Das lebende Kunstwerk

Der größte (materielle) Stolz im Leben eines Parfumos/einer Parfuma ist wohl die eigene Sammlung.

Sie repräsentiert uns und unseren Charakter: Wer möchte ich heute sein? Wie fühle ich mich? Was möchte ich mit meinem Duft ausdrücken?

An ihr hängen viele Erinnerungen: Urlaube, besondere Orte und Momente. Wo und wann habe ich welchen Duft getragen/gekauft? Was habe ich dabei empfunden? Welcher besondere Mensch war eventuell an meiner Seite?

Jeder von uns hegt und pflegt seine 'Schätze' auf ganz eigene Weise. Manche stellen ihre Flakons offen und sichtbar aus, nutzen dazu Vitrinen oder ähnliches. Andere legen wert auf Lichtschutz und verstauen sie in dunklen Schränken, manchmal sogar zusätzlich noch in der jeweiligen Verpackung.

Auch ich liebe meine Sammlung. Der morgendliche Gang zum Duftschränkchen gehört für mich zu den schönsten Momenten des Tages. Oft habe ich mir bereits am Abend zuvor überlegt, was ich morgen aufsprühen möchte. Manchmal lasse ich aber auch den Blick über die Auswahl schweifen und entscheide spontan.

Es gibt allerdings auch Momente, wo mir meine Sammlung Kopfzerbrechen bereitet... z.B. wenn ich merke, dass ich es in letzter Zeit mal wieder übertrieben habe mit den Neuzugängen. Ich mag es gar nicht, wenn Flasche an Flasche steht und dadurch das einzelne Stück nicht mehr zur Geltung kommen kann.

Auch wird mir manchmal mulmig, wenn mir ein gestern noch heißgeliebter Duft heute plötzlich "stinkt". Dann ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass ich langsam abstumpfen könnte und im Überfluss lebe. Düfte quasi 'wie am Fließband' konsumiere.

Es gibt in meiner Sammlung etwa ein Drittel an Parfüms, zu denen ich schon längere Zeit und immer wieder regelmäßig greife. Diese haben ihren festen Platz und müssen niemals Angst haben, einmal gehen zu müssen.

Andere wiederum, meistens sind es Blindkäufe, fristen kein so selbstverständliches Dasein. Trotz gefallens, werden sie nur sehr selten ausgeführt und müssen damit rechnen, ausgetauscht zu werden. Ausgetauscht, gegen neue Schätze oder Blindkäufe. Ausgetauscht, um wieder Platz zu schaffen im Schränkchen und natürlich auch, um sich finanziell überhaupt einen Neuzugang erlauben zu können.

Ich denke was uns Parfumas/Parfumos ausmacht, ist der unstillbare Drang nach Neuem. Neue Kreationen, neue Eindrücke, neue Erinnerungen, die wir mit einem Duft verbinden können. Die Momente, wenn wir die Folie der Verpackung vorsichtig entfernen und den darin verborgenen Schatz ans Tageslicht holen. Das Gefühl, voller Vorfreude die ersten Sprüher zu machen und uns in einen wohligen Duftnebel zu hüllen.

Mittlerweile sehe ich meine Sammlung als eine Art lebendes Kunstwerk an: Es gibt die Klassiker, die heißgeliebten, die mich immer wieder aufs Neue in ihren Bann ziehen. Es gibt die vorübergehenden, die mich eine Weile begleiten und doch eines Tages wieder verlassen müssen. Es gibt die kleinen 'Fehler' die ich heute mache und morgen schon wieder bereue.

Genauso wie bei uns, menschelt es also auch in unseren Sammlungen nur allzu sehr und genau das ist es doch, was unser Hobby so besonders macht. ❤️