Cappellusman

Cappellusman

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1 - 5 von 358
Cappellusman vor 5 Jahren 16 9
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Leder mit Schweiß
Ja, sein Erscheinungsjahr kann er nicht verleugnen, dieser feine Duft. In der Schnittmenge zwischen früheren Lederkrachern und dem, was dann in den 80ern folgen sollte, fügt Monsieur Couturier eine schweißige Note hinzu, die man mögen kann, indes nicht muß.

Ich kenne das EdT und besitze stolze 240 ml des After Shave, das ich hiermit kommentiere, Das "Schweißige" ist hier allerdings nicht "schweinisch-fäkal", sondern durchaus das, was man zuweilen unter seiner Achselhöhle schnuppert, wenn das Deo versagt oder man schlicht einen Tag nicht geduscht hat.

Klingt eklig? Ist es aber nicht. Tabak? Meinetwegen. Aber ich fresse einen Besen und meinen Hut, wenn hier nicht auch ordentlich Moschus enthalten ist.

Diese Melange mag wohl eher Vintage-Junkies wie mich entzücken. Ja, nicht unbedingt öffentlichkeitstauglich, und selbst ich trage diesen Duft dann doch eher im stillen Kämmerlein. Ein Statement, das heutzutage wohl kaum einer mehr versteht, aber doch ein Paradebeispiel dafür, was ehemals unter "männlich" verstanden wurde. Allein ob dieser Konsequenz mag ich ihn.
9 Antworten
Cappellusman vor 6 Jahren 13 4
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wie duftet der wohl größte Tenor?
Nun, normalerweise recherchiere ich vor einem Kommi eher selten. Ich bevorzuge es, schlicht nur meine Eindrücke zu einem Duft niederzuschreiben, zuweilen (indes selten) nebst einer kleinen persönlichen Anekdote. Als ich heute – eigentlich zufällig – diesen Duft einmal wieder aus seinem Mini auf mein Handgelenk tupfte, verspürte ich das Verlangen, dies zu ändern…

Luciano Pavarotti. War er nun der größte Tenor aller Zeiten? Der erfolgreichste, bekannteste und bei weitem wohlhabendste dürfte er auf jeden Fall gewesen sein, war er es doch, der gemeinsam mit Domingo und Carreras anläßlich der Fußball-WM 1990 in Rom mit dem ersten Auftritt der „Drei Tenöre“ weltweiten Erfolg auch außerhalb des Opern-Publikums hatte, zahlreiche Klassiker der Oper und der italienischen Volksmusik zu weltweiter Bekanntheit verhalf und (zu Recht) „Nessun dorma“ zu DER Opernarie werden ließ.

So war dann heute YT angesagt, mit einem Vergleich verschiedener Sängergrößen und was sie denn nun emotional mit mir anstellen würden. Ich bin selbst (semi-)professioneller Musiker und Sänger und lege großen Wert auf Musik, die (bzw. Gesang der) mich berührt. Also, „Nessun dorma“ und „E lucevan le stelle“ von den vermeintlich größten Tenören aller Zeit durchgehört…

Domingo mochte ich schon immer. Sehr strahlend, vielleicht sogar zu sehr. Carreras war mir schon immer zu angestrengt. Bocelli? Oh nein, der geht gar nicht. Ein zweitklassiger Pop-Tenor. Aber es gab ja auch noch andere: Leider gibt es, seinem frühen Versterben verschuldet, wenig brauchbare Audioaufnahmen von Caruso. Ja, der konnte was. Soll übrigens Kettenraucher gewesen sein. Nun, dann kann ich ja weiterhin rauchen… Danach kam Gigli. Der ist mir dann doch ein wenig zu unsauber und mit zu wenig Gefühl. Cometh Mario Lanza. Ja, nun wird es interessant. Strahlen, Gefühl, gepaart mit tadelloser Technik und auch Wärme. Mario del Monaco? Aber sicher doch. Ein relativ Unbekannter, aber man höre sich einmal seine Interpretation z.B. von „Un amore cosí grande“ an, da weiß man (oder ich), wo bzw. wie hoch der Hammer hängt.

Cometh Pavarotti. Ja, ein Mythos, eine ins Mythische gezogene Sagengestalt – und ja, fürwahr für mich die Quintessenz des klassischen Tenors, auch aufgrund seines Charismas. Auch wenn er altersbedingt natürlich irgendwann nachließ, so ist doch so ziemlich alles von ihm zwischen den frühen 60ern bis Mitte der 90er wohl der Maßstab für das, was in diesem Genre geht.
Wozu nun diese lange Einleitung? Nun, ich hatte Lust darauf.

Zum Duft:
Opulent, oh ja. Dies war zu erwarten. Anfangs äußerst blumig und weich, driftet er dann doch recht zügig (durch reichlich Patchouli) in die Richtung des Givenchy Gentleman ab, ohne jedoch dessen Tiefe und Würze zu erreichen. Insofern trotz seiner zahlreichen Ingredienzien irgendwie ziemlich linear für meine Nase. Dabei niemals unangenehm oder allzu offensiv, aber dann doch reichlich altmodisch. Dies mag ich ja im Allgemeinen, hier ist es mir aber dann doch etwas zu „berechnend“ und mit zu wenig Eigenständigkeit, auch wenn im Drydown dann mit Vanille und Tonkabohne doch noch unerwartete Akzente hinzukommen.

Anzumerken ist, daß ich die (mittlerweile reichlich teure) Vintage-Version getestet habe. Mittlerweile gibt es ihn ja immer noch für ca. EUR 30/125 ml. Oh je, ob diese Reformulierung gelungen sein mag? Ich bezweifle es.
Wer soll ihn tragen? Ich sage es ungern, aber dann doch eher Ältere.

Wie bekannt sein dürfte, habe ich (der ich dieses Jahr 52 werde) überhaupt kein Problem mit Düften, die eher älteren Semestern zugeschrieben/zugeordnet werden, aber hier fehlt mir das „Kantige“, das Ungewöhnliche. Reichlich erstaunt bin ich übrigens darüber, ihn hier unter den Top 40 zu finden. Da mag es doch bei parfumo.de noch mehr Oldschooler geben, als ich dachte…

4 Antworten
Cappellusman vor 6 Jahren 5 2
8
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Kopfnote muß man überstehen...
… denn die ist nun wahrlich nichts für Mainstreamanhänger oder Pullunderträger. Dies war indes angesichts des Erscheinungsjahrs auch nicht unbedingt zu erwarten…

Zum Haus: „Nicky Chini“ mußte ich erst einmal ausführlich recherchieren: Nun, da fand ich zunächst einen Hersteller von Haarpflegeprodukten und wurde durch den beiliegenden Produktzettel auch bestätigt, auf dem neben EdC, AS und Deo auch Sachen wie „Hair Cream“ und sogar „Hair Spray“ aufgeführt sind. Wie wunderbar ist das denn? Daneben war/ist Nicky Chini wohl auch ein Krawattenhersteller aus Mailand, nach dem auch der Nicky-Knoten benannt ist.

Ausweislich unserer Datenbank war Barrage der einzige Herrenduft dieses Hauses. 1955? Italien? Mein Jagdinstinkt war unmittelbar geweckt, und besorgen diesen Duft mir ich mußte…

Ein wenig Geduld und Erfahrung benötigt er auf jeden Fall. Wer die schon extrem Barbershop-artige Kopfnote unbeschadet überstanden hat, entdeckt dann im Verlauf fruchtige, herb-blumige Facetten, ein wenig Holz und Würze noch dazu. Dies alles selbstredend vollkommen natürlich und wunderbar altmodisch, jedoch nicht wirklich „altbacken“. Dies vor allem, weil damals so ubiquitäre Ingredienzien wie Eukalyptus und Menthol fehlen bzw. kaum in meine Nase dringen.

Ergo, ein Duft, der m.E. gerade so die Grenze zu „heute noch tragbar“ überschreitet, aber doch primär für Parfumhistoriker interessant sein dürfte.

2 Antworten
Cappellusman vor 6 Jahren 25 14
5
Flakon
7.5
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Weltkulturerbe
Nun, da habe ich hier bereits mehr als 350 Kommis verfaßt und dieses Monument ausgelassen? Geht nicht, geht gar nicht, unverzeihbar, und wird nun nachgeholt...

Nach nunmehr gut 2.000 Herrendüften, die ich bislang kennengelernt habe, ist dies einer, den ich unter "den DURFTE ich kennenlernen" einstufen muß. Ja, er wurde sicherlich mehrmals reformuliert, dies jedoch einigermaßen behutsam, so daß er auch heute noch ein rechter Singulär ist, aber wer die Vintage-Version/Versionen kennt, weiß, wo der Hammer hängt...

Dies wird nachfolgend nun eine rechte Eloge, der nicht jeder zustimmen wird, aber es muß raus:

EINER DER BESTEN HERRENDÜFTE ALLER ZEITEN!

Ja, man kann ihn "altmodisch" schelten, aber er ist absolut ZEITLOS.

Wann jemals wurde Zitriges mit Würzigem so stimmig umgesetzt?

Was ist das für ein Duft, den ich bereits vor 30 Jahren als junger Kerl trug (und tragen konnte) und der mir heute, je älter und dufterfahrener ich werde, immer besser gefällt? (Dies sage ich jetzt indes, da ich ihn gerade aus einem Mini trage, der sicherlich bereits 30 Jahre oder mehr auf dem Buckel hat.)

Ich weiß nicht, ob Aramis der Signaturduft von David Niven war, könnte mir es aber durchaus vorstellen. Allen Vintage-Interessierten hier hiermit angeraten, sich eine Version zu besorgen, die so alt wie möglich ist. Auch wenn sämtliche anderen Aramis-Herrendüfte bis Mitte der 90er durchweg gut bis sehr gut waren, so ist dieser hier dann doch DAS Monument, an dem sich eigentlich jeder andere Herrenduft messen lassen muß...

Huch, so überschwänglich wollte ich eigentlich gar nicht werden, da ist wohl der Musketier mit mir durchgegangen...



14 Antworten
Cappellusman vor 6 Jahren 7 4
4
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Ode an die Phantome
Nun also, nach meinem Statement, ein ausführlicher Bericht zu dieser Rarität...

Von der Marke Archange hatte selbst ich bis vor kurzem noch nie etwas gehört. Ein Herrenduft (nebst After Shave) und ein Damenduft war alles, was sie hervorbrachte. Ansonsten ist über den Hersteller wieder einmal rein gar nichts herauszufinden. Immerhin steht hier ein Erscheinungsjahr, und da wird es interessant, denn eine Ähnlichkeit zum ersten Herrenduft von Boss (der zwei Jahre später erschien) kann hier kaum geleugnet werden.

Der Reihe nach: Honig ja, gepaart mit Würze. Nicht ganz so heftig wie der Boss, aber doch klar vorhanden. Enorm vielschichtig ist er auch, dieser Duft. Beim ersten Testdurchgang war ich geneigt, ihn kurz und knapp mit "ähnlich Azzaro PH, mit weniger Anis und mehr Holz" zu charakterisieren. Mittlerweile fällt es auch mir schwer, Vergleiche zu ziehen, da er mir jedes Mal andere Facetten zu zeigen scheint. Einfach erstaunlich, ja geradezu unglaublich, was ein derart seltener und unbekannter Duft für eine Qualität zeigt.

Eine Duftpyramide fehlt hier leider (aber vielleicht sogar "zum Glück", da die Angaben dann eben auch nicht das Urteil beeinflussen oder gar verfälschen), aber ich will geteert und gefedert sein, wenn in diesem Duft nicht gar viele Ingredienzien enthalten sein sollten.

Sehr maskulin und mit einer Aus- und Ansage. Daran ändert auch die durchaus vorhandene Süße nichts. Erhältlich ist der Gute momentan noch in der Bucht, zumindest das AS kann dort zu einem sehr fairen Preis gezogen werden.
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