BeGun

Ich gebe es zu, ich war so verrückt mir X for Men von Clive Christian zu kaufen. Ich mag den Duft unheimlich gerne. Kardamom riecht Campherartig, ein wenig nach Menthol. Aber fast 200,-€ für 30ml? Das würde mich auf Dauer dann doch ruinieren. Also begab ich mich auf die Suche nach ähnlich duftenden Parfüms.

Auf einer englischsprachigen Duftseite schrieb jemand daß ... herrje ... wie heisst das? Ach ja, Costume National Homme ... es soll zu 99% ähnlich riechen.

Also schnell in die Souks zu diesem Duft gesehen. So bin ich dank Louis1 an eine Probe für ... wie heisst das? Ich kann es mir einfach nicht merken ... CNH gekommen.

Gleich heute Morgen aufgesprüht ... hm ... also so ganz passt es nicht. Aber ich würde dem Duft schon eine 80%ige Ähnlichkeit zusprechen.

CNH beginnt kurz mit einer zitrischen Note und geht dann in die zimtige Richtung während X for Men gleich mit dem Kardamom lospowert. Im Verlauf der Herznote gleichen sich die beiden Düfte immer näher an und ich kann sie nur anhand der stärkeren Kardamomnote vom X bzw. der stärkeren Zimtnote vom CNH unterscheiden. Ich würde fast von 90% Übereinstimmung sprechen.

Haltbarkeit liegt bei gut 8 Stunden, ganz ähnlich wie X.
Sillage ist bei beiden ganz ok.

Und das Beste ... Costume National Homme kostet im Verhältnis nur ungefähr ein Zehntel. Für 70,-€ ist ein 100ml Flakon zu bekommen. Da kann ich die leichten Unterschiede verschmerzen.

Italian Cypress ist für mich zu 98% ein Duftzwilling von Aramis - Devin.
Im Auftakt ist IC ein ticken würziger, Devin ein wenig frischer. Nach 10-15 Minuten könnte ich die beiden kaum mehr auseinanderhalten.

Der Duft ist grün, die Gartennelke dominiert untermalt vom Basilikum und Moos. Bis zur Basis wird der Zimt zunehmend dominanter.

Ich schnuppere die beiden Düfte grade im direkten Vergleich und muss sagen, daß das Dargebotene zum aufgerufenen Preis bei Italien Cypress schlicht und ergreifend zu wenig ist. In dieser Duftkategorie gibt es deutlich günstigeres. Weitere Duftverwandte wären für mich auch noch Krizia Uomo und auch die Ähnlichkeit zu Halston 1-12 ist unverkennbar vorhanden. All diese Düfte sind sich irgendwie ähnlich und brauchen sich nicht hinter Italian Cypress verstecken. Und das zu einem Bruchteil des Preises.

Ich finde dieser Duft gehört mit zu den Besten in meiner Sammlung, zumindest mag ich ihn unheimlich gerne. Mein derzeitiger Favorit sozusagen.
Bestellt am Black Friday direkt bei L'Artisan, geliefert nach fast 3 Wochen. Naja, bei dem Preis in Ordnung und ein Travelzerstäuber war auch dabei. Nachdem ich ihn nun mehrfach getragen habe ist mir klar wofür der Travelzerstäuber da ist. Der Duft ist leider nur sehr kurz da und nach gut 4 Stunden kaum noch wahrnehmbar.

Der Auftakt ist frisch, ätherisch, harzig und grün. Der Wald kommt sofort zur Geltung und die Piniennote ist so ziemlich die feinste die ich je unter der Nase hatte. In Verbindung mit der Absinthnote besteht einfach die Gefahr daß man süchtig wird. Leider geil, denn länger als ein ausgedehnter Waldspaziergang hält der Duft bei mir nicht.
Aber dafür hab ich ja jetzt den kleinen Taschenzerstäuber ;-)

Wow, was für ein Dufthammer hat uns Nathalie Lorson da nur wieder kredenzt?
Bentley for Men Intense ist nun schon der vierte Duft den ich von ihr habe und alle gefallen mir ausgesprochen gut. Sie scheint zu wissen was "Mann" gefällt. Encre Noire, Carbone de Balmain oder auch Wild Forest von Armand Basi durften bei mir bereits einziehen (letzterer bisher leider erst nur als Abfüllung).

Bentley for Men Intense beginnt würzig, süß, orientalisch und hat mir sofort ein fettes Grinsen ins Gesicht gemeisselt. Und das alles ohne Oud wie man es bei ähnlich gearteten Düften sofort vermutet hätte. Diese Rumnote mit dem Zimt ist wirklich superlecker und sorgt für vorweihnachtliche Stimmung. In diesem Duft sticht nichts unangenehm hervor, alles passt und wechselt sich nach und nach ab. Leder, Holz und Weihrauch kommen immer weiter hervor und werden ständig von dieser tollen Rumnote begleitet. Drei Sprüher und das ganze Wohnzimmer duftet nach Bentley. Wahnsinn. Haltbarkeit und Sillage sind enorm und man könnte bei einer Blindverkostung an einen der edelsten Amouage Düfte denken ... nur ohne die oft animalische Oud Note.

Ich habe hier meinen Winterduft 2013 gefunden und weiß welchen ich an meinem Hochzeitstag und an Weihnachten tragen werde. Vielen Dank Frau Lorson!

Ich gestehe, ich bin ein Mensch den man als Kunstbanause bezeichnen kann. Ich kann nicht in allem was als Kunst betitelt wird auch ein Kunstwerk erkennen. Ein zusammengeschweisster Haufen Schrott ist eben nichts anderes als ein zusammengeschweisster Haufen Schrott, obgleich es vielleicht von einem "Künstler" geschaffen wurde dem vermutlich langweilig war.
Bei Kunst muss ich immer an einen Film denken (ich meine er war mit Grace Jones) wo ein Künstler eine Live Audition abhielt und sein Kunstwerk im Anschluss an den Meistbietenden verkauft wurde. Hierbei stand eine übergrosse Leinwand auf der Bühne ... der Künstler betrat nackt die Bühne und liess sich mit einer grossen Spritze blaue Farbe als Einlauf verpassen. Nun schaute er ins Publikum ... beugte sich nach vorne und presste einen blauen Farbklecks an die Leinwand. Das Publikum war begeistert und applaudierte. Ahja ... so geht also Kunst.

Kommen wir nun zu diesem "Kunstwerk". Ich verstehe es noch nicht ... absolut nicht.

Die vielen guten Bewertungen haben mich dazu veranlasst mir bei Wuchsa eine Probe dieses Duftes mitzubestellen. Mein erster Test endete gestern Abend damit daß meine Frau einen Würgereiz bekam und ich mir das Teufelszeug von der Hand schrubben musste um meine Ehe nicht zu gefährden. Ok, der erste Sprüher war nur so ein Halber aus kurzer Entfernung. Also hatte ich nochmal gedrückt und der Handrücken war nass. Eindeutig zuviel des Guten.

Da ich mutig bin und mich wirklich bemühen möchte die Bewertungen nachvollziehen zu können sprühte ich heute erneut meinen Handrücken ein. Dieses mal nur einen Sprüher mit etwas mehr Abstand.

Der Duft beginnt brutal trocken mit einer chemisch unangenehm stechenden Note. Whisky und Tabak? Eiche oder ausgebranntes Eichenfass kann gut sein. Mich erinnert das an billiges tiefschwarzes Leder welches nur so von Gerbmitteln und Pferdeschweiß durchtränkt ist. Dazu kaltrauchige Noten wie man sie tatsächlich auf einem Mittelaltermarkt zu riechen bekommt. Er hat absolut nichts frisches, blumiges, fruchtiges oder süsses, nichts was auch nur im Ansatz sympathisch duftet. Das ist für mich der Inbegriff eines Distanzduftes, ein Duft um der Umwelt mitzuteilen "Ihr könnt mich alle mal!".

Jetzt nach gut 4 Stunden ist der Duft etwas homogener geworden. Noch immer nehme ich diese trockene fiese Note wahr wenn ich mit der Nase nah ran gehe. Dazu hat sich jedoch eine ganz leicht seifige und puderige Note gesellt, gaaanz leicht nur. Der Weihrauch tritt etwas weiter aus dem Schatten des Kokelholzes. Auch den Zimt meine ich jetzt zu erkennen. Noch immer möchte ich so nicht riechen.

Es mag sein daß sich der Duft noch ein wenig weiterentwickelt. Aber mal ganz ehrlich? Wer setzt sich freiwillig dieser Tortur aus und legt einen Duft 5 Stunden eher auf bevor er "erträglich" wird? Ich bin da absolut nicht bereit zu. Einen Kaufreflex löst er bei mir keinesfalls aus. Es liegt mir fern einen gut bewerteten und offensichtlich recht beliebten Duft zu zerreissen, auch möchte ich niemandem zu nahe treten der diesen Duft mag, vielleicht sogar als Kunst verehrt. Aber eine Bitte ... setzt ihn dezent und vor allem frühzeitig ein bevor Ihr das Haus verlasst und verschont Eure Mitmenschen indem Ihr Abstand haltet.

Früher wurden Parfüms geschaffen um solche Gerüche wie sie vermutlich im Mittelalter allgegenwärtig waren zu überdecken. Heute ist es Kunst.

Ich bin halt ein Kunstbanause.

+++++ Nachtrag +++++

Jetzt nach gut 8 Stunden könnte ich fast schwören hier einen Duftzwilling gefunden zu haben. Der Duft hat sich in Richtung Birkenteer weiterentwickelt und erinnert mich ganz stark an L'Air du Désert Marocain von Tauer Parfumes. Ich mag die Birkenteernote zwar ganz gerne, aber meine Liebste könnte ich auch damit nur verjagen.