Bayadere

Bayadere

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 9
Bayadere vor 9 Monaten 8 2
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Moderner Klassiker
Coco Mademoiselle ist einer der modernen Klassiker schlechthin. Und wie ich finde, durchaus zu Recht. Hier wurde 2001 ein ganz neues Genre begründet: Wie sich dieses am Besten bezeichnen lässt? Fruitchouli? Klingt für mich irgendwie zu "girliehaft". Obwohl der Erfolg von Coco Mademoiselle sicherlich dazu geführt hat, dass die Duftindustrie uns in den letzten zwei Jahrzehnten mit unzähligen Nachbauten beglückt hat, die Patchouli in der Basis und irgendwelche fruchtigen Noten in der Kopfnote haben, plus Blümchen in der Mitte. Häufig riechen die selbst, wenn sie aus der Drogerie kommen, nicht wirklich schlecht, aber häufig mangelt es dann doch an Tiefgang. Aber die Bezeichnung Fruitchouli zeigt an, dass diese Düfte die jugendliche Unbekümmertheit und Frische ihrer Träger*innen unterstreichen.
Der Begriff Neo-Chypre hat da eine deutlich andere Assoziation. Wer klassische Chypre-Düfte mit echter Eichenmoosbasis unter der Nase hatte, der winkt bei modernen Duftkreationen häufig müde ab. Trotzdem kann man Coco Mademoiselle nicht eine gewisse unterkühlte, distinguierte Eleganz absprechen, die die klassischen Chypres häufig hatten. Coco Mademoiselle baut um seine Trägerin eine Aura auf. Wenn ich sie im öffentlichen Raum an anderen Damen wahrnehme, scheint sie mir häufig etwas zu distanziert - allerdings kann das auch an der Konzentration liegen. Ich benutze das im Vergleich zum EDP deutlich vollere und gesättigtere Extrait und fühle mich damit immer stilsicher, selbstbewusst und jugendlich-chic.
Von den angegebenen Noten dominiert für mich die Rose auf einem erdigen Patchoulibeet, umrandet mit Orangen. Geht man von der Duftpyramide aus, ist die Marketingkampagne mit Keira Knightley ein Geniestreich: Leicht erdige Farben in Kombination mit blassen Pinktönen, denen einen Spritzer Orange beigemischt wurde. Knightleys Styling ist eine Verneigung vor der legendären Coco Chanel, ihrem sportlichen Stil und ihrem unnachahmlichen Gespür für unangestrengte Eleganz. Coco Mademoiselle ist kein Duft, zu dem ich häufig greife, aber an Tagen wie heute (ohne offizielle Termine), wenn ich meine roséfarbene Bluse trage und mir meine beigefarbene Bikerjacke unter den Arm klemme - bereit mich im Großstadtdschungel treiben zu lassen - passt`s für mich einfach.
Bei einem Nachkauf würde ich mich allerdings wohl eher für das Intense entscheiden, da ich mich im Umgang mit Splash-Flakons als eher ungeschickt erwiesen habe und mir die richtige Dosierung schwer fällt. Das Intense ist eine ganz wunderbare, mit mehr Vanille angereicherte Weiterentwicklung der Mademoiselle mit wärmerem Charakter.
2 Antworten
Bayadere vor 2 Jahren 20 2
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Sexy im Schlafanzug
Soll man zu solch einem ikonischen Duft die x-te Rezension schreiben? Ich meine ja! Vorweg schicken möchte ich, dass vanillebasierte Düfte eher nicht so zu meinen Favoriten zählen. Ich war eigentlich immer der festen, unumstößlichen Meinung, dass diese Düfte nicht mit meiner Persönlichkeit und meiner "elegant-klassischen Ausstrahlung" harmonieren;-)
Addict brachte meine Meinung allerdings völlig zum Wanken! Addict schafft es zwei völlig unterschiedliche Assoziationen hervorzurufen: Er wirkt sexy-verführerisch und kuschelig, Geborgenheit-vermittelnd gleichzeitig! Ich weiß auch gar nicht so recht, ob man hier eher Vanille, Sandelholz oder Jasmin vordergründig wahrnehmen kann. Er wirkt schon irgendwie essbar: Von "Milchreis" bis "Zimtschnecke" reichen die Assoziationen der Parfumos. Kann ich unterschreiben!
Aber der kann mehr: Schaut man sich die Originalwerbekampagne aus dem Jahr 2002 an, verspricht der Duft auch eine Sexyness mit einer gewissen aggressiven Note. Die Dame posiert lasziv in einer Art Bikini, die Colorierung ist in einer dunkel-glamourösen Farbgebung gehalten. Das Ganze erinnert etwas an die Kampagnen von Tom Ford, der ja auch eher dunkle, glänzende Farben in seiner Mode und in seinen Fotostrecken bevorzugt. Addict ist also auch ein bisschen kantig, etwas außerhalb des normalen Mainstreams, ohne dass man gleich die Sittenpolizei benachrichtigen müsste.
Der Mann meines Herzens kommentiert meine Düfte in der Regel nicht und lässt sonst eigentlich nur Cabochard (gegensätzlicher geht es wohl nicht!) wirklich an mir gelten. Den Rest ignoriert er einfach. Aber bei Addict wird selbst er schwach! Da brauche ich mir überhaupt keine Gedanken darüber zu machen, ob ich im Schlafanzug rumschlurfe oder meine Haare zerzaust sind. Ich werde von meinem Gegenüber ganz bezaubert angelächelt:-))) Es braucht also offensichtlich nicht das kleine Schwarze, um Addict wirken zu lassen!
Dior hat mit Addict einen bemerkenswerten Duft mit hoher, olfaktorischer Qualität geschaffen. Addict dürfte viele Menschen ansprechen, da er so viele Stimmungen unterstützen kann: Von eindeutiger Verführung bis zu tröstlicher Geborgenheit.
2 Antworten
Bayadere vor 3 Jahren 28 11
2
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wild at heart
Als Cabotine 1990 ein Jahr nach der Wende rauskam, waren die Einflüsse der wilden, punkigen End-70er und die Popkultur der 80er schon im Ausklingen, aber es gab immer noch diesen rockig-provokanten Vibe im Zeitgeist und eine Menge Subkulturspirit. Neben Hollywood-Blockbustern gab es wilde, surreale Filme von David Lynch und später von Terry Gilliam u. a., Grunge und Alternative Rock kündigten sich an, die Technokultur stand in den Startlöchern. Die Beastie Boys kehrten nach einem Jahrzehnt im Hiphop wieder zu ihren Punkwurzeln zurück. Der Durst nach Leben, nach Freiheit und nach intellektuellem Austausch war für junge, abenteuerlustige Menschen wie mich übergroß. Alles im Aufbruch, alles bisher Gültige in Frage gestellt. Gute Gelegenheit mit allem Möglichem rumzuexperimentieren (Männer, Musik und andere Dinge, die ich jetzt hier nicht explizit erwähnen möchte).
Ich frage mich gerade, ob Cabotine mit seiner unruhigen Signatur ein Ausdruck dieses Zeitgeistes war oder ob er (nur) mein, eigenes, chaotisches Leben wiedergespiegelt hat? Dreißig Jahre später weiß ich, dass die wilden Seiten, die jeder von uns in sich trägt, von Zeit zu Zeit ausgelebt werden müssen (in Maßen natürlich!). An dieser Einstellung hat sich, trotz vieler dazwischen liegender Lebensjahre, nichts bei mir geändert:-)
Und ich liebe diesen intensiven, frischen, grün-blumigen Duft mit Ingwereinschlag und leichter Süße ja immer noch, obwohl ich zugeben muss, der hat auch was kratziges an sich. Ich finde Cabotine durchaus eigenwillig, aber überhaupt nicht altbacken. Klar, heute ist der Dufttrend ein anderer. Aber schaut man sich heute auf der Straße um oder auf den Seiten irgendwelcher Fashion-Influencer, sieht man ja auch vieles aus der damaligen Zeit wieder: Die weiten, gekürzten Jeans, die Tanktops, die Chucks und Doc Martens und die überweiten Parkas usw. Rausgelöst aus dem Kontext, in denen sie einst entstanden sind, wirkt vieles aus der damaligen Zeit heute immer noch erstaunlich frisch und jugendlich. Cabotine hat den Test der Zeit meiner Meinung nach sehr gut überstanden. Er ist jugendlich-eigenwillig und für jeden geeignet, der ein wild schlagendes Herz in sich trägt.
11 Antworten
Bayadere vor 3 Jahren 10 5
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Orient und Okzident
Für mich ist Dali der Inbegriff eines leichten Orientalen mit elegantem Retro-Charme. Hier trifft sich die Sinnlichkeit orientalischer Gewürze mit der blumigen Eleganz europäisch-französischer Prägung. Vielleicht kein großes Parfummeisterwerk, aber definitiv solides Parfümeurshandwerk. Dafür spricht auch, dass er sich so lange am Markt halten konnte. Für mich ist das kein Parfum zum Ausgehen. Dafür empfinde ich ihn als zu klassisch und zu wenig sexy-provokativ. Er strahlt für mich vielmehr natürliche Autorität aus. Da ich mich mit ihm sehr zusammengenommen fühle, setze ich ihn gern im Business ein. Würde es noch eine Salonkultur wie im 19. Jahrhundert geben, könnte ich ihn mir aber auch als Ausgehduft vorstellen.

Ich habe Dali vor einigen Jahren online als blindbuy erworben. Das würde ich allerdings niemanden empfehlen. Dafür sind die Kopfnoten zu scharf. Wer gut mit Chanel no. 5 (EDP) oder mit White Diamonds von Elizabeth Taylor klar kommt, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit Dali keine Probleme haben. Allen anderen ist beim Testen Geduld empfohlen. Hinter dem scharfen, seifigen Auftakt verbirgt sich eine gut tragbare, weich schmelzende Herz-Basis, die eben tatsächlich sehr stark an die 80er Düfte erinnert. Mich persönlich erinnert die Basis z. B. sehr an Marbert Woman, einem weiteren Mitglied aus der Familie orientalischer Chypredüfte.

Kaum vorstellbar, dass man diese Art von Düften noch im (analogen) Fachhandel findet. Online findet man Dali Woman aber durchaus noch. Ich wünschte mir, dass die Dali-Reihe es schaffen würde, neue, vielleicht auch jüngere, Anhängerinnen und Anhänger zu finden. Auch andere Dali-Düfte wie Dali 2011 oder Laguna sind ja nicht schlecht. Sie sind moderner und leichter und vielleicht nicht ganz so "Madame" wie dieser hier. Es wäre aus meiner Sicht sehr bedauernswert, wenn diese kleinen Schätzchen vom Markt verschwinden würden, zumal sie ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis aufweisen.

5 Antworten
Bayadere vor 3 Jahren 20 3
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Der Duft für Alltagselfen
Die Omnias sind nette und gefällige Gesellen. Beduften zart und geruchstechnisch tun sie niemanden wirklich weh. Also, die idealen Bürodüfte sozusagen;-)

Aber ich finde damit wird man ihnen nicht ganz gerecht. Ich weiß, manche finden sie langweilig und vielleicht auch untereinander zu ähnlich. Ich besitze drei Omnias und finde für alle drei Gelegenheiten zum Tragen: Indian Garnet mag ich besonders im Hochsommer, Chrystalline hat sich zu meinem Leseduft entwickelt, der mich durch die Klassiker der Weltliteratur begleitet und Amethyste ist mein spezieller Frühlingsduft: Zum Arzt, zum Einkaufen, zum Sport....Amethyste geht immer. Amethyste ist sozusagen mein Aktivitätenduft. Er kommt immer dann zum Einsatz, wenn ich busy bin.
Einziges Manko ist seine Zartheit und Verhuschtheit. Wer sich viel draußen bewegt, möge lieber zu Lehmanns Flieder greifen. Da gibt es mehr von allem: Mehr Flieder (respektive die hier genannte Iris, die aber eigentlich wie Flieder riecht), mehr Grün und mehr Creme. Selbst im heftigsten Frühlingssturm nimmt man sich, dufttechnisch gesehen, selbst wahr!

Wer jetzt glaubt, dass Amethyste der Duft für bodenständige Frauen von heute ist, liegt zwar nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Viele der genannten Dinge sind für mich eher Pflicht als Kür und da bin ich bestimmt nicht die Einzige. Amethyste vermag es, die Dinge des Alltags leicht erscheinen zu lassen. Trage ich ihn fühle ich mich (wieder) jung, mädchenhaft, beschwingt und elfenhaft. Selbst die dumme Steuererklärung macht mir nix mehr aus:-) Ich verwandele mich sozusagen imaginär in die Zuckerfee (aus Tschaikowskys Ballett der Nussknacker). Die Zuckerfee ist die Solistenrolle für junge Nachwuchstänzerinnen, bei der sie das erste Mal ihr Können vor einem großen Publikum präsentieren. Schrittkombinationen, die eine solide Technik erfordern, werden wundersam leicht, solistisch dargeboten. Zu einer Musik ,die selbst nicht Klassikliebhaber verzaubert. Man muss beileibe keine Ballettelfe sein, um diese Stimmung zu erzeugen. Auch das passende Parfum kann die Schwierigkeiten und Stolpersteine auf der Bühne des Alltags wundersam leicht erscheinen lassen. Für mich ist dieses Parfum Amethyste!
3 Antworten
1 - 5 von 9