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Düfte in Filmen und Serien
vor 2 Jahren - 06.08.2022
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Düfte in Filmen und Serien N°4

Liebe Agatha Christie Fans, ich habe etwas sehr Sommerliches der allseits beliebten Herzogin der „Who has done it“ Krimi-Sparte gefunden, doch ermittelt hier nicht Miss Marple, sondern der weltgewandte Hercule Poirot aus Belgien.

„Das Böse unter der Sonne“ erschien zunächst als Roman im Jahr 1941 und wurde seitdem etliche Male verfilmt.

Ein Meisterwerk sondergleichen ist die Version von 1982 von Guy Hamilton.

Hier werden die Großen der damaligen Filmwelt zu einem skurrilen Urlaub an die Adria gebeten. Peter Ustinov, Diana Rigg, Maggie Smith, Rowdy McDowall, Jane Birkin und noch viele mehr werden Zeugen der sehr menschlichen Bosheit unter der sommerlichen Sonne sein.

Die Handlung soll in den 1930er stattfinden, die grandiose Garderobe im Film läßt keine Zweifel aufkommen. Waren noch in den 1920ern weiche und vor allem weite Formen en vogue, haben hier Puffärmel und taillierte Kostüme Hochkonjunktur. Ganz dem Geschmack der Zeit folgend, präsentiert man hier auch die sehr beliebte Chinoiserie als zusätzliche Accessoires.

Und grell bunt darf es sein; nicht nur die Einrichtung, sogar alles Eß- und Trinkbare schreit nach Farbe.

Leider werden hier keine direkte Referenzen zu Caron und Konsortien gezeigt, doch dazu später mehr.

Mrs Daphne Castle betreibt ein luxuriöses Kleinod von Hotel an der Adria in einem fiktiven Staat. Zu ihren Gästen zählen leicht überkandidelte Vertreter des Showbiss.

Unseren Hercule Poirot verschlägt es aber nicht der Erholung wegen in dieses exklusive Schlangennest, er ist im Auftrag einer Versicherung unterwegs, um den Verbleib eines entwendeten Diamanten zu klären.

Und wer jetzt auf Rumgezicke, Stutenbissigkeit und pathetische Gefühlsausbrüche hofft, wird reichlich bedient. Der gesamte Film ist eine glamouröse Darbietung spitzfindiger Seitenhiebe.

Im Mittelpunkt dieser Ode an Selbstverliebtheit steht Arlena Marshall, eine Diva bien comme il fallait, deren Glanz aber leider immer mehr verblasst.

Nicht nur, dass sie die Erzrivalin der Hotelbetreiberin ist, ihre narzisstische Ader sorgt nicht gerade für weitere Verehrer.

Hier eine kleine Kostprobe ihrer fürsorglichen Instinkte ihrer jungen Stieftochter gegenüber:

„Steh’ nicht da wie ein Hustenbonbon!“

„Wieso gehst Du nicht mit den Quallen spielen?“

Das Talent dieser polarisierenden Grazie wird cineastisch grandios dargeboten, als sie eine der ironischsten und anzüglichsten Interpretationen von Cole Porters „You’re the top“ zum Besten gibt.

Nun gut, unsere exzentrische Diva versteht es sehr wohl, sich zu pflegen. Auf ihrem Schminktisch sehen wir verschiedene, für die Zeit typische Kristall-Flakons und Tiegel. Keine eindeutige Marken oder Namen hier, aber ich habe dennoch eine mehr als zufällige Ähnlichkeit zu N'Aimez que Moi (1917) (Parfum)N'Aimez que Moi (1917) Parfum ausmachen können. Rose, Flieder, Iris und Hölzer, diese leichte und pudrige Komposition kaschiert sehr mondän die Allüren von Mrs Marshall. Aber der Name des Duftes verrät sie doch!

Nun, ich bleibe hier im Spekulativen, da eine eindeutige Bestätigung des Flakons mir nicht möglich war. Aber wie gesagt, diese Ähnlichkeit ist frappierend.

Interessant für die Aufklärung eines mysteriösen Mordes im weiteren Verlauf des Filmes, ein anderes Parfüm wird eine zentrale Rolle spielen.

Hier haben die Filmschaffenden uns leider eine imaginäre Schöpfung geboten, was aber nicht weiter tragisch ist.

„Souffle de Mer“, Hauch des Meeres, dürfte unter Parfumos geradezu Assoziationen wecken!

Wie könnte es aus dieser Phiole riechen?

Wäre es nicht eine perfekte Einladung, selbst in die Rolle des Hercule Poirot zu schlüpfen?

Wie wäre es mit dem Durchstöbern von Flakons und Proben in der eigenen Sammlung, vielleicht verbirgt sich ein Duft, welcher diesen Meereshauch einfängt?

Ich wünsche viel Spaß und einen klaren Kopf bei den sommerlichen Temperaturen. Hercule Poirot genießt dabei einen Bananensirup…

Aktualisiert am 06.08.2022 - 13:10 Uhr
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