Aukai

Aukai

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1 - 5 von 25
Aukai vor 2 Jahren 20 15
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Herbstmorgen in der Stahlfabrik
Früh am Morgen, die Maschinen liegen schlafend. Riesige Kolosse, nachts erstarrt zu bizarren Schatten, werden unsanft zu neuem Leben erweckt. Kühles, veilchenblaues Licht aus Neonröhren reflektiert sich dumpf im Stahl. Wortkarge Arbeiter treten an zum Dienst, legen ihre Brotdosen zur Seite. Brötchen vom Vorabend, bestrichen mit Marmelade, verbreiten ihren zart-fruchtigen Duft. Holzig-erdiges Rasierwasser schwirrt durch die ausgekühlte Halle, auf deren Boden schon so viele Blutstropfen fielen.

Sie sind nicht mehr die Jüngsten, diese Maschinen, haben schon viele Arbeiter kommen und gehen sehen. An mancher Stelle ist ihr Metall glattgeschliffen von ständig gleichen Bewegungen, poliert vom Schweiß und Hautfett der flinken Hände, von routinierten Griffen und fordernden Berührungen.
Arbeiter und Maschinen, sie spielen zusammen wie ein altes, eingeschwungenes Liebespaar. Stets wird das gleiche Vorspiel zelebriert, möglicherweise geschuldet der Vertrautheit, vielleicht aus Gedankenlosigkeit. Es wird nicht viel gesprochen.

Große Edelstahlplatten laufen monoton durch die Anlage, eine nach der anderen. Werden gebürstet, geprägt. Feinster Stahlstaub erfüllt die Luft, beim Atmen schmeckt man ihn wie den Schweiß des Geliebten. Der Tag bricht vorsichtig an, die Sonne blitzt durch die hohen Fenster, verscheucht zärtlich das kalte Neonlicht. Bald unter dem Dach der riesigen Halle sitzen sie, diese Fenster.

Die goldenen Strahlen liebkosen sanft die Maschinen. Der flirrende Sog aus feinstem Metallstaub und Licht wirkt wie ein flüchtiges, vibrierendes Kunstwerk, das sich beständig aufs Neue gen Himmel gebiert, bevor es in der Absauganlage entweicht. Die Wärme der Maschinen vermischt sich langsam mit der Wärme der Sonne.

Ein neuer Tag ist da, ist vollkommen erwacht im Reich der großen, schweigenden Kolosse.

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Der Duft kam zu mir als Teil eines gemeinsam angeschafften Sample Sets. Vorab: Ich bin wahrhaft keine Freundin von Aldehyden und auch metallische Noten fallen nicht explizit in mein Beuteschema.
Die metallische Kälte zu Beginn ist wunderbar umgesetzt und eingebettet in zarte Johannisbeeren und Veilchen. Diese Kombi haucht dem kühlen Metall Leben ein - es erwärmt sich dadurch jedoch nicht, sondern wirkt einfach weniger schroff, abweisend, harsch. Die kühle Note wird langsam wärmer, der typische Metallgeruch hält sich dennoch durchgehend, erinnert mich phasenweise fast an Blut. Aber auch dies ist sehr dezent und in der Kombination mit Hölzern und einem Hauch von Patchouli keinesfalls ekelerregend.
Immer wieder kommt ein Gefühl auf von "das habe ich so ähnlich schon gerochen", und irgendwann wird klar, an welchen Duft er mich erinnert: Steel by Naim wirkt auf mich phasenweise wie ein gelungener, durchaus kantiger Flanker von "Fahrenheit (Eau de Toilette) | Dior". Ich weiß, die Duftpyramide ist eine völlig andere, und trotzdem dringen immer wieder Fetzen dieses Klassikers durch, gepaart mit dieser wunderbaren Metallnote. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich zu denen gehöre, die Fahrenheit sehr mögen.

Mein Fazit:
Ein gelungener Duft, der nicht erschlägt und nach 6 Stunden hautnah wird. Definitiv unisex, quasi ein Fahrenheit, der auch für Frauen tragbar ist. Naturgemäß ist er synthetisch, aber meine Nase findet keine stechende Synthetik oder störenden Plastiknoten. Gefällt mir gut!
15 Antworten
Aukai vor 2 Jahren 34 25
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
Pflaster, Wundgaze und steriler Verbandmull
Nun habe ich ihn endlich verkosten dürfen - einen der wohl gehypetesten Düfte dieser Zeit. Ich war sehr gespannt. Sprühte ihn erstmal auf Papier, da ja oft geschwärmt wird von der guten Projektion. Ein vorsichtiges, gespanntes Schnüffeln. Ich rieche ihn nur, wenn ich meine Nase dicht an den Streifen bewege.

Ich bin irritiert über meine Dufterinnerung. Ich habe früher im Krankenhaus gearbeitet. Verbandswechsel waren an der Tagesordnung, und was ich hier rieche ist ein Gemisch aus Leukoplast, Wundgaze und sterilem Verbandmull. Das braune Leukoplast in der roten Dose, wohlgemerkt. Das weiße riecht etwas anders (klebt aber nicht so gut, zumindest war es früher so). Okay, der Duft erinnert mich auf Papier an eine Zeit, als ich jung war. Das ist grundsätzlich schön.

Ich wage den Versuch auf meiner Haut. Vielleicht entwickelt er sich hier anders. Ich warte. Und ich rieche... Pflaster, Wundgaze, sterilen Verbandmull. Sonst nichts. Allerdings wesentlich intensiver als auf dem Papier. Hier hat er also deutlich mehr Strahlkraft.

Beim Einkaufen, ich hatte einen dichten Mantel an, merkte ich an der Kasse, wie der Duft aus meinen Ärmel entweicht. Ich habe die Kassiererinnen in beiden Läden beobachtet, sie haben weder verstört noch verzückt dreingeschaut. Ich muss gestehen, dass es mir ein wenig unangenehm war, diesen Verbandmaterial-Geruch zu verströmen. In einer anderen Rezension las ich eben, dass Menschen den Duft unterschiedlich wahrnehmen. Bestenfalls haben die Kassiererinnen also etwas völlig anderes gerochen als ich.

Ich rieche hier keine der angegebenen Düfte. Ich rieche ehrlich gesagt nicht mal annähernd etwas, dass an Jasmin, Safran, Zedernholz oder Ambra erinnert. Immerhin: auf dem Papierstreifen hat sich im Laufe des Tages ein Hauch von Süße entwickelt, außerdem eine leichte, eher kühle Rosennote. Der Geruch von Verbandsmaterial überlagert jedoch alles. Auf meiner Haut entwickelt sich da leider nichts in Richtung Süße und kühler Rose.

Ich finde es sehr schade. Ich würde gerne das riechen, wovon andere so schwärmen. Da der Duft eine Dufterinnerung in mir weckt, kriegt er keine allzu schlechte Bewertung. Für meine Nase ist er aber leider kein Meisterwerk der Parfümeurskunst.
25 Antworten
Aukai vor 2 Jahren 4 1
5
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
4.5
Duft
Alive in der Eintönigkeit
Ehrlich gesagt hat mich die Marke BOSS bisher dufttechnisch nicht überzeugt. Ein Flakon "Hugo Deep Red | Hugo Boss" fand temporär seine Herberge bei mir, der Liebste hatte ihn mir überreicht. Mir gefiel der Duft leider nicht so gut wie ihm. Gleiche Geschichte mit "Boss Jour pour Femme | Hugo Boss" - im Gegensatz zu Deep Red fand ich diesen jedoch einigermaßen tauglich fürs Büro und habe ihn tatsächlich ein paar Mal getragen. Aber das Gefühl von "JA, das ist MEIN Duft!" stellte sich bei beiden nicht ein. Eine liebe Freundin trug eine Zeit lang "Boss Orange (Eau de Toilette) | Hugo Boss", an ihr fand ich den Duft immerhin ganz passabel.

Nun trudelte im Zuge einer Parfümbestellung ein Pröbchen vom Alive bei mir ein. Der Name spricht mich an, verheißt Lebendigkeit und ein stückweit auch Freude. Also probieren: Der Duft startet zitrisch-fruchtig, die Zitrik verfliegt allerdings recht schnell nahezu vollständig und Blüten setzen sich durch.
Jasmin ist hier im Vordergrund, eingebettet in ein synthetisch anmutendes Gewirr an Blumennoten. Vielleicht kennt Ihr das: es riecht blumig, aber man erkennt die einzelnen Noten nicht, erahnt vielleicht mit viel Fantasie, dass da eine Rose sein könnte. Ganz ehrlich: Wenn ich es nicht in der Duftpyramide gelesen hätte, dann würde ich sie nicht erkennen.

Als "schön verwoben" könnte man das wohlwollend bezeichnen. Meine Nase empfindet es eher als ausdruckslos, der Duft driftet schnell ab ins unendliche Meer der Belanglosigkeit. Und er taucht leider auch nicht wieder daraus hervor, nach Atem ringend, um zu zeigen: "Hey, ich bin alive!"

Das Blumengemisch entwickelt sich leider nicht wirklich weiter auf meiner Haut. Es ist erahnbar, dass es eine Basis gibt. Im Verlauf wird der Duft etwas wärmer, aber auch hier rieche ich keine einzelnen Noten heraus. Auch eine erwartete Entwicklung in Richtung holzig (Sandelholz, Zedernholz) oder leicht erdig (Moos) bleibt aus. Die Blüten ersticken gefühlt jegliche Tiefe.

Mein Fazit: so verheißungsvoll die Duftpyramide klingt, so enttäuschend finde ich den Duft in der Umsetzung. Ich hätte mich gefreut, mal wieder einen schönen Apfel zu schnüffeln wie in "All About Eve (Eau de Parfum) | Joop!" oder "Be Delicious (Eau de Parfum) | DKNY / Donna Karan", etwas zitrische Frische wie in "Light Blue (Eau de Toilette) | Dolce & Gabbana", im Zweifel auch einfach eine schöne Rose oder eine erdig-holzige Basis. Nichts davon finde ich hier. Stattdessen schnöde Monotonie.

Als Immergeher oder No-Brainer kommt er aber nach meinem Empfinden nicht mal in die Nähe von "Chance Eau Tendre (Eau de Toilette) | Chanel" oder "Light Blue (Eau de Toilette) | Dolce & Gabbana".




1 Antwort
Aukai vor 2 Jahren 6 4
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Im Spätsommerwald
Der Waldrand ist dicht bewachsen. Frische Zitrik empfängt den Wanderer, es duftet nach Zitronenmelisse. Das Unterholz ist wunderbar grün und feucht kühlend. Leuchtend. Kiefern recken sich in die Höhe, umgeben vom zarten Duft feuchter Erde. Morgentau. Klarheit. Lichtes Erwachen.
Mitten durchs Unterholz. Zweige knacken bei jedem Schritt, der harzige Duft entfleucht sanft. Die Wärme des beginnenden Tages dringt langsam hinunter durchs grüne Dach. Der Morgentau steigt langsam auf und trägt die wunderbaren Nuancen mit sich.

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Nachdem mich meine Waldspaziergänge in der letzten Woche ins dunkle, winterliche Unterholz - "Bois Noir | Robert Piguet" - und schon am nächsten Tag in lichte Wälder und alpine Höhen - "46°N 08°E | Richard Lüscher Britos" - führten, lief ich heute mitten im Spätsommerwald.

Die Zitrik der Kopfnote ist deutlich und angenehm frisch. Ich rieche allerdings weder Grapefruit noch Bergamotte, mich erinnert der Duft an Zitronenmelisse. Die Kiefer ist direkt erkennbar.
Die Zitrik hält sich ungewöhnlich lange, wird allerdings schwächer. Patchouli schleicht sich langsam herbei, allerdings kein muffig-modriger Patchouli, sondern schlicht erdig. Gepaart mit der verbliebenen Zitrik und der Kiefer entsteht ein schöner Eindruck von frischer Morgenluft im Wald.
Die Basis ist auf meiner Haut gut wahrnehmbar. Myrrhe verstärkt den harzig-waldigen Eindruck. Gepaart mit Sandelholz und Ambra wird der Duft hier maskulin-holzig.

Mein Fazit: Ein schöner Duft - die Kiefer ist interessant in Szene gesetzt. Ich würde jedoch nicht sagen, dass es ein Waldduft ist, sondern eher ein waldiger Duft. Die Zitrik im Anklang ist angenehm und frisch, nicht überzogen, sie ist aber nicht das, was ich unter Waldduft verstehe. Patchouli ist angenehm eingewoben, für meine Nase dürfte er ruhig etwas modriger sein. Allerdings mag das nicht jeder.
Die Basis ist mir dann etwas zu maskulin - ebenfalls angenehm, aber um für mich ein Dauerkandidat zu werden, würde ich mir eher etwas Balsamisches wünschen.
Der Duft ist gut komponiert, ich finde ihn durchaus gefällig. Allerdings habe ich eine recht genaue Vorstellung, wie der Waldduft, den ich mir AN MIR wünsche, sein sollte. Und das ist Pinus leider nicht.
4 Antworten
Aukai vor 2 Jahren 3 6
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Vanillekipferl am (erloschenen) Kamin
Ein kalter Winterabend. Der Kamin wird entzündet, der Glühwein langsam erwärmt. Der Duft weihnachtlicher Gewürze verteilt sich im Raum und vermischt sich mit dem Geruch des langsam Feuer fangenden Holzes. Es qualmt ein wenig, der Rauch verteilt sich scharf im Zimmer, aber das klingt schnell ab.
Vanillekipferl kommen frisch und heiß aus dem Ofen und dampfen auf dem Tisch vor sich hin. Eine warme Decke liegt bereit auf dem Sofa. Eingehüllt und gewärmt, das knisternde Feuer, der heiße Glühwein, die süßen Kipferl - sanftes Einschlafen, vielleicht liegt es am Alkohol.
Erwachen am Morgen. Das Feuer erloschen. Der kalte Rauch hängt nach. Der Glühwein ist geleert, ein paar Kipferl liegen noch auf dem Tisch. Der warm-verführerische Duft entschwunden, riechen sie nach Vanillinzucker. Es ist kalt.

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By the Fireplace - man kann erahnen, dass der Duft etwas mit Feuer zu tun hat. Rauchig ist er, und das nicht zu knapp. Schon im Auftakt. Hier allerdings paart sich die Rauchnote mit warmer Nelke, auch der Pfeffer ist deutlich wahrnehmbar und zwickt ein bisschen in der Nase. Insgesamt harmoniert er aber gut mit dem Duftthema. Ein Hauch Frische ist wahrnehmbar - die Orangenblüte, aber sie ist für meine Nase so niedrig dosiert, dass ich sie nur als kleinen, frischen Moment verorte, der die Würze sanft hofiert. Definitiv kein Cologne-Gefühl.

Die scharf-rauchige Würze hält sich, Vanille gesellt sich dazu. Zunächst fügt sie sich nahtlos ein in das Duftgemisch, schenkt Wärme. Im Laufe der Zeit allerdings verwandelt sich die dezente, warme Vanillenote in eher synthetisch anmutendes Vanillin. Gepaart mit dem würzigen Rauch ergibt sich ein ein Gemisch, dass ich eher als kalt empfinde. Kalter Rauch, kalte Kipferl.

Mein Fazit: ein schönes Duftthema, Kopf- und Herznote sind für meine Nase sehr gelungen. Zwischendrin habe ich immer wieder Momente, in denen ich denke, ich liege - mit "Black Tie | Celine" parfümiert - am Kamin.
Die Basis schwächelt leider - eine wärmere, weniger synthetische Vanille hätte hier für mich besser gepasst. So stellt sich nach einiger Zeit ein Gefühl von "das Feuer ist erloschen, die Kekse sind kalt" ein. Irgendwie ungemütlich, die Vanille ist mir persönlich ein bisschen zu aufdringlich, zu stechend. Dadurch wirkt es für mich unrund - die Vanillenote erinnert mich an "La Nuit Trésor à la Folie | Lancôme". Hier mag ich den Abgang leider auch nicht besonders.
Habe den Duft tatsächlich noch mit "Black Tie | Celine" gelayert, und in der Kombi ist es wiederum schön warm. Eine rauchige Version von Black Tie, hat definitiv ihren Reiz.

Wer rauchige Düfte probieren will und die Vanille im "Folien-Trésor" gerne schnüffelt, der kann hier beherzt zugreifen. Und auch ich werde die Abfüllung sicherlich aufbrauchen. In Full Size wird der Duft allerdings nicht Einzug halten. Schade eigentlich.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Bell, die mir eine Abfüllung zugeschickt hat!

NACHTRAG: je öfter ich ihn trage , umso lieber mag ich ihn. Habe die Bewertung jetzt nachträglich angepasst und mir eine größere Abfüllung bestellt. Besonders Abends lege ich ihn gern auf.
6 Antworten
1 - 5 von 25