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Capris’ Blog
vor 5 Jahren - 07.04.2021
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Die Kraft von Düften

Düfte können eine Situation verstärken.

Ich habe Düfte nie in Situationen getragen, die schon intensiv und gut war. Womöglich, weil ich dachte, dass dies die Situation überläd. Also trug ich entweder kein Parfüm oder eines, das situationsuntypisch war, um der Situation die Intensität zu nehmen. Oder weil ich kein passendes für die Situation hatte.

Als ich Düfte neu entdeckte und diese in die natürliche Richtung gingen, begann ich sie mit gleichen Situationen zu verknüpfen.

Zum Reiten trug ich Guerlain - Herba Fresca. Wozu? Es riecht doch schon nach Heu in einem Stall. Doch schon beim ersten Mal liebte ich es. Der sanfte Wiesenduft, der immer wieder an mir aufstieg während ich auf dem Pferd saß. Dazu die kraftvollen Bewegungen des Pferdes, das weiche Fell. Es war eine Symbiose.

Ich kuschelte mich abends in mein Bett, draußen regnete es und ich genoss die Wärme unter meiner Decke. Doch etwas fehlte. Ich wusste nie was. Dann entdeckte ich Yves Rocher - Cuir de Nuit und es war, als wäre der Duft für diese Situation geschaffen. Dieser dunkle, warme Vanilleton mit hellem Leder. Nicht süßlich, sondern - kuschelig.

Uns ich lernte: Düfte, die zu der Situation passen, können nicht zu viel sein. Selbst die süßen, schweren Düfte sind in der Winterzeit nicht zu viel. Sie passen zu den Zuckerwatteständen auf dem Weihnachtsmarkt. Doch es muss für mich eine Assoziation mit einer Situation geben, die ich erlebe.

Es ist wie auf eine Reise gehen. Die Suche nach dem richtigen Duft für alltägliche Situationen. Die Situation bestimmt den Duft, nicht umgekehrt.

Bisher kannte ich es nur andersrum. Ich trug Düfte in Situationen und durch das wiederholte Auftragen des Duftes wurde ein Gefühl erweckt. Doch niemals kombinierte ich einen Duft der gleichen Art mit der Situation.

Diese Art ist auch schön. So riecht Island für mich nach der Nivea Lippenpflege - Raspberry Rosé. Aber es ist anders. Nicht so harmonisch, eher aufgesetzt.

Gleichzeitig stellte sich mir dann die Frage: Was ist mit schlechten Situationen? Sollte ich da gar keinen Duft tragen, weil ich ihn sonst damit verknüpfe? Oder gerade in solchen Situationen meinen Lieblingsduft benutzen, weil er mir Trost spendet? Bisher habe ich keine Antwort.

Nachtrag: Auch schlechte Situationen können von Düften getragen werden. Ich hatte heute einen Zahnarztbesuch - nicht das angenehmste. Dort riecht es immer sehr klinisch. Ich mag den Geruch nicht, er ist zu unnatürlich. Manchmal kann ich nicht atmen bei Desinfektionsmittel. 
Ich habe einen Duft: Byredo - Bal d'Afrique. Er riecht objektiv gesehen sehr gut, ich mag ihn jedoch nicht an mir. Zu cremig. Doch zum Zahnarztbesuch passte er perfekt. Er riecht ähnlich klinisch, aber weicher und schmeichelnder. Ich habe den unangenehmen Zahnarztgeruch durch das Parfum gemildert, ohne ihn zu überdecken. Er hat mich begleitet. Und da ich den Duft vorher nicht im Alltag tragen wollte, verliere ich den Duft nicht an eine unangenehme Situation. Vielmehr habe ich einen Duftbegleiter für eine unangenehme Situation gewonnen.

6 Antworten
CaprisCapris vor 5 Jahren
Vielen Dank für eure Antworten, das ist genau das Thema, was mich auch beschäftigt. Zum einen setze ich Düfte ein, um etwas eine Situation (oder Selbstvertrauen) zu erzeugen oder - und so habe ich jetzt die Erfahrung gemacht - nehme ich die Situation und wähle danach den Duft.
Und zum anderen habe ich durch dich Medusa00 gemerkt, es gibt einen Unterschied zwischen schlechten Situationen (Arzt, Prüfung) und schlechter Stimmung (Trauer, depressiv, Einsamkeit).
ErnoErno vor 5 Jahren
Ich setze Düfte gezielt ein. Obwohl ich es NATÜRLICH NIEMALS tragen würde :), weiß ich, "Aventus" kommt bei ungeschulten Nasen gut an ~ zu einem wirklich wichtigen (zB. Bank)Termin trage ich es. Armanis "Bois d'Encens" wurde zu meinem Duft für die ernsten, auch traurigen Momente. Beerdigungen.. :( .. Mein roter Leuchtekopf, vor einer zu haltenden Rede, ist zwar ein nettes Charme-Element, meine ich durch Bvlgaris "Thé vert" jedoch besser kontrollieren zu können. *Mixtur Fremd/Selbst-Manipulation*
Medusa00Medusa00 vor 5 Jahren
Ich habe viel Sch... hinter mir und habe jahrelang nur noch selten Düfte getragen. Erst als es mir wieder besser ging, kam auch meine Liebe zu den Parfüm´s zurück.
ExUserExUser vor 5 Jahren
Meine Erfahrung ist, dass man in sehr harten, einschneidenden Erlebnissen gar keine Lust auf Düfte hat. Und das ist auch gut so. Habe auch schon oft gelesen, dass ein Duft dann immer wieder die Erinnerung an das negative Ereignis zurückholt.
Fühle ich mich jedoch einfach nur schlecht, spenden Düfte mir Trost bzw lenken sie meine Sinne wieder auf "das Schöne".
AlexanderBeAlexanderBe vor 5 Jahren
tragen, fühlt sich falsch an...ich weiß total was du meinst. Aber einen Lieblingsduft würde ich niemals nutzen, um mir Trost zu spenden :) da sind mir alle anderen Erinnerungen zu wichtig, als dass ich sie vom traurigen Moment überschatten lassen würde :) lg
AlexanderBeAlexanderBe vor 5 Jahren
Erfahrungsgemäß trage ich nie Düfte in Situationen, die schlecht ausgehen können. In mündlichen Prüfungen habe ich nie Parfüm aufgelegt.
Im Urlaub trage ich z.B auf dem Kreuzfahrtschiff Mon Guerlain und kann ihn im Alltag gar nicht tragen, weil er sonst zu gewöhnlich wird.
Bei anderen Urlauben benutze ich andere Düfte und habe recht schnell ein Gefühl, ob es zum Setting passt. So ist Sunshine Woman absolut Griechendland für mich.
Mein Arbeitsduft aus Studienzeit kann ich heut fast nicht mehr

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