Baptiste
Baptistes Blog
vor 7 Jahren - 23.07.2017
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Haben Sie auch ein Sommerkleid in Größe 102?

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere hier an meine vor einigen Jahren gestartete Suche nach dem passenden „Sommerkleid“ für mich. Mich trieb ein Geruch, oder besser die Ahnung eines Geruchs nach Sonne, Leichtigkeit, Temperaturen ab 28 Grad aufwärts, Blumen, offenen Hemdknöpfen und lauen Sommernächten um. Ein Duft wie ein Sommerkleid, das luftig wehend über eine Blumenwiese hüpft, so was wünschte ich mir.

Also begab ich mich auf die Suche, die sich schwerer gestaltete als gedacht. Das liegt nicht unbedingt daran, dass ich per se mit 190 cm Körpergröße und Hosengröße 102 möglicherweise zu groß für ein Sommerkleid bin. Auch dass ich vorher noch besser 3-5 kg abnehmen sollte und aufgrund einer klitzekleinen Krampfaderproblematik (dem Alter und den Genen geschuldet) in einem Kleid optisch keine Augenweide abgebe, waren nicht die Gründe. Ganz zu schweigen von den Haaren an Armen, Brust und Beinen. Es ist wohl so, dass mein Duftgeschmack einfach nicht für Sommerdüfte geschaffen ist.

Auf meiner langen Suche eröffnete ich hier zunächst einen Sommerkleid-Thread, testete eure Vorschläge, fand kurz einen fraglichen Gefallen an dem ein oder anderen, klapperte mehrfach das KaDeWe ab, trug dort meinen Wunsch vor, wurde öfters belächelt, es wurden mir zig Teststreifen unter die Nase gehalten und so weiter und so fort. Inzwischen war wieder Winter und die Geruchsahnung wurde mit dem Herbstwind erst mal davon geweht. Und ein Sommerkleid hatte ich immer noch nicht.

Im Folgejahr das gleiche Spiel. Ich testete mich durch alle Carthusias, alle Diptyques, alle Goutals, alle Hermessenzen, alle Nicolais, alle Jo Malones, alle Bvlgaris, alle Kurkdijans und, und, und. So ein blödes Sommerkleid musste doch zu finden sein, Herrgottnochmal! Es gab tatsächlich auch den ein oder anderen sommerlichen Duft, der blieb, aber angezogen hatte ich das Sommerkleidchen dann doch nie und schließlich wurden alle wieder verkauft.

Fand ich eine schöne Zitrone, wurden mir die Düfte schnell zu klosteinig oder zu herb. Las ich in den Zutaten Minze, Salz, mineralische Noten, Efeu, Kokos, Gernaium, Petigrain oder sonstiges grünes Zeugs, wurde mir schon flau. War der Auftakt schön fruchtig, bekam der Duft immer schnell einen eklig krautigen und kratzigen Drall durch Basilikum, Zypresse und Wachholder. Empfand ich das erste Aufsprühen als wunderbar leicht, wurde mir der Duftverlauf durch nischige Gewürze, nervig metallisches Eisenkraut, Vetiver oder gar Leder (Hallo? In einem Sommerkleid?) vereitelt. Fand ich endlich einen feinen Duft, dann konnte ich darauf wetten, dass dieser grundsätzlich bumssüß wurde oder einfach unerträglich synthetisch oder seifig blieb. Und schließlich traf mich die natürliche Erkenntnis, dass Sommerdüfte aufgrund der gewünschten Leichtigkeit und häufigen Monothematik einfach entsetzlich langweilig sein können.

Auch in diesem Sommer suchte ich, jedoch schon merklich weniger als zuvor, nach einem Sommerkleidduft und wurde, wen wundert’s, nicht fündig. Der einzige sommerliche und erfrischende Duft, der es bei Hitze auf meiner Haut aushalten darf, ist Guerlains „Eau de Cologne du Coq“ mit seinem angenehmen Lavendel-Neroli und seiner (leider) kurzen aber wenigstens unnervigen Haltbarkeit.

Ansonsten bediene ich mich weiterhin reichlich aber wohl dosiert meiner chypre und orientalisch angehauchten kleinen Duftsammlung, genieße den Sommer mit Patchouli, Vanille, Amber, Eichenmoos und Co, bleibe meiner Duftprägung treu und bin mit maximal einer hellblauen Chino, einem weißen Hemd, den Flip Flops und einem Glas eiskalten Rosé glücklich und zufrieden.

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