BelAmi
BelAmis Blog
vor 6 Jahren - 22.11.2017
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Parfum-Workshop von Uwe Manasse. Ein Erfahrungsbericht.

Ermutigt von einer Parfuma schreibe ich diesen Text. Vor einigen Tagen nahm ich an einem Parfum-Workshop teil. Ein Geschenk meines Liebsten zum Geburtstag. Da die Info-Email des Veranstalters vorab mich nicht erreichte, ging ich gespannt und unbefangen zum Termin. Ich wusste nur, dass das Ziel des Workshops ein eigenes kreiertes Parfum ist. Interessant, dachte ich, doch wie soll das in vier Stunden gehen? Es ging ganz leicht!

Zuerst wurde eine gute Stunde Allgemeines über Parfum erzählt. Für Parfumos, die schon länger dabei sind, ist es sicher nichts Neues.Dennoch gut, es einmal gesammelt zu hören, wo die Ursprünge von Parfum liegen und was es mit unserer Nase und der Verbindung zum Gehirn auf sich hat und wie Kopf-, Herz- und Basisnoten zusamennhängen. Ich war auch ziemlich gespannt auf die anderen Kursteilnehmer. Vielleicht ein indirektes kleines Parfumo-Treffen? Parfumo kannte kaum jemand oder gab sich nicht zu erkennen (die Kursleiterin erwähnte Parfumo sehr lobend). 15 Teilnehmer, davon vier Männer. Also nichts, wo man nur mit der Freundin hin kann.

Doch zurück zum Kreieren eines Parfums. Es standen 52 Ingredienzien bereit. Jeder erhielt einen Zettel mit den Ziffern 1-52. Und dann war man angehalten., die 52 Düfte nacheinander am Deckel zu erschnuppern, sich zu jedem Duft ein oder mehrere Plus- oder Minuszeichen als persönliche Bewertung zu notieren. Vielleicht auch ein Stichwort, falls der Duft eine Erinnerung auslöst. Gras, Duft-Radiergummi, Bodenreiniger, Mottenkugel stand am Ende u.a. auf meiner Liste. Und bei einem Duftakkord (ein von Manasse kreiertes Miniparfum) „schön, schön, schön!“ oder auch Wärme!“. Max. 20 Minuten sollte man damit verbringen. Nicht tief einatmen, nur kurz am Deckel schnuppern und seine Bewertung notieren. Wer sich jetzt fragt, ob man 52 Düfte nacheinander riechen und noch unterscheiden kann: es geht. Ziemlich gut sogar, wie ich finde. Vielleicht, weil es sich zumeist um Monodüfte handelte. Es gab nur wenige Akkorde. Und mit den Bewertungen war die Basis für die eigene Kreation geschaffen. Der Duft mit der persönlich besten Bewertung macht den Anfang. Hat man mehrere, steht man vor der ersten Entscheidung. Davon eine Pipettenspitze (= 0,5 ml) in einen Flakon. Dann weiter zur persönlichen Nr. 2. Deckel davon neben den eigenen Flakon halten. Passt das zusammen? Falls ja, eine Pipettenspitze davon rein in den Flakon. Mischen. Riechen. Und weiter. Geraten wird zu max. 4-6 Duftbestandteilen. Hat man eine Pipettenspitze von einem Duftbestandteil in den Flakon gegeben und fand es eigentlich vorher besser, gibt man vom Lieblingsbestandteil wieder etwas dazu. Und so tastet man sich langsam an seine persönliche Mischung heran. Wer mag, notiert es sich. Bei mir standen zum Schluss sechs verschiedene Inhalte auf einem Zettel, für jede Pipettenspitze einen Strich hinter der Nummer. Von einigen nur die Anzahl der Tropfen. Nicht alle Düfte sind natürlich, darauf wurde hingewiesen. Was für mich absolut okay ist. Dieser Hinweis nur, falls es sich jemand fragt.Vermisst habe ich etwas Ylang-Ylang und Orange. Doch auf Nachfrage wurde mir gesagt, es gibt rund 600 Düfte im Manasse-Sortiment und die Auswahl mit 52 ändert sich u.a. saisonal. Ursprünglich waren es wohl nur 24, weil das ganze mal als Adventskalender gestartet war und nicht als Workshop. Mein Duft sollte an warme Haut erinnern. Es ergab sich für mich als Thema einfach so beim kurzen Riechen der 52 Düfte, weil einer diese Erinnerung in mir auslöste. Seit der Lektüre über Chanel No. 5, das angeblich damals so gerochen haben soll, schwelt das Thema in meinem Hinterkopf. Ich mag die No. 5 aus nostalgischen Gründen. Doch keine der aktuellen Mischungen erinnert mich persönlich an warme Haut. Hat es auch nie getan.

Beim Mischen konnte man jederzeit um Rat fragen. Mir fehlte mal „Tiefe“ und mal ein Hauch „Rauchiges“. Da wurde mir zu Eichenmoos und Patschuli geraten. Ich wusste, dass man dazu greifen sollte, doch mir hatte es offen gestanden an Mut gefehlt. Patch ist für mich meist die KO-Note in Parfums. Doch wie in der Homöopathie macht es die Dosis, das habe ich jetzt gelernt und bin froh darüber. Dieses sich langsame Herantasten und schauen, wie sich der Duft mit ein paar Tropfen von diesem und jenem verändert, gefiel mir sehr! Das Ergebnis war mir nicht so wichtig, da ich den Inhalt meiner Parfumschublade liebe und nicht zwingend ein weiteres gutes Parfum haben muss.

Spannend war auch, was die anderen mischten! Ein Duft, so cremig wie eine hochwertige Bodylotion. Nicht gerade Dia von Amouage, doch gut. Es passte zu der zarten, schlanken, jungen Trägerin mit langen, glatten, blonden Haaren – ein Toni Garrn-Typ. Es war Maiglöckchen mit Flieder (und ein paar andere Dinge). Es passte zu ihr. Niemals zu mir. Und das war das Schöne. Es ging einzig darum, seine Duftbestandteile zu finden. Kein Trend. Keine Bewertung. Kein selbst darstellen. Kein mögen wollen. Nur Riechen und entscheiden: mag ich es oder nicht. Und das alles OHNE Ablenkung. Mir gefiel es sehr.

War man der Meinung, das Parfum ist fertig, füllte es die Kursleitern mit Alkohol und Wasser auf. Jedoch nicht, ohne vorher am Flakon eine Nase voll einzuatmen. Mi einem Lächeln, einem netten Wort, wie „das passt perfekt zu dir!“ oder „oho, wir brauchen nicht drüber sprechen, fürs Büro ist der nicht geeignet!“ oder „das ist Oskar-verdächtig!“ war sie voll des Lobes und das war schön zu sehen. Mein Eindruck war, jeder ging mit einem guten Gefühl nach Hause. Mit dem Gefühl, dass das Parfum zu ihm passt.

Nur bei mir schien es ein wenig anders. Nach dem Schnuppern an meinem Flakon schaute sie mich skeptisch an. „Definitiv kein Mainstream“. Ohne Lächeln. Das freute mich wiederum. Es schien mir ehrlich. Und dann noch ein verschmitztes: „es ist ja erst der Anfang. Vielleicht kommst du noch mal für ein Sommerparfum?“ Nein, das ist eher unwahrscheinlich. Viel mehr als ein eigenes Parfum hätte ich gerne viele kleinere Experimente gemacht. Moschus und Iris und dann mal sehen. Doch das war nicht vorgesehen. Was absolut okay ist. Erklärtes Ziel ist es ja, sein Parfum zu mischen.

Mein Mann meinte übrigens zu meiner Kreation „ich mag's“. Eine Freundin irritiert „gut, aber so anders als deine anderen Parfums“. Nein, es ist wahrlich nicht „31 Rue Cambon“ oder „Jersey“ aus der Les Exclusifs-Reihe, die ich sehr häufig trage. Eine Kursteilnehmerin sagte beim Riechen meines Duftes „wie ein Bademantel, warm und einhüllend, mit holziger Note“. Sie hatte mich verstanden. Und alles in allem freue ich mich wirklich sehr über diese gemachte Erfahrung und kann es allen Interessierten sehr empfehlen!

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