Calypso

Calypso

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1 - 5 von 8
Calypso vor 3 Jahren 38 10
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Keine kleine Cinderella
L'interdit Rouge ist kein Mädchen. Sie ist eine erwachsene Dame, ein Vollweib.

Während ihre jüngere Schwester L'interdit Intense in einem Club die Nacht durchtanzt, sitzt sie in ihrer samtroten Robe in der Oper und wirft dem Herrn hinter sich ab und an ein geheimnisvolles Lächeln zu. Er folgt ihr in der Pause durch die Menge, sieht aber nur noch, wie sie ihr Champagnerglas abstellt und barfuß in die Nacht eintaucht.
Barfuß nicht, weil sie wie Cinderella auf einen Prinzen hofft, der ihr die Schuhe hinterherträgt.
Barfuß, weil sie ihr lästig waren.

L'interdit Rouge ist geheimnisvoll, dunkel, zahm auf der Haut - aber eher gezähmt als brav.

Der scharfe Blutorangenauftakt wird langsam von der Ingwerwürze eingefangen und dann sanft in eine Tuberosen-Jasmin-Umarmung eingehüllt; die Orangenblüte tanzt dazu.

Geerdet von Hölzern und einem fast weihrauchartigen Patchouli entsteht so eine runde Komposition, die bei mir die Assoziation von einer dunklen Herbst- oder Winternacht hervorruft.

Selten hat ein Flakon bzw. dessen Farbe einen Duft so gut getroffen!
10 Antworten
Calypso vor 3 Jahren 12 5
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Auftritt: Love child....
... oder kleine Schwester von "Infusion d'Iris (Eau de Parfum) (2007) | Prada" und "Aqua Allegoria Nerolia Bianca | Guerlain" .... aber von vorne:

Hab mir einen Restflakon über den Souk erstanden, da ich - eigentlich - ja gar keinen neuen Irisduft geschweige denn einen Neroliduft benötige. Von ersteren habe ich mittlerweile schon einige und greife immer wieder auf meinen geliebten Infusion d'Iris zurück, von letzterem habe ich den schönen Aqua Allegoria Nerolia Bianca, der mich an heißen Sommertagen erfrischt. Mit Neroli verbindet mich eher eine Liebe auf den dritten Blick, da es auf meiner Haut manchmal bitter wird und etwas kratzig anmutet, beim Aqua Allegoria Nerolia Bianca allerdings nicht.

Nun aber zu "Iris & Néroli | Jeanne en Provence" :

Der Duft startet mit einem frischen, aber unbitteren Neroli, ganz leicht seifig (was ich aber mag) und geht dann recht schnell in eine saubere, pudrige, unsüße Iris über, die mich stark an "Infusion d'Iris (Eau de Parfum) (2007) | Prada" erinnert.
Im weiteren Verlauf bzw. Drydown nimmt sich das Neroli immer mehr zurück und winkt nur noch ein wenig aus der Ferne, sozusagen aus den hinteren Rängen des Dufttheaters.
Dafür betritt jetzt die Iris die Bühne und hat sich dafür mächtig in Schale geworfen und - nicht nur das Näschen - mit leicht süßlichem, aber immer noch angenehmen Orangen-Puder bestäubt.
Sie tanzt dabei auf dem Sandelholzparkett, bis sie erschöpft auf dem Moschuswölkchen niedersinkt.

Die Haltbarkeit ist auch ordentlich, muss das aber morgen nochmals ausgiebiger testen.

Der Flakon ist überraschend schwer und hochwertig gemacht (vielleicht von der Kappe abgesehen), aber hübsch mit dem geriffelten Glas.

Insgesamt muss der Duft wirklich nicht hinter seinen "großen Schwestern" zurückstehen - er ist fein abgestimmt, sehr angenehm und im Preis tatsächlich unschlagbar.
5 Antworten
Calypso vor 3 Jahren 7 2
Hilfe, was ist mit meiner Nase los?
Vielleicht ist es dem Heuschnupfen geschuldet, ich weiß nicht so recht, aber ich bekomme hier nach einem zitrischen Auftakt nicht die viel gerühmte, viel gescholtene Kokosnuss. Für mich: zum Glück! Viel mehr erschnuppere ich ein - gar nicht sooo süßes, eher angenehm fruchtiges - Beerenallerlei, am Anfang erinnert mich der Duft stark an wilde Erdbeeren, so wie sie im Garten meiner Tante wuchsen, ganz hinten unter den Bäumen….. mhm!
Auf jeden Fall freue ich mich über diesen schönen getauschten Sommerduft, der eigentlich nicht meinem Beuteschema (bin nicht so die fruchtige Fraktion) entspricht, mir aber gute Laune beschert….. Summer Vibes! Und im Drydown wird er schön cremig- lecker! Diese Saison darf er jedenfalls bleiben!
2 Antworten
Calypso vor 3 Jahren 6 3
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Viel Fluff oder „Ich hätte schwören können....
... da ist ein bisschen Narciso-artiger Sauber-Moschus drin....“
Aber so kann sich mein Näschen täuschen!

Doch von vorn: Der Duft startet mit einem Hauch Frische von der Mandarine, dann übernimmt die cremig-frische Freesie das Zepter. Auf Kakao wäre ich nie gekommen, wenn ich nicht später die Duftkomponenten gelesen hätte. Vielleicht liegt es ja aber auch an meiner Haut.
Der Duft hüllt die Trägerin in eine rosa Fluffwolke von Sauber-Puder ein, wie frisch geduscht und in ein dickes Handtuch gekuschelt, und macht seinem Namen damit alle Ehre!
Ich liebe diese Leichtigkeit, die dennoch präsent ist, da das Parfum nie süß wird, sich eine leichte Blumigkeit jedoch bewahrt.
Der klassische Jil Sander Flakon spiegelt auch genau das wieder: klare Formen, jedoch hier in zartem Puderrosa.
Überrascht war ich von der Haltbarkeit: Konnte den am Morgen aufgesprühten Duft sogar am späten Abend noch auf meiner Haut riechen, auf der Kleidung sogar am nächsten Tag noch.
Der Duft bleibt seiner Jil Sander-DNA treu (hatte früher mal die schwarze und weiße Simply-Varianten, bis sie mir leider auf die Nerven gingen und ich sie verschenkt hab), ist ein Duft für tagsüber und auch für die Arbeit sicher angenehm.

Die Duftkomponenten bringen mich immer noch zum Grübeln:
Ich könnte schwören, dass da ein kleines Moschusöchschen um die Ecke lugt!
3 Antworten
Calypso vor 3 Jahren 9 1
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Eine dunkle Honignacht
Ja, ich weiß, eigentlich ist es müßig, einen Kommentar über einen eingestellten Duft zu verfassen, aber seht es einfach als Nachruf.
Nachdem ich das normale Sensuous schon einige Zeit besitze und es mal mehr, mal weniger mag (die holzigen Noten sind schön cremig, manchmal aber auch recht synthetisch), wollte ich jetzt die dunkle Schwester des Parfums kennenlernen. Natürlich - wie sollte es auch anders sein - war das Parfum längst eingestellt (geht mir öfters so, wenn ich beim Recherchieren auf etwas Interessantes stoße). Dennoch, mein Jagdtrieb war geweckt und so habe ich einen Restflakon ergattert.

Beim ersten Sprühen kommt mir ein kurzer, schwerer aber samtiger Rosenduft entgegen, so, als ob man zu einem Fenster hochschaut, an dem gerade eine Dame im Samtkleid vorbeigehuscht ist, bevor man sie noch richtig zu Gesicht bekommt.
Vielleicht ist es auch die Königin der Nacht? Ich habe zwar tatsächlich mal als Teenager bei meiner Tante, einer passionierten Botanikerin, eine echte Königin der Nacht riechen dürfen, könnte aber nicht sagen, dass ich hier den Duft wiedererkenne.

Danach werden die "geschmolzenen Hölzer" (melted woods) angespült und schwemmen in ihrer olfaktorischen Welle auch ein dunkles, saftiges Patchouli mit an. Für einen Moment meine ich sogar eine Oud-Note zu erkennen, aber es ist wohl diese Holz-Patchouli-Kombi, die jetzt mit den Rosennoten des Anfangs verschmolzen ist.
Und dann übergießt diese Noten plötzlich ein Schwall Honig, der noch ein wenig verweilt, dann aber im Ganzen aufgeht.
Was bleibt, ist ein dunkler, sinnlicher, aromatischer Duft, der mit Nischennamen und -Marketing bestimmt auch heute wieder viele Fans finden würde ;)
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