wird – angenehm begleitet von grünem Tee. Nach 3h fügt sich unsüßes Irispuder ein, der Duft bleibt dabei unisex. Die Sillage umspielt den/die Träger/in. H bei knapp 5h.
Subjektiv: Die erste Stunde von Figuier Eden würde ich gern überspringen, an mir dumpf und nichtssagend. Danach wird er immer schöner, so packt er es aber nicht auf die WL.

Athenean von Heeley: erst grün, danncremig, später sandelig
AtheneanAthenean In der ersten halben Stunde hätte ich Athenean als klaren Unisexduft eingestuft: er eröffnet samtiggrün und etwas holzig, unsüß. Wenig später läuft Blattmilch auf die noch unreife Frucht, immer noch unsüß. Die Feige reift und nun wird es süß und eher feminin: das Grün wird cremig, vermischt sich mit der Milch um schließlich weiße, mit Feigenmilch gesüßte, Moschuscreme zu werden. Die Creme hält recht lange auf der Haut, aber auch nur dort. Nach drei Stunden schmilzt Sandelholz in die Creme. So klingt der Duft aus, H bei gut 8h!
Subjektiv: Für mich der cremigste Feigenduft vor Figue en Fleur und Santal Blanc. Ein toller Verlauf, mir gefallen alle Facetten. Knackpunkt ist wieder mal die geringe Sillage - hier sind ja durchaus Parfums dabei, die ich auch in 50 cm Entfernung vom Arm noch riechen kann.

Basilico & Fellini von Vilhelm Parfumerie: sommerliche Basilikumfeige
Basilico & Fellini (Eau de Parfum)Basilico & Fellini Eau de Parfum Ein frischer Start mit noch grünen Feigen und würzigem Basilikum - Italien passt gut als Assoziation. Die Feigen reifen nach und überlagern das Basilikum, der Duft wird aber nie saftig, sondern bleibt frischgrün und würzig. Heu kommt später noch dazu und ergänzt die grüne Würzigkeit um etwas Wärme. Für mich ist Basilico&Fellini ein absoluter Unisex-Sommerduft, der den/die Träger/in umspielt, H sommerdufttypisch bei 4h.
Subjektiv: ich liebe die Basilikumkombination, der wäre ein Kaufkandidat, wenn er etwas kräftiger und länger haltbar wäre.

Collection Extraordinaire – Santal Blanc von Van Cleef&Arpels: zarte Sandelcreme mit Feigenmilch
"Collection Extraordinaire - Santal Blanc | Van Cleef & Arpels" Cremig, hell und ganz dezent in der Sillage, nur zart gesüßt mit Feigenmilch, unisex. Der Duft riecht vor allem in der Luft um den Träger herum so wie oben beschrieben. Auf der Haut ist er stumpfer, mit weniger Feige und mehr Veilchen. Im Verlauf wird er immer holziger und etwas tonkasüßer. Bei Armbewegungen steigt Santal Blanc immer mal wieder in die Nase, auch wenn man denkt, er sei schon weg. H 8h.
Subjektiv: hin und her gerissen, der cremige Duft in der Luft ist toll, aber leider so schwach! Und auf der Haut selbst gefällt er mir nicht.

Debaser von D.S. & Durga: frische Grüntöne mit Feige und etwas Kokosmilch
Debaser (Eau de Parfum)Debaser Eau de Parfum Sehr grüner, frischer Start mit einer zartsüßen Fruchtnote – für mich mehr Feige als Birne. Feige und Grünes bleiben 3h dominant, werden aber unsüß kokoscremig begleitet. Die Sillage, anfangs gut auf Armlänge, nimmt zügig Richtung körpernah ab. Später gibt das Moos einen herben Grünton dazu. Die Feige verschwindet nach 4h, es bleibt ein hautnaher, holziger Duft. H 6h.
Subjektiv: liegt im Mittelfeld – angenehm, aber zu schnell hautnah und die Feige verschwindet zu flott.

Feige von Parfum-Individual Harry Lehmann: Powerfeige von grün-seifig zu cremig-holzig
FeigeFeige Er hält lange auf der Haut, 10h sind locker drin. In dieser Zeit wechselt der Duft mehrmals gemächlich sein Gesicht. Es geht direkt mit einer kräftigen Ladung hellsüßer Feigen los, begleitet von kratzigem Grün, dass etwas grell wirkt. Eine seifige Note verleiht dem Duft zwischenzeitlich etwas künstliches. Nach etwa einer halben Stunde ist die Seife verschwunden und es wird cremiger und fruchtig-süßer, ich rieche Vanille. Die Cremigkeit wird später langsam milchig und fein gewürzt, die Feigen sind nun gut eingebunden und schreien nicht mehr. Weitere Stunden vergehen und im Drydown gesellt sich helles Holz dazu, während die Feige verblasst. Die Sillage ist angenehm wahrnehmbar und erst spät hautnah.
Subjektiv: einer meiner Favoriten, weil er kräftige Feige, gute Performance und einen schönen Verlauf hat. Einzig die Seife nervt mich. Könnte bei dem Preis aber trotzdem noch einziehen.

Fico d‘India von Tuttotondo: sommerliche Vitaminbombe
Fico d'IndiaFico d'India Cocktailfeeling mit viiiiel frischem Fruchtsaft, die Feige ist gleichwertig mit Orange, Pfirsich und Mango gemixt. Linearer Verlauf, süß und cremig, toller Preis, H 6h.
Subjektiv: für mich ist zu viel Orange, Pfirsich und Mango dabei, die ich nicht wollte.

Fig Extasy von Mancera: kräftige Feige auf weichem Leder, würzig und warm
Fig ExtasyFig Extasy Dominante, reife Feige wird von weichem Leder eingeholt und umhüllt. Würziges Beiwerk in Form von anfangs Ingwer und später Lavendel schmiegt sich an. Der Duft ist weich, warm und nicht allzu süß, definitiv unisex. Zur Basis hin klingt die Feige aus, Leder bleibt hingegen und schmiegt sich in balsamische Süße. Die Basis hält sich auf Kleidung noch locker bis zum nächsten Tag, auf der Haut ca 8h.
Subjektiv: ich mag die Kombination von Feige und Leder, weil ich das zuvor noch nie so gerochen habe. Passt aber nicht ganz zu mir. Die Basisnoten, die im Pulli hängen bleiben, sind traumhaft.

Figue von Molinard: erst Zitronenbonbon, dann Feigencreme mit sanfter Performance
FigueFigue Zitrischer Auftakt, der mich an Nimm2-Zitronen-Bonbons erinnert. Johannisbeere gibt etwas sprudelig-frisches dazu. Feige ist am Anfang nur Beiwerk und tritt erst nach einer halben Stunde in den Fokus. Jetzt wird es cremiger, grüner aber auch verwaschener. Der Duft, von Anfang an eher dezent, zieht sich schnell auf Hautnähe zurück. Die Basisnoten werden verschluckt, nach 5h ist er weg.
Subjektiv: ich mag an mir keine Zitrone und mir fehlt eine leuchtende Feige und die Sillage.

Figue Aoudii von Maison Incense: vollreife Feige flirtet mit wechselnder Begleitung
Figue AoudiiFigue Aoudii Dieser Duft fordert, er braucht mehrere Testtage, da sich verschiedene Duftabläufe entfalten. Es beginnt auf jeden Fall mit saftiger Feige – mal erscheint sie mir perfekt reif und holzig begleitet, mal überreif und etwas schwülstig von Blumen übersüßt. Im weiteren Verlauf verschmilzt die Feige mit anderen Noten, wird milchiger, und mal rieche ich Leder, mal Sandelholz, mal ein Hauch Oud, mal etwas Animalik. Die Sillage ist dabei eher nah am Träger, die H bei 6h.
Subjektiv: ich mag diesen Duft, gerade weil er so viele Gesichter hat. Manchmal ist hat er alles, was ich wollte. Und manchmal wird mir fast schlecht vom Opening. Knapp an der WL vorbei.

Figue en Fleur von Andrée Putman: dezenter Feigenduft, mandelcremig und zart holzig
Figue en FleurFigue en Fleur Der Auftakt bringt eine strahlende und hellsüße Feige, die nach 20 Min abdimmt. Zügig geht es in die Herznoten: die Feige wird trockener, mandelcremig begleitet und zart holzig. Durch die von Holz gezügelte Süße ist dieser Duft unisex. Fast von Beginn an ist Figue en Fleur ein körpernaher Duft, der immer mal wieder auftaucht und verschwindet. H insg. 5h.
Subjektiv: geht in die Richtung von Santal Blanc, aber ausgewogener und mehr Creme statt Milch. Gutes Mittelfeld, bleibt auf meiner kühlen Haut aber zu blass und kurzlebig.

Figues & Agrumes von Lancome: Sommerlich, feminin, zitrisch, blumig und grün feigig
Figues & AgrumesFigues & Agrumes Ein richtiger Sommerduft, der genau das hält, was die Duftnoten versprechen: eine erstaunlich fluffiges, essbares Zitrussorbet eröffnet, blühender Jasmin legt sich darauf und gibt dann den Ton an. Die Feige ist hier wirklich noch grün, verschmilzt aber perfekt mit Jasmin. Die erste Stunde bringt eine Seifennote mit, danach dreht das ganze aber zu „cremig“. Ich empfinde den Duft durch die blühende Süße recht weiblich. Die Sillage ist angenehm und nach 2h ziemlich körpernah, dort krallt sich der Feigenjasmin aber erstaunlich lange fest – H 8h.
Subjektiv: so mag sogar ich Zitrone! Leider für mich zu wenig Feige, aber als Jasminduft toll. Im Sommer kommt er wieder drauf, vielleicht zieht er mich dann voll in seinen Bann.


Figuier Ardent von Atelier Cologne: maskuline Pfefferfeige und viel Anis
Figuier ArdentFiguier Ardent Startet frisch-würzig mit dominantem Anis, die noch grüne Feige ist zweitrangig. Nach einer Stunde ist Anis fast weg, dafür gibt Pfeffer eine würzige Schärfe. Diese Feigen-Pfeffer-Kombi bleibt, wird später nur holzig unterlegt. Der Duft ist komplett ohne Süße und die männlichste Feige, die ich getestet habe. Sillage ist in den ersten 30 min kräftig und über Armlänge, geht dann langsam auf halbe Armlänge zurück; H bei gut 6h.
Subjektiv: nun weiß ich, dass ich Anis nicht mag. Und er ist mir zu maskulin.

Gris Charnel von bdk Parfums: cremiger Tee mit Unisexfeigen
"Gris Charnel | bdk Parfums" Schönes Opening mit deutlicher Teenote und milchig-würziger Kardamomfeige. Der fruchtige Feigenduft läuft als roter Faden weiter, der Tee wird nach etwa 1h von cremigem Sandelholz und süßer Tonkabohne abgelöst. Die Iris streut zarte Pudrigkeit ein, Vetiver rieche ich leider nicht. Ein warmer Unisexduft mit angenehmer Süße. S ist nicht brüllend aber gut wahrnehmbar, H gut 8h.
Subjektiv: den hätte ich lieben müssen, er besteht nur aus Noten, die ich mag...aber vielleicht war die Erwartung zu hoch, es hat einfach nicht gefunkt.

Ichnusa von Profumum Roma: Feigenbaum auf der Wiese, noch ohne Früchte
IchnusaIchnusa Hier gibt’s einen jungen Feigenbaum im Frühsommer auf dem Feld: holzig mit viel Blattgrün, Gras und eine Ahnung der grünen Feigen, die bald reifen werden. Wenig Süße und eher etwas herb-trocken, unisex. S ist schnell in Hautnähe. H bei 5h.
Subjektiv: Für mich zu viel Baum, zu wenig Frucht – holzige Düfte habe ich schon im Portefolio.

Matières Libres - Patchouli Figue von Panouge: warmes Kakaopatchouli trägt süße Früchte
"Matières Libres - Patchouli Figue | Panouge" Dieser Duft ist durchweg üppig, warm und fruchtig. Anfangs etwas heller mit verschiedenen Früchten, neben Feige auch viel Birne - eine tiefsaftige Süße. Wird dann zunehmend dunkelcremiger und gehaltvoller, Patchouli fließt früh dazu. Die längste Zeit trägt man dann eine dunkle Kakao-Patchouli Kombination mit Feigenmilch. Ich sehe ihn eher an kalten Tagen. S ist etwa 2h lang deutlich auch über Armlänge, danach mehr und mehr hautnah. H gute 9h.
Subjektiv: für mich zu schwer und fast schon kalorisch gehaltvoll, besonders in den späteren Tragestunden.

Murmure d‘Été von Plume Impression: durchgehend süße, feminine Feigen mit toller Haltbarkeit
Murmure d'ÉtéMurmure d'Été Feige ist durchgehend die Hauptduftnote, alles andere nur Beiwerk. Es startet sehr süß mit reifen Feigen, die Süße dimmt sich nach 30 min auf ein angenehmes Maß runter, bleibt aber dabei. Dadurch für mich eher feminin. Später etwas mit Holz unterlegt, das den Duft weniger saftig sondern trocken erscheinen lässt. Kein Kokos und nichts Grünes dabei. S anfangs auf Armlänge, nach 4h eher hautnah, H top mit 10h.
Subjektiv: auch ein Favorit und ganz nah dran an der WL, schön saftig und feminin mit guter Performance, der ist mir gerade nur zu teuer. Vielleicht was für Weihnachten oder Geburtstag:)

New Study / Postcard von Miller et Bertaux: erfrischend herbe Zitrik mit grüner Feige
New Study | postcardNew Study | postcard Sehr natürliches Opening mit frisch aufgeschnittener Zitrone, Minze und grünen Feigen. Herb und erfrischend ohne bitter zu werden. Später schönes Nebeneinander von Grapefruit und reiferen Feigen mit dezentem Kokosvibe, hier leicht süßlich und milchig. Sillage eher dezent, H bei 6h.
Subjektiv: Wirkt sehr natürlich und harmonisch zusammen. Gefällt mir trotz der (von mir ungeliebten) starken Zitrik gut, ich bevorzuge dauerhaft aber Düfte ohne diese Note.

Ninfeo Mio von Goutal: Erfrischung im Hochsommer mit Zitrus, Feige und changierendem Grün
Ninfeo MioNinfeo Mio Ein Duft für den Hochsommer: viel Limette und Zitronenmelisse, sprudelig-frisch und mit gerade reifenden Feigen etwas süß unterlegt. Nicht wirklich herb oder gar bitter. Dafür mit frischem Blattgrün in hell und dunkel (Licht und Schatten). Die Süße legt nach einer Stunde etwas zu, es bleibt aber insgesamt ein zarter Unisexduft. H leider ziemlich gering mit 4h.
Subjektiv: erst fasziniert mich das Nebeneinander von heller Fruchtigkeit und dunklem Grün, aber zunehmend denke ich an Ahoi-Zitronenbrause und bin etwas genervt. Schön, aber nicht ganz meins.

Ouverture von Xerjoff: opulentes Fruchtduftwerk ohne Feigensolo
OuvertureOuverture Feige ist eine von vielen Noten und hat ihren Auftritt in den ersten 15 Min - leicht herb und mit starker Orange verwoben sehr fruchtig. Schnell mischen sich würzige Noten dazu, später wird es blumiger mit Süße (es bleibt im Hintergrund aber fruchtig); ein opulenter Duft, schwer, unisex, kann mir den nicht U30 oder bei Hitze vorstellen, H top mit 11h, wenn auch lange hautnah.
Subjektiv: ich möchte meine Feige im Vordergrund stehen haben, hier ist sie mir zu nebensächlich.

Philosykos EdP von Dyptique: süßreife Feigen mit Kokosmilch in dezent
Philosykos (Eau de Parfum)Philosykos Eau de Parfum Meine Herstellerprobe von 2018 hatte noch eine andere Duftpyramide (K: Feige, Feigenblatt / H: Kokosnuss, grüne Noten / B: weißes Zedernholz, Hölzer). Hier gibt es Feigen satt, aber sie sind reifer und süßer als in Premier Figiuer (gleiche Parfumeurin). Der übrige Feigenbaum ist mit vielen Blättern und wenig Holz vertreten. Durch die stärkere Süße empfinde ich ihn etwas femininer. Deutliche Kokosnuss macht den Duft milchig. S minimal kräftiger als Premier Figuier, aber immer noch dezent. H bei gut 5h.
Subjektiv: Für mich etwas zu viel Kokosnuss, mein Mann assoziiert Handwaschpaste und zu schwach ist er auch – also nein.

Premier Figuier von L‘Artisan Parfumeur: grüne Feigen ganz hautnah
Premier Figuier (Eau de Toilette)Premier Figuier Eau de Toilette Frische Feigen von Anfang bis Ende, noch nicht ganz reif und noch mit Blättern dran (schöne grüne Noten dabei), zart cremig mit Kokos unterlegt. Weniger saftig-süß als bei Philosykos, dafür grüner. Zart ist hier generell das Stichwort, der Duft hat kaum Sillage (trotz fünf Sprühern heute), nach 30 min schon nur noch hautnah; die Basisnoten schaffen es gar nicht bis in meine Nase; H bei 4 bis 5h.
Subjektiv: wenn der mehr Kraft hätte, wäre er oben mit dabei. Für mich das bessere Philosykos, da weniger Kokos, aber leider mit viel zu geringer Sillage, trotz ordentlichem Besprühen.

Trade Route Collections – Lothair von Penhaligon‘s: Tee mit vielen Gewürzen und kaum Feige
"Trade Routes Collection - Lothair | Penhaligon's" Durchgehend sehr würziger Teeduft, anfangs kurz mit herber Zitrusfrische. Kardamom und cremiger Lavendel für mich deutlich. Feige ist hier nicht isoliert wahrnehmbar, streut nur eine gut passende Minimalsüße ein. Viele Duftnoten, die gut vermischt sind; unisex mit der Tendenz zu männlich. S in der ersten Stunde gut auf Armlänge, lässt danach aber rasch nach. Landet nach 5h in der etwas belanglosen Basis – nur noch Vanille und Ambra, alles andere ist weg. H insg. 8h.
Subjektiv: zu wenig Feige – und darum ging es mir ja. Falls ich einen Teeduft suchen würde, sähe es anders aus.

Vetiver Fatal von Atelier Cologne: späte Vetiver-Feigen-Schönheit
Vétiver FatalVétiver Fatal Leicht bittere Zitruskopfnote wird fast sofort von Feige mit Gummiaroma überrollt, etwas kratzig unterlegt. Wird nach 2h cremiger, die Basis nach 4h ist dann toll: cremig-grüner Vetiver mit kuscheliger Feige und hellem Holz. Leider hier nur noch hautnah - wenn der ganze Duft so wäre, würde ich den haben wollen. H knapp 7h.
Subjektiv: s.o. Ich warte keine vier Stunden, bis ich den Duft tragen mag.

Yesterday Haze von Imaginary Authors: Walnüsse, Herbstfeige und dunkelsüßes Puder
Yesterday HazeYesterday Haze Die Feige für die kalte Jahreszeit: ein voller Walnussduft eröffnet den Duft, begleitet von reifer, cremiger Feige und einigen Beeren (Feige ist nicht dominant aber gut wahrnehmbar). Das ergibt eine angenehme dunkelfruchtige Süße, die nach ca. 30 min um eine dezente Pudernote ergänzt wird. Der weitere Verlauf ist linear, alles ist gut verwoben und recht lange auf knapper Armlänge wahrnehmbar. H 7 bis 8h.
Subjektiv: gesprüht – verliebt - gekauft. Das lässt sich anhand der Noten nicht erklären, ich finde den einfach wunderschön!

Z Zegna Milan von Ermenegildo Zegna: Lineares Feigen-Sandelholz mit Duschgelvibe
Z Zegna MilanZ Zegna Milan Hier dominieren zuerst reife Feigen, nicht sehr süß, aber mit kräftiger Fruchtigkeit. Recht schnell nach dem Opening kommt die zweite Hauptkomponente Sandelholz gut wahrnehmbar dazu. Der Verlauf ist linear, nur kehren sich die Rollen um: je länger der Duft läuft, desto mehr überwiegt das Holzige. Salbei fügt eine würzige Männerduschgelnote dazu, deren leichte Synthetik mich nicht stört. Geht auch an Damen, wenn man es zuckerfrei mag. H bei 7h.
Subjektiv: eigentlich wollte ich noch eine grüne Sommerfeige als Gegenpart zu Yesterday Haze. Eigentlich mag ich Duschgel nicht gern in Parfums. Eigentlich…geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Viel Frucht, gute Performance und dazu dieses kleine Stück Widerspenstigkeit sind toll.

Womanity EdP von Mugler: anders, als alle anderen
Womanity (Eau de Parfum)Womanity Eau de Parfum Der Duft polarisiert stark und es fällt mir trotz vier Testtagen schwer, eine objektive Beschreibung zu erstellen. Kein Blindkaufkandidat! Tatsächlich hätte ich hier keine Feige vermutet. Bei mir linear süßlich, leicht holzig mit einer mir bis dato völlig unbekannten dominanten Note – Kaviar (etwas metallisch und salzig). Mehr Geruch als Parfum duftet es nach warmer Haut am Strand. Er schwirrt in der Luft um mich herum, ist aber nicht aufdringlich. H bei 8h.
Subjektiv: Die Erfahrung, den Duft nicht richtig greifen zu können, finde ich sehr spannend. Gleichzeitig riecht er zu sehr einfach „nur“ nach Haut, um meiner Vorstellung von Parfum zu entsprechen. Ich finde ihn besonders und unspektakulär zugleich, gut tragbar aber kein Kaufkandidat.

Meine Reise ist beendet, ich lehne mich zurück und schnuppere zufrieden an meinen beiden Neuzugängen. Wohl wissend, dass hier, in der Welt der Düfte, der Weg das Ziel ist und sicherlich noch weitere Ausflüge in den Feigenhain folgen werden, wenn mich spannende Ziele locken. Jetzt eine kurze Rast...und dann auf zu neuen Ufern!

52 Antworten