AndreasK

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1 - 5 von 41
AndreasK vor 2 Monaten 1 1
4
Sillage
3.5
Duft
Habit Rouge homöopathisch
Das ist wieder einmal eine Anpassung an die Parfum-Präferenz in Fernost. Japaner und vor allem auch Chinesen mögen ein Parfum als Hauch, als Andeutung, als ganz leichten Duftschleier. Dem entsprechen die klassischen französischen Düfte wie das Habit Rouge EdT und EdP nicht. Zu volluptös, zu schwer, zu stark. Also entwickelt man einen Flanker, der der Chinesen Erwartung entspricht. Und das ist hier nun das Habit Rouge L'Instinct.

Was das mit Instinkt zu tun haben soll, weiß der Geier. Aber Namen sind ohnehin nur Schall und hier kein Rauch.

Mir ist er viel zu leicht, viel zu wenig präsent. Nur die Andeutung genügt mir nicht. Ich will die starke Präsenz des Originals. Ja, er lässt etwas Zitrisches erahnen. Das Lederige, das Animalische? Sollte das vorhanden sein, reicht mein Geruchssinn nicht hin. Auszuschließen ist das aber nicht. Andere berichten immerhin davon.

Aber mir muss und soll er wahrscheinlich auch nicht gefallen, dieser L'Instinct. Glückauf damit in China, Guerlain!
1 Antwort
AndreasK vor 12 Monaten 7 5
4
Sillage
5.5
Duft
Wie ein Rosé
Vorneweg: Ich rieche wieder. Eine lange Phase der Geruchslosigkeit, das einzige, was ich seinerzeit von meiner Corona-Infektion bemerkte, ist vorbei. Ihr schloß sich eine fast genau so lange Zeit der Fehlwarnehmungen an. Moschus roch mir wie ein Abflussrohr. Aber jetzt ist es vorbei. Ich bilde mir sogar ein, Gerüche feiner differenziert wahrzunehmen als ich es von der Zeit zuvor in Erinnerung habe. Insofern: danke Corona!

Guerlain Habit Rouge riecht also wieder wieder wie anno dazumal. Um so mehr lässt mich das Privé ratlos zurück. Ich erkenne darin keinen Flanker, sondern einen eigenständigen leichten Sommerduft, etwas Angehauchtes. Habit Rouge EdT ist für mich ein schwerer, reicher, nachhaltiger Franzose: animalisch, lederig, pudrig, pikant, mit einem brüllenden zitrischen Auftakt. Ein Crescendo ist das, als ob das Ganze Orchester in die Vollen geht wie beim Auftakt des Gefangenenchors von Verdi.

Aber das Privé nun. Es ist so leicht, nur angedeutet, schwächer als das Orginal noch am Morgen danach. Wohl ist es pudrig-pikant, aber eine homöopathische Verdünnung davon, andeutungsweise herb. Ich habe ja den Verdacht, die Düfte werden zunehmend schwächer ausgelegt, weil die Chinesen solche Parfums lieben. Sie wollen nur eine leichte Andeutung, mehr nicht. Das Privé scheint mir ein weiterer solcher Fall der Anpassung an die Duftpräferenz des Reichs der Mitte zu sein.

Und es ist ein Unisex-Duft. Ich kann nichts spezifisch Männliches darin entdecken. Es passt zu beiden Geschlechtern sommers, tagsüber in leichter, weißer oder heller pastellfarbener Kleidung bei einer Fruchtsaft-Schorle auf der Terasse eines Tennis-Clubs.

In so fern passt auch die Namensgebung. Es verhält sich zum Original wie ein Rosé zu einem Rotwein.

Das sind die Assoziationen, die es bei mir herruft. Mehr nicht. Schade!
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AndreasK vor 3 Jahren 4 6
Dior Homme Cologne
Von der Farbgestaltung des Flakons und der Bezeichnung her hatte ich eigentlich einen Fougère erwärtet. Aber weit gefehlt! Das Green Wood ist schlichtweg eine 1:1-Kopie von Dior Homme Eau de Cologne (2013). Ich rieche absolut keinen Unterschied und wundere mich, wie die hier aufgeführten Zutatenlisten so unterschiedlich sein können. Also, auf Moschusbasis liegt eine fruchtig frische Schicht darüber. Bei Dior Homme EdC sollen das ja Bergamotte und Grapefuitblüte sein. Vielleicht riecht eine feinere Nase, als ich sie habe, Unterschiede in der Wertigkeit heraus. Die Grundidee bis in die zumindest grobe Umsetzung hinein, ist jedoch identisch. (Erinnert an Canel Homme Allure Pour Homme vs. Michael Kors for Men.)

Was macht man mit derart schamloser Kopiererei? Den Preis vergleichen? Mache ich nicht. Ich bleibe beim Original. Kreativität muss schließlich gewürdigt werden. Ob es ein Kompliment für Dior ist, so schamlos kopiert zu werden? In gewisser Weise ist es das schon.

PS: Dior Homme EdC ist bei den Türkisen sogar günstiger. Also, was soll das? Mit der Masche könnte ich auch eine Parfum-Marke bestücken. Die Innovation beschränkt sich auf den Flakon.
6 Antworten
AndreasK vor 4 Jahren 11 5
9
Flakon
3
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Habit Rouge-Vorläufer mit grauer Anmutung leicht kakophonisch
Guerlains Mouchoir de Monsieur stammt aus der Zeit kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert und wirkt auf mich wie der Vorläufer des großen Habit Rouge EdT aus den 60ern.

Den Auftakt bildet eine gedämpft zitrische Note. Im Lauf der Zeit entwickelt sich der Duft hin zum Pudrig-Animalischen. Wobei auch dieses sehr gedimmt ist. Man könnte also sagen, die Idee zum Habit Rouge war im Mouchoir schon verwirklicht, nur noch nicht ausdrucksstark umgesetzt. Allerdings fällt der Unterschied zwischen Taschentuch (Mouchoir) und Frack (Habit) doch sehr deutlich aus. Beim Habit Rouge ist der Auftakt an Bitter-Orange heftig, beim Mouchoir ist die Bergamotte (?) nur dezent vernehmbar. Auch das Animalisch-Pudrige der Herznote ist hier nur schummrig leise, dort virulent agitiert.

Mir gefällt das Gedimmte beim Mouchoir nicht. Ich mag die laute Ausdruckstärke des Habit Rouge viel lieber. Bei Mouchoir muss man immer leicht in sich gehen, um der Charakteristik überhaupt gewahr zu werden. Ein Parfum sollte schon ausstrahlen und auf sich aufmerksam machen. Vom Suchenden gefunden zu werden, ist mir für ein Parfum nicht genug. Es mag auch die Reizüberflutung unserer Zeit sein, die starke Signale erfordert. Aber so ist es denn nun einmal.

Des Weiteren habe ich beim Mouchoir schon von der Kopfnote an den Eindruck, es herrscht eine gewisse Kakophonie vor. Die Komponenten scheinen mir nicht richtig zusammen zu passen. Dieses Manko zieht sich bis zur Herznote durch. Das mag daran liegen, dass sich in 120 Jahren der Geschmack doch etwas geändert hat. Aber insbesondere die Herznote würde ich als grau beschreiben. Das ist die Assoziation, die das Animalische, Gedimmte, etwas Disharmonische hervorruft. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich beim Habit einen Pferdestall vor mir, beim Mouchoir einen Holzschuppen in einem Garten.

Alles in allem rate ich vom Kauf ab. Wer einen klassischen, komplexen, ausdrucksstarken pudrig-animalischen Duft französischer Parfumkunst will, sollte zum Habit Rouge greifen. In ihm hat zur Perfektion gefunden, was im Mouchoir de Monsieur erst in der Idee vorhanden ist. Über den Mouchoir ist die Zeit hinweg gegangen. Guerlain sollte in Frieden ruhen lassen.
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AndreasK vor 4 Jahren 8 6
8
Flakon
6
Sillage
4
Haltbarkeit
7.5
Duft
Guter Chypre mit Understatement, aber etwas seifig, kratzig
Wir haben es bei Beau de Jour mit einem Chypre zu tun. Spontan erinnert er an Cerruti 1881. Im Vergleich zu diesen ist er aber wesentlich dezenter. Cerruti 1881 hatte eine metallische Stärke an sich. BdJ ist dagegen dezent, mit Understatement.

Was mir an BdJ weniger gefällt ist seine etwas seifige Ausstrahlung. Man hat das Gefühl, es mit einem Badartikel zu tun zu haben. Auch wirkt er etwas disharmonisch kratzig.

Das soll aber den positiven Gesamteindruck nur in Maßen schmälern. Im Grunde handelt es sich um eine gelungene Interpretation grün-herber Frische. Ich halte ihn für die wärmeren, hellen Sonnentage geeignet. Er hat eine Anmutung von Cypressenhain und trockenem Kieferwald. Sillage und Haltbarkeit sind eher mäßig. Die eher geringe Sillage ist für einen Understatement-Duft und das angedachte Anwendungsszenario eines heißen Tages stimmig. Die geringe Haltbarkeit jedoch ist ein klares Manko. Auf dem Papierstreifen geht es nach drei Stunden schon klar bergab.

BdJ ist ein guter Duft, aber kein sehr guter. Wie gesagt, Cerruti 1881 - für mich das Maß in dieser Kategorie - war (leider eingestellt) stärker in der Ausstrahlung und harmonischer in der Abstimmung. Ein ebenfalls dezenter Chypre mit allerdings harmonischerer und hochwertigerer Anmutung ist Acqua di Parmas Cipresso di Toscana.

BdJ kann ich klar zum Kauf empfehlen. Wer aber nach dem Testen meine Einschätzung teilt, dem rate ich zu versuchen, von Cerruti 1881 einen Flakon aus Restbeständen zu ergattern, oder zu dem Acqua di Parma zu greifen.

Das Bessere ist der Feind des Guten.
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