Behälter für Düfte und das Anfertigen von Abfüllungen aus technischer Sicht – Kapitel 2: Bauarten und Anwendungsspektren von Behältern
Vorwort
Bei mir sind in den vergangenen Jahren ca. zwei Dutzend verschiedene Abfüllbehälter gelandet ohne, dass ich selbst darauf Einfluss genommen hätte. Das alleine zeigt, dass für unterschiedliche Vorlieben und Einsatzzwecke offenbar zahlreiche Lösungen am Markt angeboten werden. Denn es gibt nicht DEN EINEN Behälter für alles. Und je vielseitiger man sich mit Düften beschäftig, umso umfangreicher wird das Arsenal an unterschiedlichen Behältern.
01 Auswahlkriterien
Wie in den meisten Bereichen des Lebens ist auch die Auswahl eines Behältertyps eine Abwägung von Vor- und Nachteilen und das Eingehen von Kompromissen. Das kostbare Öl für 100 € je Milliliter wird sicherlich nicht im gleichen Behälter aufbewahrt wie eine 100 ml Abfüllung aus einem 500 ml Sharing-Flakon. Bei der Anschaffung von Behältern für Abfüllungen können folgende Aspekte eine Rolle spielen:
01.01 Volumen
Wer nicht ständig um- oder nachfüllen will, sollte natürlich die Größe des Gefäßes auf das Volumen des Duftes abstimmen. Aber auch beim Abfüllen von Proben schickt es sich an Behältergrößen zu wählen, die zu den zu transporierenden Menge passen.
01.02 Design
Vor allem wenn Abfüllungen häufiger in Gebrauch sind, sie auch präsentiert werden sollen, mit auf Reisen genommen werden oder aber auch aus ergonomischen und/oder haptischen Gründen, werden sie häufig in ansprechendere und hochwertigere Behälter gefüllt.
01.03 Geometrische Form / Effiziente Lagerung
Dieser Themenkomplex berührt all diejenigen, die eine große Anzahl von Abfüllungen verwenden, diese sammeln und/oder archivieren. In Bezug auf Übersichtlichkeit und Platzverbrauch sind dann einheitliche Größen und Formen von Vorteil. Die Gestelle, Boxen und Schachteln sollten logischerweise von ihrer Größe und Aufteilung her auf die aufzunehmenden Behälter abgestimmt sein.
01.04 Anwendungszweck (Probe oder Flakonersatz)
Dieser Aspekt berührt auch das Kriterium ''Design''. Je häufiger ein Duft angewendet wird umso ergonomischer sollte der Behälter und dessen Mechanik sein.
01.05 Dichtheit
Immer wieder liest man im Parfumo.de-Forum von "Havarien" und Flüssigkeitsschwund. Mal geht es um Originalflakons, die liegend gelagert wurden, mal um Abfüllungen, die die Flugreise nicht "überlebt" haben oder überraschende "Verfüchtigungen". Abhängig von Inhalt, Wert und Transporteinwirkungen sind entsprechend mehr oder weniger Vorkehrungen gegen Undichtigkeit von Behältern zu treffen. Generell kann man sagen, dass je größer und hochwertiger der Behälter ist, umso wahrscheinlicher ist auch das Vorhandensein einer Dichtung. Sollte diese fehlen, so wäre eine Nachrüstung mit Bändern denkbar. Primär in den Verbindungsflächen, sekundär über den außenliegenden Fugen. Näheres hierzu ist im Kapitel 3, Ziffer 02.01.09 und 02.01.10 nachzulesen.
01.06 Eignung für den Versand
Hier ist nicht nur die Dichtheit von Behältern angesprochen, sondern auch deren Anfälligkeit gegenüber Beschädigungen und deren Abmessungen, vor allem im Hinblick auf Durchmesser bzw. Dicke. Hier können nur wenige Millimeter unter Umständen nahezu zu einer Verdopplung der Versandkosten führen.
01.07 Resistenz gegenüber mechanischer Beanspruchung
Je kleiner die Gefäße sind, umso stabiler sind sie zwar, aber um so häufiger fallen sie erfahrungsgemäß auch um oder herunter. Im Gegensatz zu Glasgefäßen muss man sich diesbezüglich bei Kunststoffgefäßen weitaus weniger Sorgen machen. Und wird, z. B. auf dem Transportweg, Druck auf die Behälter ausgeübt, dann versagt das starre Glas recht schnell, während Kunststoff hier weitaus flexibler ist.
01.08 Reaktionen zwischen Medium und Gefäßmaterial
Ob und in welchem Maß Kunststoffgefäße langfristig ihre Eigenschaften verändern und ob und wann sie Düfte negativ beeinflussen, ist ungeklärt bis strittig. Ein mögliches Problem, dass sich bei Glasgefäßen nicht stellt. Man darf allerdings nicht vergessen, dass auch Steigleitung, Pumpe und Düse aus Kunststoff sind. Hier befinden sich auf engsten Raum die ca. nächsten beiden Hübe (Sprühstöße) nahezu isoliert als stagnierende Flüssigkeit. Eine vollständige Verbannung von Kunststoffen wird daher nur bei Schüttflakons oder bei Glasgefäßen mit Glaspipetten gelingen. Um jedes hypothetische Risiko zu minimieren sollten große und wertvolle Abfüllungen vorsorglich dauerhaft in Glasgefäßen aufbewahrt werden.
01.09 Preis
Für eine Probe, die nach kurzer Zeit aufgebraucht ist, macht es keinen Sinn mehr als nötig in den anschließend obsoleten Behälter zu investieren. Anders sieht es hingegen bei repräsentativen Behältern aus, an die mitunter auch besondere Ansprüche an die Qualität des Zerstäubers gestellt werden. Hier kann man durchaus auch mal zweistellige Eurobeträge investieren.
01.10 Öffnungsweite
Dieser Punkt wird mutmaßlich nur beim Abfüllvorgang eine Rolle spielen. Je nach Verfahren kann es von Vorteil sein, wenn die Öffnung des Gefäßes so groß als möglich ist. Und das betrifft nicht nur das zu befüllende Gefäß. So kann z. B. die Entnahme mit einer Pipette oder einer Spritze stark eingeschränkt werden, wenn das "Spendergefäß" einen zu engen Hals aufweist.
01.11 Einfluss der Viskosität von Düften
Vor allem Öle sind nicht für alle Gefäße geeignet. Sie lassen sich mit Zerstäubern nicht besonders fein verteilen und werden daher vornehmlich mit Pipetten, Roll-On oder Dornen aufgetragen, so die Behälter über eine derartige Ausstattung verfügen. Aber, bitte beachten! Füllt man z. B. Öle in sehr dünne Röllrandgläser ab, so fließen diese häufig aufgrund der hohen Oberflächenspannung nicht mehr im freien Gefälle heraus.
01.12 Oberfläche (Eignung für Beschriftung und Etikettierung)
Vor allem bei Proben in neutralen Gefäßen wird zumindest in Kurzform der Name des Duftes und die Marke vermerkt. Geschieht das nicht mittels Etikett, lassen sich natürlich raue Kunststoffoberflächen besser beschreiben als glatte. Dafür haften wiederum auf glatten Oberflächen Etiketten besser als auf rauen. Unabhängig davon bieten natürlich dickere bzw. breitere Gefäße stets mehr Platz für eine "ordentliche" Beschriftung oder Etikettierung.
01.13 Reinigung und Wiederverwertung
Je größer und je einförmiger die Teile des Behälters sind, um so einfacher gelingt eine Reinigung. Auf der einen Seite sollten zwar auch ökologische Aspekte erwogen werden, auf der anderen Seite steht bei sehr kleinteiligen Elementen der Reinigungsaufwand jedoch in keinem Verhältnis zum Nutzen. Besonders gelingt die Reinigung in der Spülmaschine mit Programmen hoher Temperatur. Bitte Beachten! Keine Metallteile bzw. mit Metall beschichtete Teile in die Spülmaschine geben, da die Oberflächen angegriffen werden und danach stumpf sind. Die Gefäße und einfachere Bauteile sollten anschließend bei Wärme, bestenfalls an der frischen Luft in der Sonne getrocknet werden. Eine restlose Trocknung von mechanischen Bauteilen ist oft nur nach Zerlegung in ihre Einzelteile und mit Druckluft möglich.
02 Materialien
Mal abgesehen von Verkleidungen und Beschichtungen von Zerstäubern besteht deren Innenleben grundsätzlich aus Kunststoff. Gleiches gilt für die Steigleitung. Kappen können aus Kunststoff, (Kunst-)Stein, Metall oder aus einem Verbund dieser Materialien sein. Im Prinzip sind also der Kopf und die Technik mehr oder minder immer aus Kunststoff. Bei den Gefäßen hingegen gibt es nur zwei Welten: Die der Kunststoffe und die der Gläser.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Behälter für Abfüllungen mit mehr als 10 ml Nettofassungsvermögen fast immer aus Glas sind und folglich Kunststoffgefäße eher für Proben und Testzwecke herangezogen werden. Aber auch dieses Spektrum wird durch Pendants aus Glas nahezu vollständig abgedeckt.
Einige der Vor- und Nachteile von Kunststoff- und Glasgefäßen sind bereits oben bei den Auswahlkriterien angeschnitten worden. Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung:
02.01 Gefäße aus Glas
Vorteile:
- + große Auswahl an Formen
- + eingefärbte Materialien (z. B. als Lichtschutz) verfügbar
- + auch größere Volumina verfügbar
- + größere Kombinationsmöglichkeiten bei den Dosiereinrichtungen
- + (mutmaßlich) inerter
Nachteile:
- - teurer
- - zerbrechlicher
- - schlechter direkt zu beschreiben
- - schwerer
02.02 Gefäße aus Kunststoff
Vorteile:
- + günstiger
- + bruchsicherer
- + eingefärbte Materialien (z. B. als Lichtschutz) verfügbar
- + besser direkt zu beschriften
- + leichter
Nachteile:
- - geringe Auswahl an Formen (im Prinzip nur Zylinderform)
- - Volumen üblicherweise nur bis maximal 10 ml
- - Spritzen ausgenommen, im Prinzip nur als Pumpzerstäuber verfügbar
- - Material reagiert eventuell mit dem Inhalt
03 Bauformen
Zur besseren und schnelleren Erfassung und der Übersichtlichkeit wegen werden die unterschiedlichen Bauform-Gruppen im Folgenden als "Steckbrief" dargestellt.
03.01 Spritzen
Gefäßmaterial: KunststoffFassungsvermögen: 1,0 bis 300,0 ml
Dosiereinrichtung: Kolben
Dichtung: nur in Verbindung mit entsprechenden Kappen dicht
Sonstiges: Graduierung (= Volumenskala)
Vorteile:
- + sehr günstig
- + auch zum aufziehen/aufnehmen von Düften geeignet
- + mit Graduierung (= Volumenskala) zur Mengenbestimmung
Nachteile:
- - schlechte Dosierung/Verteilung bei der Applikation
- - lässt sich schlecht stellen/lagern/aufbewahren
- - Gefahr der unbeabsichtigten Betätigung
- - mitunter schlecht zu beschriften
03.02 Reaktionsgefäße
Gefäßmaterial: KunststoffFassungsvermögen: 0,5 bis 10,0 ml
Dosiereinrichtung: ohne
Dichtung: schlecht (mit Schnappdeckel) bzw. gut (mit Schraubdeckel)
Sonstiges: ---
Vorteile:
- + sehr günstig
- + Schnappdeckel bleibt am Gefäß
Nachteile:
- - schlechte Dosierung/Verteilung bei der Applikation
- - hygienisch nicht einwandfrei bei der Applikation
- - kann man nicht stellen
- - schlecht zu beschriften
03.03 Rollrandgläßer und Zylinder aus Glas mit abgeschmolzenem Rand (DA < 12 mm)
Gefäßmaterial: Glas
Fassungsvermögen: 0,5 bis 3,0 ml
Dosiereinrichtung: ohne bzw. rudimentär mit Dorn
Dichtung: sehr gut
Sonstiges: häufig mit Dorn im Deckel (als Förderungs- und Applikationshilfe)
Vorteile:
- + sehr günstig
- + sehr dicht, vor allem Rollrandgläser
Nachteile:
- - schlechte Dosierung
- - hygienisch nicht einwandfrei bei der Applikation
- - stehen aufgrund der geringen Grundfläche schlecht
- - schwer zu beschriften
03.04 Zylinder aus Kunststoff und Glas mit abgeschmolzenem Rand (DA ca. 12 mm)
Gefäßmaterial: Kunststoff und GlasFassungsvermögen: 2,0 bis 7,0 ml
Dosiereinrichtung: Pumpzerstäuber
Dichtung: gut
Sonstiges: in dieser Gruppe beträgt der Außendurchmesser OD häufig ca. 12 mm
Vorteile:
- + günstig bis sehr günstig
- + handlich und praktisch für Testzwecke (vor allem auf dem Arm)
- + hygienisch durch indirektes Applizieren
- + Kappe als Schutz vor unbeabsichtigter Betätigung, Austrocknung etc.
Neutral:
- - Beschriftung mit Einschränkungen möglich
- - stehen einigermaßen gut und lassen sich mit entsprechenden Gestellen gut lagern/aufbewahren
03.05 Zylinder mit Gewinde
Gefäßmaterial: Kunststoff und GlasFassungsvermögen: 2,0 bis 15,0 ml
Dosiereinrichtung: Pumpzerstäuber
Dichtung: gut (wenn man auf einen sauberen und trockenen Gewindegang achtet)
Sonstiges: in dieser Gruppe beträgt der Außendurchmesser OD häufig ca. 16 mm
Vorteile:
- + günstig bis sehr günstig
- + handlich und praktisch für Testzwecke aller Art
- + hygienisch durch indirektes Applizieren
- + gute Beschriftungsmöglichkeiten
- + stehen auch ohne Gestelle relativ gut
- + Kappe als Schutz vor unbeabsichtigter Betätigung, Austrocknung etc.
- + Dichtung in Form eines Gummirings im Zerstäuberkopf
- + herausnehmbarer Gummistopfen im Bereich des Gewindes (nur bei einigen Modellen)
Nachteile:
- - Kappen mit Clip sind nicht luftdicht
03.06 Gewindeflaschen
Gefäßmaterial: Glas und Kunststoff (PET)Fassungsvermögen: 1,0 bis 200,0 ml
Dosiereinrichtung: Pumpzerstäuber, Pipette, Dropper, Roll-On und ohne (nur Schraubdeckel mit Dichtungseinsatz), je nach Innendurchmesser Gefäßhals
Dichtung: gut (wenn man auf einen sauberen und trockenen Gewindegang achtet)
Sonstiges: nahezu unbegrenzte Auswahl an Größe, Form und Farbe der Gefäße
Vorteile:
- + nahezu unbegrenzte Auswahl an Größe, Form und Farbe der Gefäße
- + hygienisch durch indirektes Applizieren (bei entsprechender Dosiereinrichtung)
- + gute Beschriftungsmöglichkeiten
- + stehen meist sehr gut
- + Kappe als Schutz vor unbeabsichtigter Betätigung, Austrocknung etc. (bei entsprechender Dosiereinrichtung)
- + Dichtung in Form von Gummiringen bei den meisten schraubbaren Aufsätzen (Zerstäuberkopf, Pipettendeckel oder Schraubdeckel)
- + Ausstattung mit verschiedenen Auf- und Einsätzen (Pumpzerstäuber, Pipette, Deckel, Dropper, Roll-On) möglich
Nachteile:
- - Bruchgefahr
04 Vorstellung ausgewählter und verbreiteter Behälter
Anmerkung zur Ermittlung der nachfolgend angegebenen Volumina:
Die Volumenbestimmung erfolgte durch die Differenzermittlung zweier Wägung. Zunächst im unbefüllten Trockenzustand. Anschließend nach dem Zusammenbau der überfüllten Gefäße. Die Behälter wurden vorher natürlich außen getrocknet. Die Steigleitungen und der Zerstäuber waren nicht mit Flüssigkeit befüllt. Es handelt sich also jeweils um das maximal zugängliche Volumen von unbenutzten Behältern.
04.01 2,0 ml Kunststoff Mini-Taschenzerstäuber
Höhe: 55,7 mm
Außendurchmesser: 12,0 mm
Gewicht: 3,2 g
Volumen: 1,95 ml
Hub: 1,95 ml / 30 = 0,065 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 5 cm
Qualität Zerstäubung und Mechanik: mäßig
04.02 2,5 ml Kunststoff Mini-Taschenzerstäuber (lange Pumpe/kurze Pumpe)
Höhe: 66,5 / 66,8 mm
Außendurchmesser: 12,0 / 11,9 mm
Gewicht: 3,6 / 3,7 g
Volumen: 2,7 / 2,7 ml
Hub: 2,7 ml / 36 = 0,075 ml / 2,7 ml / 34 = 0,08 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 10 cm
Qualität und Mechanik Zerstäubung: mäßig / gut
04.03 2,5 ml Glas Mini-Taschenzerstäuber
Höhe: 65,8 mm
Außendurchmesser: 12,0 mm
Gewicht: 5,6 g
Volumen: 2,85 ml
Hub: 2,85 ml / 28 = 0,10 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 10 cm
Qualität Zerstäubung und Mechanik: sehr gut
04.04 5 ml Glas Taschenzerstäuber mit Gewinde
Höhe: 74,0 mm
Außendurchmesser: 13,8 mm
Gewicht: 6,8 g
Volumen: 4,9 ml
Hub: 4,9 ml / 81 = 0,06 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 15 cm
Qualität Zerstäubung und Mechanik: mäßig
04.05 5 ml Kunststoff Taschenzerstäuber
Höhe: 77,3 mm
Außendurchmesser: 16,0 mm
Gewicht: 6,9 g
Volumen: 5,15 ml
Hub: 5,15 ml / 36 = 0,14 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 20 cm
Qualität Zerstäubung und Mechanik: gut
04.06 10 ml Kunststoff Taschenzerstäuber (ohne Clip an der Kappe)
Höhe: 118,6 mm
Außendurchmesser: 15,8 mm
Gewicht: 9,9 g
Volumen: 9,93 ml
Hub: 9,93 ml / 76 = 0,13 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 20 cm
Qualität Zerstäubung und Mechanik: gut
04.07 10 ml Kunststoff Taschenzerstäuber (mit Clip an der Kappe)
Höhe: 141,3 mm
Außendurchmesser: 16,0 mm
Gewicht: 13,4 g
Volumen: 9,9 ml
Hub: 9,9 ml / 72 = 0,14 ml
Sprühkegeldurchmesser: ca. 20 cm
Qualität Zerstäubung und Mechanik: gut
05 Fazit
Das fällt mutmaßlich eher etwas subjektiv aus, da ich mit den Behältern für Abfüllungen auch nur meine persönlichen Bedürfnisse erfüllt sehen möchte. Hiervon abweichende Anforderungen und Ansichten werde folgerichtig zu anderen Präferenzen führen. Ich versuche dennoch hier weitestgehend objektiv zu sein.
05.01 Reaktionsgefäße und Spritzen
Für mich scheiden diese Behälter alleine wegen ihrer schlechten Applikationsmöglichkeit aus. Zudem ist es aufgrund der geometrischen Ausformung schwierig, sie "ordentlich" zu lagern. Bei den Reaktionsgefäßen ist auch, vor allem bei den nichtzylindrischen, eine Beschriftung sehr schwer vorzunehmen.
05.02 Kleine Rollrandgläser und kleine Gläser mit abgeschmolzenem Rand
Vielen Dank für die ergäzenden Hinweise zu diesem Abschnitt von der netten Parfuma Etamher.
Diese Form ist auch bei Duftherstellern sehr weit verbreitet. Ausgenommen von hochwertigen Ölen sehe ich hier jedoch keine praktischen Vorteile, weswegen ich bei Abfüllungen darauf nicht zurückgreife. Befüllung und Beschriftung gestalten sich aufgrund der kleinen Bauform ebenfalls schwierig. Und diese Eigenschaft wirkt sich auch negativ auf das Stellen und allgemeine Lagern von dieser Art von Behältern aus. Rollrandgläser schließen sehr dicht, manchmal zu dicht ab, weswegen die Deckel teilweise nur mit hohem Kraftaufwand entfernt werden können. Es gibt Deckel mit und ohne Dorn. Wenn ein Dorn eingesetzt werden soll, dann sollte er auch bis annähernd an den Boden des Gefäßes reichen.
Das nächste Bild zeigt den wesentlichen Unterschied zwischen "Rollrandglas" und "Glas mit abgeschmolzenem Rand". Die Einschnürung des Rollrandglases verursacht nicht nur einen strammeren Sitz des Deckels, sondern sie verindert selbst bei dünnflüssigen Düften das Herauslaufen im freien Gefälle. Wer es beherrscht, kann den Duft auch ohne Dorn - berührungsfei - tropfenweise aus dem Rollrandglas klopfen/schütteln. Oder aber man benetzt direkt mit dem Rand des Glases oder, so vorhanden, indirekt mit dem Dorn im Deckel die entsprechende Hautpartie. Letztgenannte Benetzungsmethoden sind allerdings hygienisch fragwürdig, da so organische Bestandteile zurück in den Behälter gelangen und dort den Duft verändern könnten.
Noch mehr Vorsicht und Geschick ist bei den Röhrchen mit dem abgeschmolzenen Rand geboten. Wenn man nämlich das im nächsten Bild rechts dargestellte Röhrchen stürzt, dann fließt der gesamte Inhalt ungehindert heraus. Hier müsste man also zuerst die Stelle (z. B. Unterarm) auf die Öffnung legen, dann das Glas stürzen, danach das Glas wieder in die Senkrechte bringen und erst dann wieder die Öffnung freigeben. Klingt so unbequem wie es sich anfühlt. Diese Röhrchen gibt es aber auch mit Dorn im Deckel, was wenigstens eine etwas sicherere Applizierung ermöglicht.
05.03 Mini-Taschenzerstäuber (OD ca. 12mm)
Die für mich bevorzugte Bauform für einen Test zum Kennenlernen eines Duftes. Die ausgebrachte Menge ist ideal, um z. B. auf dem Unterarm eine repräsentative Benetzung zu erzeugen. Die Behälter können vernünftig abgestellt, in entsprechenden Reagenzglashaltern gelagert, beschriftet und versendet werden. Die Verbindung bei diesen Dimensionen ist noch immer eine Klemmverbindung, was eine Dichtheitsproblem darstellen kann. Vermieden wird das weitestgehend, indem man die Kontaktflächen vor dem Zusammenfügen restlos trocknet. Aus den oben genannten Aspekten ist es für mich auch die ideale Form für die Archivierung kleinerer Duftmengen. Wer Abfüllungen durch einsprühen vornimmt, sollte sich in Abhängigkeit der Abfüllmenge eher für längere Zylinder entscheiden, da bei unsensiblen und ruckhaft auslösenden Zerstäubern am Spenderbehälter ansonsten der Rückstoß wieder Material aus dem Empfängerbehälter befördern kann.
05.04 Mini- bis Midi-Taschenzerstäuber mit Gewinde
Im Gegensatz zu den Behältern mit Kunststoffgefäßen gibt es
Glasgefäße mit Gewinde schon ab 2 ml. Wer also Wert auf eine sicherere Dichtung
legt, kann bereits ab diesen Dimensionen mit Dichtungsbändern
nachhelfen. Mit zunehmender Größe muss man sich wegen der Bruchgefahr jedoch
immer weitreichendere Gedanken, vor allem beim Versand, machen. Zumindest
bis zur Dimension von 5 ml würde ich die ausgebrachte Menge je Hub tendenziell auf
dem Niveau für Testzwecke, denn für den täglichen Gebrauch sehen. Das ist
jedoch auch stark davon abhängig, wieviel Duft jeder individuell bei sich
anwendet bzw. auftragen möchte. Der Außendurchmesser von ca. 13,8 mm ist zumindest
für meine Reagenzglashalter schwierig, da entweder etwas zu groß (13,5 mm) oder
wesentlich zu klein (16,2 mm).
05.05 Taschenzerstäuber (OD ca. 16 mm)
Wenn man eine großflächige Applizierung des Duftes erreichen und den Duft mehrfach ohne Nachfüllen anwenden will, dann greift man zu dieser Art von Taschenzerstäubern. Der Gefäßdurchmesser bietet eine relativ große Öffnung zum Befüllen und gleichzeitig Standfestigkeit. Bei einigen 10 ml Taschenzerstäubern befindet sich im Bereich des Gewindes des Kunststoffgefäßes ein herausnehmbarer Gummistopfen. So kann die Öffnung des Zylinders während des Abfüllprozesses vorübergehend vergrößert werden. Der Knopf an der Pumpe ist bauartbedingt so groß, dass er sicher und ohne Verkanten bedient werden kann. Und durch den ebenfalls großen Hub ist sogar der Sprühnebel etwas steuer- und dosierbar. Dahingehend werden ab dieser Größe von Pumpen weitestgehend die Fähigkeiten von Herstellerflakons erreicht, wobei Feinheit und Mechanik irgendwo im unteren Mittelfeld rangieren dürften. Mit 16 mm DA lassen sich diese Größen auch noch in einem wattierten Kuvert als Großbrief (maximale Dicke 20 mm) versenden. Den Sinn des sehr weit verbreiteten Clips habe ich für mich noch nicht erkannt. Ausgenommen man nutzt diesen bei der Lagerung, indem man die Taschenzerstäuber damit an einen dünnen Rand hängt und dem Vorteil, dass diese Taschenzerstäuber im Liegen nicht wegrollen können, kann ich keinen wesentlichen Nutzen erkennen. Der Clip trägt beim Versand auf (an der breitesten Stelle misst er 22,2 mm, womit das Höchstmaß für die Dicke für Großbriefe der Deutschen Post von 20 mm überschritten wäre), er ist nicht luftdicht, sondern oben geschlitzt und er behindert andere Taschenzerstäuber im Reagenzglashalter beim Greifen und drehen, um z. B. das Etikett zu lesen.
Für einen oder zwei ausgiebige Tagestests inklusive einer Rückstellprobe reichen mir meist 4 ml, weswegen ich hier nur noch die 5 ml Kunststoff Taschenzerstäuber einsetze. Bei etwas über 5 ml Fassungsvermögen lassen sie sich meist noch gut direkt via Zerstäuber befüllen. Die kurze, kompakte Bauform, aber auch der größte Hub im gesamten Testfeld kommen mir ebenfalls bei der spontanen täglichen Anwendung, auch und vor allem unterwegs, entgegen.
Gerade für diese Durchmesser von annähernd 16 mm werden zahlreiche Reagenzglashalter angeboten, was eine Ablage und Archivierung dieser Bauformen erleichtert.
05.06 Glasflaschen, Apothekerflaschen, Braun- und Blauglasflaschen
Ihr Vorteil besteht darin, dass man sie mit einer Reihe von Einsätzen (Dopper, Roll-On) und Schraubdeckeln (geschlossen, mit Zerstäuber oder mit Pipette) ausstatten kann. Da ich zur Applikation stets Zerstäuber verwende, würde ich im Alltag aber ab einem gewissen Volumen aus ästhetischen Gründen zu entsprechenden Glasflakons (siehe übernächster Abschnitt) greifen. Wohingegen beim Versand von größeren Volumen diese Arten von Behältern die erste Wahl ist, sofern man beim Transport entsprechende Schutzvorkehrungen trifft.
05.07 Design-Taschenzerstäuber
Wer viel unterwegs ist und seine "Tagesration" optisch aufwerten möchte, der greift zu Taschenzerstäubern mit einer Designhülle. Darin befindet sich nichts anderes als ein herkömmlicher, schmuckloser Taschenzerstäuber mit Glasgefäß. Die Erfahrung hat gezeigt, dass gerade diese Art von Behältern sehr anfällig für das Auslaufen des Duftes ist. Eine zusätzliche Abdichtung am Gewindegang ist daher anzuraten. Sollten diese Design-Taschenzerstäuber auch mal hingestellt werden müssen, so ist dies bei der Wahl der Bauform zu berücksichtigen.
05.08 Neutrale Glasflakons
Wer sich sicher ist eine größere Menge von einem Duft dauerhaft anzuwenden und ihm daher eine würdige
"Verpackung" gönnen möchte, die annähernd einen Vergleich zu einem
Original zulässt, der sollte seine Abfüllungen in einem entsprechenden
Glasflakon aufbewahren und mit diesem auch anwenden. Diese Aufwertung kann man selbstverständlich auch beim Verkauf oder beim Verschenken von Abfüllungen vornehmen. Die Auswahl ist unüberschaubar.
Allerdings sollte man auch hier auf einen guten Zerstäuber achten, der eine bedarfsgerechte Menge fördert. Sehr kleine Flakons arbeiten
hier nicht wesentlich effektiver als 2 ml Mini-Taschenzerstäuber. Da kann
eine großflächige Applikation schon mal sehr aufwändig oder umständlich werden.
Glossar
Einige der nachfolgenden Begriffsdefinitionen sind speziell der Praxis von Parfümsammlern und ‑begeisterten entlehnt, halten u. U. keinen wissenschaftlichen Ansprüchen stand und sind mitunter meiner subjektive Auslegung geschuldet.
Abfüllung
Teilmenge aus für den Einzelhandel bestimmten Gebinden/Behältern, in seltenen Fällen (z. B. von Direktvermarktern) aus deren Lager- und/oder Vorratsbehältern, die in kleinere, meist neutrale Behälter umgefüllt wurde.
Behälter
Gefäß einschließlich Verschluss und sonstiger "Anbauteile" (= geschlossen).
Düfte
Überbegriff für alle kosmetischen Flüssigkeiten (z. B. Eau de Cologne, Eau de Toilette, Eau de Parfum, Extrait Parfum, Parfümöle usw.) die mit der Absicht eine olfaktorische Wirkung zu erzeugen, gehandelt und angewendet werden.
Gefäß
Hohlraumkörper zur Aufbewahrung eines Stoffes ohne Verschluss oder sonstiger "Anbauteile" (= offen).
Graduierung
Unterteilung von Mengenangaben in Skalenform. Hier Volumenangaben auf Spritzen, Pipetten oder Abfüllgefäßen.
Hub
Volumen,
das mit der einmaligen Betätigung einer Pumpe oder ggf. auch einer
Pipette ge- bzw. befördert wird. Auf Verbraucherebene wird die Menge von
Düften in der Einheit [ml] angegeben.
Mikroreaktionsgefäß (auch Reaktionsgefäß oder Eppendorfgefäß)
Sich nach unten verjüngendes Kunststoffgefäß für kleine Volumina (überwiegend 0,5 bis 2,0 ml, aber auch bis 10,0 ml), meist mit Schnappdeckel, der über eine Lasche fest mit dem Hohlkörper verbunden ist. In selteneren Fällen mit Verlängerung der zylindrischen Hülle am unteren Ende und abnehmbarem Schraubdeckel incl. Dichtring.
OD
Abkürzung für Außendurchmesser (aus dem Englischen Outside Diameter). Da bei vielen Abfüllbehälter, unabhängig vom Hersteller, annähernd die gleichen Außendurchmesser von 12 und 16 mm verwendet werden und Gestelle und Reagenzglashalter davon abhängig sind, wurde in den Kapiteln häufig diese Abkürzung verwendet.
Pipette
Glas- oder Kunststoffröhren mit Graduierung, in denen Flüssigkeiten aufgenommen, damit Flüssigkeitsmengen gemessen und wieder abgegeben werden. Um die Flüssigkeit am Auslaufen zu hindern muss eine der beiden Öffnungen verschlossen (Finger, Stopfen, Ballon) werden. Mit einem Ballon kann die Flüssikeit auch angesaugt werden.
Probe
Für Dritte zu Testzwecken angefertigte, üblicherweise kleinvolumige (bis ca. maximal 5 ml) Abfüllung. Theoretisch werden Proben nach abgeschlossenem Test und ohne, dass sie den Behälter wieder verlassen (müssen), zu einer normalen Abfüllung. Vor allem wenn sie im Anschluss einer orginären (Duft-)Anwendung zugeführt werden. Merke: Alle Proben sind Abfüllungen, aber nicht alle Abfüllung sind Proben.
Pumpe
Mechanisches Bauteil, welches durch die Betätigung einer Taste, eines Ballons oder eines Hebels über Kolben und Ventile Druckverhältnisse in Systemen ändert und so Flüssigkeiten fördert.
Steigrohr
Verbindungsleitung zur Förderung der Flüssigkeit (hier des Duftes) vom Boden des Gefäßes zur Pumpe. Meist aus transparentem, flexiblem Kunststoff.
Taschenzerstäuber
Zylindrische Gefäße mit Pumpenzerstäuber. Ursprünglich für die Anwendung von Düften für unterwegs gedacht, wird diese Art von Behältern in Sammlerkreisen vornehmlich beim Versenden, Handeln, Sammeln und Archivieren von kleineren Abfüllungen eingesetzt. In erstgenannten Fällen stecken die Behälter meist noch in einer ''edleren'' Hülle, in zweitgenannten Fällen ähneln die Behälter eher und aus pragmatischen Gründen Laborbedarfsartikeln. Einige Hersteller bieten ihre Düfte auch in konfektionierten Taschenzerstäubern mit mal mehr, mal weniger hervorgehobenen Designmerkmalen an.
Zerstäuber
Technische Einheit bestehend aus den Bauteilen Pumpe und Düse zur Förderung, Freisetzung und Abgabe von Flüssigkeiten (hier Düften) aus Behältern.
Nachtrag vom 02.03.2019 - 22:55 Uhr:
Zur Ziffer 4.2 "2,5 ml Kunststoff Mini-Taschenzerstäuber (lange Pumpe/kurze Pumpe)"
1. Nachwägung: kurze Pumpe 6296 - 3678 = 2,618 g bzw. ml
2. Nachwägung: kurze Pumpe 6257 - 3688 = 2,569 g bzw. ml
3. Nachwägung: lange Pumpe 6343 - 3600 = 2,743 g bzw. ml
Bilderstrecke zur Volumenbestimmung von 2,5 ml Mini TZ aus Kunststoff