Bakerscookie

Bakerscookie

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 6
Bakerscookie vor 4 Jahren 20 4
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Don’t listen to the haters...
Auf meiner letzten Reise nach Paris habe ich mich weniger um die „großen“ Häuser gekümmert, sondern eher kleineren Parfum-Marken einen Besuch abgestattet - unter anderem Parle-moi de Parfum und Parfums de Nicolai. Eine Handvoll Düfte nahm ich mit nach Hause und nun sitze ich hier, leicht schockiert über manche Aussagen der Parfumo Community.

Denn mir erschließt sich nicht, wie ein „Milky Musk“ von PMDP Moschus als Haupt-Note haben soll und auf der anderen Seite hier kaum jemand Oud riecht. Vermutlich liegt es daran, dass niemand den echten Werkstoff mehr riecht, sondern sich auf westliche Gemische beruft, die nie im Leben echtes Oud oder echten Moschus benutzen würden (selbst wenn sie es dürften).

Denn beide Werkstoffe sind traditionellerweise „fixatives“ und treten deshalb - wenn überhaupt - nur als untergeordnete Noten auf die Bühne. Es wäre schlicht zu teuer, einen Duft mit einer prominenten Oud Note (aus reinem Oud) zu erstellen. Und nachhaltig wäre es auch nicht.

Worauf ich hinaus will: ja, in diesem Parfum ist Oud drin. Nicht viel, aber bestimmt mehr als in den meisten Gemischen, die nach „Oud“ riechen (d.h. meistens nach dem synthetischen Ersatz). Besonders interessant finde ich die Kombination mit Lavendel, denn das habe ich bis jetzt noch nicht gerochen. Insgesamt ein recht transparenter, leicht süßlicher Duft, der die meiste Zeit so bleibt wie am Anfang. Nur am Ende wird es ein wenig süßlicher. Ich freue mich aber über die Abwechslung zu dem typischen Rose-Oud, den es von jedem Haus zu geben scheint und um den ich bei PDN bewusst einen Bogen gemacht habe.

Die Sillage könnte besser sein. Es handelt sich hier eher um einen ruhigen Duft, der mit um die 7 Stunden aber doch ganz solide hält. Könnte auch an dem potenten Sprühkopf liegen. Die Verarbeitung ist für den Preis nämlich exzellent.

Also, Freunde, bitte nicht beirren lassen von der Online-Welt oder den großen Häusern und im Zweifel immer selber probieren ;-)
4 Antworten
Bakerscookie vor 5 Jahren 12 1
10
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Viel Rauch, wenig Oud - der typische westliche Möchtegern-Oud-Duft.
Erstmals kennengelernt habe ich Pure Oud by Kilian am Anfang meiner Parfum-Reise. Oud hat auf mich schon von Anfang an fasziniert, denn für mich hat (wie für viele) alles mit Tom Ford Oud Wood angefangen, bedingt durch etliche Auftritte des Duftes in Interviews und YouTube-Blogs. Relativ früh erfuhr ich, dass TF-OW gar nicht so viel Oud enthalten soll, was mich dann auf die Reise schickte, den Inhaltsstoff zu erkunden.

Schnell habe ich gelernt, dass Oud "irgendwie scharf-rauchig" riecht. Deshalb hätte ich, als ich Pure Oud by Kilian zum ersten Mal geschnuppert habe, wohl eine 10/10 gegeben. Denn rauchig ist der, mit einer leichten medizinischen Schärfe. Würde sich die Duft-DNA im Duftverlauf entwickeln, hätte er sogar jetzt noch sehr gut abschneiden können, doch leider bleibt der (an sich recht schöne) Duft über seine Lebensdauer hinweg ziemlich so wie nach dem ersten Aufsprühen. Positiv ist, dass er nicht süßlich-würzig riecht wie "His Majesty The Oud" von Atkinsons, der mich eher an eine Weihnachtskerze als an echtes Oud erinnert hat. Dennoch ist die DNA hier etwas dumpf und flach.

Womit wir beim Punkt wären: Ich bezweifle, dass hier viel Oud drin ist. Und was drin ist, stammt nicht von einem exquisiten, vom Harz durchzogenen Teil, sondern vermutlich eher von einem hellen Teil vom Baum. Unter dem "rauchig" riechenden Dach vermag ich den "Hauptstar" kaum wahrzunehmen. Klar, da ist "irgendwas Holziges"... aber "irgendwas" reicht mir inzwischen nicht mehr. In der Regel sind Oud-Destillate hell, komplex, langanhaltend. Es ist schade, dass das hier alles fehlt.

Verglichen mit anderen Düften dieser Größenordnung (zB der XerJoff Oud Stars Kollektion oder Tom Ford Oud Wood Intense) sind Haltbarkeit und Projektion eher mäßig. Ich nehme nach zwei Stunden schon nichts mehr wahr, auf der Haut sind es vier bis fünf. Dabei sollte ich erwähnen, dass sich viele Düfte für mich heute eher schwach anfühlen, die es vor einem Jahr nicht taten (Tauer's L'Oudh wäre ein weiteres Beispiel). Wäre die Haltbarkeit besser, wär ich trotz des linearen Duftverlaufes ein Fan. Doch das reicht mir inzwischen (leider) nicht mehr aus.

Von daher lohnt sich Pure Oud by Kilian womöglich für diejenigen, die einen rauchigen Duft mögen, der diese typisch-medizinische Oud-Facette zeigt, ohne viel von dem tatsächlichen Wirkstoff zu enthalten. Und solche, die den Duft schnell wieder los sein möchten. Für den Preis, den ich bezahlt habe, bin ich zufrieden. Full Retail würde ich dafür aber keinesfalls hinlegen.
1 Antwort
Bakerscookie vor 5 Jahren 10 7
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Aventus ohne Rauch, aber dafür mit Ambroxan... eine holprige Erfahrung.
Ein kleiner Rant: Mir erschließt sich nicht, aus welchen Gründen sich die bei Montblanc für einen solchen Marketing-Move entschieden haben. Lief doch eigentlich alles super!? Legend Spirit und Individual sind, wenn wir mal von den Flakons absehen, ziemlich gute Düfte im Designer-Bereich. Wie kommt also Montblanc dazu, Creed Aventus zu kopieren? Ich verstehe es nicht.

Der Duft selbst ist, wie in den anderen Kommentaren schon mehrfach erwähnt wurde, eine Art Mischung aus Aventus und Sauvage... zumindest im Drydown. Denn fairerweise muss ich gestehen, dass in den ersten 90 Minuten kaum Aventus präsent ist und sich die Parallelen erst später zeigen. Das ist so, als hätte ich eine fruchtigere Version von Aventus vor mir, in der Ambergris gegen Abroxan getauscht wurde und bei der der Rauch fehlt bzw. die Hölzer heruntergefahren wurden. Explorer startet frisch-würzig mit einer fetten Dosis Ambroxan, dann nach einer Weile geht er immer mehr in Richtung Aventus über. Bis auf die fette Dosis Ambroxan, die bleibt nämlich noch sehr lange erhalten.

Für mich passt da vieles nicht zusammen. Aventus ist so viel feiner und balancierter, transparenter und komplexer und so schön LEICHT einfach. Da kommt der hier für mich nie im Leben dran. Er wirkt einfach synthetisch und billig, das Ambroxan passt nicht und ist zu präsent. Einen Blind Buy ist Explorer nur wert, wenn der Duft irgendwann preislich im selben Segment liegt wie Legend oder Individual. Ich hoffe, dass ich den einigermaßen wertstabil wieder los werde... :-D
7 Antworten
Bakerscookie vor 5 Jahren 47 3
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die bis jetzt beste Version von "Bleu".
Vorab: Das Rad wird bei einem Duft wie Bleu de Chanel wohl nicht neu erfunden. Dementsprechend finde ich die Welle an Kritik, die an der 2018er "Parfum"-Version von Bleu auch hier geübt wird, nachvollziehbar. Ob sie gerechtfertigt ist, das ist jedoch die Frage...

Meiner Ansicht nach sollte es auch einem Haus wie Chanel mit einem mainstreamigen Duft wie Bleu nicht untersagt sein, seine Releases der aktuellen Zeit anzupassen. Dass 2018 eine "überarbeitete" Variante rausgebracht wird, finde ich also grundsätzlich nicht schlimm, egal um welchen Duft es sich handelt. Ich bin mittlerweile im Besitz aller drei Konzentrationen und ich finde, die haben das ganz gut hinbekommen.

Die ursprüngliche "Bleu-DNA" habe ich erstmals mit 18 kennen gelernt, als ich anfing, mich erstmals mit Düften auseinander zu setzen. Damals kannte ich nur ein Hilfiger-Aftershave, was ich mal geschenkt bekommen hatte, und eben One Million, was sich quasi instantan als Fehlkauf herausstellte. Aber nun ja, so Düfte wie Bleu oder auch Terre d'Hermès wirkten für mich, wie sich einfach nachvollziehen lässt, Welten exklusiver und "more bang for my buck". Den "buck" Teil hatte ich damals leider nicht, weshalb es bei einer gelegentlich Begegnung bei den Türkisen blieb.

Aus heutiger Sicht riecht sich das EdT für mich anfangs wie ein Klostein. So viel scharfe Zitrusfrucht im Opening, ist das Bergamotte? Puh! Das muss ich erstmal verarbeiten. Zum Glück ebbt das dann doch mal ab und hinterlässt den typisch "blauen" Duft, der so häufig schon von verschiedenen Häusern kopiert wurde. Doch ehrlich gesagt schon von Anfang an einer der besseren, vermutlich weil die zitrische Frische noch etwas länger erhalten bleibt und sich relativ zügig für mich damals undefinierbare holzige Noten dazu gesellen. Das EdP hingegen geht direkt mit einer sehr süßen und kaum scharfen Zitrone in die Vollen. Und die ist wirklich sehr süß und bleibt es auch eine ganze Weile. Fast schon wie Traubenzucker. Was haben die sich dabei bloß gedacht? Ein klein wenig Sandelholz im Drydown schmiegt sich kaum wahrnehmbar an die Zitrone an und unterstützt sie in ihrer Zitronigkeit und mit zunehmender Dauer geht das Eau de Parfum für mich fast schon in eine orientalische Richtung.

Eigentlich an sich schon eine recht schicke Alternative zu dem jugendlich-frischen Eau de Toilette. Doch um ehrlich zu sein habe ich mir bereits beim ersten Riechen von der EdP-Version deutlich mehr Holz gewünscht. Ich mag so Dinge wie Invictus Aqua oder Hawas nicht. Erst recht nicht dieses neue "Y Eau de Parfum" von YSL, einen komplett überflüssigen Duft, der an Süße kaum zu übertreffen ist.

Und damit sind wir bei dem Bleu de Chanel Parfum angelangt. Als hätte irgendwer bei Chanel meine Gebete erhört, ist bei der Parfum-Variante die ursprüngliche Bleu-DNA präsent, jedoch mit wesentlich mehr Sandelholz und weniger Zitrus. Interessant finde ich, dass hier der Auftritt umgekehrt scheint: Erst kommt das Holz, dann später kommen die Früchte dazu. Infolgedessen wirkt der Duft auf mich deutlich dunkler, reifer, erwachsener und auch runder, weil der anstrengende Anfang fehlt. Auch ist der Duft deutlich dichter, vielschichtiger als die beiden anderen. Das Sandelholz ist ein sehr helles. War aber auch zu erwarten bei Chanel. Insgesamt finde ich ihn von der Komposition her aber sehr gut gelungen und ein würdiges Update - ich bezweifle, dass die Jüngsten zu der Parfum-Konzentration greifen, und von daher passt das doch ganz gut, oder nicht?

Ich kann mich über Haltbarkeit und Sillage übrigens nicht beschweren. Ich erlebe es häufiger, dass Extrait enger auf der Haut liegt als EdT oder EdP, und solange ich genug davon mitbekomme (was hier durchaus der Fall ist), beschwere ich mich nicht. Denn ich trage Düfte hauptsächlich für mich selbst, nicht für andere.

PS: Ganz vergessen. Der Flakon hat eine sehr schöne Farbwahl. Sieht toll aus. ;-)
3 Antworten
Bakerscookie vor 5 Jahren 15 4
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Blumen-Bouquet mit holziger Basis.
Dmitry Bortnikoff war vor ein paar Wochen so freundlich, mir ein Probeset seiner aktuellen Kollektion zukommen zu lassen. Nach dem initialen Käseschock durch Oud Maximus habe ich relativ schnell Vetiver Nocturne ausprobiert, bei der Auflistung der Noten jedoch erstmal leicht schlucken müssen... denn es sind so viele florale Bestandteile aufgelistet, von Champaca, Frangipani und Jasmin Sambac bis hin zu Sandelholz- und Oud-Infusionen mit Jasmin und Champaca, dass ich mir fast sicher war, ich würde ihn nicht mögen.

Und was soll ich sagen? Das absolute Gegenteil ist der Fall. Beim ersten Aufsprühen empfängt mich die wohl realistischste Umsetzung eines frischen Blumenstraußes, die ich je gerochen habe. Das Beste daran? Die totgefahrene staubige Synthetik-Rose à la Oud Satin Mood fehlt. Yes! Ein Volltreffer! Was mich hier erwartet sind saftige, im Blumenladen stehende helle Blüten. Ohne Spaß, ich bekomme jedes Mal Gänsehaut wenn ich nur daran denke. Und das obwohl ich dachte, dass Blumen mir häufig viel zu feminin sind.

Mit diesem ersten floralen Schub bzw. fast unmittelbar danach schwingt direkt eine Basis von cremigem Sandelholz mit. Tiefdunkel, leicht moschusartig und animalisch. Deshalb wirkt es auch nach ein paar Stunden noch so, als wären die Blumen noch vorhanden - ich denke aber hinsichtlich der hauptsächlich natürlichen (hoffe ich doch!?) Inhaltsstoffe, dass das eher die Kombination Sandelholz und Vetiver ist. Natürliche florale Noten verflüchtigen sich ja angeblich ziemlich schnell und reines Sandelholz soll, auch wenn ich da keine persönliche Referenz von habe, ein bisschen moschusartig riechen.

Apropos... der Vetiver hier ist ganz anders als alles, was ich bisher kannte. Er ist viel grüner, grasiger, ja irgendwie "realistischer" als sonst. Weird. Ich nehme ihn hauptsächlich im Drydown und beim Schnüffeln am Zerstäuber wahr (was ich übrigens tue, weil ich dieses Parfum so toll finde). Also gar kein sooo Vetiver-lastiges Parfum, wie man anfangs glauben könnte. Der Drydown wird ergänzt durch eine leicht scharfe, balsamische Oud-Note. Aber hauptsächlich sind es Sandelholz, dann Vetiver und dann erst das Oud.

Ich habe mir noch bevor mein Sample leer war direkt die 9 ml-Abfüllung bestellt. Durfte Zoll zahlen, war mir egal. Sobald die leer ist, ist der volle Flakon dran.

Für mich 10/10.
4 Antworten
1 - 5 von 6