Anor8k

Anor8k

Rezensionen
Anor8k vor 8 Monaten 3 1
6
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Unterwegs mit TomTom
Leider ist das Textfeld in den Statements so arg kurz, dass man diesen Duft dort maximal pointieren könnte. Da ich aber die Ehre habe als erster ein paar Worte zu diesem Duft in parfumo zu hinterlassen, werde ich, abweichend zur Regel, einige Worte mehr spendieren.

Gleich vorweg, Cool Mind ist kein großer Wurf. Aber er ist allemal ein interessanter Drogerieduft, der allerdings nicht genau weiß, wo er hin will.

Nach dem Aufsprühen ist sofort eine sehr dominante, synthetische Ananas präsent, die in der ganzen Duftentwicklung auch nie die Absicht hat die Bühne zu verlassen und später vom Apfel unterstützt wird. Wer das also nicht mag, braucht im Grunde nicht weiterlesen und macht hier schon einen Abschiedshaken.

Zimt und Kardamom umarmen die Ananas und geben dem Duft eine würzige Tiefe. Ich nehme im Hintergrund Minze wahr, auch wenn diese in der Duftpyramide gar nicht auftaucht. Dann kommt der Apfel und die Orange. Für mich reicht das aber nicht, um das als zitrisch zu beschreiben. Fruchtig trifft es für mich deutlich besser und dann ist da auch eine Süße aus der Ananas, die mich an den Qaed al Fursan erinnert. Um hier einen Vergleich anzunehmen, fehlt aber das Holzige und der Safran.

Im Ausklang kommt dann auch die Tonkabohne, aber intensiver die Vanille. Insofern ist da tatsächlich auch etwas vom Valentino Born in Roma Yellow Dream dabei, es fehlt aber dessen Eleganz und Charme. Aventusvibes würde ich hier nicht sehen, nur weil hier Ananas eine Seite im Orchester zupft, hat der Duft wenig mit Aventus und seinen ganzen Gruppies gemeinsam.

Sillage ist im Opening überragend, lässt aber recht schnell nach. Haltbarkeit ist ganz o.k., nach 4-5 Stunden ist dann aber Schluss mit fruchtig.

Fazit:
Der Duft kommt zur Herbstzeit gerade recht und hat im Regal keinen wirklichen Zwilling. Mit zitrisch-frisch sehe ich ihn falsch gruppiert. Ich würde ihn als fruchtig-süßen Duft mit würzigen, fast orientalischen Einschlag beschreiben. Für einen Drogerieduft ist er mit 10.- bis 15.- €/30ml preislich ganz ordentlich unterwegs.
1 Antwort
Anor8k vor 2 Jahren 10 2
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Zeitreise mit Squashball und Samba
Im Badschrank meiner Eltern habe ich die Flasche bei meinem letzten Besuch wiedergefunden und mitgenommen. Etwas unerwartet ist das über dreißig Jahre alte Original von Astor noch nicht gekippt. Ich konnte es fast nicht glauben!!! Und da war er wieder. Einer meiner ersten Helden.

Gerüche hinterlassen ja unglaublich lange ihre Kerben in unserem Gedächtnis. So ist es auch mit Actives Bodies und nachdem ich hier die Rezensionen und Statements gelesen haben, gibt es offensichtlich so etwas wie eine kollektive Erinnerung mit diesem Klassiker. Ich sage nur Umkleidekabine, bei mir allerdings dann schon die der Squashhalle.

Aber wie riecht DER eigentlich heute? Ist das immer noch der gleiche Duft, wie damals? Nach kurzer Suche auf den einschlägigen Händlerseiten habe ich auch ein günstiges Angebot gefunden und sofort zugeschlagen. Die Zeitreise und der Vergleich können beginnen:

Die Präsentation der Umverpackung hat sich erkennbar verändert. Das Original ist deutlich bunter gestaltet. Damals die olympischen Farben in den Dreiecken, sind heute einfach nur noch alle in Rot. Natürlich hat auch das Adidas Logo den aktuellen Brand. Das ist es dann auch mit den sichtbaren Unterschieden der Flasche. Der Inhalt ist farblich heute etwas dunkler und der Sprüher, der war früher höher und etwas wertiger.

Ich finde die Veränderung in der Präsentation nimmt Active Bodies dann auch mit in den Duftaufbau. Er beginnt sehr grün, würzig, frisch. Ich rieche den Lavendel und die Zitrone und recht schnell auch schon die Hölzer aus der Herznote. Am Anfang kann ich noch keine Süße wahrnehmen, wenn überhaupt, dann wirklich nur ganz im Untergrund. Diese kommt dann aber langsam nach 15-20 Minuten und nimmt zunehmend Fahrt auf. Und das habe ich nicht nur anders in Erinnerung, sondern auch das Original, das ich parallel auf einem Teststreifen gesprüht habe, ist gleich am Anfang knalliger und süßer. Amber, Mochus und Eichenmoos gesellen sich dazu und dann bleibt der Duft linear stehen. Unverkennbar sind beide Düfte nah beieinander, aber nicht identisch.

Ehrlich gesagt gefällt mir der Duftanfang in der aktuellen Ausgabe richtig gut, bevor dann die bekannten Vibes übernehmen. Aber dennoch bleibt der Duft ein klein wenig erwachsener und das ist vermutlich kein Zufall. Diese ganzen Retrogeschichten der Generation Golf werden von unserer Erinnerung fast unbemerkt dann eben doch etwas an die Gegenwart angepasst. Aber insgesamt finde ich das durchaus stimmig und gut gemacht.

Haltbarkeit und Sillage sind immer noch überdurchschnittlich. Die Teststreifen haben meinen Hobbyraum noch nach zwei Tagen fest im Griff und vermitteln das bekannte Sporthallenfeeling.



P.S. Ich verbinde diesen Duft immer auch mit meinen weißen Universalschuhen von Adidas. Der ein oder andere kann sich sicher auch daran noch erinnern. In schwarz hießen die Samba und waren 10.- DM teurer. Heute heißen i.Ü. beide Varianten Samba.
2 Antworten
Anor8k vor 2 Jahren 22 2
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Costiera armafitana - una storia
In dieser Woche war mein Einjähriges bei Parfumo. In diesem Jahr ist meine Parfumsammlung unglaublich gewachsen und die Welt riecht heute für mich anders und aufregender als noch vor einem Jahr. Ähnliches hatte ich nur erlebt, als ich vor über 35 Jahren das Parfum von Partrick Süßkind gelesen habe. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden…

Ein Jahr bei Parfumo. Zeit eine Rezension über meinem absoluten Liebling bei den Unisex Düften zu schreiben. The one and only Club de Nuit Milestone.

Ich bin einfach nicht der Typ, der bei Düften eine forensische Untersuchung einleitet und die genauen Bestandteile der Kopfnote und deren Verlauf in die Herz- und Basisnote seziert. Düfte sind für mich immer auch Geschichten und Bilder, manchmal auch Musik und Farben und im Idealfall eben alles zusammen. Dann nimmt mich der Duft mit auf eine Entdeckungsreise, ist nicht nur Fenster, sondern Tor, durch das ich hindurchtrete, in bekannte oder neue Welten.

Milestone ist in den Monaten (bald kann man wohl von Jahren sprechen) der Pandemie dieser imaginäre Reisebegleiter geworden. Ich sitze allein in meinem Homeoffice, das Haus ansonsten leer. Es ist nur der Rhythmus der Tastatur, der Ton vom Smartphone, wenn eine neue Nachricht nach Aufmerksamkeit ruft, der meine Gedanken nach vorne treibt. Mein Blick fällt auf die Kaffeetasse. Mit schwarzer Schrift auf weißem Emaillegrund steht dort. Ich gehe leben, kommst Du mit? Klar, sage ich leise. Was hält mich schon auf?!

Vor mir steht ein vergoldeter Flakon, der Deckel symmetrisch mit zehn Strass Steinen besetzt und ich kann das Meer schon ungeöffnet riechen. Es ist ein hellblaues, salziges Meer, der wolkenlose Himmel darüber erstrahlt in sonnendurchfluteter Helligkeit. Ich kann das Rauschen der Wellen hören, die sich beim Auftreffen an der Steilküste brechen. Ich setze mich auf die höchste Stufe einer Treppe, die zum kleinen Hafen hinunterführt und lasse die Beine gedankenverloren baumeln.

Ich nehme den Deckel ab und sprühe drei, viermal in die Luft. Nicht auf meine Haut oder auf meine Kleidung, einfach in die Luft und der Raum füllt sich wieder mit dieser unglaublichen, leicht salzigen Meeresbrise. Diese weht durch die am Berghang wachsenden Orangen- und Zitronenbäume, berührt hier und da die auf den Wiesen wachsenden Blumen und beim Einatmen schließe ich meine Augen und fühle mich fast schwerelos. Mir kommt das Wortspiel Armafiküste in den Sinn. Genau dort könnte es sein.

Die Sonne wandert langsam über den Horizont und ich tausche meinen Platz auf der Treppe gegen einen bequemen Holzstuhl in einem der vielen kleine Restaurants am Hafen. Ich bestelle ein Viertel vom Per’e’Palummo und das kleine Menu mit vier Gängen. Später, zum Abschluss noch einen Limoncello. Zufrieden und entspannt schlendere ich in der angenehmen Nachmittagssonne aus dem kleinen Örtchen, über die Küstenstraße, in Richtung meiner Herberge. Ich rieche nun die Holzakkorde und das Vetiver, aber dominant bleibt das Meer. Angekommen und auf dem Balkon meines Zimmers sitzend verblasst der Duft langsam in der untergehenden Sonne am Horizont und mir fallen die Augenlieder zu. Ein unnachgiebiges Summen zieht mich schließlich zurück in mein Homeoffice.

Was soll ich sagen. Für mich ist das die volle Punktzahl. Nachdem ich bei einem Berlinbesuch in einem berühmten Kaufhaus am Wittenbergplatz auch intensiv das Original aufgetragen und getestet habe, kann ich außer im Opening kaum Unterschiede feststellen. Ich wage sogar die Aussage, dass nach 30 Minuten ohne direkten Vergleich nur Wenige das Original von CDN Milestone unterscheiden können. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass Millésime Impérial ebenso meine höchste Anerkennung und Bewunderung verdient.

P.S. Das mit dem Meerrettich kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Tatsächlich wohne ich im größten Meerrettichanbaubgebiet Europas und kenne den Geruch aus der Erntezeit, wenn ich durch die Felder jogge. Nichts davon lässt sich in diesem Duft wiederfinden.
2 Antworten
Anor8k vor 2 Jahren 1 1
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Nepenthe oder die Entdeckung der Unendlichkeit
Ich finde dieses kleine Meisterstück hat seine eigene Rezension verdient.

Auch wenn Mumayaz noch vollkommen unentdeckt in den unendlichen Weiten des Weltraums dahinschwebt, gibt es eine Spezies, die sich leise anschleicht und Mumayaz assimiliert. Mich! Widerstand ist zwecklos. Aber alles hat seinen Preis. In diesem Fall ein einstelliger Eurobetrag. Ein Schnäppchen, wie ich später feststellen werde.

Der kleine Flakon erinnert mich an die Mini Colaflaschen aus meinem Kaufmannsladen. Mein Gott, wie lange ist das denn her… ? Sie ist geschützt durch eine runde Pappschachtel. Elegant in weiß, wie der Flakon selbst. Jeder Duft aus der Serie hat seine eigene Farbe. Aneinandergereiht macht das sicher etwas her.

Der Sprüher ist wertig und ich trage den Duft auf meiner Haut auf. Leider mache ich den Fehler schon nach fünf Sekunden eine tiefe Nase einzuatmen und ziehe den Kopf sofort zurück. Ein ordentliches Stechen durchzieht mich. Exakt dieselbe Reaktion und auch Duft, wie durch die ätherischen Öle der Flavedoschicht einer Mandarinenschale verursacht, wenn leichte Spritzer einen treffen. Ich lasse dem Duft etwas Zeit.

Jetzt entfaltet sich der klare Bergbach auf dem Planeten Nepenthe und ich finde der Name hätte mindestens genauso gut gepasst. Unschwer zu erkennen, dass ich gestern wieder Captain Picard auf einer Streaming Plattform besucht habe und wenn es Duftkino geben würde, so und nicht anders hätte es gerochen. Neben dem Bergbach wachsen Johannesbeersträucher, allerlei Hölzer und etwas weiter kann man Zitronen- und Mandarinenhaine sehen. Ein leichter, frischer Wind trägt den Duft der blühenden Organgenbäume herüber und am Berghang gedeiht der grüne Tee. Ich beuge mich hinunter zum Wasser, trinke und fühle mich wie neu geboren.

Hier verweile ich und werde Diener von Nepenthe und meinen Träumen.

SIEHE SIE WARF IN DEN BACH, WOVON ICH TRANK, EIN MITTEL
GEGEN KUMMER UND GROLL UND ALLER LEIDEN GEDÄCHTNIS.
KOSTE ICH DAS WASSER, MIT DIESER WÜRZE GEMISCHT;
DANN BENETZET DER TAG MIR KEINE TRÄNE DIE WANGEN.

Ich wache auf und der Duft ist immer noch präsent, jetzt kommen stärker die wärmeren, holzigeren Töne durch und bilden eine mystische Aura an den Ausläufern der Silver Mountains.

Mir ist es ein Rätzel, wie man diesen Duft für das kleine Geld so erschaffen kann. Sicher befindet sich dieser Duft auf Augenhöhe mit dem vielgelobten Club de Nuit Sillage und in Schlagdistanz mit dem Meister himself von Creed.

Und Jean-Luc Picard verabschiedet sich von mir mit den Worten.
Seize the time... Live now! Make now always the most precious time. Now will never come again.
1 Antwort
Anor8k vor 2 Jahren 2
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
What About Oud for 540
I)
Ich bin vollkommen relaxt. Schließlich habe ich Urlaub und bin beim surfen. Eines meiner liebsten Hobbies. Ich bin auf Hawaii am Ehukai Beach oder am Praia do Norte Nazaré in Portugal mit anschließenden Smoked Rump Steak Carpaccio und 1, 2, 3 Cocktails im A Fornalha. Na ja, fast. Ich sitze an meinem Notebook und blättere mich durch die Angebote bei ebay...

Halt Stop! Sakura Earth. Cooler Flakon. Meine Tochter fährt auf Mangas ab und alles was aus Japan kommt. Sehr günstig und noch 15 % Rabatt heute. Click. Da ist er wieder der alte Jäger im Menschen. Was hat der Shop noch so? Cuba Wild Heart, soll ja riechen wie Millésime Impérial. Muss ich auch ausprobieren. Click in den Shopping Cart. Und das jetzt? Clio pour Homme von Lé Chameau. Noch nie etwas von gehört. Im ganzen Netz ist nichts darüber zu finden. Nur eine Seite mit .az. Aha!? 32,90 soll das dort kosten. Wohlgemerkt sind das aserbaidschanische Manats, wie ich mit Hilfe von google herausfinde. Da ist das Angebot -15% ja kein schlechter Deal. Click.

II)
Dann stand es vor mir. Ich blättere den Inhalt vorsichtig aus der Verpackung. Sieht genauso aus, wie auf dem Bild bei parfumo. Der Flakon ist aus schwerem Glas, die Hülle aus Plastik, eine goldene Flüssigkeit imitierend, die seitlich an einem Schieferquader herunterschmilzt. Ich ziehe die Hülle ab. Gibt es doch nicht. Tatsächlich ist der Verschluss magnetisch. Abgezogen sieht der Flakon aus, wie das um 90° versetzte Empire State Building. Zufall? Eher nicht.

Der erste Sprüher auf die Haut, parallel auf einen Teststreifen. Puhhh... Sehr alkoholisch, fast schon Nagellack, bleibt 2, 3 Minuten sehr synthetisch. Dann ist der Apfel und das Safran sehr präsent. Und das bleibt auch so. Nach 10 bis 15 Minuten kommt langsam das Oud und der Zimt durch, übernimmt aber nicht. Viel später kommt die Vanille und das Leder hinzu und rundet damit den Apfel und das Safran ab. Insgesamt ist das für mich ein gourmandig-süß-fruchtiger Duft mit orientalischen Wurzeln.

Meine Imagination ist die eines gelungenen Potpourri aus drei Düften. Man nimmt das Safran aus Baccarat Rouge 540 , den Apfel aus What about Adam und das Oud aus Oud for Greatness und bekommt What About Oud for 540 oder kurz Clio pour Homme.

Haltbarkeit und Sillage sind sehr ordentlich. Ich rieche den Duft immer noch bequem 7-8 Stunden an meiner Haut und zwei Tage in meinen Klamotten. Also Vorsicht! Wer 5x sprüht bleibt länger allein, hat aber womöglich nach hinten raus den längeren Atem.

Zusammengefasst ist der Duft keine komplexe Geschichtenerzählung. Er sagt gleich am Anfang, was er ist und was er vor hat zu bleiben. Er surft auf dem Hype des Safrans und ist ein unentdeckter Held im Schatten seiner Muse und ein absolutes Preismonster. Wer also beim surfen oder anderswo dieser Clio begegnet, sollte unbedingt zuschlagen. Click.
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