Asasello

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Asasello vor 4 Jahren 8 5
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Duft
Spektakuläre Stille?!
Ich will diesen Duft kommentieren, obwohl es mir sehr schwer fällt. Schwer deshalb, weil ich, nachdem ich ihn getestet habe, eine Beschreibung von diesem Duft im Netz gelesen habe, die nahezu haargenau wiedergibt, wie ich diesen Duft wahrnehme. Ich könnte mithin hier den Link einstellen und ein kurzes Statement abgeben. Eine andere Möglichkeit bestünde in einem Plagiat. Copy and paste... Eine dritte Variante läge wohl darin, die Beschreibung mit Quellenverweis zu zitieren. Ich habe mich für eine vierte Variante entschieden und versuche es mit eigenen Worten, wenngleich ich zum wiederholten Male voranstellen muss, dass meine Nase nach wie vor zu wenig geschult ist, ein verlässliches Urteil zu fällen. Doch zuweilen besteht der Reiz doch gerade in der Unvollkommenheit. "Drum frisch ans Werk":

Es handelt sich um einen sehr geschmeidigen, überaus angenehmen Duft, der seine Trägerin oder seinen Träger - ja, er ist wirklich unisex - umhüllt, umschmeichelt. Damit ist auch gleich der Punkt angesprochen, der (neben dem Preis) möglicherweise dazu führt, dass er nicht allzu viele Anhänger finden wird. Er hat nicht wirklich Ecken und Kanten, es ist ein runder, ein abgerundeter Duft, noch dazu mit nicht allzu viel Strahlkraft. Die Silage ist zurückhaltend, ein stiller Duft also, aber das muss kein Nachteil sein. Ich gebe zu, dass ich eher ein Anhänger der Düfte bin, die deutlich wahrzunehmen sind und nicht ständig nachgesprüht werden müssen. Bei dem aufgerufenen Preis von 190 € für 100 ml sollte man schon Einiges an Projektion erwarten dürfen. Doch dies ist hier nicht der Fall. Dennoch vage ich zu behaupten, dass dies dem Duft gut tut. Mehr Silage wäre wohl zu viel. Sie zerstörte gewiss die Feinabstimmung der Duftnoten. Und genau dies ist es, was mir an diesem Parfüm so sehr zusagt, besonders gefällt: die Abstimmung der einzelnen Duftnoten. Es scheint alles im rechten Maß vorhanden und miteinander verwoben zu sein. Ein ausgesprochen gut ausbalancierter Duft. So stört es auch nicht, dass der Duft (oder besser: das Duftgemenge) keine größere Entwicklung nimmt. Er wirkt gleichwohl nicht zu linear, denn seine Duftnoten changieren und verhindern so, dass man dieses Duftes überdrüssig wird. Er erscheint mir zu jeder Zeit gefällig. Leicht süßlich und doch nie zu süß, da die Süße eingefangen wird von einer dezenten Spritzigkeit, vermutlich dem Ingwer zu verdanken, vielleicht auch dem roten Pfeffer. Auch die durchaus vorhandene Kratzigkeit wird immer wieder eingefangen von einer wohltuenden balsamischen Cremigkeit. Diese Eigenschaft des Changierens der Duftnoten haben - wie ich finde - nicht viele Parfüms. Ich schätze sie sehr, denn dies verhindert, dass ein Duft zu erdrückend wirkt, was insbesondere bei süßlichen Düften der Fall sein kann.

Schön an diesem Parfüm ist auch, dass es länger hält, als man bei der sehr distinguierten Silage glauben könnte. So ist es mir im Lauf des Testtages häufig so ergangen, dass sich der Duft, kaum verloren geglaubt, immer wieder mit einem leichten Hauch zurückgemeldet und seine Präsenz bekundet hat. Gewissermaßen verleiht der Duft sogar eine Aura, die dezent im Raum stehen bleibt, wenn man sich darin lang genug aufhält, und die sich gelegentlich in Erinnerung ruft.

Was die einzelnen Duftnoten anbelangt, die in der Pyramide aufgelistet sind, so meine ich, dass sie alle von Beginn an wahrzunehmen sind und auch bis zum Ende bleiben. Auch der Tabak, der - wie sich aus den bisherigen Statements ergibt - nicht von allen wahrgenommen wird, durchzieht m.E. von Beginn an auf sehr subtile Weise diese Duftkomposition. Einzig das Oud ist gut versteckt oder so zahm, dass es nur unterschwellig wirkt. Ein Duft also, dessen Test auch Oud-Vermeider nicht aus dem Weg gehen müssen.

Was gibt es noch zu sagen?! Nun, ich hatte zunächst vor, diesen Duft als gut gemacht, aber "unspektakulär" zu bezeichnen, weil ich dies - aus einem Statement aufgeschnappt - für durchaus zutreffend hielt. Ein Duft, der einem bekannt vorkommt, ohne Alleinstellungsmerkmal, aber durchaus gut gemacht und qualitativ wohl hochwertig. Doch ich scheue mich davor, denn zunehmend reift in mir die Überzeugung, dass es wenige Düfte gibt, die so gut abgestimmt sind. Dies macht ihn trotz seiner Zurückgenommenheit (womöglich aber auch gerade deswegen) durchaus spektakulär. Manche würden ihn vielleicht auch als "Kuschelduft" bezeichnen, als "umarmend", was wohl zutreffen dürfte und doch wiederum nicht, weil er durchaus mehr als dies zu bieten hat.

Dieser Duft erscheint mir als Ausdruck einer gelassenen Selbtsgewissheit, einer sanften inneren Stärke oder eines starken Sanftmutes. (Gibt es so etwas überhaupt?!) Doch bin ich mir darüber im Klaren, dass dies möglicherweise nur eine Momentaufnahme ist. Ich kann nicht ausschließen, dass ich mit einigem zeitlichen Abstand anders empfinden werde, denn so ist es mir schon oft ergangen. Daher bin ich mir noch nicht sicher, ob das Parfüm bei mir einziehen wird. Es scheint ohnehin eher für die kühleren Jahreszeiten geeignet, deren Ende doch absehbar ist. Ich denke, ich werde es im Spätsommer noch einmal testen, um zu sehen, ob es ein Kaufkandidat für den kommenden Herbst/Winter ist, auch wenn es bereits auf meiner Wunschliste steht.

Für alle, die eine viel bessere Duftbeschreibung lesen möchten und noch mehr Hintergründe über diesen und andere Welton-Düfte erfahren wollen, sei folgender Link empfohlen:

https://www.alzd.de/2019/03/17/welton-london-secret-amber-iconic-amber-oud/

oder ganz allgemein:

https://www.alzd.de/tag/welton-london/

5 Antworten
Asasello vor 4 Jahren 11 3
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Duft
Die edle Rose von Jiménez
Das wird nur ein Kurzkommentar und auch nur, weil ich einen Gedanken loswerden wollte, ach was, loswerden musste!

Es war ein Gedicht, das mir wieder einfiel, als ich diesen Duft das erste Mal einsog. Ein Gedicht, an dessen genauen Wortlaut ich mich zunächst nicht mehr erinnerte, aber ein wenig hatte ich noch dessen Sinn im Geiste und seine Melodie im Ohr. Noir de Noir rief die Erinnerung daran wieder wach. Ich kann nicht sagen warum, aber irgendwie scheint es mir, mit diesem Duft etwas zu tun zu haben. Ich wusste immerhin noch, von wem das Gedicht war und wo das kleine Büchlein in meinem Bücherschrank steckte. So danke ich Tom Ford für diese Assoziation.

Zum Duft selbst will ich gar nicht mehr viel sagen, auch wenn ich damit gegen alle Richtlinien zum Verfassen von Parfumkommentaren verstoße. Zu ihm ist schon so viel gesagt, noch dazu in allen erdenklichen Facetten. Jede weitere Beschreibung erscheint mir überflüssig. Nur ein wenig Selbstreflexion:

Ich finde diese Komposition großartig und es scheint, dass die Rose und ich doch noch Freunde werden könnten. Was mit Santal Royal noch ganz zurückhaltend begann, sich mit dem Drydown von Trussardi Uomo (in der Vintageversion - ein herrlicher Duft) fortsetzte, findet nunmehr seinen vorläufigen Höhepunkt. Auch wenn es nach wie vor noch viele Rosendüfte gibt, die ich verschmähe, dieser hier ist einfach toll. Ich kann allerdings nichts Dunkles an dieser Rose erkennen. Es ist aber fürwahr eine ganz edle Rose, wunderbar eingebettet in Patchouli und Vanille, perfekt abgestimmt...

So! Damit Ihr selbst urteilen könnt, ob meine Gedichtassoziation auch nur annähernd etwas mit diesem Parfum zu tun haben könnte, gebe ich es hier am Ende wieder. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein glückliches und sorgenfreies Jahr 2020.


ICH ENTBLÄTTERE DICH WIE EINE ROSE,
um deine Seele zu erblicken,
und ich sah sie nicht.

Aber alles rund herum
- Horizonte der Länder und Meere -
alles, bis ins Unendliche
wurde von einem
durchdringenden Duft erfüllt.

(Juan Ramón Jiménez)

3 Antworten
Asasello vor 5 Jahren 10 4
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Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Was kunstvolle Rauchschwaden mit Freiheit und Sklaverei zu tun haben...
Ein spannender Duft, der mich ratlos macht. Es handelt sich hier wohl um echte Niche. Ein Duft, der die Meisterschaft seines Schöpfers erkennen lässt, der gleichwohl sehr eigenwillig ist. Doch vielleicht beginne ich mit ein wenig Hintergrund.

Ma Nishtana ist einer von drei Düften der neuen Serie Gods & Monsters des Parfumkünstlers, ja so will ich ihn nennen, denn ein Künstler ist er wahrlich, also des Parfumkünstlers Prin Lomros unter dem Label Parfum Prissana, das - soweit ich richtig informiert bin - nach seiner Schwester benannt sein soll. Neben Ma Nishtana gehören zu dieser Serie NESNÁS QAREEN und MANDARAVA, die hier bereits sehr eindrucksvoll und gleichsam poetisch wie kenntnisreich von Can777 vorgestellt worden sind. Seine hypnotisierende Beschreibung von Nesnás Qareen hat mich dazu veranlasst, nach diesen Düften zu suchen, zumal Parfum Prissana wohl nur über das Internet zu erwerben ist. Es ging mir eigentlich nur darum, vielleicht die eine oder andere Probe zu erstehen. Bei der Suche nach den Düften habe ich mich allerdings im Internet verloren und letztlich zu fortgeschrittener Stunde, es muss zwischen 3 und 4 Uhr morgens gewesen sein - nun, ich bin wohl ein wenig verrückt - diverse Düfte bestellt, darunter Proben und auch einen Flakon von MA NISHTANA.

Ma Nishtana, so heißt es auf der Internetseite von Parfum Prissana, seien die ersten zwei Worte einer Phrase, die laute: "Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?"

Mit der poetischen Kraft und Kreativität eines Can777 könnte man gewiss um diese Worte eine Verbindung zu diesem Duft herstellen. Allein mir fehlen all diese Fähigkeiten, weshalb ich es bei einer nüchternen Betrachtung belassen will und die Kunst jenen überlassen möchte, die sie beherrschen, denn Kunst kommt meines Erachtens nach wie vor von Können, auch wenn so manches "Kunstwerk" der Neuzeit mich an dieser Überzeugung zweifeln lässt.

Doch bevor ich in kunsttheoretische Betrachtungen abgleite, vielleicht noch ein Letztes zum Hintergrund der Worte "Ma nishtana": Wikipedia lehrt mich, dass es sich wohl um eine jüdische Tradition handele. Am Vorabend des jüdischen Pessachfestes, während des festlichen Abendessens, werde eines der berühmten Lieder aus der Haggada gesungen. Das jüngste Mitglied am Tisch stelle "die vier Fragen", die mit den Worten begännen "Ma nishtana..." ("Was unterscheidet..."). Der Text sei ein Teil des Maggid, der Erzählung vom Exodus, dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Die Fragen sollen dabei vor allem die Kinder zum Nachdenken anregen über den Unterschied von Sklaverei und Freiheit. Ein - wie ich finde - nach wie vor brandaktuelles Thema in Zeiten, da selbst hier in Deutschland es vermehrt Menschen gibt, die sich offenbar die Sklaverei ersehnen oder sich schlicht nicht darüber im Klaren sind, dass vermeintlicher "Protest" bei einer Wahl auch ein Weg in die Sklaverei sein kann.

Doch halt! Wie immer schweife ich ab, noch dazu ins Politische... Ich bitte um Nachsicht und darum, wieder ansetzen zu dürfen:

Es geht also darum, den Übergang von der Sklaverei zur Freiheit zu feiern und zu verstehen, dass das Fragen, das In-Frage-Stellen bereits ein essentieller Teil der Freiheit ist, denn Sklaven dürften keine Fragen stellen. Ein Sinn des Passahfestes bestehe wohl darin, von seinen inneren Zwängen befreit zu werden. Dabei handele sich wohl auch um eine spirituelle Suche.

Was hat das nun alles mit dem Duft zu tun? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht, aber es ist eine schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Wenn ein Parfum - oder besser: dessen Bezeichnung - das schafft, dann ist sein Name schon einmal gut gewählt.

Doch nun endlich zum Duft. Doch erneut stoße ich an meine Grenzen. Aber einmal begonnen, soll dieser Versuch einer Beschreibung zu Ende geführt werden.

Im Auftakt rieche ich Rauch, Rauchschwaden, ich fühle mich in eine Köhlerhütte versetzt. Meine Frau meint, es rieche wie geräucherter Speck, und zugegebenermaßen kann ich diesen Eindruck nicht ganz von der Hand weisen. Im Hintergrund sind aber schon Anklänge der weiteren Entwicklung dieses Duftes zu erahnen. Safran, meine ich zu vernehmen, und eine Antizipation all jener Ingredienzien, die auch hier auf Parfumo aufgeführt sind. Doch ist der Räucheraspekt zunächst so dominant, dass sich es bis dahin nur um eine vage, ja, Hoffnung, will ich es nennen, handelt.

Tatsächlich, nach 2, womöglich auch 3, Stunden legt sich der Rauch und verwandelt sich in etwas Floral-Würziges, das ich nicht zu beschreiben vermag. Es ist, wie Jakobolino es formuliert hat, ein Korb voller Düfte, die harmonisch miteinander verwoben sind. Solch ein Duft ist mir bisher nicht untergekommen. Der Rauch indes, der Rauch verschwindet nie ganz, er bleibt immer da. Aber das ist auch authentisch, denn wer einmal in einer Räucherstube war, weiß, dass er diesen Geruch nicht so schnell aus der Nase und schon gar nicht aus der Kleidung bekommt.

Ich muss diesen Duft als Parfumkunstwerk anerkennen. Es scheint mir, eine meisterhafte Komposition zu sein. Doch kann man solch einen Duft tragen?! Gewiss, mit einem Faible für Niche und einem gesunden Maß an Selbstvertrauen! An Ersterem fehlt es mir nicht, am Zweiten...hmm. Diese Entscheidung wurde mir abgenommen. Meine Frau zeigt mir die dunkelrote Karte. Sie mag keinen "Speck am Brett" und da sie schon einige Düfte von mir duldet, die ihr nicht zusagen, so darf dieser Flakon weiterziehen, auch wenn sein Inhalt meines Erachtens schon etwas Besonderes, will sagen: nicht Alltägliches, ist, für ein Parfüm jedenfalls.
4 Antworten
Asasello vor 5 Jahren 9 3
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Ein eigentlich überflüssiger Kommentar, aber dennoch
will ich ein paar Worte zu diesem bereits viel beschriebenen Duft - ja, wahrscheinlich ist er sogar bereits "ausgeschrieben", denn es ist alles Essenzielle gesagt - verlieren, sei es auch nur, um mir selbst darüber klar zu werden, warum mich dieser Duft einnimmt. Doch halt! "Einnehmen" mag nicht der treffende Begriff sein, denn er verheißt zuviel, vielleicht sollte ich es bei dem Wort "gefallen" belassen, denn das scheint mir meinem Verhältnis zu Santal Royal näher zu kommen.

Was ist das nur?! Rosendüfte hatte ich bereits abgeschrieben, weil mir die Rose oft zu dominant und nach einer Weile meist auch zu nervig wird; auch einige edle Rosen-Oud-Kombinationen konnten mich nicht wirklich überzeugen, dabei mag ich Oud (sehr zum Leidwesen meiner Frau). Doch nach dem Kommentar eines von mir sehr geschätzten Parfumistos wollte ich diesem Duft eine Chance geben und ich muss sagen, dass ich Santal Royal etwas abgewinnen kann, mit zunehmender Zeit zudem immer mehr.

In der Tat handelt es sich hier um ein Parfum, dem ich gerne die Zeit gebe, die es auch braucht, um sich in seiner ganzen Schönheit zu entfalten. Es ist wie ein junger Wein, den man noch gar nicht trinken sollte, wollte man in Weinkennerkreisen nicht als "Kindermörder" gelten. Lässt man ihn aber lange genug offen, so macht er in ein paar Stunden, zuweilen auch erst in Tagen, eine Entwicklung durch, die er sonst nur in der geschlossenen Flasche im Laufe von ein bis zwei, gelegentlich auch drei oder gar mehr Jahren durchmachen würde. Doch ich schweife ab...

Tage braucht Santal Royal naturgemäß nicht, um sich zu entfalten, seine wahre Qualität offenbart er aber schon (oder muss es heißen: erst?) nach Stunden, denn dann ist gezähmtes Oud und auch Sandelholz deutlich wahrnehmar. Deutlich meint hier aber in einer sehr angenehmen Art und Weise. Von Sandelholz bemerkte ich zunächst lange nichts. Eine Ahnung von Oud war demgegenüber bereits nach kurzer Zeit da, bis sie mit zunehmender Zeit zur Gewissheit wurde. Mithin, der Duft verändert sich, ohne freilich sein Herz, die Rose, zu verlieren. Genau das aber ist es, was mich, der ich Rose gar nicht so sehr mag, Staunen macht. Die Rose ist nach meinem Dafürhalten von Anfang bis Ende präsent, und zwar sehr deutlich, zugleich aber auch zurückhaltend genug, um nie aufdringlich zu wirken. Sie gibt der Duftkomposition eine Struktur, beim Wein würde man wohl von dem Tanningerüst sprechen. Zwar bin ich noch lange nicht bekehrt, was die Rose anbelangt, doch dieser Duft hat so einiges mehr zu bieten, denn die Rose wird begleitet von so einigen anderen Trabanten, von denen ich die beiden bereits Erwähnten ganz deutlich ausmachen kann, aber auch andere, ohne sie indes genau identifzieren zu können. Zum Ende hin meine ich, Anklänge an andere mir bekannte Düfte zu erkennen. Oud Royal von Creed fällt mir ein, während Santal Royal aber komplexer erscheint. Auch TFs Oud Wood klopft an die Tür. Es dürfte dieses warme gezähmte Oud sein, was an diese beiden Cousins von Santal Royal erinnert.

Was will ich mit alle diesen Worten sagen?! Ich fürchte, es gelingt mir nicht so recht... Um es auf den Punkt zu bringen: Santal Royal, so entäuscht auch einige von diesem Duft sein mögen, wenn sie ihn an älteren Guerlaingrößen messen, so sehr will ich doch aus Sicht der Neuzeit eine Lanze für ihn brechen. Es ist für mich zwar kein Duft, der laut seine Anwesenheit bekundet, auch kein solcher, der mich sofort für sich einnimmt, der sich aber mit zunehmender Zeit als eine Komposition im ureigensten Sinne entpuppt und zeigt, dass sein Schöpfer sein Kunsthandwerk beherrscht.

Vielleicht noch ein zusammenfassender Satz: Ich bin in einem gewissen Maße fasziniert, ohne zugleich enthusiastisch zu sein, fühle mich aber darin bestätigt, dass mein neues Hobby, meine entdeckte Duftleidenschaft, eine ganz vorzügliche Angelegenheit ist. In diesem Sinne soll auch dieser Kommentar lediglich ein Plädoyer für die Duftkunst und das Gewähren von Zeit sein.
3 Antworten
Asasello vor 5 Jahren 1
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Keine echte Duftbeschreibung, vielmehr philosophische Betrachtungen zum Ritter und zum Pferd...
Ich habe eine Weile überlegt, ob ich einen Kommentar zu L'Aventure Knight schreibe, weil ich vielleicht meinem eigenen Geruchssinn nicht so ganz über den Weg traue und bisher in den Kommentaren und Statements die von mir wahrgenommene Note anscheinend noch keinen Widerhall gefunden hat. Andererseits dürfte Parfumo auch nicht den Sinn haben, dass sich seine Nutzer lediglich in ihren Wahrnehmungen gegenseitig bestätigen. Wenngleich auch dies seine Berechtigung hat, lebt eine solche Seite doch womöglich mehr von der Kontroverse?!

Nun, daher doch zum Duft:

Vorangestellt sei, dass ich ihn nicht schlecht finde, er hat gewiss seine Ähnlichkeiten zu GIT oder CW. Ich selbst würde ihn aber nicht als Alternative zu GIT sehen, vielmehr als eigenständigen Duft. Nicht, weil ich etwa keine Götter neben GIT duldete, sondern weil ich die Ähnlichkeit für gar nicht so groß erachte.

Ich lese diese Zeilen und ertappe mich dabei, dass ich genau in dem Kreislauf gefangen bin, dem ich eigentlich entfliehen wollte: dem Vergleich mit GIT oder anderen Düften. Doch einmal begonnen, soll es denn dabei auch bleiben. Da der Duft von L'Aventure Knight ohnehin regelmäßig mit GIT und CW verglichen wird, komme auch ich nicht umhin, in die Beschreibung meines Eindrucks eine vergleichende Betrachtung einfließen zu lassen. Denn ist erst einmal die Behauptung, es handele sich um einen Duftzwilling, in der Welt, so kreisen fast zwangsläufig alle Bewertungen um diesen Gedanken und beeinflussen selbstverständlich auch die eigene Haltung. Es scheint mir ein Wesen der menschlichen Psyche zu sein, dass wenn in unserem Geist erst einmal eine gedankliche Verbindung zwischen zwei Dingen besteht, alle weiteren Überlegungen dazu stets um diese Verbindung kreisen, wie die Monde um einen Planeten, diese um einen Stern etc...

Sich aus diesem "Kreislauf" zu befreien, ist nicht schwer, andererseits aber auch nicht leicht. Zuweilen gelingt es mir, aber nicht immer. Mitunter aber führt ein solcher Befreiungsversuch auch zu Wahrnehmungen oder Erkenntnissen, denen man mit einigem Befremden gegenübersteht und die Zweifel an dem eigenen Empfinden wecken. So verhält es sich auch hier.

Bereits der Start des "Knight" erinnert mich an den Geruch, der des Nachts von den benachbarten Wiesen ausgeht und der sich durch die geöffneten Fenster heimlich wie ein Dieb in unser Zuhause schleicht...Es sind die Pferde unseres Nachbarn, vielmehr deren Ausdünstungen, die sich hier ausbreiten. Kurzum: Stallgeruch, von ganz Weitem, aber ja, immer und immer wieder, diese leicht animalische Note, zwar nur hautnah, aber dennoch deutlich wahrnehmbar. Was ist das? Schwitzende Pferde? Rieche nur ich das? Vielleicht habe ich einen merkwürdigen Geruchssinn (siehe schon meinen Kommentar zum M7 oud absolu) aber mich erinnert der Start vom Ritter an den Geruch von schwitzenden Pferden. Aber auch dies mag eine "Freudsche Geruchsverfehlung" sein, denn als Schachspieler muss ich bei Knight naturgemäß an die entsprechende Schachfigur denken, den Springer... Ja, auch vom Ritter ist das Pferd schließlich nicht allzu weit entfernt...

Einmal in das Geruchsgedächtnis eingebrannt, kann ich diese Wahrnehmung auch bei wiederholtem Testen nicht mehr abstreifen. Es bleibt die für mein Empfinden leicht animalische Note und zwar nicht nur am Start, sondern über längere Zeit. Sie ist aber nicht aufdringlich oder unangenehm. Florale und ozonische Duftkomponenten nehmen dem Pferd seine Wildheit.

Mit zunehmender Zeit wird der Duft frischer...ja, in der Tat, frischer, mit zunehmender Zeit...
Das geht, weil der animalische Hauch zunehmend verfliegt und eine Erinnerung an CW ihren schon lange zuvor angekündigten Auftritt hat. Und CW hat natürlich stets ein Empfehlungsschreiben von GIT in der Tasche. Und dennoch...der "Knight" erinnert nur ganz, ganz weit entfernt an GIT, wie ich finde. Wenn man versucht, den Duft zu nehmen, wie er ist, d.h. ohne vergleichende Betrachtung, ist es ein eigenständiger Geruch und zwar - wie schon geschrieben - kein schlechter.

All jene, die eine nähere Duftbeschreibung erwarten, muss ich aber enttäuschen. Dazu sehe ich mich nicht in der Lage. Viel zu wenig geschult ist meine Nase im Herausfiltern einzelner Duftkomponenten. Ich kann lediglich versuchen, meine Eindrücke zu vermitteln. Hier hat es etwas von sommerlicher Wiese mit grasenden, schwitzenden Pferden, Kräutern und ein wenig Ozon. Kein unschöner und - wie schon gesagt - ein eigenständiger Duft mit guter Haltbarkeit (jdf. hautnah), aber m.E. zurückhaltender Silage. Für das Büro würde ich ihn aber nicht nehmen, dann doch lieber GIT oder anderes. Hier hätte ich die Sorge, dass auch andere vielleicht das Pferd riechen, auch wenn die bisherigen Kommentare, diese Befürchtung wohl als übertrieben erscheinen lassen.

So, das war's. Viel Geschreibe um praktisch Nichts...
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