Aromantica

Aromantica

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1 - 5 von 10
Aromantica vor 4 Jahren 12 3
8
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der private Jet oder wie man ein Kunstwerk richtig aufträgt
Nein, es ist nicht die Business Class. Es ist auch nicht die First Class. Es ist der private Jet. Wirklich. Vorab, vielen Dank an Voluptatem, der das so appetitlich beschrieben hat. Drei Jahre ist das jetzt her, dass ich deswegen in die Parfumerie gestapft bin, wild entschlossen, diesen Duft kennenzulernen. Und das war Liebe auf den ersten Blick. Es ist schon richtig, den Anfang macht eine voll im Saft stehende Zeder. Bei unbedarfter Dosierung kann das schon mal in einem Schlag ausarten - einmal nicht aufgepasst und man kriegt die kraftstrotzdenden jungen Äste volle Kanne ins Gesicht. Heute weiss ich, das geht auch anders. Jedenfalls, der Schluss ist göttlich. Auch wenn mein innerer Schwabe rebelliert hat, irgendwann kam die Buddel hier an. Besondere Geschenke für besonders liebgewonnene, einzigartige Menschen, denen man am liebsten die Welt zu Füssen legen möchte. Getestet habe ich ihn ja, um ihn zu verschenken. Nur hatte die Verkäuferin mir den Probeschuss auf das Handgelenk gegeben, an dem ich zu dieser Zeit immer ein ledernes Armband getragen habe. Der kleinste Windstoss hat gereicht und schon war er wieder da - der private Jet. Am Anfang wäre ich nie und nimmer auf die Idee gekommen, dass er noch immer in diesem Armband steckt. Ich habe schon Firmen verdächtigt, ihre Klimaanlagen mit besonders erlesenen CI Düften anzureichern. Bis irgendwann der Groschen gefallen ist. So stand ich wieder in der Parfumerie, um dem Royal Oud schmachtende Blicke zuzuwerfen. Eine sehr liebe Verkäuferin hat es nicht mehr mitansehen können und mir ein leeres Probeplastikröhrchen am Testflakon abgefüllt. Dieses Fläschchen hat mich zwei Jahre lang überall hinbegleitet, vor allem in Situationen, in denen ich eine Extraportion Selbstsicherheit gebrauchen konnte, und auch in besonders schönen Momenten musste ich ihn manchmal einfach an meiner Seite haben. Und manchmal als Trostspender. Mutmacher. Weltverbesserer. Wunderheiler. Je nachdem. Durch die winzigen Sprühmengen war bis vor kurzem noch ein kleiner Rest in dem Röhrchen. Bis ich ins Flugzeug gestiegen bin, dorthin, wo der grosse Flacon steht, den ich damals verschenkt habe. Was hatte ich mich auf diese Reise gefreut, seinen Besitzer wiederzusehen. Nur fing es irgendwann aus meinem Koffer an, sehr intensiv zu duften. Ja, mein treuer Begleiter lag in zwei Teilen im Seitenfach und hatte die letzten Milliliter des liquiden Mittels in meinen Koffer abgegeben. Irgendwann war klar, dass ich jetzt auch so ein Fläschchen brauche. Ein grosses :) Royal Oud macht schließlich auch als Damenduft eine gute Figur, zumindest konnte ich in seiner Begleitung schon die verschiedensten Situationen meistern. Nur, als der grosse Flacon dann da war, wurde mir eines klar: Es gibt Düfte, die sind wahre Lehrmeister der Sparsamkeit. Und damit meine ich nicht, dass der Duft aus der Originalflasche schlechter ist als aus dem Plastik. Aber so ein grosser Flacon gibt auch viel stärkere Sprühstösse ab. Und da kann einen die Zeder am Anfang schon mal schön aus den Latschen hauen. Seitdem mir das bewusst ist, nehme ich meistens das goldene Deckelchen über dem Sprühschlauch ab und nehme mir nur ein Tröpfchen. Eine Schüttflasche wäre optimal. Aber für jeden, dem der Anfang zu stark ist, könnte das eine echte Option sein ;)

Royal Oud ist kein Duft, der sich in den Mittelpunkt brüllen muss. Ob das nun Oud ist, oder die ganze Kombination, ich weiß es nicht. Er fasziniert. Inspiriert. Man mag ihn. Weil er so ist. Und er bleibt, die ganze Nacht. Bis zum Morgen.
3 Antworten
Aromantica vor 6 Jahren 16 8
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Meine kleine Nomadin
Also eine Süße bist du nicht, kleine Nomadin... zuerst war ich mir nicht ganz sicher, ob es dir bei mir gefallen würde, neben meiner neuen Carolina Herrera vom Flughafen, die so ganz anders ist als du es bist. Unnötiger Ballast wären sie in deinen Augen, die High Heels aus dem Hause Herrera. Du würdest ohne sie weiterziehen, anmutig wie eine Gazelle. Denn du bist ein Mädchen der Wüste, inmitten der Dünen stehst du auf deinen nackten Fußsohlen. Du tanzt im wirbelnden Sand, im Takt der Trommeln, abends am Lagerfeuer. Einige Zeit ist vergangen, seit deine Karawane die Oase verlassen hat. Die schönsten Blüten hast du mitgenommen, auf deiner lange Reise, tief unten in deinen Taschen. Deine wirbelnden Schleier verbreiten ihren Duft zum Klang der Oud, vermischen sich mit dem Minztee nach dem Rezept von Oum Souhail, der mit den zwei Scheiben getrockneter Zitrusfrüchte. Hinaus in die Nacht der Wüste, wo es nichts gibt als den Sand, vor dem deine Tücher Dich schützen. Und über Dir sind nur die Sterne. Ihnen gilt dein Vertrauen, sie helfen dir, deinen Weg zu finden. Denn du weißt, wo du hinwillst. Niemand kann Dich halten, wenn Du es nicht willst. Stolz und frei bist Du, wie der wilde Hengst, der Dich begleitet. Nicht nur die Tiere, auch die Menschen schätzen deine Gesellschaft. Schon oft hast du ihnen den Weg gezeigt, wenn keiner mehr wusste, wohin. Nachts hast du die Sterne um Rat gefragt und den anderen Geschichten erzählt, bis zum Morgen. Wer dein Lehrer gewesen sei, wurdest du oft gefragt. Und nie hast du es ihnen erzählt, dass es deine eigenen Geschichten waren, die ihnen Zuversicht gegeben haben, auf ihrer Odyssee. Einmal hast du einer Expedition den Weg gezeigt. Mit ihrem SUV waren sie nicht mehr weitergekommen. Zum Abschied hatte dir einer der Männer eine Sandrose überreicht, die er in der Stadt gekauft hatte. In deinem Leben hattest du schon einige dieser bizarren Formationen gesehen, aber diese trägst du als Amulett um den Hals. Der Fremde hatte schöne Augen. Danke hatte er gesagt, sonst nichts. Wo er jetzt wohl ist? Dubai? Europa? Amerika? Wenn die Sterne es wollen, wirst du es eines Tages erfahren.
8 Antworten
Aromantica vor 6 Jahren 8 1
7
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
(B)elle.
Sie beginnt mit kalabresischem Charisma. Leuchtende, strahlende Zitrusakkorde, nicht scharf, fast mandarinenartig, bilden den Auftakt eines Meisterwerks. Ein Strahlen in ihren Augen. Irisblau. Ein Hauch von Zimt schwebt über der temperierten Lobby. Der Duft frisch geduschter Haut. Sonnencreme. Die Tür nach draußen öffnet sich, der Sommerwind trägt das Aroma von Thymian aus dem Garten an ihren Tisch. Am Nebentisch steht eine Schale mit Obst. Sie nimmt sich eine Birne und geht zurück zu ihrem Notebook. Das Staccato ihrer Absätze erfüllt den weitläufigen, lichtdurchfluteten Saal. Dieses Leben, ihr Leben, es ist so wunderbar. Auf dem Tisch stehen frische Blumen. Weiße, duftende Blumen, gerade aufgeblüht. Ihr Blick fällt auf den schwarzen Docht der Kerze, die daneben steht. Der Raum hatte so feierlich ausgesehen am vergangenen Abend. Im Spiegel an der Decke sieht sie eine junge Dame, einen Notebook, ein Smartphone, gepflegte, sorgfältig manikürte Hände, emsig tippende Finger, eine Tasse Jasmintee. Der durchscheinende Stoff ihrer Bluse erinnert an die aufgehende Sonne, ihr dunkles, fließendes Haar verdeckt fast die kleinen, funkelnden Steine an ihren Ohrläppchen und an der silbernen Kette um ihren Hals. Sie wirkt gelassen, in sich ruhend. Noch einmal öffnet sich die Tür nach draußen. Sie hebt den Blick. Eine Gruppe, Frauen, Männer, ungefähr ein Dutzend. Sie kennt sie nicht. Respektvolles Kopfnicken in ihre Richtung. Sie lächelt ihnen zu. Einer der Neuankömmlinge bekommt einen Anruf. Eine Zornesfalte auf seiner Stirn. Er schreit in sein Telefon, in einer Sprache, die sie nicht versteht. Sie sucht seinen Blick. Freundlich. Versöhnlich. Die Falte auf seiner Stirn verschwindet. Etwas ruhiger beendet er sein Gespräch. Sie widmet sich wieder ihrem Notebook. Ihr Smartphone vibriert. Zweimal lang. Das Display leuchtet auf. Ein Augenpaar leuchtet ihr entgegen. Dunkler Bernstein. Sie lächelt und schaut noch einmal zum Spiegel. Nie zuvor war sie so glücklich. Ihr Lächeln. Ein Strahlen, das den ganzen, großen Raum zu erfüllen scheint. Ein Duft. Vanille. Kekse. Vermutlich aus der Küche. Eine Seite nach der anderen füllt sie mit ihren Gedanken, ihren Ideen. Noch einmal vibriert das Smartphone. Nur einmal. Eine Nachricht, den Absender kennt sie aus der Arbeit. "Hey, hast du heute Abend Zeit für mich? Ich würde dich so gerne näher kennen lernen. Es gibt ein schönes Restaurant in meiner Nähe." Sie hebt die Augenbrauen und sendet eine kurze Antwort. "Ich habe bereits jemanden gefunden, für den ich jeden anderen verlassen würde. Es tut mir leid." Der Duft aus der Küche ist stärker geworden. Kirschkuchen. Früher hat sie viel Zeit in der Küche verbracht. Noch immer liebt sie es, erst auf dem Markt zu überlegen, was sie gerne zum Abendessen hätte, und danach den ganzen Abend am Herd zu stehen und sich an Aromen, Gewürzen und guter Musik zu erfreuen, mitzusingen, zu tanzen. Nur kommt sie immer seltener dazu. Wieder öffnet sich die Tür. Wieder eine Gruppe Neuankömmlinge. Ein Herr mittleren Alters in einem maßgeschneiderten Anzug, ein jüngerer im hellblauen Hemd, eine Dame im roten Kostüm. Ob sie wohl nett sind? Rot. Ihre Lieblingsfarbe, seit sie denken kann. Erinnerungen an eine ganz andere Zeit. Sie lächelt. Noch einmal schaut sie nach oben. Welches Journal war es, in dem sie gelesen hat, dass man rote Unterwäsche unter heller Kleidung nicht sehen würde? Auch dieses kleine stilistische Malheur lässt sie unter ihren Haaren verschwinden. Ein Grinsen umspielt ihre Mundwinkel. Rot. Ein bisschen Aberglaube muss sein. Wieder vibriert das Handy. Zweimal. Sie würde für ihn durch die Hölle gehen und das nicht nur einmal, das ist sicher. Zeit, den Posteingang zu auf Nachrichten zu überprüfen. Natürlich ist er voll, aber das macht nichts. Kein Problem ohne Lösung. Auf dem Tisch steht die fünfte Tasse Jasmintee neben einem Gruß aus der Küche, der den Duft von warmer Vanille verströmt. Noch einmal setzt sie sich aufrecht hin, um die letzten Themen für diesen Tag zu bearbeiten. Ein letzter Punkt, dann nimmt sie den Notebook und geht hinaus. Es ist früher Abend. Der Boden unter ihren Füßen ist noch warm. Aus den Fenstern kommt der Duft verschiedener Duschzusätze, der sich mit den Aromen aus der Küche mischen. Aus ihrer Tasche dringt der Vibrationsalarm des Smartphones, zweimal. Höchste Zeit, die Business Lady abzulegen. Sie lächelt und läuft. Ihr Leben - sie liebt es.
1 Antwort
Aromantica vor 6 Jahren 9
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Layering
Versöhnlich, warm, teeartig-fruchtig. Für mich ist der Hauch einer Rose und der Anklang der gerne als Gin bezeichneten Wacholder-Mint-Ouzo-Note dabei. Er hat zwar keine besonders abgestuften Nuancen, aber eignet sich hervorragend, um sachliche Düfte etwas wärmer zu machen. Kopfschmerzen bekomme ich von ihm überhaupt nicht.
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Aromantica vor 6 Jahren
Chocolove
Ich konnte meine Instinkte mal wieder nicht bremsen und habe mir einen Schuss genehmigt. Dem frischen Gin/Wacholder folgt - die Sünde. Die süße Versuchung gehaltvoller Sinnesfreuden, kumulierte Kilokalorien im fünfstelligen Bereich. Glücklicherweise scheint das nur bei mir so zu sein - frau will schließlich mehr als Ferrero-Küsschen.
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